Weltreise

3. Anlauf und welcome back to Africa!

Ein Kreis hat sich geschlossen

19. – 25.09.2018

Am Mittwoch, den 19. September, erreichen wir von Genua herkommend den Hafen von Tanger Med. in Marokko. Da die personenbezogenen administrativen Einreiseformularitäten schon auf der Fähre erledigt werden konnten, wird lediglich das Formular für die temporäre Einfuhr des Fahrzeugs inkl. Pass des Fahrzeughalters kontrolliert und ersteres abgestempelt. Dann noch einen kurzen Augenschein im Innern des Aufbaus, die obligate Frage nach Waffen usw. – und schon nach erstaunlich kurzer Zeit sind wir aus dem Hafengelände heraus und wieder «on the road». Nun haben wir ca. zwei Wochen Zeit, uns schon bekannte und eventuell auch unbekannte Orte zu besuchen, bevor wir uns mit Peter und Franz und deren Ehefrauen in Südmarokko treffen, um gemeinsam die Wüste in Mauretanien unsicher zu machen ?.

Schon nach wenigen Minuten geschieht etwas, was wir so nicht erwartet haben: wir haben das Gefühl, endlich wieder am richtigen Ort zu sein, dort, wo wir momentan hingehören! Und das ist einfach nur schön ?! Und etwas Weiteres fällt uns auf: es ist dieses Mal deutlich grüner als wir es bisher hier erlebt haben. Diesen Sommer muss es mehr Niederschläge gegeben haben als in den letzten beiden Jahren. (In den nächsten Tagen sehen wir auch immer wieder Wasserpfützen – teils im Strassengraben oder sogar auf den Feldern. Ausserdem führen einige kleinere Oueds, welche sonst zu dieser Jahreszeit ausgetrocknet sind, Wasser. Und in Marrakech haben wir von einem Reisenden erfahren, dass es in Zagora und Merzouga in den letzten Tagen heftig geregnet hat und dort vieles unter Wasser steht!)
An diesem ersten Nachmittag in Marokko fahren wir bis nach Chefchaouen, wo wir uns auf dem Campingplatz installieren. Hier möchten wir noch endgültig auf der Reise ankommen und die Sachen, welche wir für die zwei Tage auf dem Schiff mitgenommen haben, verstauen. Und obwohl wir das Städtchen schon zweimal besucht haben, nehmen wir den Weg nochmals unter die Füsse und sind erstaunt darüber, was es immer wieder Neues und Unbekanntes zu entdecken gibt ?.

Nach zwei angenehmen Nächten geht es weiter über die mehr oder weniger gut ausgebauten Hauptverbindungsstrassen nach Meknès. Diese Königsstadt haben wir bisher noch nicht erkundet und möchten dies nun nachholen. Schon seit der Abfahrt in Chefchaouen beobachten wir die stetig steigende Anzeige der Aussentemperatur – und entscheiden, dass es uns in einer Stadt bei über 35° C definitiv zu heiss ist. Somit lassen wir Meknès Meknès sein und fahren weiter zu den Zedernwäldern bei Azrou. Hier, auf über 1000 Metern Höhe, ist es angenehmer, aber immer noch ungewohnt warm für uns. Wir geniessen es, noch etwas draussen sitzen zu können und die Berberaffen, welche hier ihr Revier haben, zu beobachten – wie sie ohne Scheu, aber mit einem gewissen Sicherheitsabstand zu uns, auf Futtersuche gehen oder einfach nur dasitzen und – uns beobachten ?!
Am nächsten Morgen scheint der ganze Clan anwesend zu sein – Alt und Jung, gross und klein sind rund um MANni damit beschäftigt, nach Essbarem zu suchen, auf die Bäume zu klettern, sich zu streiten, herumzuturnen, Fellpflege zu machen oder auch, da nun Paarungszeit ist, für Nachwuchs zu sorgen ?. Einer der Halbwüchsigen entdeckt dann wie erwartet irgendwann, dass sich MANni auch als Klettergerüst eignet und macht es sich auf dem Dach bequem. Für uns ist das alles ein vergnügliches Schauspiel und die erste richtige Tierbeobachtung auf unserer Reise ?.

