Weltreise

Bye bye Europe – welcome to Africa!

20. 09.  – 14. 10. 2017

Die letzten Tage in Spanien verbringen wir weiterhin im chutzgebiet Cabo de Gata, bevor wir uns auf den Weg nach Algeciras machen, von wo aus wir am 26. September die Fähre nach Marokko nehmen werden. In dieser Zeit gibt es noch viel zu tun: auf dem schönen Stellplatz Cabo de Gata kann ich alle Wäsche, inkl. Bettwäsche, in die Maschine stopfen und bei dem Wind und der Wärme – aber das kennen wir ja schon ?. Putzen, recherchieren – jeder hat so seine gewohnten Aufgaben und/oder Arbeiten.

Bevor wir losfahren, kontrolliert Armin noch den Luftdruck der Reifen. Er ist nicht eben erfreut, als er entdeckt, dass das lange Ventil am hinteren rechten Reifen Luft verliert, wenn er es bewegt ?! Mist, irgendwo muss ein Riss sein! Sicherheitshalber fixiert er das Ventil mit einem Stück Gummimatte, bevor wir uns auf den Weg nach Almeria machen, wo wir den Defekt sicher reparieren lassen können. Da aber Samstag ist, haben wir nicht allzu grosse Hoffnung, dass das heute noch möglich sein wird. So stellen wir uns darauf ein, bis am Montag irgendwo stehen und warten zu müssen. Wir peilen eine grössere LKW-Garage in der Gegend an, welcher uns hoffentlich weiterhelfen kann. Und wir hoffen darauf, dass auf den ca. 40 km bis dorthin die Luft im Reifen bleibt (was sie auch tut, wenigstens etwas)! Auf der Einfallstrasse nach Almeria sehen wir eine grosse Reifenbude, welche offensichtlich auch LKW-Reifen verkauft – und sie hat geöffnet! Also nichts wie hin – aber kaum sind wir dort und haben unser Problem erklärt, beginnen sie die Tore zu schliessen – Feierabend! So was von blöd ☹! Glücklicherweise verfügen sie über einen 24h-Service, und so wird das Ventil doch noch schnell und unkompliziert ersetzt. Da dies aber ausserhalb der offiziellen Öffnungszeit gemacht wird, ist ein Aufpreis fällig – dafür sind wir jetzt wieder mit gutem Gefühl unterwegs.

Professioneller Ventilwechsel

Abgebrochenes Ventil

Auf dem Weg entlang der Küste finden wir einen wirklich wunderschönen Parkplatz am Strand, wo wir das ganze Wochenende im Schatten der grossen Palmen verbringen. Sogar die Polizei hat nichts dagegen – im Gegenteil: zwei der Gesetzeshüter kommen an die offene Türe von MANni und erkundigen sich freundlich und interessiert, wohin wir mit so einem grossen Teil unterwegs sind! Einer der beiden hat ein VW-Bus und meint, dass er mit dem nicht so weit kommt ?.

Wunderschöner Stellplatz

Schon im Frühjahr haben wir mit einer uns bekannten Familie aus Stuttgart, welche ebenfalls ein Expeditionsmobil auf MAN-Basis besitzt und Ende September nach Marokko reist, abgemacht, dass wir uns treffen werden. Wie lange wir mit den beiden grossen Mobilen gemeinsam unterwegs sein werden, ist noch unbekannt. Seit einigen Tagen sind wir im Mail-Kontakt, da sie auf dem Weg nach Algeciras sind und am Montagnachmittag dort eintreffen werden. Als Treffpunkt machen wir die Ticket-Agentur von Carlos ab, wo wir letztes Jahr günstig zu unserer Überfahrt gekommen sind. Wir sind schon etwas früher da und können während der Wartezeit schon einmal die Preise in Erfahrung bringen, einmal für ein Retourticket und einmal nur für die Überfahrt nach Marokko. Dieses Anliegen ist der netten Dame nicht ganz verständlich und ich werde mehrere Male gefragt, ob wir sicher nur nach Marokko wollen, nicht zurück??? Und warum denn das??? … Schlussendlich merkt sie, dass es uns ernst ist damit und kann abschliessend nur den Kopf ob dieser Dummheit schütteln ?. Nach Südafrika auf dem Landweg wird anscheinend doch nicht so oft praktiziert. Oder die Tickets wo anders gekauft.

In der von der Familie Lang genannten Ankunfts-Zeitspanne erblicken wir tatsächlich deren MAN und die Freude über das Wiedersehen ist gross. Während sich die beiden Männer sofort in technischen Details verlieren, ist Annette damit beschäftigt, die Mitfahrer im Alter von 5 und 3 Jahren und das 9 Monate alte Baby auszuladen und ihnen das wohlverdiente Zvieri zu geben. Typische Aufgabenteilung eben, und das im Zeitalter der Gleichberechtigung ?!

Wir sind uns schnell einig, welche der drei möglichen Fährverbindungen wir nehmen und auch der Kauf ist bald erledigt. Natürlich bezahlen wir für den einen Weg weit mehr als die Hälfte des Preises für beide Wege, aber das ist nun mal so.

Schnell ist auch klar, dass wir mit den Kindern nicht hier vor der Agentur nächtigen werden, ist es doch eine stark befahrene Strasse, somit gefährlich und auch laut. Nachdem Langs ihre Vorräte im Supermarkt nebenan aufgestockt haben, geht es bei einbrechender Dämmerung in Richtung Hafen von Algeciras – dort hat uns maps.me einen Parkplatz am Ende eines Strandes angezeigt, wohl direkt bei den Häusern, hoffentlich aber doch etwas ruhiger als hier. Und wirklich – ein grosser Platz, wenig Verkehr, nur einige Schritte zum Strand und so nahe am Hafen gelegen, dass wir am nächsten Morgen innerhalb von 20 Minuten dort sind!

Gut sind wir mal in Begleitung unterwegs: schon nach der kurzen Fahrt zu unserem Stellplatz hat uns Volkmar darauf aufmerksam gemacht, dass die Bremslichter von MANni nicht funktionieren! Zu unserer grossen Schande müssen wir gestehen, dass wir das einwandfreie Funktionieren der Lichter schon seit langem nicht mehr kontrolliert haben! Wie lange wir wohl schon so rumfahren? Diese Reparatur steht nun ab sofort an erster Stelle unserer to-do-Liste!

Frühzeitig stehen wir am Dienstagmorgen bei der Schranke der Schifffahrtslinie. Die Dame, welche das Ticket kontrolliert, fragt mich, wie hoch die Fahrzeuge denn seien? Danach telefoniert sie und gibt mir Bescheid, es sei o.k..??? Erst als wir vor der Einfahrt der Fähre stehen, erkennen wir, warum wir gefragt wurden: da es sich um eine Schnellfähre handelt, ist diese nicht allzu gross, es haben nur relativ wenige Fahrzeuge Platz – und bis auf die beiden Plätze links und rechts direkt bei der Rampe, wo es 4m hoch ist, ist die Höhe auf 3m beschränkt! Etwas, was die Dame in der Agentur eigentlich wissen und so auch darauf aufmerksam machen müsste!

Gerade mal so Platz

Schon am Vorabend regte sich bei mir ein spezielles, etwas komisches Gefühl, heute Morgen hier am Hafen ist es wieder verstärkt da: wir verlassen für unbestimmte Zeit unseren Heimatkontinent Europa und das Abenteuer Weltreise beginnt nun endgültig! Bye bye Europe – irgendwann kommen wir wieder!

Dass es sich wirklich um eine Schnellfähre handelt, merken wir, sobald der Hafen hinter uns liegt – das Schiff flitzt nur so übers Wasser und in einer Stunde sind wir schon in der spanischen Enklave Ceuta angekommen, perfekt.

Schnelle Überfahrt

Auch die Einreise hier gestaltet sich speditiv und unkompliziert – nur die Tatsache, dass ich dasselbe Fahrzeug schon vor einem Jahr, damals noch mit der ZH-Nummer, eingeführt habe (sollte eigentlich im System gelöscht sein,) bringt etwas Bewegung in den routinierten Ablauf. Also Daten neu eingeben – laut aktuellem Eintrag im marokkanischen Zollsystem erfolgte die Erstzulassung von MANni nun am 00.00.2005! Irgendwie war die Dame am Computer etwas überfordert mit dem Fahrzeugausweis und das System hat zu meinem Erstaunen das absurde Datum geschluckt ?. Welcome to Africa!

Übrigens: letzte Jahr sind wir am 27. September eingereist, heute schreiben wir den 26. September!

Die ersten beiden Tag in Marokko verbringen wir auf dem Campingplatz von Chefchaouen. Es gibt auch einiges zu tun: Bremslichter und, wie wir auch erst jetzt merken, die oberen Abblend-Scheinwerfer müssen wieder zum Leuchten erweckt werden, die Polster in MANni könnten auch wieder einmal den Sog eines Staubsaugers vertragen, der von Volkmar zuverlässig gelieferte DC-DC-Wandler will zur Montage vorbereitet werden … das einige der Sachen, welche bei uns anstehen. Wie sich herausstellt, haben unsere Bremslichter wahrscheinlich schon seit Andorra den Dienst verweigert (das wäre also seit dem 15. Juli, man rechne, Tststs …)! Damals hat Armin die kleine Rückfahrkamera anders verlegt und, so wie es scheint, ein Kabel falsch angeschlossen! Nobody is perfect ?!

Reparaturarbeiten Bremslicht

Auch Volkmar findet etwas an seinem MAN zum Schrauben und Annette ist mit dem Nachwuchs, welcher nach der langen Fahrt etwas Bewegung braucht, beschäftigt. So ist es schon bald früher Abend und Zeit, uns für ein Nachtessen im Städtchen auf den (Fuss-)Weg zu machen. Wir sind noch nicht lange unterwegs, als es zu regnen beginnt. Und anstatt sich wie ein netter, kurzer, angenehmer Schauer zu benehmen, regnet es sich ein – da hat niemand mehr Lust, den langen, steilen Anstieg zum Campingplatz zu später und dunkler Stunde in Angriff zu nehmen. Und somit machen wir zum ersten Mal Erfahrungen mit einer Taxifahrt in Marokko. Ein überaus empfehlenswertes Transportmittel und erst noch billig ?.

Verkaufsgasse

Chefchaouen

Die Reparaturarbeiten an MANni von Gestern haben ihre Spuren hinterlassen: Armin hat sich einen Hexenschuss eingefangen! Was zur Folge hat, dass er ab der Mittagsrast so starke Schmerzen hat und so schief in der Landschaft steht, dass ich nach vielen Tagen wieder mal ans Steuer darf ?! Schmerzmittel nützen leider nur wenig, so dass ich ihm am nächsten Tag ein Schmerz-Tape klebe (ein blauer Stern, macht sich sehr dekorativ auf dem Rücken!). Hat genützt, nach ein paar Tagen geht es wieder viel besser?.

Schon am Tag unserer Ankunft in Marokko ist uns aufgefallen, dass ein Hauch von grün die Felder und Berghänge überzieht. So wie es scheint, hat es diesen Sommer mehr geregnet als im letzten Jahr. Staubig ist es aber trotzdem ?.

Weiter geht es in Richtung Süden. Den Lang’schen Kindern wurde versprochen, dass es in Marokko grosse Sanddünen gibt und nach den langen Fahrtagen kann ihnen niemand verübeln, dass sie nun schnell dorthin möchten. Abgesehen davon, ist die der Familie zur Verfügung stehende Zeit beschränkt. Unterwegs, nach einer Mittagrast, springt der MAN von Volkmar nicht mehr an – trotz neuer Batterien! Mit MANnis Starthilfe läuft er schnell wieder, aber eine der Batterien scheint kaputt zu sein. Nach einer ruhigen Nacht im Zedernwald von Azrou steht uns nun aber wiederum ein langer Fahrtag bevor, denn der nächste Ort in unserer Richtung, wo Volkmar neue Batterien besorgen kann, ist Errachidia, immerhin 270 km weit weg! Und mit einigen längeren Stopps und der beschränkten Geschwindigkeit, mit welcher wir fahren können, braucht dies fast den ganzen Tag ☹. Wir kommen dementsprechend auch erst am späteren Nachmittag dort an. Nachdem wir durch den Ort hindurchgefahren sind, ohne eine brauchbare Werkstatt zu finden, engagiert Volkmar kurzerhand ein Taxi, welches uns vorausfährt – und schon nach wenigen Minuten sind wir am Ziel. Hier bekommt Volkmar zwei neue Batterien – zu einem höheren Preis als er in Deutschland bezahlt hat! Auf einen Handel geht der Besitzer nicht ein und somit muss in den sauren Apfel gebissen werden ☹. Die beiden ausgebauten Batterien werden dann noch im hinteren Staufach untergebracht – man weiss ja nie, vielleicht ist man noch froh darum – und die defekte hat ja noch Garantie und kann nach der Rückkehr zurückgegeben werden.

Übernachtung im Zedernwald bei Azrou

Erst bei Dunkelheit kommen wir in Meski an, wo wir uns auf dem Campingplatz installieren und schon bald müde in die Federn sinken.

Am nächsten Morgen bekommen wir noch eine Lektion in Sachen marokkanischem Tauschgeschäft: – Hast du was zum Tauschen? Du kannst dir dafür etwas aussuchen, Schmuck, ein Tuch oder was auch immer du willst. Tee wird serviert und dann – Was du ausgesucht hast, ist viel mehr wert als das, was du mir zum Tauschen gegeben hast. Du musst mir noch so und so viel Euro dafür geben (und natürlich ist der geforderte Betrag viel zu hoch)! Etwas Spielraum zum Handeln ist zwar da, den «Tausch» aus Entrüstung ob dieser Praxis rückgängig machen gilt aber nicht! Aha, so geht das – nicht tauschen, sondern Touristen veräppeln! So macht man Geschäfte!

Karge Landschaft unterwegs

Heute, am 30. September, ist für die Kinder der grosse Tag: wir erreichen im Verlauf des Nachmittages den grossen, wunderschön rot schimmernden Sandkasten des Erg Chebbi! Nach der Besichtigung und dem Vergleich von zwei Campingplätzen – den einen kennen wir vom letzten Jahr, der andere kennen Langs von ihren früheren Reisen nach Marokko – sind wir uns schnell einig und fahren auf den uns bekannten, bei welchem wir hinter der Auberge mit Pool unter Palmen beinahe in den Dünen stehen können. Pool, Sand, Auslauf – die Kinder machen freudig Gebrauch davon und wir geniessen ebenfalls die gebotene Infrastruktur. Armin hat sich schon länger über seine seit gut drei Monaten nicht mehr geschnittenen Haare aufgeregt und hier habe und nehme ich mir auch die Zeit, ihm diese zu schneiden.