Kurze Rückblende in die Schweiz: wenige Tage bevor wir losgefahren sind, haben wir den extrem schweren Auszug der Hebevorrichtung im hinteren Stauraum ausgebaut, da wir den wirklich nicht brauchen – Gewichts- und Schwerpunktoptimierung kann nie schaden ?. Da wir hier abspecken, hat es nun gewichtsmässig wieder etwas Platz – für ein aufblasbares Kanu ?! Schon manchmal wären wir gerne auf einen See oder aufs ruhige Meer hinausgefahren – nun können wir das machen ?. Zurück zur Gegenwart: ein Kanu gehört aufs Wasser und somit ist schnell klar, wo wir als nächstes hinfahren – wir möchten an den Stausee «Barrage Bin-el-Ouidane», wo wir vor zwei Jahren auf einer, dank tiefem Wasserstand zugänglichen, kleinen Insel gestanden sind. Hier können wir sicher einen ersten Versuch starten und in See stechen ?. Auf dem Weg dorthin klettert das Thermometer immer höher und höher – bis es in Beni Mellal eine persönliche Rekordmarke von 40° C erreicht! Hoffentlich ist es am See etwas kühler … Leider erfüllt sich dieser Wunsch nur bedingt – es ist nicht mehr ganz so heiss, dafür bläst ein ziemlich starker thermischer Wind und so fühlen wir uns fast wie in einem Umluftbackofen ?!
Am nächsten Morgen ist es deutlich angenehmer, das Wasser schön ruhig und so steht den ersten Paddelversuchen nichts im Weg ?. Es folgt nun eine stichwortartige Zusammenfassung des Geschehens: schweisstreibendes Aufblasen des Kanus – Badehose, Schwimmwesten und Badeschuhe anziehen – Kanu zum Wasser tragen – im Schlamm tief einsinken (die dümmste Stelle haben wir uns ausgesucht ?) – Kanu einwassern, festhalten und mit den schlammigen Schuhen hineinklettern – erste, eher unkoordinierte Paddelversuche und sich dabei im Kreis drehen – es doch noch schaffen, in die gewünschte Richtung zu rudern – merken, dass der Wind und die Strömung mehr Einfluss auf die Fahrtrichtung haben, als gedacht – an einer vermeintlich geeigneteren Stelle anlegen – trotz den Steinen im Schlamm versinken (einer von uns geht deshalb auch noch unfreiwillig baden – wer das ist, bleibt unser Geheimnis ?) – Kanu zurück zum MANni tragen und in dessen Schatten deponieren – schwitzen – mit dem Schwamm das Kanu innen und aussen säubern – schwitzen – Luft ablassen – schwitzen – zusammenfalten – noch mehr schwitzen – alles wieder verstauen und dabei – schwitzen ?! Es hat Spass gemacht und wir werden uns bemühen, das Ganze bei geeigneten Umständen zu wiederholen und versuchen, eine gewisse Synchronität hineinzubringen. Nicht so einfach, wenn Mann und Frau nicht ganz synchron ticken … ?!

Unterdessen ist es wieder ofenmässig heiss und wir fahren deshalb weiter. Wir möchten endlich den auf dem Schiff geschriebenen Bericht über unsere Erfahrungen und Erlebnisse, über unseren Frust und unsere Wut bezüglich der Probleme mit Action Mobil, welche uns seit letztem Dezember verfolgen, auf unsere Homepage stellen. Dies haben wir auf dem Zebra Camping in Ouzoud geplant, den wir vom letzten Jahr her kennen – hier lässt es sich angenehm stehen und eine Dusche können wir nach unserem Bootsausflug auch vertragen ?! Bis wir dann dort sind, sind wir jedoch zu faul, um noch zu arbeiten und geniessen einfach so den Rest des Nachmittages. Morgen ist ja auch noch ein Tag und die Daten, welche wir auf unsere Marokkanische SIM-Karte geladen haben, sind noch bis am 27. September gültig … also nur kein unnötiger Stress ?.
Nach einem vorzüglichen Nachtessen im campingeigenen Restaurant beginnt es heftig zu winden und in den nahen Bergen blitzt und donnert es – wenn wir Glück haben, wird es auch hier regnen und somit etwas abkühlen. Aber eben, das mit dem Glück klappt nicht immer – abgesehen von ganz wenigen kleinen Tropfen bleibt es trocken. Eine willkommene Abkühlung tritt aber dank dem Wind trotzdem ein, der dann, wie wir, irgendwann – einschläft ?.
In der Nacht beginnt der Bauch von Armin zu zwicken – ist es die Hitze oder das Essen? Keine Ahnung, aber so hat er am Morgen überhaupt keine Lust, den Blogbeitrag zu bearbeiten ☹. Dafür aber eine nicht schlechte Idee: warum fahren wir nicht schon heute, etwas früher als geplant, nach Marrakech auf den Campingplatz (obwohl wir davon ausgehen müssen, dass es auch dort sehr heiss sein wird) – dort hat es einen kühlenden Swimmingpool und das mit dem Blog können wir ja auch dort erledigen … ja, so wenig braucht es manchmal, um zu prüfen, wie flexibel frau sein kann ?.
Es ist wirklich heiss hier in Marrakech – aber der Pool sorgt für die erhoffte Abkühlung, die Wäsche ist gewaschen und trocknet so schnell und zuverlässig wie im besten Tumbler ?. Und – der auf dem Schiff geschriebene und oben erwähnte «Verarbeitungsbericht» wird von Armin online gestellt, während ich die Schreibergüsse bis hierhin in die Tasten haue ?!