Dromedare warten auf die Touristen

Ein schöner grosser Sandkasten

Camping Haven la Chance

Aber schon nach zwei Tagen hat das Müssigsein ein Ende – pistenfahren ist angesagt! Wenn man(n) schon über einen Allrad-Truck verfügt, muss dieses Spielzeug auch artgerecht eingesetzt werden – ob nur zur Freude des Fahrers oder auch der jüngeren Mitfahrer, entzieht sich meiner genauen Kenntnis ?! Unsere Strecke soll uns von Taouz, südlich vom Erg Chebbi, nach Zagora führen – grösstenteils über Geröllpisten und durch breite Oueds. Da es aber in den letzten Tagen immer wieder geregnet hat, wird uns schon in Taouz abgeraten, mit unseren beiden Dickschiffen die übliche Route über Remlis und durch den schon bei Trockenheit nicht einfach zu befahrenden Oued Rheris zu nehmen, sondern weiter nördlich auf eine bessere Piste auszuweichen. Diese sei einfach zu finden. Na ja, was ist einfach, wenn es keine Wegweiser gibt, keine Navigationspunkte vorhanden sind und die Piste immer nässer und lehmiger wird? Irgendwann sind wir uns dann nicht mehr sicher, ob wir richtig sind und – oh Wunder – genau jetzt taucht ein Mopedfahrer auf, welcher uns wort- und gestenreich den Weg weisen will. Da ich sicher sein möchte, dass ich seine richtig verstanden habe, frage ich nach – mein Französisch lässt immer noch ein wenig zu wünschen übrig, aber es wird besser ? – was er wiederum als Aufforderung versteht, dass er uns vorfahren soll / könnte / möchte, da es doch etwas schwieriger ist als zu Beginn angemerkt … Auf meine Frage, was resp. wieviel er denn dafür haben will, geht er gar nicht richtig ein, sondern sattelt sein Gefährt und weist uns an, ihm zu folgen. Anstatt geradeaus weiter über den Hügel zu fahren (von wo er gekommen ist), lotst er uns darum herum, durch üble Drecklöcher, so dass die beiden MAN wie Flusspferde aussehen, welche sich genüsslich ein Schlammbad gegönnt haben! Und nach dieser «Probefahrt» landen wir– wieder auf derselben Piste! Sollte das ein Versuch sein, um herauszufinden, ob wir so etwas können? Eigentlich hätten wir hier schon merken müssen, dass es den hilfsbereiten «Guide» nicht wirklich braucht … Aber der fährt immer so weit vor uns, dass ich ihm nicht klarmachen kann, dass wir seine Dienste nicht (mehr) brauchen und einen anderen Weg gibt es hier nicht, so dass wir immer hinter ihm herfahren müssen. Als er in einem kleinen Nest tanken geht, möchte ich ihm dies eigentlich beibringen, aber ein weiterer junger Mann mit Moped kommt zu uns und erklärt, dass es für uns wegen dem Wasser und der schwierigen Piste mit den beiden LKW’s kein Durchkommen gibt, wir müssen umkehren! Und schon ist der andere wieder zurück, diskutiert kurz mit dem Zweiten, schwingt sich auf sein Gefährt und winkt uns, ihm zu folgen – und was macht man als ortsunkundiger Tourist in der Situation? – ihm hinterher weiterfahren! Auch bei einer nachfolgenden Pause bleibt er – trotzdem ich ihm versichere, er könne wieder zurück, wir finden den Weg, da auf dem Navi eingezeichnet – bleibt er störrisch und beharrt darauf, dass es viele Abzweigungen gibt und wir uns ohne ihn verfahren würden … Als er dann endlich nach ca. 3 Stunden Fahrt (!) das Gefühl hat, nun können wir den Weg nicht mehr verfehlen, frage ich ihn, was er von uns bekommt. Er will für marokkanische Verhältnisse unverschämte 90 Euro! Leider gibt es immer wieder Touristen, welche das ohne Diskussion bezahlen – wir aber nicht. Ich biete ihm zuerst 150 MAD. Als er ganz entrüstet fragt, von was er denn das Essen für die Familie kaufen soll, gehe ich auf 200 MAD (20 Euro), worauf er wieder zu jammern beginnt und mich darauf hinweist, dass wir ja Touristen sind und somit genug Geld haben, um bezahlen zu können! Hä? Tourist = Goldesel? Meine Auffassung ist, dass ein Tourist in erster Linie Gast in einem fremden Land ist und nicht dazu da, gemolken zu werden (was er ja sowieso in gewisser Weise wird). Ich drücke ihm 250 MAD in die Hand, worauf er meint, dass die Anderen ihm auch so viel schulden würden … Nein, nein mein Freundchen, so läuft das nicht … aber er kann die «Anderen» ja fragen, ob sie ihm noch mehr geben – was er ablehnt, da er ja nur mich kenne, ich soll das machen. Annette gibt mir noch 50 MAD, welche ich ihm mit der Bemerkung überbringe, das sei nun aber weit mehr als genug und ich nicht weiter diskutiere. Ende, Schluss und Tschüss! Ziemlich verärgert steigt er auf sein Moped, wendet und fährt den Weg zurück. Er hat mehr als genug «verdient» und wir haben nun auch eine Lektion in Bezug auf selbsternannte Guides erhalten!

Lehmige Piste

Gehts hier durch?

Wasserduchfahrt

Steinige Piste

Staubige Wüste

Nach einer absolut ruhigen Nacht ein wenig abseits der Piste geht das Gerüttel am nächsten Morgen weiter – pistenfahren ist nur für schüttelfeste Fahrzeuge und Insassen! Leider hat sich schon am Vortag erwiesen, dass zwei der Push-Lock-Schlösser in Volkmar’s Wohnaufbau der Belastung nicht standgehalten haben und Annette den Inhalt und die Scherben von heruntergefallenen Breigläsern aufputzen musste! Bei uns lösen sich ob der Schüttlerei wieder einmal die Schrauben der grossen Dachluke, aber da es sich um die Verschluss-schrauben handelt, also nichts weiteres passiert, werden diese einfach wieder festgedreht ?.

Weiter geht es mit «Wer rüttelt und schüttelt den da an meinem Fahrzeug ?? Ist es der Wind oder doch eher die schlechte, steinige, wellblechartige Piste?» Diese ist streckenweise so schlecht, dass wir nur im Schritttempo vorankommen – dann wieder so gut, dass mit 60 oder 70 km/h dahingebraust werden kann – bevor wieder abgebremst werden muss und wir langsam weiterholpern … Abgesehen davon sind immer wieder grosse Schlaglöcher zu umschiffen, Wellen und Absätze möglichst sanft zu überfahren – wir kennen das schon vom letzten Jahr. Plötzlich, nach einem Dorf und gänzlich unerwartet, finden wir uns auf einer Teerstrasse wieder – herrlich, so ruhig dahingleiten zu können ?. Und wir kommen auch endlich voran, Zagora, unser Ziel für heute, ist noch weit …  Die Freude ist leider nur von kurzer Dauer: schon nach wenigen Kilometern durchfahren wir ein weiteres Dorf – goodbye Freude, goodbye Teer, welcome back to a lousy track!

Übernachtungsplatz

Lang´s im Anflug

Ziehbrunnen im Nirgendwo

Mittagsrast

Dustdevil

Kasbah in der Wüste

Schwemmtonebene

Dromedare in der Wüste

Überschwemmte Ebene

Irgendwann am späteren Nachmittag, immer noch 60 km von unserem Ziel entfernt, erreichen wir endlich und endgültig die befestigte Strasse und sind somit wieder flott unterwegs. Dunkle Wolken, immer wieder von Blitzen erleuchtet, türmen sich vor uns am Himmel auf – wir hoffen, noch vor dem erwarteten Gewitter in Zagora auf dem Campingplatz zu sein. Wir entscheiden uns für einen, der direkt im Ort gelegen ist. Somit ist der Weg zu den Einkaufsmöglichkeiten nicht weit und wir können alles zu Fuss erreichen. Hier treffen wir einige Österreicher und Deutsche an, welche mit einem alten LKW als Begleit- und Materialfahrzeug und Motorrädern unterwegs sind. Sie übernachten eigentlich im Zelt – nachdem das Gewitter mit heftigem Regen dies aber zu einer eher ungemütlichen Angelegenheit gemacht hat, verziehen sie sich in das aus den hier typischen Lehmziegeln zeltartig aufgebaute Restaurant – angesichts der weiteren Gewitter in der Nacht sicher ein guter Entscheid! Uns wäscht der Regen den Staub und den Schlamm der letzten Tage von den Fahrzeugen, vielen Dank dafür!

Wir bleiben mit der Familie Lang für zwei Nächte auf dem Campingplatz in Zagora. Dann, am 5. Oktober, heisst es Abschied nehmen. Sie fahren über Marrakesh zurück nach Ceuta und dann weiter mit kleinen Stopps in Spanien und Frankreich nach Deutschland, wir möchten im Süden bleiben, bevor wir uns Mitte Monat mit Bekannten aus Österreich irgendwo treffen werden.

Familie Lang

Es war schön, für einmal nicht alleine unterwegs zu sein (was für uns ein Novum darstellt). Wir haben die Zeit mit der Familie Lang genossen, haben aber auch gemerkt, dass es für uns nicht immer einfach war, uns dem nicht mehr gewohnten Rhythmus und den Bedürfnissen von kleinen Kindern über Tage hinweg anzupassen. Trotzdem: der Abschied ist mir schwerer gefallen, als ich gedacht hätte! Gute Heimreise und wir freuen uns immer, von euch zu hören!

Die Strecke von Zagora (750 m.ü.M.) nach Tafraoute (1000 m.ü.M.), die wir gewählt haben, führt durch eindrückliche Landschaften und über mehrere Pässe durch den Anti-Atlas. Stufe um Stufe, meist in ca. 100-Meter-Schritten, geht es von Agzd über Tazenakht, Taliouine und Igherm (welches auf gut 1900 m.ü.M. liegt!) durch eine imposante, wilde und doch sanfte Berglandschaft, über sich unendlich dahinziehende, steinige Hochebenen, auf kurvenreichen Strassen durch Täler und über kleine Pässe, an Felswänden entlang und durch abgelegene Dörfer und Oasen. Abwechslung ist garantiert: mal sehen die Berge und Hügel aus wie das bei uns erhältliche, mit Patisseriecreme gefüllte, oben kugelige Bisquitgebäck mit dem rassistischen Namen (kennt das überhaupt noch jemand in der Art ??), dann sind sie wieder schroff und steil oder haben ein Tupfen- (Büsche) oder Streifenmuster (Wassergräben). Was uns hier besonders auffällt: bis auf eine Höhe von 1800 m.ü.M. werden Mandelbäume angepflanzt. Während der Mandelblüte im Februar muss es hier wunderschön sein!

Wild und doch sanft

Dann plötzlich, nach einer weiteren Hochebene, scheint die Strasse durch ein Felstor in den Himmel zu führen – es ist kein Horizont zu sehen, nur eben Himmel! Über eine gewaltige Landschaftsstufe schlängelt sich die Strasse weit nach unten ins Tal, hinunter in Richtung Tafraoute.

Im Anti-Atlas

Weggeschwemmte Strasse

Bei den blauen Felsen

Felsenlücke

Letztes Jahr waren wir zwar hier in der Nähe, haben die «Blauen Felsen» aber nicht besucht. Der belgische Maler Jean Vérame hat nur wenige Kilometer ausserhalb des Städtchens mitten in der felsigen Landschaft mit ca. 20 Tonnen (!) Naturfarbe eine Anzahl Felsen blau, rosa, violett und schwarz bemalt, welche nun ein einmaliges Erlebnis darstellen. Und das Schönste daran: unmittelbar neben einer Ansammlung dieser «Blauen Felsen» können wir zwei ruhige Nächte verbringen und (endlich) wieder einmal ein Feuer entfachen! Denn seit wir in Zagora angekommen sind, hat es fast jeden Abend gewittert und auch hier ist das nicht anders. Die zum Teil kräftigen Regenschauer waschen MANni schön sauber. Was aber leider nicht lang hinhält: da das Teerband der Strassen relativ schmal ist, müssen wir am folgenden Tag auf dem Weg nach Agadir mehrmals darüber hinaus ins Nasse ausweichen – so dick mit Dreck gepflastert war MANni noch selten!

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Armin kontrolliert vor der Weiterfahrt wieder einmal den Reifendruck, als ich ihn mehr oder weniger verhalten fluchen höre – wieder ist eines der Ventile undicht, dieses Mal das vorne links! Und wieder hat er es erst gemerkt, als er es bewegt hat! Mist – wo sollen wir hier eine Werkstatt finden, welche auf LKW’s ausgelegt ist und die entsprechenden Maschinen hat? Sicher, die Reifen können auch von Hand demontiert werden und Ersatzventile haben wir zwei dabei – es geht aber auch einfacher. Wir entschliessen uns, unser Glück in Agadir zu versuchen, da wir uns versprechen, in dieser Grossstadt eine geeignete Werkstatt zu finden. Oder gleich zu MAN Agadir fahren? Diese können uns sicher weiterhelfen. Der beste Weg von Tafraoute nach Agadir führt uns durch das Tal der Ammeln, eine weitere imposante Berglandschaft im Anti-Atlas. Hier und im weiteren Umkreis von Agadir wachsen die endemischen Arganbäume. Aus deren Früchten wird in mühsamer Handarbeit ein wertvolles Öl gewonnen (eine Arbeit, welche Frauen ausführen, oft in Kooperativen). Aus gerösteten Kernen wird das schmackhafte, nussige Speiseöl gewonnen, aus den ungerösteten ein kostbares kosmetisches Öl.

MAN Agadir – wo sind die denn hin??? Die im Internet angegebene Adresse entpuppt sich als brachliegendes Grundstück an einer der Hauptachsen von Agadir. Was soll das? Und wir können im Internet keine andere Adresse finden. Nun sind wir also auf uns selber angewiesen – der erste ernsthafte Test in Afrika. Wir fahren in ein Quartier, wohin uns ein Industriewegweiser geleitet hat – Industrie stellen wir uns anders vor! Lauter kleine Werkstätten für allerlei säumen die Strassen, von wirklicher Industrie weit und breit nichts zu sehen! Dann, in einer noch kleineren Nebenstrasse ein Felgenhändler – der wird uns sicher eine Adresse angeben können. Na ja – nachdem ein netter älterer Herr übersetzt hat (ich kein Arabisch, der Mechaniker fast kein Französisch), fährt uns einer vor, um den Weg zu zeigen. Wir landen nach einigen Strassenzügen bei einer kleinen Werkstatt, welche offensichtlich noch nie mit LKW-Reifen zu tun hatte. Man(n) ist hier jedoch der Meinung, wenn ein passendes Ventil aufgetrieben werden kann, sei dies, trotz fehlender Maschinen, kein Problem! Wir lassen uns nicht auf diesen gefährlichen Versuch ein. Auf weiteres Nachfragen meinerseits, ob es denn keine LKW(!)-Werkstatt in der Nähe gibt, welche auch über die richtigen Maschinen verfügt, geht die Diskussion zwischen dem Mechaniker und unserem «Vorfahrer» los. Ah ja, genau, ein paar Strassen weiter … Eine Hinterhofgarage, immerhin etwas grösser als die letzte, auch Maschinen, um PKW-Reifen zu wechseln, LKW nein, ist aber kein Problem … leider habe sie aber kein passendes Ventil, können aber versuchen, eines aufzutreiben … wir haben Ersatzventile dabei, sie können eines dieser nehmen … sehr gut, der Mechaniker kommt morgen, heute ist es nicht mehr möglich … und das um drei Uhr am Nachmittag an einem Montag! Also noch ein Versuch (der Vorfahrer ist schon weg, inkl. sattem Trinkgeld): es muss hier in Agadir doch irgendeine Werkstatt geben, welche uns das Ventil noch heute wechseln kann!!! Äh, ja, vielleicht – nur die Strasse hinauf bis zur nächsten Querstrasse – da hat es noch eine Werkstatt, welche uns eventuell weitehelfen kann …? Wir versuchen es, denn wir haben nicht wirklich Lust, hier, irgendwo an einer lauten Strasse in Agadir, den restlichen Tag und die Nacht zu verbringen, damit wir auch morgen – da kein Mechaniker, kein Ventil, kein??? –  weitersuchen müssen. Also los zur angegebenen Kreuzung – wir trauen unseren Augen nicht: eine grössere LKW(!)-Reifen-Werkstatt, mit allem Drum und Dran! Und sie haben auch gerade nichts zu tun und so können sich drei der Arbeiter um unser Rad kümmern ?! Anliegen erklären, Schaden begutachten, kurze Diskussion – und schon werden wir angewiesen, wie und wohin wir MANni stellen müssen. Keile unterlegen, vorne links aufbocken, Rad abschrauben, in die Werkstatt damit auf die Maschine, Sicherungsstift der Sprengringfelge entfernen – wollen die etwa den Reifen von der Felge nehmen? Armin zeigt ihnen, wie das Ventil auch mit Reifen auf der Felge ausgewechselt werden kann – auch hier in Afrika kann noch etwas dazugelernt werden ?! Leider wird kein passendes Ventil gefunden – macht nichts, wir haben ja Ersatz dabei. Natürlich ist dieser in der hintersten, untersten Kiste deponiert ☹! Die Freude über das ausgepackte Ventil dauert nur kurz – unser Garagist zu Hause hat uns die falschen mitgegeben! Die Länge ist o.k., der Durchmesser des Ventilkopfes ist aber zu klein – nicht brauchbar – nachdem es trotzdem versuchshalber montiert wird, ist es auch allen klar, dass es nicht geht – GRRR … Da das kaputte Ventil nur eingerissen ist, geht einer der Mechaniker damit weg, um es löten zu lassen. Inzwischen wird aber doch noch ein passendes, wenn auch altes, aber gutes Ventil irgendwo gefunden und montiert – Rad wieder drauf – wir wären somit abfahrbereit! Nun fehlt nur noch das gelötete Ventil … welches dann samt Mechaniker auch schon bald auftaucht. Gute Arbeit – nun haben wir wenigstens einen Ersatz (resp. zwei, am Reserverad ist auch noch eines, aber ob der Reifen nach 12 Jahren auf der Felge gut abkommt?). Nun sind wir gespannt, was wir hier, für dieselbe Arbeit wie in Spanien bezahlen müssen – ein knappes Drittel des spanischen Preises, inkl. löten! That’s Africa! Na ja, wir befinden uns immer noch im nördlichen, arabischen Bereich des Kontinents und deshalb herrschen hier erst mal Africa-light- Verhältnisse ?! Übung macht den Meister – wir bleiben dran …

Ventil-Reparatur zum 2.

Nun könne wir nur hoffen, dass die anderen beiden Ventile noch bis zum geplanten Reifenwechsel im November halten! Ob es wohl an den im letztes Jahr montierten Reifendruckmessern liegt (Armin hat diese nach dem ersten kaputten Ventil entfernt)? Oder ist das lange, gegossene Ventil der auftretenden Hebelwirkung bei Pistenfahrten nicht gewachsen? Auf jeden Fall ist Ersatz bestellt und meine Schwägerin wird uns diese im November aus der Schweiz mitbringen.

Es ist unterdessen schon späterer Nachmittag, trotzdem gehen wir noch im nahegelegenen Supermarkt einkaufen, bevor wir Agadir in nördlicher Richtung verlassen. Weit fahren wir heute nicht mehr. Wir finden ein ruhiges Plätzchen bei einem um diese Jahreszeit wenig besuchten Ferienressort an der Küste, gleich neben einer Baustelle. Wahnsinn, was hier um den Ort Tahazoute herum alles aus dem Boden gestampft wird – Appartementhäuser und Ressorts, ein Hotel am andern, über Kilometer wird die Küste zugepflastert! Nimmt mich wunder, wie und mit wem das alles gefüllt werden soll?

Ab ins Paradise Valley – nicht nur paradiesisch schön (wie immer sind solche Beschreibungen Ansichtssache, obwohl, schön ist es hier schon), es soll in dem Tal ein spezielles und paradiesisches Klima herrschen. So auf jeden Fall hat es ein Paar, welches hier von einer schweren Krankheit genesen ist, beschrieben. Hier sind auch die sehenswerten Wasserfälle von Immouzzer – wenn es denn Wasser hätte! Nun sind sie trocken und so fahren wir am Parkplatz vorbei, tauchen unter einer tiefhängenden Wasserleitung hindurch, überqueren eine schmale Brücke, zirkeln um die Ecke beim Hotel – und schon sind wir auf einer schmalen Betonpiste, welche sich zwischen den Häusern und den Olivenbäumen hindurchschlängelt. Da Olivenbäume von Natur aus tiefhängende Äste haben, bleibt seitlich und oben nur wenig bis kein Platz für unser Gefährt – es heisst wieder einmal «Augen zu und durch»! Kratzende und brechende Geräusche sind unsere Begleiter – und ungläubiges Staunen der angetroffenen Dorfbewohner! Des touristes foux, es gibt doch eine Umfahrungspiste! Diese ist weit vor dem Parkplatz weggegangen, wir haben aber nicht realisiert, wie eng es wird und dass wir besser umgedreht hätten, wo es noch problemlos gegangen wäre! Eben, touristes foux. Zum Glück kommen wir eben so durch – wenden wäre eine weitere, nicht eben kleinere Herausforderung gewesen!

Paradise Valley

Schmal

Schmaler

Am schmalsten

Argan-Ziegen?

Getupfte Landschaft

Übernachtung am Strand

Der weitere Weg zurück an die Küste führt uns durch Oliven-, Mandel- und Arganplantagen, alle weit genug von der Strasse entfernt, so dass keine weiteren Berührungspunkte entstehen ?. Und wie als Trostpflaster für die heute erlittenen Schwierigkeiten finden wir auf dem Geröllsaum an einem grossen, schönen Strand einen ruhigen und friedlichen Stellplatz.

Essaouira – ehemalige Aussteigerstadt an der südlichen Atlantikküste, heute quirrlige Kleinstadt, wo immer noch viele Ausländer wohnhaft sind. Die Medina ist gut besucht – Einheimische und Touristen. Das Gewusel gefällt uns und der Fischereihafen ist ein Erlebnis für sich. Essensstände wie in Marrakesh – nicht so gross, nicht so viele, die Anpreiser nicht so laut und hartnäckig – wo frischer Fisch und Meeresfrüchte zu einem nicht eben günstigen Preis gegrillt wird – uns gefällt es hier definitiv! MANni können wir auf einem staubigen Parkplatz direkt an der Stadtmauer zu einem moderaten Preis hinstellen – wo wir auch die Nacht verbringen, lediglich gestört durch den lauten Strassenlärm und das omnipräsente Hundegebell …

Muränen und frische Fische

Fischereihafen von Essaouira

Künstler am Werk

Schiffsbau in Handarbeit

Essaouira

In der Medina

Gewürzladen

Verkauf von absolut frischen Lebensmitteln

Inzwischen sind wir seit Donnerstag, dem 12. Oktober, in der Nähe von Marrakesh. Und wieder sind wir auf Campingplätzen anzutreffen – zum einen, da wir uns hier in Marokko zurückhalten, unsere Aussendusche zu benutzen (ich habe keinen Burkini dabei ?) und es hin und wieder doch noch angenehm ist (sowohl für uns wie auch für unsere Mitmenschen), sich den Schweiss und den Schmutz gründlich aus den Haaren und den Poren waschen zu können. Da wir unsere Wasservorräte nicht zu sehr strapazieren wollen, weil wir nie wissen, wann wir gutes Wasser bunkern können, bleibt die Innendusche auch lieber trocken. Abgesehen davon dient sie seit unserer Abreise als Lagerraum.

Und dann sind wir noch am Rekognoszieren. Die Schwester von Armin möchte uns in Marrakesh besuchen kommen und auf vielen Campingplätzen hier gibt es die Möglichkeit, sich ein Berberzelt oder ein Zimmer zu mieten. So könnten wir auch die Abende zusammen verbringen.

Apropos Schweiss: am Donnerstag hat das Thermometer locker die 40°-Marke geschafft, am Samstag war es immerhin noch 35°! Die dicken Kleider können also vorläufig definitiv verstaut bleiben ?.

Wie letztes Jahr fühlen wir uns in diesem schönen Land pudelwohl und vollkommen sicher und geniessen die Zeit, die wir hier verbringen dürfen. Wie wir es anstellen werden, länger als die erlaubten drei Monate zu bleiben, sind wir momentan am Abklären. Es gibt da verschiedene Varianten; gute, weniger gute und schlechte. Bis zum nächsten Beitrag wissen wir mehr.

 

Gesamtstrecke: 2800.66 km

 

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

Von Schutzengeln und Pistenfahrten

15. – 31. Oktober 2017

Nachdem wir vier Tage auf zwei verschiedenen Campingplätzen bei Marrakesh verbracht haben, ist es an der Zeit, uns so langsam in Richtung Nordosten des Landes zu bewegen, wo wir uns mit unseren österreichischen Bekannten Gisela und Peter Reif am Abend des 19. Oktober treffen wollen.

Von Marrakesh aus geht es zuerst durch eine ziemlich eintönige, flache Landschaft auf der Hauptstrasse in die gewünschte Richtung. Erst als wir auf eine Nebenstrasse abbiegen, wird es abwechslungsreicher. Olivenhaine lockern die Ansicht auf die steinigen, sich wellig dahinziehenden Hügel auf. Hier sind wir schon letztes Jahr auf dem Weg zum spektakulären Felsen «la Cathédrale» durchgefahren und wie letztes Jahr ist es gerade die Zeit der Olivenernte. Überall vor den Olivenmühlen stehen 5-Liter-Wasserflaschen gefüllt mit grünen Oliven in der Sonne. Warum, weiss ich immer noch nicht.

Doch unser Weg führt uns dieses Jahr nicht an den wunderschönen Stausee und zur «Cathédrale», sondern weiter nördlich zu den Wasserfällen von Ouzoud. Ganz am Anfang des gleichnamigen Dorfes betreibt ein afrikaerfahrener Holländer einen Campingplatz. Dort fahren wir am späteren Nachmittag hin und werden von Paul sehr herzlich empfangen. Auch dieser Platz ist beinahe leer und Paul sagt auf meine Nachfrage, dass dieses Jahr (noch) weniger Touristen nach Marokko kommen wie im letzten Jahr. Wovor haben denn alle Angst? In diesem Land ist es nicht unsicherer als in Europa und überhaupt kann immer und überall etwas passieren, egal wo man ist!

Die Wasserfälle von Ouzoud sind die höchsten in Marokko und das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Und auch wenn es gerade nicht allzu viel Wasser hat, die Höhe des Abbruchs ist schon beeindruckend! Vom Dorf aus geht es 582 Stufen hinunter bis zum unteren Ende der Wasserfälle (ich habe sie gezählt, die Stufen!). Unterwegs führen weitere 40 Stufen zu einer Plattform näher am Wasser, welche natürlich auch nicht ausgelassen werden darf. Man rechne: 582 plus 40 = 662 Stufen – hinunter und auch wieder hinauf – der sportlichen Aktivität ist für diesen Tag damit genüge getan ?! Und da eine solche Attraktion natürlich auch touristisch vermarktet werden will, ist der ganze Weg durch das Dorf bis hinunter zum Fluss von Souvenirbuden und Restaurants gesäumt – Wahnsinn!

Wasserfälle von Ouzoud

Touristenwahnsinn in Ouzoud

Hier in Ouzoud können wir auch den Treffpunkt und die Zeit mit Gisela und Peter fixieren, welche mit der Fähre von Genua auf dem Weg nach Tanger Med. sind.

Die Landschaft im Mittleren Atlas, durch die wir am nächsten Tag fahren, ist immer wieder beeindruckend, schön und abwechslungsreich, bevor es in die weite Hochebene «Plateau de l’Arid» geht. Dort ist es bei dem relativ starken Wind nicht einfach, einen mehr oder weniger windgeschützten Stellplatz zu finden. Zu Beginn hat es noch einige flache Hügel und Oueds. Die Hügel sind jedoch nicht eben windabweisend und in ein Oued möchten wir uns nicht stellen, da die dunklen Wolken am Himmel zu fest nach Nass aussehen. Schlussendlich stellen wir uns für dieses Mal und entgegen unseren Gewohnheiten einfach auf eine ebene Stelle direkt an der Strasse und lassen den Wind Wind sein. Wie erwartet stört das niemanden und der eh schon spärliche Verkehr kommt auch schon bald gänzlich zum Erliegen.

Abendstimmung mit dunklen Wolken

Donnerstag, der 19. Oktober 2017 – ein Tag, den wir nicht vergessen werden! Um es vorweg zu nehmen: was zu Beginn ganz schlimm ausgesehen hat, stellte sich zum grossen Glück für alle Beteiligten als glimpflich abgelaufenes Unglück heraus!

Nachdem wir am Morgen an unserem einsamen Platz neben der Strasse noch Mails und Telefonate erledigt haben, geht es weiter in die nahe gelegene Ortschaft Oulad el Haj. Heute bin ich wieder einmal am Steuer. Da wir in den nächsten Tagen entlang der algerischen Grenze auf Pisten unterwegs sein werden, füllen wir im Ort unsere Dieseltanks. Schwer beladen geht es weiter. Wir sind eben aus der Ortschaft raus und auf einer geraden Strecke unterwegs, fährt vor uns ein Fahrradfahrer am rechten Rand der Strasse und wie beinahe jeder Fahrradfahrer, den wir bis jetzt angetroffen haben, weicht er auf den Kiesstreifen neben den Belag aus. Als ich zum Vorbeifahren in die Mitte der Strasse ausweiche, bremst der plötzlich, beginnt zu schlingern und schwenkt beinahe rechtwinklig vor mir auf die Strasse. Armin schreit nur noch «Achtung», während ich das Lenkrad nach links reisse, wir den linken Strassenrand überfahren und nach einem Gewaltsprung über einen Erdwall und einer sehr harten Landung ca. 50 Meter weiter im Feld stehen bleiben.

Wann kommt die Polizei?

Spuren vom Fahrradlenker

Der Unfallplatz

Wir wissen, dass wir den Velofahrer erwischt haben, aber nicht, wo und wie fest und wie es ihm geht – schreckliche Horrorszenarien gehen uns durch den Kopf! Wir steigen aus, entsetzt darüber, was da passiert ist und gleichzeitig froh, dass MANni bei dem Ausweichmanöver und der unfreiwilligen Flugeinlage nicht auf die Seite gekippt ist (was ich einen Moment lang befürchtet hatte) und auch sonst unbeschädigt zu sein scheint! Armin läuft zurück, während ich zitternd bei unserem Fahrzeug bleibe. Schon bald ist er mit einer in der Situation sehr erleichternden Nachricht zurück bei mir – der Jugendliche hat sich offenbar nur leicht verletzt, wahrscheinlich nur ein Bein gebrochen!!! Niemand kann sich vorstellen, wie erleichtert ich in dem Moment war – denn obwohl ich absolut unschuldig an dem Unfall bin, ist es ein versch… Gefühl, jemanden anzufahren – und dann noch mit einem 11-Tonnen-Gefährt!

Als ich beim Verletzten bin, liegt er stumm da und reagiert auch nicht, als ich ihn an der Schulter anfasse – na ja, ich wäre in seiner Situation vielleicht auch nicht gerade sehr erfreut und gesprächig! Etwas irritiert bin ich aber doch, dass er meine Geste nicht einmal zur Kenntnis nimmt und nur stumm am Rand der Strasse daliegt und vor sich hinstarrt. Er scheint auch die 5-6 Frauen, welche den Unfall mitbekommen haben und nun laut schnatternd um ihn herumstehen, nicht zu beachten, liegt einfach da und hält sein Bein fest. Zu meiner grossen Erleichterung sehe ich, dass er wirklich nicht schwer verletzt zu sein scheint (eine kleinere Wunde am Schienbein, ev. gebrochen?).

Wie es in Marokko so ist, sind in kürzester Zeit Schaulustige da – wir spannen diese gleich ein und bitten sie, die Sanität und die Polizei aufzubieten, da wir keine marokkanische Telefonkarte haben. Nachdem der Jugendliche versorgt und auf dem Weg zum Arzt ist (die Sanitäter haben uns sogar auch gefragt, ob es uns etwas gemacht hat), ist die Polizei auch schon da, befragt mich zum Hergang, (leichtes Erstaunen des Polizisten, dass ich, also eine Frau, dieses Gefährt gefahren ist) und vermisst alles. Ich muss meine Papiere und die vom Fahrzeug abgeben, Armin wird anschliessend ebenfalls befragt – und einige der anwesenden Männer, welche erst später dazugekommen sind, also keine Zeugen des Geschehenen sind, geben auch noch ihren Senf dazu. Ich wende noch ein, dass einige Frauen den Unfall gesehen haben, von den Männern aber weggewiesen wurden und jetzt etwas entfernt von uns stehen geblieben sind. Ich möchte, dass der Polizist diese auch nach dem Hergang befragt – was nur den Kommentar nach sich zieht, das könne er schon machen (er hat es auch gemacht), dass es aber Marokkanerinnen seien …!

Wir werden angewiesen, der Polizei auf den Posten zu folgen um dort das Protokoll aufzunehmen und zu unterschreiben. Machen wir doch gerne, auch wenn wir wahrscheinlich ein Protokoll in arabischer Sprache unterschreiben müssen, was wir weder verstehen noch lesen können! Und nun zeigt sich, dass wir wirklich in Afrika sind – wir sitzen satte fünf Stunden bei der Police Royale fest – die meiste Zeit warten wir darauf, dass es vorwärtsgeht! Immer wieder wird eine Frage gestellt, dann ist wieder Warten angesagt. Unterdessen taucht der Vater des Jugendlichen mit einem weiteren Mann auf. Sie haben ein Röntgenbild dabei und schauen beim Eintreten an uns vorbei. Die Polizei komplimentiert sie schnell wieder hinaus. Wir warten …

Nach einer Weile kommen fünf Männer mit dem Jugendlichen im Rollstuhl daher – dieser hat am Bein einen kleineren Verband, lässt den Kopf hängen und blickt irgendwohin – fast scheint es, als ob er unter Drogen steht! Es sieht mir aber nicht danach aus, als ob das Bein gebrochen ist. Einer der Männer gestikuliert und zeigt uns, dass der Junge taub und auch nicht ganz im Kopf ist, somit nicht gehört hat, dass ein Fahrzeug kommt – super, und so jemanden lässt man auf der Strasse Velofahren – macht die Sache für mich aber auch nicht besser! Auch dieses Mal werden sie weggeschickt und müssen wiederum unverrichteter Dinge an uns vorbei abziehen. Wir warten dann mal weiter …

Ein drittes Mal kommen die Männer mit Röntgenbild und Verletztem – dieses Mal kommt er mit Unterstützung von zweien der Männer auf seinen eigenen beiden Beinen daher – gebrochen ist da definitiv nichts – eine riesen Erleichterung, hätte er doch, wenn er vor und damit unter MANni geraten wäre, tot sein können!!!

Irgendwann, wir haben schon fast nicht mehr daran geglaubt, werden wir hereingerufen und sind zuversichtlich, nur noch das Protokoll unterscheiben zu müssen und dann zum vereinbarten Treffpunkt mit den Österreichern fahren zu können! Fehlanzeige – ich muss meine Aussage noch handschriftlich mit Unterschrift niederschreiben, am Besten in Französisch! Super – aber mit der Hilfe meines Wörterbuches geht es dann recht gut. Dann noch dasselbe mit Armin – da er aber kein Französisch kann, heisst es, dass es auch in Englisch geht … er sagt aus, ich schreibe auf, er unterschreibt … dann wird uns erklärt, dass die Aussage auf Englisch zuerst noch irgendwo ins Arabische übersetzt werden muss – dauert seine Weile und kostet uns auch noch den Übersetzer! Also das ganze doch selber ins Französische übersetzten – dann können unsere Aussagen am Computer vom Polizisten ins Arabische übertragen und ausgedruckt werden –  um dann noch von einem weiteren Beamten von Hand in ihr Protokollbuch abgeschrieben zu werden (die Originale gehen auf die Präfektur im Bezirkshauptort) … Dieses in arabischer Schrift handgeschriebene Protokoll muss nun nur noch vom Beamten, welcher unsere Aussage übersetzt hat, von demjenigen, der es abgeschrieben hat und von uns unterschrieben werden … dann sind wir (endlich) fertig! So – wir haben also ein Protokoll in arabischer Schrift, welches wir nicht lesen können, unterzeichnet und können nur hoffen, dass dies keine unangenehmen Folgen hat (was wir aber nicht glauben).  Erschöpft von all den Ereignissen und der Warterei der letzten Stunden steigen wir in MANni, der gegenüber der Polizeistation auf uns gewartet hat.