Wir geniessen auch am Dienstag und Mittwoch die Annehmlichkeiten des Campingplatzes, faulenzen, lesen und erledigen sonstige Arbeiten, welche auf Reisen eben so anfallen. Am Donnerstag zieht es uns weiter – Essaouira und die Küste rufen!
Leider wird uns dort nicht erlaubt, auf dem grossen Parkplatz bei den Dünen über Nacht zu stehen – letztes Jahr war dies noch möglich. So stellen wir MANni auf den kostenpflichtigen Busparkplatz in der Nähe der Stadtmauer ab und flanieren durch die engen Gassen der Altstadt. Ausserhalb der Stadtmauer und am Hafen wird rege gebaut, so dass sich das Bild hier seit dem letzten Jahr stark verändert hat.

Den gewählten Parkplatz haben wir als sehr laut in Erinnerung, so dass wir nicht eben grosse Lust verspüren, hier zu nächtigen. Nicht weit südlich hat es zwei grössere Strände, getrennt durch ein Oued und eine Klippe. Dorthin, zuvorderst auf die Klippe, stellen wir uns und geniessen die tolle Aussicht von unserem Balkon. Nur wenige Fischer und sonstige Besucher verirren sich in den nächsten beiden Tagen hierher. Trotzdem wird uns ein Service geboten, welcher zum längeren Verweilen einlädt: mit dem Esel werden frischer Fisch und Meeresfrüchte sowie Brot und sonstiges Gebäck vorbeigebracht und zum Kauf angeboten ?! Und zur grossen Freude zweier Katzen resp. dann auch eines Hundes wandert am Freitag ein frischer Fisch und am Samstag ein Côte de boeuf auf den Grill und die erwähnten Vierbeiner kriegen das, was wir übriglassen.

Das einzige, was hier nicht ganz so mitmacht, wie wir es gerne hätten, ist das Wetter: schon am Freitag zieht am Mittag dichter Nebel auf und der Samstag ist bis zum späteren Nachmittag neblig, feucht und kühl. Na ja, alles hat seine Grenzen – auch die Idylle ? …
Gerne wären wir noch ein bis zwei Tage an diesem wunderschönen Ort geblieben, besonders nachdem sich der Nebel verzogen hat – aber am Samstagabend, es ist schon dunkel, nähert sich ein Scheinwerfer auf Beinen. Wie sich herausstellt, handelt es sich um zwei Soldaten, welche alle Anwesenden, auch die einheimischen Fischer, welche neben uns ihr Zelt am Aufbauen sind, kontrollieren und dann wegschicken wollen – es sei hier am Wochenende zu gefährlich, über Nacht zu stehen. Nachdem ich ihnen erklärt habe, dass wir erstens schon seit zwei Nächten ohne irgendwelche Probleme hier sind und zweitens zum Abendessen Wein getrunken haben und deswegen nicht mehr fahren, gibt sich der tonangebende Uniformträger geschlagen – jedoch nicht ohne sich mehrmals zu vergewissern, dass wir über die Gefahr informiert sind, dass wir auf eigene Verantwortung hier für die Nacht bleiben und – dass wir am Morgen von hier verschwinden! Übrigens – die Fischer neben uns bleiben nach einer längeren Diskussion mit dem Militär auch hier und das einzige, was während der Nacht unseren Schlaf hätte stören können, ist die laute Brandung des Meeres an den Felsen unter uns ?.
Am Sonntagmorgen, kurz vor zehn Uhr, verlassen wir nur ungern diesen schönen Ort. Wir fahren entlang der N1 in Richtung Süden. Nachdem wir keinen uns ansprechenden Platz finden, installieren wir uns auf dem Campingplatz «Terre d’Océan», etwas nördlich von Agadir gelegen. Also dort, wo letztes Jahr die ganze Misère mit unserem MANni ihren Anfang genommen hat – hier hat Armin vor knapp zehn Monaten entdeckt, dass die Lagerwelle herausgerutscht war und der Zwischenrahmen massive Risse hatte.
Für uns hat sich hier ein Kreis geschlossen – wir nehmen das als gutes Zeichen und als Abschluss eines unerfreulichen Abschnitts unserer Traumreise! Wir schauen nach vorn und freuen uns nun darauf neue, uns unbekannte, interessante und spannende Ländern kennenzulernen und in uns völlig fremde Kulturen einzutauchen ?!

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

Gesamtstrecke: 2828.23 km
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