Ich hätte gerne auf die Erlebnisse der letzten Stunden verzichtet, bin aber noch so froh und dankbar, dass gerade zum richtigen Zeitpunkt eine ganze Wolkenarmee von Schutzengeln vor Ort war und Schlimmeres verhindert hat!

Schon auf dem Polizeiposten ist uns klar, dass wir es nicht mehr innerhalb des abgemachten Zeitfensters zum Treffpunkt mit unseren Freunden schaffen werden – telefonisch erfahren wir, dass auch sie Verspätung haben, es darum nicht eilt. Es ist dann auch schon am Eindunkeln, als wir die steile und kurvenreiche Strasse zum Dorf, wo wir uns treffen wollen, hinunterfahren. Die Wolken sind so tief und dicht, dass wir kaum 10 Meter weit sehen, alles andere als angenehm! Wenn wir da schon gewusst hätten, dass wir eine Stunde später bei Dunkelheit wieder dort hinauffahren, wären wir gleich oben geblieben!

Gisela und Peter haben wir letztes Jahr hier in Marokko, genauer in Zagora, kennengelernt. Damals waren sie mit dem VW-Bus unterwegs und ihr zu Hause stehendes Expeditionsmobil für sie abgeschrieben. Der Hino sollte verschrottet werden. Aber nachdem sie uns getroffen und MANni gesehen haben, erwachte schon in Zagora der Wunsch, den Hino doch wieder zu reparieren. Und somit können wir uns rühmen, dieses Mobil vor dem sicheren Untergang gerettet zu haben ;-)!

Das Wiedersehen ist herzlich und schnell ist klar, dass wir nicht im Ort übernachten – also geht es wieder die steile Strasse hinauf, dorthin, wo wir hergekommen sind! Zum Glück ist die Basis der Wolken in der Zwischenzeit um einiges höher, so dass wir wenigstens die Strasse gut erkennen können. Bei der ersten Piste biegen wir ab und verbringen dort eine kalte und windige Nacht.

Hino trifft MANni

Die nächsten Tage bis zum 28. Oktober sind wir, nun wieder in Begleitung eines weiteren LKW’s, unterwegs, dieses Mal einen grossen Teil auf Pisten. Nur an einem der Tage, wiederum auf dem uns schon bestens bekannten Campingplatz am Erg Chebbi, gönnen wir beide uns eine Pause. Peter, Gisela und Daniela können es auch an diesem Tag nicht lassen und fahren am Nachmittag um den Erg herum. Sie wollen ihre kurze Zeit hier in Marokko ausnutzen und möglichst viel den wieder in Betrieb genommenen Hino, doch immerhin schon fast ein Oldtimer, im Gelände testen. So wie es aussieht, funktioniert das Meiste, Peter ist soweit zufrieden, weiss aber auch schon, wo Verbesserungspotential vorhanden ist.

Diese Pistentouren beginnen ganz in den Osten von Marokko, führen uns in eine einsame, von Hochebenen und Bergzügen geprägte Steinwüste. Hier sind wir auch oft nahe an der Grenze zu Algerien unterwegs, was aber überhaupt kein Problem ist. Es fällt uns jedoch auf, dass an vielen Stellen ein ca. 3-5 Meter hoher Erdwall aufgeschüttet ist oder wird, so wie wir es schon letztes Jahr auf der Strecke von Zagora nach Tissinnt gesehen haben.

Ein grosser Teil der Pisten sind wenig befahren und somit schlecht unterhalten. Unser MANni und der Hino schütteln und rütteln und hopsen über Steine, Gräben und Wellen, werden durch tiefsandige Passagen gequält (welche ein Luftablassen unumgänglich machen), müssen tiefe Graben überwinden, bei denen sie sich bis zum Anschlag verwinden – kein Wunder gibt es kleinere Schäden und Pannen! Schon am zweiten Pistentag bricht bei MANni eine Schraube des vorderen Tankhaltebandes – wahrscheinlich eine Spätfolge des unfreiwilligen Flugversuchs vom vorletzten Tag. Schnell ist der lose Tank mit einem Spannset von Peter wieder fest fixiert – bis einer der Hacken des Spannsets fünf Tage später ebenfalls bricht – gut hat Peter mehrere Spanngurte mitgenommen und hilft uns nochmals aus ?! Vielen Dank!

Reparatur der gebrochenen Tankhalterung

Dann beginnt sich unsere Wasserpumpe immer wieder kurz einzuschalten, obwohl alle Wasserhähne geschlossen sind. Es wird hoffentlich kein Leck in einer der Leitungen sein, welches uns den Unterboden langsam mit Wasser füllt? Oder hat die Pumpe selber das Gerüttel schlecht ertragen und beginnt zu spinnen? Oder hat es einfach nur irgendwo Luft in einer Leitung?  Oder …? Wir wissen es nicht, hören genau hin, warten mal ab … und nach einer Woche im Ungewissen, während es aber zum Glück nicht schlimmer wird und wir nirgends Wasser entdecken, ist alles wie von Zauberhand wieder gut – keine Ahnung, wo das Problem lag! Und Armin ist froh, dass er der Ursache, wenigstens im Moment, nicht auf den Grund gehen muss – obwohl, für den Notfall haben wir eine Ersatzpumpe dabei ?!

Auch Peter blieb nicht von Pech und Pannen verschont: seine Aufbaubatterien laden nicht mehr auf – er tauscht also kurzerhand bei einer Mittagspause die Starterbatterien mit den Aufbaubatterien – zum Anlassen des Motors muss nun überbrückt werden! Wichtig ist, dass sie bei der immer früher einsetzenden Dunkelheit genügend Licht im Hino haben. Und am zweitletzten Tag, an dem wir gemeinsam auf der Piste von Foum Zguid nach Tissinnt unterwegs sind (auch dieses Jahr wollten wir eigentlich bis nach Tata, wurden aber an derselben Stelle wie letztes Jahr erwartet und mussten wiederum über die schmale, steinige Piste nach Tissinnt fahren), bohrt sich ein spitzer Stein durch die Karkasse eines der neuen Hinterreifen. Da wir vorausfahren, kann er uns das Maleur erst an der nächsten Militärkontrolle zeigen –  das Loch ist gross, schnell reparieren kommt also nicht in Frage und somit muss er dort unter kräftiger Mithilfe von Armin und der Soldaten den Reifen wechseln.

Corpus delicti

Wann geht der endlich ab?!

Auf all diesen schönen und abwechslungsreichen, aber auch anspruchsvollen und ermüdenden Pistenfahrten bleibt uns ein Teilstück und ein Übernachtungsplatz in spezieller Erinnerung: auf der Strecke von Boudenib nach Merzouga gibt es einen Abschnitt, der achterbahnartig über Hügel und durch Senken in zahlreichen Kurven durch eine Mondlandschaft führt – wunderschön, aber auch anspruchsvoll, für das Fahrzeug, den Fahrer und die Mitfahrer! Und als Krönung dann ein nicht einfach zu erreichender Übernachtungsplatz an einem Felsabbruch bei einer riesigen Felskugel mit tollem Blick in die Weite einer marokkanischen Hochebene – beige/braune Steinwüste durchzogen von Oueds und gespickt mit einzelnen grünen Bäumen und Büschen – soweit das Auge reicht ?.

Unvergesslich ist auch der bei Neumond gigantisch funkelnde Sternenhimmel, die Milchstrasse, welche in ungewohnter Klarheit über uns erstrahlt und die in aberwitziger Geschwindigkeit über das Firmament huschenden Sternschnuppen – unsere Wünsche werden hier aber nicht verraten ;-). Und dann noch die Erzählungen von Peter, welcher uns so manchen Abend bis spät in die Nacht mit seinen Geschichten aus seiner Zeit als LKW-Fahrer an der Rally Paris-Dakar (welche er sogar einmal in der dieser Kategorie gewonnen hat) auf kurzweilige Art (zu) kurz erscheinen lässt.

MANni in Aktion

Der Hino kann das auch!

Übernachtungsplatz bei der Felskugel

Eine schöne Aussicht

In den Tagen mit der Familie Reif sind wir vom Nordosten des Landes bis in den Südwesten gefahren, von Debdou über das Rekkam Plateau, Bouârfa, Figuig, Bouânane, Boudenib, Merzouga, Rissani, Tissemoumine, Zagora, Foum Zguid, und Tissinnt nach Tata, wo sich unsere Wege nach neun schönen, ereignisreichen, intensiven, ermüdenden, anspruchsvollen, geselligen und lustigen Tagen trennen. Auch dieses Mal ist mir der Abschied nicht leichtgefallen – es ist immer wieder schön, für einige Tage mit lieben Freunden unterwegs zu sein. Liebe Reif’s, vielen Dank für die wunderbare Zeit, die wir mit euch verbringen durften! Lasst zwischendurch von euch hören, so wie wir es auch vorhaben!

Familie Reif

Mittagsrast mit Reif´s

Bei uns geht es bis zum Monatsende, wenn auch oft unfreiwillig, weiter mit pistenfahren. Da wir nun schon zum zweiten Mal innerhalb von nur drei Wochen im Süden unterwegs sind, möchten wir das dieses Mal auch ein wenig ausnutzen, bevor wir Mitte November in Fes sein müssen, wo wir lieben Besuch aus der Schweiz erwarten. – Randnotiz: Von wegen erholsame Ferien, so langsam und lange mit dem Wohnmobil unterwegs sein zu können: wie man liest, ist das Reisen ein anstrengender Zeitvertreib – besonders, wenn man immer wieder an einer anderen Ecke dieses weitläufigen Landes einen Termin hat und sich das gesamte häusliche und administrative Leben auf wenigen fahrbaren Quadratmetern abspielt– und das mit den Terminen wird bis zu unserer Weiterfahrt in Richtung Süden auch nicht besser werden?! Aber eben – wir sind ja in erster Linie auch «Traveller» und nicht im Urlaub ?! Ende Randnotiz –

Wir entscheiden uns, von Tata aus über Nebenstrassen zur schon im letzten Jahr besuchten Plage Blanche zu fahren. Und befinden uns schon bald wieder auf –einer Piste! Na ja, zugegebenermassen wussten wir, dass wir zu Beginn auf unbefestigten Strassen unterwegs sein würden, hat uns Peter doch den Tipp gegeben, diese Strecke zu fahren. Im Verlauf des Nachmittages des 29. Oktober sind wir unterwegs zu einem grossen «Felsenfenster», welches uns Peter gezeigt hat. Als wir dann nach einigem Suchen den richtigen Weg gefunden haben sehen wir, dass es sich um eine ziemlich schmale Piste handelt, welche sich erst einmal in engen Serpentinen den Berg hinauf schlängelt. Sollen wir wirklich noch dort hinauffahren oder diese Attraktion lieber links liegen lassen? Eigentlich haben wir momentan genug vom Geholper schlechter Pisten – und obwohl wir Peter glauben, dass es auch mit dem LKW kein Problem ist, die Strecke zu befahren (er war letztes Jahr mit dem VW-Bus dort), entscheiden wir uns dagegen. Und werden auf der weiteren Strecke entlang der Teerstrasse etwas für das Entgangene entschädigt: die Strasse führt schon nach wenigen Kilometern über steile Serpentinen in eine wunderschöne Schlucht respektive in einen spektakulären Canyon hinunter, welcher den Vergleich mit der berühmten Dades-Schlucht in keiner Weise scheuen muss! Und diese Strecke hat einen riesen Vorteil: es ist in keiner Weise touristisch und wir sind fast alleine unterwegs ?!

Kurvenreiche Strasse in den Canyon

Der Monat neigt sich dem Ende zu – unsere frischen Lebensmittel auch! DIE Gelegenheit, den inzwischen ziemlich vereisten Kühlschrank abzutauen – sollte bei den herrschenden Temperaturen von um die 30° eigentlich kein Problem darstellen. Trotzdem dauert dies recht lange, aber auf dem Parkplatz eines Supermarktes stört dies wenig – wir haben Internetzugang und können so wichtige Nachforschungen betreiben und Mails schreiben. Ausserdem steht ja noch die Versorgung mit neuen Lebensmitteln an und so vergeht die Zeit schnell.

Mit wiederum übersichtlich sortiertem und gut bestückten Kühlschrank sowie aufgefülltem Gemüse- und Früchtelager geht es sodann weiter. Wir möchten dieses Jahr zum südlichen Ende der Plage Blanche fahren – dass wir aber einen grossen Teil der Strecke über wirklich schlechte und sehr steinige Pisten dorthin fahren müssen, macht uns nicht wirklich Spass! Nur der schöne Platz oberhalb der Steilküste mit fantastischem Blick auf den mit kleinen Sanddünen übersäten, wunderschönen Strand entschädigt uns etwas für die erlittenen Strapazen!

Über der Plage Blanche

Sandige Piste zurück

Und am nächsten Morgen müssen wir einige Kilometer über diese Piste zurück bis wir nach Norden auf der Steilküste weiterfahren können! Zum Glück ist der grösste Teil dieser Passage aber sandig und somit erträglich. Dann geht das Gerüttel und Geschüttel aber bald wieder los und wir kommen nur langsam voran. Ist aber immer noch besser, als die ganzen geschätzten 30 km zurückfahren zu müssen! Leider sieht man von dieser Piste nicht auf den Strand, sie führt zu weit landeinwärts über die Ebene. Erst am nördlichen Ende der Plage Blanche kommen wir wieder in die Nähe des Meeres. Eine Möglichkeit besteht, die gesamte Plache Blanche auf dem Sandstrand zu befahren – da dabei aber der Tidenstand und somit die Tragfähigkeit des Sandes eine enorm wichtige Rolle spielen, auch das Gewicht des benutzten Fahrzeugs nicht zu vernachlässigen ist – verzichten wir auf dieses sicher unvergessliche Vergnügen – Fahrzeug ausbuddeln gehört nicht unbedingt zu unseren Hobbies!

Unterdessen sind wir (zu)viele Tage ohne grosse Pause unterwegs. Eine solche Pause würde es uns erlauben, wieder einmal unsere anstehenden administrativen Arbeiten zu erledigen, MANni einer allzu nötigen Reinigung zu unterziehen und unseren überquellenden Wäschekorb zu entlasten … Somit entschliessen wir uns einstimmig, für einige Tage zu Nigel zu fahren – ein Engländer, der auf einem Steilabhang über einer Ebene zum Meer hin einen Gleitschirmstartplatz mit Stellmöglichkeiten für Wohnmobile unterhält. Hier waren wir schon letztes Jahr und wissen, dass dies ein idealer Platz ist, um zu arbeiten und auszuspannen ?. Aber wie es so ist – das Flohnerleben muss sauer verdient werden ?! Denn ich entdecke auf der Karte eine kleine Nebenstrasse, welche uns nicht wieder ins Landesinnere und dann wieder an die Küste führt, sondern weiter vorn abbiegt und uns so den Umweg über Guelmim erspart … Hätten wir nur gewusst, was auf uns zukommt – wir hätten den Umweg gerne in Kauf genommen!

Zu Beginn führt uns eine schmale, aber gute Teerstrasse in die gewünschte Richtung. Doch schon bald ist diese zu Ende und wir quälen MANni über eine grottenschlechte Piste durch Büsche und Bäume, deren Äste wieder einmal Spuren an seinen Seiten hinterlassen, durch ein ausgespültes Oued. Danach folgt eine ebenso schlechte und mit scharfkantigen Steinen übersähte Piste, welche sich scheinbar unendlich über Hügel, um Kurven und durch Oueds windet, kaum befahren – wir können nur hoffen, dass wir uns hier mit unseren abgefahrenen Reifen keinen Platten einfangen! Denn auf das zweifelhafte Vergnügen, ein Rad auf engem Raum und spitzen Steinen unter gnadenlos blauem Himmel im Sonnenschein wechseln zu müssen, können wir doch glatt verzichten – nein danke!!! Plötzlich treffen wir auf eine von links einmündende Piste, welche einen gut befahrenen Eindruck macht und auch breit und eben ist! Wir glauben ja nicht unbedingt daran und wollen es auch nicht verschreien – schön wäre es aber trotzdem, wenn es so bis an die Küste weitergehen würde! Und genau so plötzlich wie die gute Piste taucht im absoluten Nirgendwo ein Hotel auf!!! Von hier also sind die wenigen französischen Allradautos gekommen, denen wir begegnet sind! Kurz darauf kommen wir an ein riesiges, ziemlich ruinenhaftes Fort, welches wir auf der linken Seite passieren.

Fort Bou Jerif

Dann ist, wie befürchtet, aus mit guter Piste – bis wir das Meer sehen werden, werden MANni und wir nochmals arg durchgeschüttelt. Ziemlich erschöpft von dieser Rüttelei erreichen wir die Küste und sehen schon das ersehnte Teerband der Strasse – doch wie kommen wir dahin? Kurz zuvor haben wir zwei Autos durchgelassen – diese stehen nun auf der Piste oberhalb eines tiefen Oueds, die Insassen steigen aus und gehen zu Fuss etwas weiter … dann fährt der eine gaaanz laaaangsam und mit einiger Schräglage steil nach unten weiter. Auch wir halten an und ich gehe mal schauen, wie es aussieht … na ja, ein ca. 5 Meter langes Stück Piste ist am äusseren Rand ausgeschwemmt und mit Steinen notdürftig aufgefüllt. Ausserdem ist die Piste nur ca. 2,5 m breit und nach aussen abhäldig – nicht eben ideal für uns! Abrutsch- und Kippgefahr – mir gefällt das überhaupt nicht! Wir möchten unsere Weltreise ja nicht schon zu Beginn gefährden … Armin meint, das geht schon – erst auf meine hartnäckige Intervention geht er auf meinen Vorschlag ein, doch lieber zuerst einen anderen Weg zu suchen, bevor wir da runter fahren … Also die wenigen hundert Meter zurück, wo wir eine weitere Piste, welche an die Klippe führt, gesehen haben – diese windet sich wirklich an der Seite des Oueds hinunter – jedoch nicht, ohne ebenfalls eine längere abhäldige Stelle aufzuweisen! Da hier die Piste aber nicht ausgeschwemmt und zudem breiter ist, passieren wir diese Stelle ohne grosse Probleme – obwohl, MANni’s Aufbau hat sich ziemlich zur Seite geneigt, es passt! So, nun sind wir mal gut unten angekommen – nun heisst es, den Weg zur Teerstrasse zu finden, welche sich einige hundert Meter weiter das Oued hinauf befindet. Wir stehen da – links von uns der Strand, vor uns der wasserführende Fluss, rechts von uns der Einschnitt des Oueds – dort führt eine Piste entlang. Und ich habe von oben gesehen, dass eines der Autos dort abgebogen ist, es also ein Durchkommen geben muss. Fehlanzeige – lange können wir uns nicht über diesen «einfachen» Weg auf die Teerstrasse freuen – die Piste endet an grossen Felsen und am Fluss! Hier geht es definitiv nicht weiter – aber auf der anderen Seite des Flusses haben wir eine Piste gesehen, welche von den Häusern am Strand zur Strasse führt – durchgehend! Aber wie kommen wir dort hinüber? Durch den Fluss geht nicht, zu tief ist das Wasser. Als wir zurückfahren, sehen wir Reifenspuren, welche über das kurze Stück Sand führen, welches uns vor dem rettenden Ufer mit Piste trennt. Tief sind die Spuren nicht, aber MANni bringt doch ein wenig mehr auf die Waage als ein PKW – aber sehr weit ist es auch nicht und der Sand ist feucht … wenn wir nicht wieder nach oben über das kritische Stück und über die noch kritischere Stelle wieder hinunter fahren möchten, oder gar ganz zurück über die grottenschlechte, für die Reifen mörderische Piste wollen, ist dies die einzige Möglichkeit … Allrad und Untersetzung rein und – beherzt geht es los! Auch ohne Luft abzulassen sind wir erstaunt, wie mühelos uns unser Dicker über den Strand trägt und wir anschliessend aufschnaufend die letzten Meter zur Teerstrasse zurücklegen können.

Spuren im Sand – hoffentlich bleiben wir nicht stecken!

Wir sind ziemlich erledigt ob all dieser Aufregung des Tages und dem Abenteuer und suchen uns einen schönen Platz auf der nachfolgenden Steilküste – und natürlich müssen wir uns noch einmal für eine kurze Stecke über eine steinige Piste quälen … na , dann Mal gute Nacht und träumt schön von endlosen, steinigen und rüttligen Pistenfahrten – wir haben für die nächste Zeit genug davon und werden uns bemühen, in nächster Zeit unfallfrei und ruhig auf Teer dahinzuschweben ? – und unsere Schuztengel werden uns hoffentlich auch in dieser Sache zur Seite stehen, auch wenn sie schon arg gefordert wurden ?…

Gute Nacht …

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

 

Gesamtstrecke: 2980.99 km

 

Was ist unser MANni doch beweglich!

Der Hino kann das aber auch 😉

Koloquinte oder einfacher Bitterkürbis, nicht essbar

Sandige Oueddurchfahrt

Unendliche Steinwüste

Verloren nahe der algerischen Grenze

Blühendes heidekraut – in der Wüste!

Figuig – schon fast Algerien

Wüstenechse

Marokkanisches Dorf

Imposante und interessante Geologie

Allgegenwärtige Wüstenbewohner

Unterwegs in nördlichere Gefilde

1. – 20.11.2017

In den letzten Tagen haben wir mit der Plage Blanche den vorläufig südlichsten Punkt unseres Aufenthalts hier in Marokko erreicht – von nun an geht es nach Norden. Erst wenn wir dann wirklich in Richtung Südafrika aufbrechen, werden wir diesen «Rekord» brechen.

Da wir noch etwas Zeit haben, bis wir unseren Besuch aus der Schweiz in Fes erwarten, geniessen wir noch die angenehme Wärme in Südmarokko. Wir lassen uns an dem uns vom letzten Jahr her bekannten Stellplatz bei Nigel’s an der Atlantikküste für ein paar Tage häuslich nieder. Auf dem Weg dorthin machen wir etwas nördlich von Sidi Ifni eine Pause an einem uns ebenfalls schon bekannten Strand. Letztes Jahr ist Armin hier auf den Sand gefahren, was keinerlei Probleme mit sich brachte. Auch heute möchte er einige Meter auf den Strand fahren – warum er vergessen hat, den Allradantrieb zuzuschalten, weiss er bis heute nicht. Und so kommt es, wie es einmal kommen musste – MANni gräbt sich mit den Hinterrädern fast bis zum Differential in den weichen Sand ein! Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Schaufeln auszupacken und die Räder freizubuddeln sowie die Luft in den Hinterrädern zünftig zu reduzieren! Dann doch noch den Allradantrieb einschalten – und wie wenn nichts wäre, bewegt sich unser Dickschiff wieder auf festen Grund. Dann die Räder wieder aufpumpen – alles in allem kostet uns diese akute Erinnerungslücke 45 Minuten Zeit. Für dieses Mal sind wir glimpflich davongekommen – hoffen wir, dass es nie schlimmer ausgeht und wir nicht tatsächlich steckenbleiben ?!

Die Folgen eines akuten Gedächtnisaussetzers …

Ich stecke fest, holt mich hier raus!

Nach all der Aufregung der letzten Tage haben wir nun aber wirklich eine Pause nötig – Nigel’s bietet sich hier als idealer Ort an – und wer weiss, vielleicht gibt es sogar den einen oder anderen Flug? Um es vorweg zu nehmen – auch dieses Mal sind wir zu bequem oder von den letzten 20 Jahren fliegen in Fiesch zu verwöhnt – wir bleiben am Boden. Lediglich der kleine Schirm, welcher nur zum Bodenhandling zugelassen ist, kommt an einem der Tage zum Einsatz – immerhin etwas!

Übung mach den Meister …

… oder die Meisterin

Die drei Tage, welche wir hier verbringen, sind mit verschiedenen Aktivitäten rund um und im MANni schnell vorbei – nicht zu vergessen, eine Pause bedeutet auf Reisen nicht nichts zu tun! Immer gibt es etwas zum Waschen, Putzen, Aufräumen, Reparieren, Schreiben, Bezahlen usw.

Sonnenuntergang bei Nigel´s

Gemütlich und gut erholt machen wir uns sodann auf den Weg nach Norden – da es dort sicher kühler sein wird als hier, haben wir aber absolut keine Eile. Und so landen wir wieder bei den «blauen Felsen» bei Tafraoute.

Wow – ist MANni aber geschrumpft!

Wieder bei den “blauen Felsen”

Dort machen wir die nette Bekanntschaft von Ruth und Bernd aus Waldshut. Sie sind mit ihrem neuen grossen MAN mit Bliss-Aufbau unterwegs. Wir verbringen zusammen einen kurzweiligen und schönen Abend unter einem prächtigen Sternenhimmel – wenigstens so lange, bis der fast volle Mond das Funkeln zum Verblassen bringt. Am nächsten Morgen möchten sowohl sie wie auch wir weiter … aber bis beide Fahrzeuge angeschaut und durchbesprochen sind, ist es schon früher Nachmittag. Wir fahren doch noch, Ruth und Bernd entscheiden sich, heute noch hier zu bleiben.

Klein und gross

Ruth und Bernd mit ihrem Bliss

Trotz der späten Abfahrt schaffen wir es noch bis an die Küste südlich von Agadir und stellen uns, da wir zum ersten Mal hier in Marokko eine Wohnmobilparkverbotstafel sehen, etwas ausserhalb eines Dorfes auf die Steilküste. Hier ist kein Verbot, aber am nächsten Morgen stehen wir gut bewacht von einem Soldaten da – so wie es tönt, werden in der Nähe militärische Schiessübungen durchgeführt. Auf dem Weg hierhin sind wir an einem grossen Truppenübungsplatz vorbeigefahren und befinden uns somit offensichtlich in ihrem Übungsrevier!

Als wir vor vier Wochen mit unserem defekten Ventil MAN Agadir gesucht haben, war an der im Internet angegebenen Adresse – nichts! Dieses Mal müssen wir nichts reparieren lassen und entschliessen uns, die Umfahrungsstrasse zu nehmen – und siehe da, ganz unschuldig und direkt an der Strasse ist die MAN Garage! Na ja, nun wissen wenigstens, wo sich die Werkstatt befindet und können nur hoffen, dass wir diese hier nicht brauchen, da der geplante Service Ende November bei MAN in Casablanca gemacht wird.

Wir haben ja schon einige Male die Erfahrung gemacht, dass es hier in Marokko nicht immer einfach ist, einen geeigneten Stellplatz für die Nacht zu finden. Dies ist auch einer der Gründe, warum wir dieses Jahr doch des Öftern auf Campingplätze ausweichen. Auch heute gestaltet sich die Suche an der Küste nördlich von Agadir als nicht einfach – auf den Platz bei der Ferienanlage, wo wir letzten Monat gestanden sind, möchten wir nicht, auch da wir schon am frühen Nachmittag dort vorbeifahren. Vielleicht doch auf einen Campingplatz – oder einfach auf die hohe Steilküste mit wunderbarem Blick auf den Atlantik, aber nahe der Strasse hinstellen??? Wir entscheiden uns für die letztgenannte Möglichkeit und bereuen es nicht – wir erhalten zwar im Verlauf des Abends noch Besuch von Marokkanern, welche ebenfalls hier den Sonnenuntergang und ein Nachtessen über dem Feuer geniessen, aber in der Nacht ist es ruhig und wir werden nicht belästigt.

Hoch über dem Atlantik

Schon seit einigen Tagen sind wir wieder mit Gisela und Peter in Verbindung, welche nun ohne Tochter Daniela unterwegs sind. Sie ist von Marrakech aus nach Hause geflogen. Gisela und Peter sind jetzt noch im Süden unterwegs, müsse aber am 13.11. in Tanger Med. sein, von wo sie mit der Fähre über Barcelona nach Savona den Heimweg antreten werden. Schon beim Abschied am 29. Oktober haben wir abgemacht, dass sie sich wieder melden und wir, je nachdem, wo wir gerade sind, uns nochmals treffen. Wenn wir laaangsam die Küste hinauffahren und sie sich etwas beeilen, könnten wir uns in Essaouira treffen! Und so kommt es auch – am Mittag des 9. 11. sehen wir den Hino auf den Parkplatz am Rand der Ortschaft einbiegen – schön, dass es geklappt hat und wir unsere Freunde aus Österreich noch einmal sehen! Schon am Vortag und auch heute windet es stark und da sich der Parkplatz hinter einer Düne befindet, ist der Innenraum beider Fahrzeuge schon bald voller Sand – da muss bald wieder einmal gründlich gewischt und abgestaubt (oder eher abgesandet ?) werden!

Die nächste drei Tag sind wir wieder zusammen unterwegs. Es geht immer entlang der Küste – von Essaouira nach El Jadida, dann weiter auf der Autobahn (da die Gegend wirklich nicht schön ist und unsere Freunde nicht mehr sehr viel Zeit haben, siehe weiter oben) über Casablanca, Rabat und Meknes nach Volubilis, wo wir am späteren Nachmittag des 11.11. eintreffen. Auf dieser gesamten Strecke ist nur der Abschnitt südlich von El Jadida etwas interessanter: hier hat es z.T. riesige Gemüseanbauflächen, direkt am oder hinter dem Sandstrand. So ist das Gemüse praktischerweise gleich vorgesalzen ?! Dieser Boden ist sicher auch deshalb so fruchtbar, weil immer wieder Lagunen für genügend Wasser sorgen.

Hino und MAN – wieder zusammen unterwegs

Eseltransport auf Marokkanisch

Volubilis – die grösste Römische Stadt der Antike in ganz Nordafrika. Währen ihrer besten Zeit müssen bis zu 20’000 Menschen hier gewohnt haben. Heute sind nur noch Trümmer und Ruinen übriggeblieben, welche die Grösse der Stadt und der Gebäude aber noch erahnen lassen. Was aber den besonderen Reiz dieser antiken Stätte ausmacht und deshalb ein Besuch absolut lohnenswert ist, sind die vielen, noch sehr gut erhaltenen Bodenmosaike. Es ist erstaunlich, wie sich die Farben und Motive unter freiem Himmel so lange in dieser Pracht erhalten konnten! Einige der Mosaike werden zwar in letzter Zeit in akribischer und millimetergenauer Handarbeit restauriert, sind jedoch der erbarmungslosen Sonneneinstrahlung und dem Wind weiterhin ungeschützt ausgesetzt! Wir sind von diesen Mosaiken fasziniert und streifen bis zur Dämmerung zwischen den Ruinen umher. Ein Besuch, der sich hoffentlich in wenigen Tagen mit Heidi und ihrer Freundin wiederholen wird ?!

Sonnenuhr – ob die Zeit wohl stimmt?

Triumpfbogen von Volubilis

Team MANni

Mann- und Frauschaft “Hino”

Campingplätze sind immer wieder gut, um fremde Menschen aus fernen Ländern kennenzulernen, auch wenn wir noch nie einen gut besetzten Platz gesehen haben. So erstaunt es nicht, dass auch der Platz in der Nähe von Volubilis nur spärlich besucht ist – nur ein weiteres Fahrzeug steht da. Etwas nach uns kommt jedoch ein Mietfahrzeug voller junger Leute, welche ihr Zelt nicht weit von den beiden Lastern aufstellen – und schon bald sind wir mit einem der jungen Männern in ein Gespräch vertieft – er ist absolut fasziniert von den Fahrzeugen, hat noch nie so etwas Ähnliches gesehen – na ja, verständlich, wenn man aus der Ukraine kommt ?!

Und wieder einmal heisst es von ganz lieben Freunden Abschied nehmen – wie ich das hasse! Es wird ein sehr emotionaler Abschied im Wissen, dass wir Gisela und Peter für lange Zeit nicht mehr sehen werden! Wir haben die Zeit mit euch in vollen Zügen genossen und freuen uns jetzt schon, euch irgendwann wieder zu sehen! Kommt gut nach Hause und meldet euch wieder.

Nach diesem Abschied folgt schon bald das nächste Wiedersehen – schon in zwei Tagen kommt der erwartete Besuch aus der Schweiz nach Fes. Und somit installieren wir uns wieder auf einem Campingplatz, wo wir bis zur Abreise von Heidi und ihrer Freundin stehen werden und das hier sehr praktische und günstige Verkehrsmittel Taxi benutzen werden, um in die Stadt zu fahren (mehr oder weniger günstig, wie wir bald merken, je nachdem, ob der Fahrer einen Aufschlag für Touristen geltend macht und pauschal kassiert, oder korrekt den Taxameter benutzt!). Aber erst einmal heisst es wieder putzen, wasc … genug davon, das Erwähnen dieser häuslichen Tätigkeiten wird so langsam langweilig ?.

Am frühen Abend können wir dann meine Schwägerin Heidi und ihre Freundin Irene in ihrem Riad in der Medina von Fes begrüssen – und da es heute der Geburtstag von Heidi ist, haben wir auch gleich etwas zu feiern! Aber nicht nur Heidi wird beschenkt – nein, auch wir werden reichlich mit Fondue inkl. Maizena und Weisswein, Cervelats, Bratwürsten, Engadiner Nusstorte, Tirggel und weiteren Leckereien verwöhnt! Ausserdem werden die bestellten und an Heidi versandten Ersatzteile zuverlässig geliefert. Vielen herzlichen Dank!

Bratwurst und Röschti – Grüsse aus der Schweiz!

Das Essen auf der offenen Terrasse zuoberst auf dem Gebäude mit herrlichem Blick über die erleuchtete Medina ist gut und reichlich, leider ist es aber auch hier Mitte November ziemlich kühl. Und somit wird es nicht allzu spät, bis wir uns verabschieden und uns zum Campingplatz etwas ausserhalb der Stadt chauffieren lassen. Trotz der Kälte – es war ein richtig schöner Abend.

Den nächsten Tag verbringen wir im Gassengewirr der Medina der als schönste Stadt der arabischen Welt gepriesenen Königsstadt Fes. Und wie in jeder Medina werden wir unzählige Male aufgefordert, uns die Auslage anzusehen, nur kurz in das Geschäft zu kommen, Souvenirs für die Daheimgebliebenen auszusuchen … manchmal ist es wirklich nicht so einfach, dankend abzulehnen! Was wir aber annehmen, ist das Angebot eines jüngeren Mannes, uns eine traditionelle Gerberei und Färberei für Schaf- und Ziegenfelle anzusehen. Und ich muss trotz meiner anfänglichen Skepsis zugeben – es hat sich gelohnt. Letztes Jahr bei der geführten Besichtigung der Medina konnten wir die mit synthetischen Farben gefüllten Färbebottiche nur von weit oben vom Dach eines Ledergeschäfts anschauen (und das bei einem unangenehmen Gestank, etwas gemildert durch einen frischem Minzezweig, der unter die Nase gehalten wird). Die heute besuchte familiäre Gerberei arbeitet nur mit Naturfarben und wir können die harte Arbeit des Gerbens und Färbens zwischen den Bottichen balancierend aus nächste Nähe sehen! Und zu meinem grössten Erstaunen hat es hier nicht stark oder übel gerochen ?! Auch werden wir am Schluss nicht in ein Geschäft gelotst, wo man sich wieder mit allen Mitteln wehren muss, um sich nicht etwas vollkommen Überteuertes oder Unnötiges aufschwatzen zu lassen! Sehr angenehm – was sich auch in der Höhe des nicht ganz freiwillig gegebenen Trinkgeldes niedergeschlagen hat.

Säckeweise Kräuter und Wurzeln – für was das denn alles gut sein mag?

Gerberei / Färberei

Farbbottiche

Bab Boujeloud, das “blaue Tor” zur Medina von Fes

Typischer Kleiderladen

In der Medina von Fes

Blick aus einem Fenster

Nachdem wir am Vorabend einen angenehm entspannten Taxifahrer erwischt haben, finden wir uns heute mitten in der Rushhour im Taxi eines hektischen, nervösen, auf Arabisch fluchenden, sich zwischen die anderen Autos drängelnden, stetig hupenden und Lichthupe gebenden Fahrers wieder. Und wie er so um einen Kreisverkehr fährt, wird er von einem Polizisten herausgewinkt – was wiederum mit heftigstem Fluchen quittiert wird! Der Polizist geht um das Fahrzeug herum – und steigt hinten bei Armin ein!? Wie sich herausstellt, will er dem Taxifahrer keine Busse geben, sondern möchte lediglich bis zum Anfang des kommenden Staus mitgenommen werden, welcher sich nach einem kleinen Unfall gebildet hat! Er wird auch dorthin geführt – indem der Taxifahrer auf dem rechten Randstreifen an der Kolonne vorbeifährt! Andere Länder, andere Sitten ?!

Am zweiten und leider auch schon letzten gemeinsamen Tag fahren wir mit einem gemieteten Kleinbus mit Chauffeur nach Volubilis, Moulay Idriss und Meknes. Was den ganz normalen Tagesausflug doch noch, wenigstens zu Beginn, spannend gemacht hat ist die Tatsache, dass wir bis zum Zeitpunkt, wo wir am Campingplatz abgeholt werden sollten, nicht wussten, ob es überhaupt klappt. Und das kam so: am Morgen des vorhergehenden Tages haben wir auf dem Campingplatz unseren Stadtführer vom letzten Jahr getroffen. Er hat uns mit in die Stadt genommen und uns gefragt, ob wir einen Führer brauchen. Nein, danke, dieses Jahr nicht, aber – wir möchten morgen nach Volubilis etc. gefahren werden, ob er vielleicht …? Er hat uns versichert, ein Auto mit Fahrer für uns zu einem annehmbaren Preis zu organisieren. Er würde sich am Abend mit uns auf dem Campingplatz treffen und alles erläutern. Und bevor wir einwenden können, dass wir noch nicht wissen, wann wir zurück sein werden, ist er weg! Und wie wir vermutet haben, sind wir erst spät zurück und der erwartete Ansprechpartner schon lange weg. Telefonische erreichen wir ihn nicht und auf mein SMS kommt keine Reaktion. Somit heisst es – abwarten und hoffen, dass wir wie gewünscht abgeholt werden … was wir dann, wenn auch etwas zu spät, werden! Leider haben wir den netten Organisator nicht mehr getroffen und konnten uns nicht einmal für seinen Einsatz bei ihm direkt bedanken!

Wir alle haben den interessanten und kurzweiligen Tag, an dem wir durch eine schöne Landschaft zu interessanten Plätzen chauffiert wurden, sehr genossen. Zuerst geht es nach Volubilis, wo wir vor Heidi und Irene mit unserem Wissen über die antike Stadt prahlen können. Wiederum sind wir von den schönen und detailreichen Mosaiken fasziniert.

Volubilis zum Zweiten

Farbenprächtiges Mosaik

Mosaik im Haus des Orpheus

Mosaikdetail

Detailreiches Mosaik

Orpheus- Mosaik Detail

Durchblick auf Moulay Idriss

Nur noch Ruinen sind übrig …

Dann geht es zur nahegelegenen heiligen Stadt Moulay Idriss, der bedeutendste Wallfahrtsort des Landes. Die Stadt auf zwei Hügeln hat ihren Namen vom ersten Herrscher eines unabhängigen marokkanischen Reiches, welcher im antiken Volubilis residierte und hier begraben liegt. Bis zum Beginn des französischen Protektorats durfte der gesamte Ort von Nicht-Muslimen nicht betreten werden. Heute können Angehörige aller Konfessionen die Stadt besichtigen, nur das Mausoleum des Moulay Idriss darf weiterhin nur von Muselmanen betreten werden.

Die heilige Stadt Moulay Idriss

Weiter geht es nach Meknes, einer der vier Königsstädte des Landes (die anderen sind Rabat, Marrakech und Fes). Nach einem überteuerten und uns nicht eben begeisternden Mittagessen lassen wir uns lediglich zu den wenigen Sehenswürdigkeiten dieser Stadt fahren, da es zu Fuss um die zwei Stunden gedauert hätte und wir den weiten Weg zurück nach Fes noch vor uns haben.

Tor in Meknes

Wasserbecken in der Nähe des Sultanspalastes von Meknes

Zurück in Fes werden wir als Krönung dieses mit Sehenswürdigkeiten gespickten Tages, schon bei Dunkelheit (es ist mittlerweile schon kurz vor 6 Uhr dunkel!) von unserem Führer noch auf einen Aussichtsplatz hoch über der Medina gebracht, von wo aus wir den Blick auf die gesamte, geheimnisvoll schimmernde Medina geniessen können. Nach einem reichhaltigen und ausgezeichneten Mahl in einem kleinen Restaurant heisst es schon wieder – Abschied nehmen! Heidi und Irene möchten den Morgen noch in Ruhe verbringen und ohne Stress zum Flughafen fahren – wir möchten auch keinen Stress mit nochmals in die Stadt fahren – und somit verabschieden wir uns schon heute. Es war schön, euch beide hier zu haben. Wir haben die unterhaltsamen und kurzweiligen beiden Tage mit euch von ganzem Herzen genossen!

Die drei Damen sind aber fleissig …

Als vorläufig letzten Termin hier in Marokko steht noch der am Montag, 20. November terminierte Ölwechsel und Check von MANni in der MAN-Werkstatt in Casablanca an. Und da die Fahrt von Fes nach Casablanca in einem Tag zu schaffen ist und unterwegs keine uns noch nicht bekannte Highlights auf die Erkundung warten, stehen wir schon am Freitagabend in einem Villenviertel einer Kleinstadt an der Küste nördlich von Casablanca. Aber irgendwie kommen wir den hiesigen Ordnungshütern suspekt vor: am Abend klopft es an die Tür und zwei Polizisten möchten von uns wissen, was wir hier machen – wir parken. Am nächsten Morgen ein Polizeiauto, welches vorbeifährt, ein Ordnungshüter in Zivil mit angeschriebenem Käppi auf einem Fahrrad bleibt stehen und telefoniert, ein Soldat läuft vorbei … offensichtlich ist hier eine gehobene Gegend und diese ist gut überwacht!

Den Samstag verbringen wir mit der eher chaotischen Fahrt über aufgerissene und z.T. schmale Strassen zu einem Supermarkt an der Peripherie der Grossstadt, wo wir unsere spärlichen Alkoholreserven aufstocken können (für hiesige Verhältnisse ein zwar teurer Spass, aber hie und da ein Glas Wein darf mann und frau sich doch noch gönnen ?). Bei den vielen Baustellen und dem z.T. rücksichtslosen Verkehr eine anstrengende Sache! Auf dem Weg dorthin lotst uns das Navi über kleinere Strassen durch am Stadtrand errichtete Bidonvilles, wie die Slums hier genannt werden. Unglaublich, wie hier in Casablanca Armut und Reichtum eng beieinanderliegen. Denn gleich im Anschluss an solche Bidonvilles stehen moderne Bürohäuser und Verkaufsstellen für teuerste Fahrzeuge!

Am frühen Nachmittag haben wir unsere Einkäufe getätigt und sind auf der Suche nach einem mehr oder weniger ruhigen Platz für die Nacht. Da wir uns erst morgen bei MAN für die Nacht hinstellen möchten (die Werkstatt liegt an einer stark befahrenen Strasse) ist die Suche nach einem geeigneten Platz in dieser Grossstadt alles andere als einfach! Ein bei Park4Night angegebener bewachter Parkplatz bei der grossen, auf Klippen errichteten Moschee Hassan II (1993 fertiggestellt, nach der in Mekka die zweitgrösste Moschee der Welt und mit nicht ganz freiwilliger Spendenhilfe der auch ärmsten Bevölkerung des Landes als Geschenk zum 60. Geburtstag des damaligen Königs Hassan finanziert) stellt sich als kleiner, enger und übervoller Parkplatz heraus. Aber auf der anderen Strassenseite werden wir geschickt von einem der selbsternannten Parkeinweiser in eine kleine Seitengasse inmitten eines Wohnviertels gewunken, wo wir MANni für kurze Zeit und gutes Geld seiner Obhut überlassen.

Moschee Hassan II in Casablanca

Der monumentale Sakralbau ist wirklich gigantisch und nur schon durch seine Grösse und Lage absolut beeindruckend! Als eine der wenigen Moscheen kann dieser Bau auch von Nicht-Muslimen betreten werden – dafür muss dieser aber ziemlich tief in seine Tasche greifen! Wir verzichten und ziehen einen kleinen Spaziergang entlang der anschliessenden Promenade einer Besichtigung vor. Aber dann heisst es wirklich, noch rechtzeitig vor der einbrechenden Dunkelheit einen geeigneten Stellplatz zu suchen. Wir entscheiden uns, es wiederum eher nördlich der Stadt zu versuchen – dort ist es nicht ganz so dicht besiedelt wie südlich. Und tatsächlich finden wir nur wenige Kilometer ausserhalb der Stadtgrenze einen tagsüber bewachten Parkplatz direkt am Strand – zwar nahe der Strasse, aber gar nicht allzu laut. Der nette Parkwächter versichert uns, dass es, auch wenn er in der Nacht nicht hier ist, kein Problem darstellt, hier zu nächtigen … unsere Freude über diesen erstaunlich schönen und ruhigen Platz währt jedoch nicht lange! Schon kurz nach dem Nachtessen klopft es an die Aussenwand – schon wieder die Polizei! Die beiden Beamten erklären uns, dass es hier wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zu einem Bidonville nicht sicher ist – Überfälle sind zu befürchten! Wir müssen an einen bewachten Ort, z.B. an eine auch nachts geöffnete Tankstelle. Auf meinen Einwand, dass wir wegen Alkoholkonsums und der 0,00% Limite in diesem Land nicht mehr fahren dürfen (und dies eigentlich als eiserne Regel auch nicht machen) reagieren sie nur mit «macht nichts, hier können Sie nicht bleiben!» Die avisierte Tankstelle etwas weiter stadteinwärts ist eng und so stellen wir uns gleich daneben – geht nicht, werden wir vom Wachmann der dortigen Fabrik belehrt! Was nun – einen Platz möchten wir eigentlich nicht mehr lange suchen und so stellen wir uns, trotzdem wir das nicht wollten, schon heute vor das Tor bei MAN. Und auf unseren Hinweis an die beiden Wachmänner hin, dass wir am Montagmorgen hier einen Termin haben, wird dies auch toleriert.

Einen ganzen Tag müssen wir in Casablanca totschlagen –leider ist es nicht die romantische Stadt, wie im gleichnamigen Film vergegaukelt wird, sondern eine sehr europäische Grossstadt inkl. Verkehrschaos und Luftverschmutzung. (Übrigens: im Film «Casablanca» wurde keine einzige Szene in Marokko gedreht, es handelt sich um einen reinen Studiofilm!!!) Wir lassen uns vom ersten Taxi, das wir sehen, bis zur alten Medina fahren, wo wir, kaum sind wir durch das Tor gekommen, schon «abgefangen» und in unglaublichem Tempo durch die Gassen zu einem Bazar geführt werden. Eigentlich wollten wir ganz gemütlich durch diese als authentisch und noch nicht vom grossen Tourismus entdeckt beschriebene Medina schlendern. Mein entsprechender Einwand wird aber geflissentlich überhört! Erst als wir im mit lauter Kitsch überladenen Laden stehen kann ich dem guten Mann klarmachen, dass wir weder Interesse an noch Platz für überflüssige Souvenirs in Form von überall erhältlichen Lampen, Tücher, Holzarbeiten etc. haben! Endlich vom doch etwas enttäuschten und beleidigten «Führer» alleine gelassen, können wir doch noch in unserem Tempo weitergehen und in die bunte Welt dieser Medina eintauchen. Die in den Reisführern gepriesene Aussage, dass diese Medina fast nur von Einheimischen besucht sein soll, wird uns aber immer unwahrscheinlicher: genauso wie in allen marokkanischen Medinas wird der als solcher leicht zu erkennende Tourist auf Schritt und Tritt eingeladen, sich doch das schöne Sortiment im Geschäft anzusehen! Und von diesen «Beutetieren» hat es doch einige hier!

Im berühmten Film «Casablanca» ist Rick’s Café ein spezieller und romantischer Schauplatz. Dass es das Café gar nie gab, sondern es eine Kulisse ist, für die eine Bar in Tanger als Vorbild herhalten musste, schmälert den Genuss nicht, einmal in dem an der Adresse, wo es dem Film nach war, heute real existierende «Rick’s Café» einzukehren. Auch ohne die empfohlene Vorreservierung werden wir in das streng bewachte (3 Soldaten auf der Hinterseite des Gebäudes mit Gewehr im Anschlag, ein Wachmann beim Eingang, einer im Haus, warum bleibt uns ein Rätsel!), vor einigen Jahren von einer amerikanischen Ex-Diplomatin in einem alten maurischen Palast, den sie zu diesem Zweck gekauft hat, liebevoll eingerichtete und betriebene Restaurant eingelassen und geniessen ein vorzügliches, wenn auch nicht ganz billiges Mittagessen. Gelohnt hat es sich für uns auf jeden Fall, gemütlich, speziell, schön und gut war’s und ist das unangefochtene Highlight unseres nicht ganz freiwilligen Besuchs in dieser Stadt!

Espresso in Rick´s Cafe

Weiter geht es mit dem Taxi zur «Medina nouvelle», einem von einem französischen Architekten entworfenen Viertel, welches angeblich wie eine moderne Medina wirken soll – eine Beschreibung, welche mir aber vollkommen rätselhaft geblieben ist. Ich wähne mich eher in einem Einkaufsviertel einer normalen europäischen Stadt und möchte nur noch so schnell wie möglich da raus! Auf der Suche nach einem Taxi zurück zu MANni erspähen wir einen Friseursalon für Frauen (eine rare Sache in den Gegenden und Ortschaften, wo wir uns gewöhnlich als Landeier so rumtreiben ?), welcher am Sonntagnachmittag geöffnet ist! DIE Gelegenheit, meine im Juli wieder kurz geschnittenen und unterdessen viel zu langen Haare wieder einmal in Form schneiden zu lassen. Und da Marokko bekanntlich in Afrika liegt und die Afrikaner über die Zeit verfügen, dauert es eine ganze Weile, bis der Meister vor Ort ist und sich an die Arbeit macht (hier schneiden die Männer die Haare, die zahlreich herumeilenden Frauen waschen, färben und föhnen diese nur!). Ich habe noch nie erlebt, dass mir so lange und immer wieder von Neuem mit einer anderen Schere oder dem Messer an den Haaren herumgeschnipselt wurde. Ist der Herr mit der einen Seite zufrieden, findet er sicher auf der anderen Seite noch ein Haar oder eine Partie, welche ihm nicht gefällt – und schon geht es weiter mit schnipseln und kämmen und hier noch ein wenig und da noch ein bisschen … Ich wollte meine Haare ja schon wieder kürzer, nötig war es allemal, aber irgendwann habe ich mir so gedacht, dass ich am Ende froh sein kann, wenn ich ohne Bürstenschnitt oder gar ganz ohne Haare hier wieder herauskomme ?! Ende gut – alles gut: die Haare sind zwar sehr kurz, aber sie wachsen ja schnell wieder und so ein Coiffeurbesuch in einem fremden Land ist eben auch ein kleines Abenteuer!

Apropos Abenteuer: ein Werkstattbesuch in Marokko steht dem in keiner Weise nach!

Nach einer zweiten Nacht vor dem Tor bei MAN werden wir schon kurz nach Arbeitsbeginn um 8:00 Uhr hereingebeten. Heraus kommen wir wieder zum Feierabend um 18:30! Voranschlagt waren für die zu erledigenden Arbeiten 4 Stunden, gebraucht hat es schlussendlich, mit einer Stunde Mittagspause, deren 9 ½! Meistens sind drei Arbeiter gleichzeitig mit derselben Arbeit beschäftigt, dann muss Armin wieder selber Hand anlegen und helfen oder einen Tipp geben, wie etwas gemacht werden könnte. Er hat wirklich versucht, alles so gut als möglich zu überwachen und zu kontrollieren, immer überall konnte er aber nicht sein. Und irgendwie sollte man den Fachleuten ja auch etwas Vertrauen entgegenbringen ?. Übrigens: als es ans Bezahlen geht, sind wir ganz erstaunt, dass uns nur die geplanten 4 Stunden Arbeit verrechnet werden, und dies zu einem unglaublichen Stundenansatz von umgerechnet ca. 21 CHF! Das obwohl, über den ganzen Tag gerechnet, sicher an die 20 Arbeitsstunden zusammengekommen sind!

Am nächsten Tag, nachdem wir wegen der schon hereingebrochenen Dunkelheit eine dritte Nacht vor dem Tor verbracht haben, sind dann trotz unserer ununterbrochenen Anwesenheit einige Sachen nicht ganz zu unserer Zufriedenheit erledigt worden. So ist z.B. die durch einen anderen Schlauch nötig gewordene Abänderung des Luftfilteranschlusses, welcher schon durch Actionmobil etwas unkonventionell an die geänderten Verhältnisse mit dem Aufbau angepasst wurde, trotz Anleitung von Armin nicht optimal ausgeführt, so dass wir befürchten müssen, dass der Luftschlauch irgendwann durch das neu aufgeschweisste, scharfkantige Metallrohr durchgescheuert wird! Und eine der beiden Befestigungsschrauben des Luftfilters ist nicht angezogen!

Oder dann dies: das Lenkrad ist nicht mehr gerade ausgerichtet, man muss zum Geradeausfahren etwas nach rechts halten (beim Unfall vom 19.10. hat sich das verstellt), nun muss nach links gehalten werden! Aber eben – wir haben es nicht vergessen und werden auch immer wieder daran erinnert: wir sind in Afrika!

In Afrika zu sein hat aber auch seine nicht zu verachtende Vorteile: bis jetzt sind die wirklich warmen Kleider immer noch tief in der Reservetasche vergraben ? … lediglich die kurzen Hosen sind momentan nicht unbedingt gefragt. Und da es am Abend zu dieser Jahreszeit doch etwas kühl wird, sind wir dann froh um eine Jacke oder den Pullover.

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

 

Gesamtstrecke: 2041.65 km

 

Wunderschönes Farbenspiel

Rot, röter, am Rötesten …

Volubilis

Restaurierung eines Mosaiks

Einfach fantastisch

Beschädigtes Mosaik, trotzdem schön

In Fes

Innenhof eines Riads

Farbenfrohe Auslage

In der 1350 erbauten Koranschule “Medersa Bou Inanina”

Filligrane Stuckarbeiten

Mosaike und Koransprüche

Ein eher unappetitlicher Abblick

Medina von Fes von oben

Wer möchte einen Hahn kaufen?

 

Zurück in den Süden und MANni’s Rückenprobleme

21.11. – 12.12.2017

Nun, da der Besuch aus der Schweiz wieder in den Winter zurückgekehrt ist und die Arbeiten bei MAN in Casablanca gemacht worden sind, zieht es uns wieder in Richtung Süden. Dieses Jahr sind wir noch wenig im Hohen Atlas unterwegs gewesen und so führt uns unser weitere Weg dorthin. Die Landschaft um Casablanca kann nicht eben als schön bezeichnet werden, es ist flach und eher langweilig. Erst als wir wirklich in die Berge kommen, wird es schöner, wilder und interessanter. Bis weit hinauf ist das Bild von intensiver Landwirtschaft geprägt und so ist es grundsätzlich wieder schwierig, einen Platz für die Nacht zu finden. Immer höher windet sich die kurvige Strasse die Berge hinauf, die Temperatur beginnt merklich abzunehmen. Und noch etwas fällt uns auf: ist in den tieferen Lagen fast nie jemand winkend am Strassenrand gestanden (wobei: das Winken hier bedeutet eher «komm hierher und halte an, ich will was von dir»), sehen wir, je näher wir den touristischen Highlights Dades- und Todraschlucht kommen, vermehrt Kinder, die, sobald sie uns sehen, zur Strasse rennen und winken!

Die zu Beginn gut ausgebaute Strasse nach Imilchil am oberen Ende der beiden oben erwähnten Schluchten wird immer abenteuerlicher – schmal und in unzähligen Kehren klettert sie immer höher hinauf und führt über mehrere Passübergänge zum Plateau des Lacs. Unterwegs passieren wir eine Baustelle nach der anderen. Hier soll offenbar in wenigen Jahren eine gut ausgebaute Strasse mithelfen, die schöne Bergwelt mit Touristen zu überschwemmen.

Hauptverbindungsstrasse im Hohen Atlas

In der Nähe der an den Hängen klebenden Dörfer und einzelnen Häuser wird hier noch auf herkömmliche Weise Holzkohle hergestellt – in grossen Haufen wird das Holz unter einer Plane verbrannt resp. verglüht, um danach in grosse Säcke abgefüllt zu werden.

Wie schon letztes Jahr stellen wir uns bei einbrechender Dunkelheit an den Lac Tislit. Dieses Mal aber nicht direkt ans Ufer, sondern vor ein vermeintlich unbewohntes Haus – was sich schon bald als Irrtum herausstellt. Der schon bald herankommende Bewohner erlaubt uns aber, hier zu stehen – es ist ja nur für die Nacht. Am nächsten Morgen liegen die Temperaturen um den Gefrierpunkt und wir schalten die schon lange nicht mehr gebrauchte Heizung ein. Na ja – es ist nach Mitte November und wir befinden uns auf ca. 2400 m Höhe – da muss man damit rechnen … Unser «Gastgeber» ist schon früh auf den Beinen und sitzt zwischen uns und seinem Haus auf einem Mäuerchen. Wir bieten ihm einen Kaffee an, welcher er gerne annimmt. Als wir uns verabschieden, gebe ich ihm noch 2 Dosen mit Getränken – er fordert ganz selbstverständlich noch 50 Dirham dazu – für seine «Bewacherdienste»! Wer ihn um diesen Dienst gebeten hat, wissen wir nicht – wir auf jeden Fall nicht! Er ist ziemlich hartnäckig und schliesslich drücke ich ihm 40 Dirham in die Hand. Wir steigen ein und fahren unter seinem nicht ganz zufriedenen Blick einfach davon!

Schöne Abendstimmung am Lac Tislit

Für diesen Tag haben wir geplant, die Piste von Agoudal über einen der höchsten zu befahrenden Pässe in Marokko, den über 2900 m hohen Tizi-n- Ouano, in die Dadesschlucht zu fahren. Auf dem Weg nach Agoudal fällt uns auf, dass der Motor immer wieder Aussetzer hat und das Gas nicht richtig annimmt – ist es die Höhe, schlechter Diesel oder ist in Casablanca nicht sorgfältig gearbeitet worden? Auf jeden Fall getrauen wir uns so nicht in die weite und einsame Bergwelt ☹. Es bleibt uns nicht viel mehr übrig, als über die ausgebaute Teerstrasse in die Todraschlucht und in tiefere Lagen zu fahren – und schon bald benimmt sich unser Grosser, wie wenn nie etwas nicht gut gewesen wäre! Irgendwann kommen wir auch der Ursache dieser Probleme auf die Spur: mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat Armin am Morgen den Motor zu früh gestartet, bevor das elektronische System den Startcheck fertig durchgeführt hat – und so wurde vermutlich einfach zu wenig Diesel eingespritzt!

Die beiden berühmten und zum Pflichtprogramm einer Reise in den Süden von Marokko gehörenden Täler – Todraschlucht und Dadesschlucht – welche der beiden ist schöner oder spektakulärer? Da wir am selben Tag beide Täler durchfahren, können wir hier den direkten Vergleich wagen: uns gefällt die weniger spektakuläre, aber landschaftlich schönere Todraschlucht eindeutig besser.

In der Todraschlucht

In der Dadesschlucht

In beiden Tälern ist es aber nicht einfach, sich hinzustellen, ohne belästigt zu werden – ausser man ist auf einem der vielen Campingplätze. Heute wird es wieder einmal später Nachmittag bis wir uns hinstellen – wir finden in der Nähe des Endpunktes der sehr abenteuerlichen Querpiste zwischen den beiden Schluchten, welche wir letztes Jahr unter für uns damals schwersten Bedingungen gefahren oder besser geholpert sind, einen ruhigen Platz. Schon bald kommt ein Marokkaner des Weges und fragt uns, ob wir vorhaben, die Piste hinüber in die Todraschlucht zu fahren. Wir verneinen, worauf er erleichtert erschient und meint, dass dies mit dem LKW schon länger nicht (mehr) möglich sei. – Wir haben das aber letztes Jahr gemacht, wissen aber, dass es an einigen Stellen grenzwertig ist. Unterdessen sei es noch schwieriger und die Strasse auf der anderen Seite noch schlechter – aber er kann sich nun daran erinnern, uns gesehen zu haben, als er damals mit einer Gruppe Touristen unterwegs war! Er meint, wir sollen die Piste nach Agoudal fahren, die sei auch für diese Grösse von Gefährt kein Problem und sehr schön – und da MANni sich von seiner «Krankheit» erholt hat, beschliessen wir, genau dies zu machen – einfach in der umgekehrten Richtung wie ursprünglich geplant.

Tief eingegrabene Canyons

Weitsicht im Hohen Atlas

Am nächsten Morgen haben wir schon bald wieder Besuch – dieses Mal aber nicht jemand, der uns einen Tipp geben will, sondern der etwas von uns haben möchte! Unverrichteter Dinge ziehen der Mann und der Junge nach einiger Zeit enttäuscht ab – da es wieder sehr kalt wurde in der Nacht, haben wir geheizt und die Fenster geschlossen gehalten, so dass wir sie nicht bemerkt haben ?… Bald steht der Junge wieder da und als Armin etwas draussen machen muss, gibt er ihm einige Biskuits vom Vorabend, welche natürlich umgehend verschlungen werden. Als wir abfahren, will er noch Geld von uns – sicher nicht, wieso auch? – um schlussendlich Armin noch um ein Telefon anzubetteln! Merke: gibst du diesen Leuten den kleinen Finger, wollen sie als nächstes deine Hand und dann deinen ganzen Arm!!!

Die Fahrt zurück in das Hochtal von Imilchil über die schmale, aber gut zu befahrende Schotterstrasse lohnt sich – weite Ausblicke in den Hohen Atlas faszinieren nach jeder Kehre aufs Neue. Und da uns beim Aufstieg auf den Pass lediglich ein Bauer mit seinen beiden Eseln entgegenkommt, müssen wir uns nicht einmal vor einem drohenden Engpass zum Kreuzen fürchten ?!

Wer kommt denn da daher?

Piste an schönster Hanglage …

Wunderschöne Landschaften

Da wir am Ende des Tages wieder in der Todraschlucht sind, Armin noch einiges richten will, was in Casablanca nicht ganz zu seiner Zufriedenheit gemacht wurde und der schon halb fertig geschriebene Blog wieder einmal mit Bildern versehen und ins Internet gestellt werden will, stellen wir uns als einzige Gäste auf einen der vielen Campingplätze hier hin. Dort bleiben wir dann auch gleich für die nächsten beiden Tage stehen, damit alles in Ruhe erledigt werden kann.

Nur nicht den Kopf hängen lassen …

Vor wenigen Wochen haben uns Verwandte von mir aus der Schweiz ein Mail geschrieben, dass sie in der zweiten Novemberhälfte im südlichen Marokko unterwegs sein werden. Und so ergibt es sich, dass wir uns am Sonntag für einige gemütlich verplauderte Stunden mit Jane und Ruedi treffen – es war schön, euch zu sehen und wir haben die kurze Zeit mit euch genossen!

Besuch von Jane und Ruedi

Uns zieht es noch weiter in den Süden des Landes und auch zurück in die Wärme – in der Nacht wird es uns in den Bergen definitiv zu kalt! Und so landen wir schon bald wieder in Zagora auf dem altbekannten Campingplatz, wo wir aber auch dieses Mal nicht lange bleiben. Bei den Arbeiten an MANni in der Todraschlucht mussten wir die Führerkabine ausräumen, damit Armin diese kippen kann – beim Helfen, die z.T. doch recht schweren Rako-Kisten auszuräumen, habe ich mir eine schmerzhafte Reizung des Beckenkammes eingefangen. Hier braucht es nun Geduld, Dehnübungen und, wenn möglich – einen Saunabesuch, also tief eindringende Wärme! Und wie es der Zufall so will, hat es nur wenige Kilometer von hier auf dem Weg zu der Piste, die wir als nächstes fahren möchten, ein Hotel mit Campingmöglichkeit, welches über eine Sauna verfügt! Also nichts wie hin und hier, am Rand der Wüste, kommen wir, wie gewünscht, so richtig ins Schwitzen! Ob und wieviel das genützt hat, kann ich abschliessend nicht beurteilen – aber mit regelmässigem dehnen und dekorativen, bunten Tapes an den schmerzenden und steifen Stellen scheint das ärgste überstanden zu sein. Vielleicht hat aber auch das Gerüttel der schlechten Strassen meinen Rücken massiert, so dass sich die Verspannungen gelöst haben ?? Auf jeden Fall geht es mir nach einer Woche wieder so gut, dass ich mich ohne aufzujaulen wieder im Bett drehen kann und nicht mehr wie eine hundertjähriges Mütterchen herumlaufen muss ?!

Hotel in der Wüste mit Sauna – und Schweizer Fahne!

Die Piste von Tagouhite über den Erg Chegaga und den Lac Iriki nach Foum Zguid kennen wir schon vom letzten Jahr. Da wir aber gerne nochmals in den Dünen des Ergs übernachten möchten und auch sonst die Piste in schöner Erinnerung haben, wollen wir sie nochmals fahren. Leider kommen wir dieses Mal nicht weit – als wir am Rand der Dünen den Luftdruck in den Reifen reduzieren, frischt der Wind immer mehr auf und schon bald sieht man nur noch wenige hundert Meter weit – die ganze Luft ist voller Staub und Sand! So macht es keinen Sinn, weiterzufahren und da wir nicht wissen, ob der Wind sich morgen wieder legt, kehren wir um. Kurz vor der Teerstrasse wieder Luft aufpumpen und zurück über die beiden Bergketten nach Zagora. Wir sind erstaunt – da, wo wir noch vor wenigen Stunden eine herrliche Weitsicht geniessen konnten, sehen wir nun fast nichts mehr! In Zagora selber ist die Luft noch klar und der Wind nicht stark – das ändert sich aber innerhalb einer halben Stunde und als wir nach einem kurzen Einkauf weiterfahren, ist die Luft getrübt und der Wind wirbelt alles, was nicht festgemacht ist, herum!

Wind und Sand/Staub = …

Vom Winde verweht

Wir verziehen uns schleunigst in ruhigere Gegenden und fahren in Richtung Taroudannt. Auf beiden Strassenkarten, welche wir dabeihaben, führt eine kleine Strasse von Anezal über die Berge nach Aoulouz – so können wir den Weg abkürzen und müssen nicht über die Hauptstrasse donnern. Und sicher ist diese Strecke landschaftlich auch viel schöner. Zu Beginn schlängelt sich die gut ausgebaute, schmale Teerstrasse durch Täler immer weiter hinauf in die Berge. Wir geniessen tolle Ausblicke und sind erstaunt, wie wenig Verkehr es hier hat – wir begegnen nur wenigen Autos. Irgendwo, schon weit oben, zeigt uns das Navi plötzlich an, dass wir nicht mehr auf der richtigen Strasse sind – diese müsste etwas weiter hinten nach links abgezweigt sein – wir können uns beide aber nicht erinnern, dass wir irgendwo eine andere Strasse gesehen haben??? Also wenden wir und fahren das kurze Stück zurück um zu schauen, ob wir beide irgendwie blind geworden sind – aber am angegebenen Ort sehen wir nur eine schmale, unscheinbare und holprige Piste den Bergkamm entlangführen – das ist laut Navi die Strasse, welche schlussendlich in Aoulouz landen soll!? Nein – da fahren wir nicht lang, wer weiss, wie es da weitergeht – und überhaupt – wenn es schon eine so schöne und gute Teerstrasse gibt, wird diese sicher die neue Strasse sein, so dass wir uns weiterhin an diese halten können, um an unser gewünschtes Ziel zu gelangen. Immer weiter geht es in die Berge – nur die Richtung stimmt nicht ganz – anstatt nach Westen dreht der Weg nach Norden – dort ist aber schon bald nichts mehr auf der Karte eingezeichnet!  Wir können nur hoffen, dass wir schon bald irgendwo landen, wo die Strasse wieder nach Westen abbiegt, um doch noch nach Taroudannt zu gelangen. Wir erreichen ein Dorf, wo es laut Karte eine Piste geben soll, die uns wieder zurück in die richtige Richtung führen würde – aber nur dann, wenn wir MANni nicht durch das enge Dorf zwängen müssen – da kommen wir nie durch!

Und jetzt mach mal die Augen zu und stell dir folgende Situation vor: du fährst guten Mutes auf einer wohl schmalen, aber bestens ausgebauten Strasse mitten in den Bergen oberhalb eines Dorfes am Hang entlang. Dann, völlig unerwartet, endet die Strasse nach einer unübersichtlichen Kuppe – und du stehst vor der Wahl, entweder dein grosses Fahrzeug direkt hier auf der schmalen Strasse, wo es auf einer Seite steil hinunter und auf der anderen Seite genau so steil nach oben geht, zu wenden, oder die schmale Piste ins Dorf hinunter zu nehmen, für welche dein Fahrzeug viel zu gross ist, oder  die ebenso schmale Piste weiter geradeaus zu nehmen, wo es nach einem Bach einen kleinen, ziemlich abhäldigen Platz gibt (so wie es aussieht, der örtliche Müllverbrennungsplatz), wo du wenigstens gerade mal so Platz haben solltest, dein Fahrzeug ohne grössere Gefahr  zu wenden ?! So ist es uns hier ergangen – völlig perplex schauen wir uns an – das gibt es doch nicht! Aber wie wir es drehen und wenden – es bleibt uns nicht viel anderes übrig, als die vernünftigste Variante zu wählen und auf dem engen Platz nach dem Bach zu wenden, damit wir den ganzen weiten Weg zur Hauptstrasse wieder zurückzufahren können, immerhin schlappe 65 km!

Wunderschöne Weitsicht und ein Dorf im Nirgendwo

Regenbogen in den Wolken

Das war´s für heute

An der Stelle, wo die richtige Piste abgeht, machen wir nochmals Halt – es kann doch nicht sein, dass alle Strassenkarten diese Verbindung eingezeichnet haben und man da nicht durchfahren kann! Aber auch das zu Rate gefragt Google Maps macht uns keine Hoffnung – es sieht dort einfach zu riskant aus. Später sucht Armin dann doch noch im Internet nach Erfahrungsberichten über diese sicher sehr schöne Strecke durch den Hohen Atlas – was er dort findet, bestätigt unsere Entscheidung – der Bericht eines Motorradfahrers, der die Piste in der Gegenrichtung befahren hat und irgendwo im nirgendwo nicht mehr weitergekommen ist, da es einfach nur noch über Geröll gegangen wäre, spricht Bände. Und auch er bemerkt, dass er nicht versteht, dass eine nicht zu befahrende Strecke auf allen Karten eingezeichnet ist!

Den ganzen Tag haben wir von Weitem die wolkenverhangenen Berge des Hohen Atlas in der Ferne gesehen – am nächsten Morgen sind die höchsten Gipfel weiss gepudert – der erste Schnee dieses Winters, den wir sehen!

Gezuckerte Gipfel im Hohen Atlas

Letztes Jahr haben wir Taroudannt besucht, haben uns jedoch nicht zurechtgefunden und wurden von einem jungen Mann, der uns schon auf dem Parkplatz angesprochen hat, in ziemlichem Tempo durch die Medina gelotst, um schon bald in einem Geschäft mit den üblichen in Marokko und/oder China hergestellten Erzeugnissen zu landen. Auch am nächsten Tag hat er sich an uns gehängt – viel haben wir also nicht unbedingt gesehen. Dieses Jahr möchten wir die ursprüngliche Medin auf eigene Faust und in unserem Tempo besichtigen – weit kommen wir aber wieder nicht – und schon werden wir von einem wildfremden Mann angesprochen. Seid ihr Franzosen? Nein – Schweizer. Ah – des Suisses – er lebte lange Zeit in Deutschland und möchte nur wieder einmal Deutsch reden können ?. Und schon sind wir in seinem Fahrwasser und haben fast keine Chance, dorthin zu gehen, wohin wir möchten. Irgendwann schaffen wir es dann doch, ihm klarzumachen, dass wir keine Begleitung wünschen und uns schon alleine zurechtfinden! Etwas enttäuscht zieht er von Dannen – ist es jeweils die vielgepriesene Gastfreundschaft in diesem Land oder möchten diese «Guides» lediglich den Touristen das Geld aus der Tasche ziehen? Ich bin mir da immer noch nicht ganz sicher, ob ihr Handeln so absolut uneigennützig ist, wie sie einem versichern … Auf jeden Fall können wir doch noch ungestört etwas durch die Medina bummeln, bevor wir zu MANni zurückkehren.

Hier in Marokko beginnt das öffentliche Leben erst im Verlauf des Nachmittages zu pulsieren und so gehen wir am Samstag erst dann in die Medina – und werden schon bald wieder angesprochen! Dieses Mal machen wir dem netten Mann schnell klar, dass wir alleine gehen möchten. Ein bisschen irritiert zieht er ab … Die überdachten Souks hier in Taroudannt sind offensichtlich weniger auf Touristen ausgelegt und wir geniessen es, durch die Gassen zu schlendern und kaum belästigt zu werden. Ich finde noch ein paar Geschenke für unsere Lieben zu Hause, welche ich dann Armin’s Schwester, welche uns im Januar in Marrakech besuchen kommt, mitgeben kann.

Immer wieder lernen wir auf unserer Reise nette und sympathische Leute kennen – oder solche, die jemanden kennen, den wir auch kennen … auf jeden Fall geniessen wir immer wieder die spannenden und schönen Stunden, die wir mit gleichgesinnten verbringen dürfen. Eine gute Gelegenheit dazu sind immer wieder Campingplätze und so lernen wir auch Marita und Uwe aus Deutschland kennen, welche die folgende Geschichte und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, kaum glauben können …

Hier lässt es sich aushalten – es gibt schlechtere Plätz für eine Zwangspause!

Am Nachmittag des 3. Dezembers fahren wir auf einen Campingplatz etwas nördlich von Agadir – der Wäschekorb ist am Überquellen – hier ist dringender Handlungsbedarf! Während ich mich am nächsten Morgen um die Wäsche kümmere, inspiziert Armin, wie immer mal wieder, das Äussere von MANni – und ist überhaupt nicht erfreut, als er unerwartete Schäden an unserem Fahrzeug entdeckt! Zum Glück hat er keine zwei linke Hände und ursprünglich einen Beruf in der Metallverarbeitungsbranche erlernt – nach zwei Tagen harter Arbeit ist es soweit gerichtet, dass wir weiterfahren können?!  Es bleibt aber immer noch ein ungutes Gefühl – so möchten wir eigentlich nicht zum Abenteuer Westafrika starten!!!

Einige Mails und Telefonate mit Action Mobil später bestätigt sich unsere Befürchtung –  wir müssen mit unserem an Rückenproblemen leidenden MANni nach Europa zurück und ihn in Österreich einer umfangreichen Operation unterziehen lassen!!!

Nach Europa zurück, speziell in die Schweiz und nach Österreich im Winter heisst, dass wir unsere abgefahrenen Reifen schon im Dezember und nicht erst, wir geplant und arrangiert, im Januar wechseln müssten – ausserdem noch kurzfristig eine Schiffspassage nach Savona oder Genua buchen (damit wir nicht den ganzen, reifenfressenden Weg auf der Strasse zurücklegen müssen), unsere gebuchten Flüge von Marrakech nach Zürich und wieder zurück storniert (MANni hätten wir hier unterdessen sicher abgestellt) und und und … richtig gelesen: wir hatten geplant, die Familie an Weihnachten mit unserer Anwesenheit zu überraschen – in der jetztigen Situation haben wir sie über unsere ungeplante Rückkehr mit MANni unterrichtet.

Unsere Köpfe beginnen ob dieser unerwarteten und etwas nervigen Situation schon bald zu rauchen … aber immer noch besser, wir haben den Schaden jetzt entdeckt und nicht erst später, wo nur eine provisorische Reparatur möglich gewesen wäre – ärgerlich ist es aber trotzdem und frustriert uns gehörig. Das Ganze bringt unsere Planung arg durcheinander – zum Glück haben wir ja Zeit … ?

Unterdessen sind wir, ganz entgegen unseren Gewohnheiten, auf der Autobahn von Agadir nach Casablanca gefahren – wir wollen die Reifen montieren lassen. Der Reifenhändler will aber cash bezahlt werden – wo sollen wir aber innerhalb kurzer Zeit genügend Euro oder Dirham herkriegen? Also beschliessen wir, nicht eben mit dem besten Gefühl, die hier reservierten Reifen sausen zu lassen und mit unseren abgefahrenen Gummis in die Schweiz zu fahren – wenn die Strassen schneebedeckt sein sollten, werden wir eben eine Pause einlegen müssen… gewechselt werden sie dann bevor MANni in die «Klinik» muss ?.

Heute, am 12. Dezember, wiederum nach stundenlanger Autobahnfahrt, stehen wir in Sichtweite vom Hafen Tanger Med, von wo aus morgen Abend unsere Fähre nach Genua abfährt … und da es gestern stark geregnet hat, ist die Luft so unglaublich klar, dass wir den Südzipfel von Europa und den «Affenfelsen» zum Greifen nahe sehen – ein wohl schöner Anblick, aber ob den Umständen finden wir es eher absurd … ich komme mir vor, wie wenn irgendwo der Film gerissen wäre und ein anderer, unpassender angeklebt wurde, so dass wir uns jetzt im falschen Film befinden … ich kann es kaum fassen: noch vor einer guten Woche (ist das wirklich erst so kurz her?) haben wir uns herausgesucht, wo wir am besten und mit der grössten Chance auf Erfolg unsere Visa besorgen und wie wir das Wirrwarr mit den Haftpflichtversicherungen in Afrika am pragmatischsten lösen können … und nun wird unsere als Scherz gemeinte Antwort auf die Frage «Haltet ihr es so lange unterwegs und im Ausland aus?»  tatsächlich wahr: «Wer weiss, vielleicht sind wir schon in einem halben Jahr wieder da!?»

Unsere erst eben begonnene Reise müssen wir zwangshalber und schweren Herzens für einige Monate unterbrechen, bis MANni wieder gesund ist – wir warten aber jetzt schon ganz ungeduldig auf die Wiederaufnahme und Fortsetzung der Weltreise! Schon bald soll es heissen «sWillis sind wieder unterwegs»!

Goodby Africa – wir kommen so schnell wie möglich wieder!

Die Verabschiedung an dieser Stelle steht heute für euch und für Afrika:

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

Zur Erinnerung, Suaheli für: Auf Wiedersehen, unsere Freunde! Bis bald …

P.S.: Soeben haben wir per SMS erfahren, dass die Abfahrt unseres Schiffs infolge schlechter Wettervorhersagen auf den 14.12. um 14:00 Uhr verschoben wurde …

 

Gesamtstrecke: 2942.99 km

 

Die Welt ist gross, schön, bunt und spannend,
manchmal auch eng, kahl, beängstigend oder nervig.
Aber sicher allemal wert, erkundet zu werden
und immer gut für so manches Abenteuer.
Wir machen uns dann mal auf die Socken …

Geleitet von diesem Moto sind wir Mitte 2017 zu unserer Weltreise aufgebrochen. Mittlerweile haben wir Frankreich, Spanien, Portugal und Marokko besucht, bevor es 2018 weiter südlich in uns völlig unbekannte Länder gehen soll. Vieles haben wir gesehen und erlebt, vieles wird noch auf uns zukommen – wir freuen uns darauf!
Wir wünschen allen Daheimgebliebenen wunderschöne Festtage und einen guten Rutsch in ein ereignisreiches, schönes und glückliches 2018.
Penny und Armin
sWillis unterwegs
www.swillis.ch

Irrgeleitete Liebe

Wo bleibt da das Muli?

Normale Last für einen Esel

Pferdetransport auf Marokkanisch

Auch die Frauen können was schleppen …

FIGUGEGL! Für unwissende: Fondue Isch Guet Und Git E Gueti Lune!

Selbstversorgung in den Bergen

 

Bye bye Africa – welcome back home ☹ ?

13. – 17.12.2017

Von Afrika nach Europa – ein Katzensprung

Wie von der Reederei angekündigt, hat unsere Fähre nach Genua Verspätung – und es wird dazu noch bei uns für ziemliche Verwirrung gesorgt, wann diese denn nun genau ausläuft. Und das kam so: nach dem im letzten Bericht als P.S. erwähnten SMS kam etwas später noch ein WhatsApp, welches die Abfahrt schon um 02:00 Uhr am 14.12.2017 ankündigte – genau 12 Stunden vor der per SMS gemeldeten Zeit!? Um sicher zu sein, kontrolliere ich das Ganze nochmals – tatsächlich, im SMS steht 14:00 Uhr, im WhatsApp 02:00 Uhr, beides im 24-h Modus. Was stimmt nun? Wir sind ziemlich unsicher und beschliessen deshalb, zur Sicherheit schon am frühen Abend des 13. Dezember zum Hafen zu fahren. Lieber dort warten müssen als die Fähre verpassen! Am Schalter werden wir informiert, dass das Schiff wirklich erst um 14:00 Uhr am Donnerstag fährt – und somit verbringen wir unsere vorläufig letzte Nacht in Afrika auf dem Parkplatz im Hafen von Tanger Med! Nicht eben der schönste und ruhigste Platz, aber in unserer Situation praktisch.

Das Ganze lässt mir dann doch keine Ruhe, ich schaue beide Nachrichten nochmals an – und nun steht im WhatsApp ebenfalls 14:00 Uhr??? Ich schnall das nicht – keine neue Nachricht und trotzdem nun eine andere Zeit??? Wenn ihr jetzt meint, die spinnt ja und hat nur nicht richtig geschaut – ich bin mir absolut sicher, dass mir aufgefallen ist, dass sich die Zeiten um 12 Stunden unterschieden haben und ich deswegen alles nochmals genau kontrolliert habe: steht da nun 02:00 oder 14:00?

Schlussendlich spielt es eh keine Rolle, wann die Abfahrt angekündigt ist – das Schiff kommt infolge schlechtem Wetter unterwegs erst dann in Marokko an, als es eigentlich nach neusten Informationen auslaufen sollte! Und bis alle Fahrzeuge, Container und Passagiere das Schiff verlassen haben, die geduldig wartende Autoschlange im grossen Bauch der Fähre verschwunden ist, das Schiff zu zittern beginnt und es «Leinen los» heisst, ist es etwas nach 18:00 Uhr! 19 Stunden Verspätung – irgendwann wird die so gross sein, dass die Fährgesellschaft den Fahrplan überarbeiten muss ?!

Die erstaunlich ruhige Überfahrt nach Genua mit Zwischenstopp in Barcelona dauert insgesamt 46 Stunden – am Samstagnachmittag um 16:00 Uhr laufen wir im Hafen von Genua ein – und somit hat die zwischen Italien und Marokko pendelnde Fähre nur noch knapp 17 Stunden Verspätung!

Schon eine halbe Stunde später sind wir auf Italienischem Boden, haben den Zoll ohne Probleme hinter uns gelassen und sind auf dem Weg nach Hause. Da der Wetterbericht für die nächsten Tage immer wieder Schneefall voraussagt und unsere abgefahrenen Reifen wohl für Sand aber weniger für Schnee ideal geeignet sind – wir auch besser als gedacht vorankommen – fahren wir in einem Rutsch durch bis nach Aeugst, wo wir am Samstagabend kurz nach 22.00 Uhr wohlbehalten ankommen.

Nun können wir nur hoffen, dass die bestellten Reifen innerhalb nützlicher Frist geliefert und montiert werden und wir bald einen Termin in Österreich erhalten, so dass MANni so bald als möglich von seinem Rückenleiden geheilt ist. In der Zwischenzeit geniessen wir die Tage und Stunden mit der Familie, besonders die Zeit mit unseren beiden Enkelkinder Joel und Elina, unser schönes, grosses Haus, unsere Freunde, das Wallis und den Winter und versuchen, uns von diesem Ärgernis und der Zwangspause nicht unterkriegen zu lassen. Aus verschiedenen Gründen können wir momentan nicht darüber informieren, was genau das Problem ist, werden aber versuchen, dies zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Wir bitten um Verständnis.

Bis wir wissen, wann wir wieder aufbrechen können, werden wir den Blog ruhen lassen (auch hier bitten wir um Verständnis ?) – freuen uns aber weiterhin über jede Nachricht, die wir erhalten und hoffen, dass alle Freunde von «sWillis unterwegs» uns nach dem Durchstarten weiterhin auf unserer Reise begleiten, unsere Abenteuer miterleben sowie unsere Freude und unseren Frust mit uns teilen werden! Bis dann und …

 

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

 

Gesamtstrecke: 1957.66 km

 

 

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