Weltreise

Italien und Slowenien

Petrus hat kein Einsehen mit uns … ☹
Italien und Slowenien Teil 1 – 2

14.05. – 22.05.2018

Nun sind wir seit knapp zwei Wochen unterwegs und haben noch fast keinen Tag ohne Regen erlebt – zwei Mal war sogar Hagel bei einem Gewitter dabei! Jetzt gerade rinnen kleine Bäche an unseren Fenstern herunter und ein einmal leiser, dann wieder lauter Trommelwirbel ertönt auf unserem Dach – ein Englischer Landregen kann da gerade mal so mithalten …
Aber genug mit jammern … an den meisten Tagen hatten wir doch für einige Stunden Sonnenschein und ein leichter Sonnenbrand hat meine Schultern auch schon verschönert.
Seit wir den verregneten und kalten Norden des Südtirols verlassen haben, sind wir in gemütlichem Tempo weiter nach Südosten vorgedrungen. Zuerst versuchen wir unser Glück am Südrand der Alpenkette in Bassano, wo uns tatsächlich schönes und warmes Wetter erwartet. Hier kann gut geflogen werden, was wir grundsätzlich auch in Erwägung ziehen – aber die vermeindlich geprellte Rippe von Armin fühlt sich nach einem heftigen Niesser eher als gebrochen an und es wäre einer möglichst schnellen Heilung nicht eben zuträglich, sich in die hier herrschenden thermischen Lüfte zu schwingen. – Somit geht es vom Flachland, wider besseren Wissens, zurück in die kalten Berge, um über den topfebenen Ostrand von Italien die grüne Bergwelt von Slowenien zu erreichen.

Die Landschaft in Slowenien, welches sich 1991 als erstes Land des ehemaligen Jugoslawien in die Unabhängigkeit gewagt hat und seit 2004 EU-Mitglied ist, hat viel Ähnlichkeit mit Österreich, dem Schwarzwald oder der Schweiz. Die Hochgebirge haben jetzt im Mai immer noch einiges an Schnee an den Flanken und weite Teile der hügeligen Landschaft ist mit Mischwald bedeckt. Dazwischen kleine Siedlungen, kristallklare und türkisblaue Bergbäche und kleine Flüsse, hie und da auch ein kleiner See, welche aber leider allesamt wegen den vorherrschenden kühlen Temperaturen und dem Mangel an wärmenden Sonnenstrahlen nicht zum Bade einladen ☹.
Was uns aber sofort auffällt ist, dass die Wiesen hier noch nicht gemäht sind und deshalb wunderschöne, mit unzähligen bunten Feldblumen übersäte Magerwiesen das Auge erfreuen ?. Das ist ein grosser Unterschied zur Schweiz!
Unser erstes Ziel ist das Socatal, ein Gebiet, welches als Slowenisches Gleitschirmeldorado berühmt ist – aber eben … somit geniessen wir ruhige Tage und einen schönen Spaziergang zu einem Wasserfall.

Im 1. Weltkrieg war hier im Socatal eine wichtige Frontlinie zwischen Italien und den Kaiserreichen Österreich / Ungarn sowie dem Deutschen Heer, die Isonzo-Front (der Isonzo-Fluss heisst auf Slowenisch Soca). Hier wurden zwölf «Schlachten» ausgetragen, in denen sich die Soldaten verzweifelt in Fels und Eis eines als wichtig erachteten Gipfels krallten, um bald darauf von der Gegenseite vertrieben oder getötet zu werden. Die Generäle befriedigte diese Strategie jedoch schon bald nicht mehr: sie begannen, kilometerlange Stollen in den Fels schlagen zu lassen, welche dann nach monatelanger Arbeit unter den Stellungen des Feindes gesprengt wurden. So wurden ganze Gipfel mitsamt den hunderten von Soldaten, welche dort die Stellung halten mussten, gen Himmel geschickt. Und ganz verrückt an dieser Geschichte ist, dass die Opfer schon Wochen vor der Sprengung ihr Schicksal näherkommen hörten – Horchtrupps verfolgten den Stand der feindlichen Arbeiten! Und da die Stellungen selten vorsorglich geräumt wurden und nie bekannt war, wann alles in die Luft fliegt, wurden unzählige Soldaten bei diesen Kommandos getötet! Viele kamen auch in Lawinen ums Leben, ganze Kompanien erfroren – weit über 500’000 (!) Soldaten liessen an der Isonzo-Front zwischen 1915 und 1918 ihr Leben! (Quelle: Reiseführer «Slowenien mit Triest» aus dem Reise Know-How Verlag, 7. Auflage 2017)
Auf der Weiterfahrt in den Nationalpark Triglav zwingen uns vielen Baustellen zu geduldigem Warten. Ausserdem fallen uns die vielen Schilder auf, welche uns belehren, dass ein LKW nur bis zu 7,5 t Gewicht durchfahren darf. Zum Glück sind wir mit einem Wohnmobil unterwegs, ansonsten müssten wir viele Umwege in Kauf nehmen und/oder uns an die grossen Hauptstrassen halten ? …
Manchmal sind wir auch ob der Aussage der Verkehrsschilder etwas verwirrt – so kann es sein, dass eine Strasse nur bis 7,5 t frei befahrbar ist, wenig später jedoch ein Schild besagt, dass die Achslast maximal 6 oder 7 t betragen darf! Wie geht denn das, bitte schön??? Für uns ist somit aber alles klar: MANni ist kein LKW und unsere vor der Abfahrt ermittelte Hinterachslast übersteigt den angegebenen Wert auch nicht (haha – aber eine Waage in der Pampa müssen wir kaum befürchten ?) – also dürfen wir getrost da durch ?!
Manche dieser von uns gewählten Strassen über die Berge sind dann aber doch sehr eng und steil (einmal wird die Steigung mit 16% angegeben!), aber da hier nur wenige Fahrzeuge unterwegs sind, stellt dies kein wirkliches Problem dar – nur die hie und da vor uns auftauchenden Holztransporter oder Baustellen-Laster, natürlich mit dem Kühlergrill in unsere Richtung, zwingen uns jeweils dazu, nahe an den Abgrund zu fahren oder gar zurückzusetzten.

Leider ist das freie Stehen mit dem Camper in diesem ansonsten freundlichen Land verboten und ich glaube nicht, dass wir mit dem Argument, dass MANni in diesem Fall ein LKW ist, durchkommen würden – so sind wir genötigt, anstatt auf einem schönen Plätzchen in freier Natur zu stehen, auf die von uns nicht so geliebten Campingplätze voller Weissware aus dem grossen Kanton auszuweichen (wo unser «kleines» Fahrzeug jeweils wieder einmal die grosse Ausnahme und platzweite Sensation ist ?), was aber durchaus auch den schönen Nebeneffekt haben kann, dass man immer mal wieder nette Bekanntschaften macht ? …
Apropos Bekanntschaft – zwei frühere Arbeitskollegen von Armin sind Slowenen und leben und arbeiten jeweils abwechslungsweise je zwei Wochen in der Schweiz und hier in ihrer Heimat. Mit beiden sind wir seit ein paar Tagen in Mail-Kontakt und Tadej, welcher im Nationalpark Triglav im Nordwesten des Landes lebt, wo wir uns ja momentan aufhalten, haben wir schon kurz getroffen. Hoffentlich klappt es auch bei Joze, welcher nahe der Hauptstadt Ljubljana wohnt … ?
Viel Natur und viel Kultur
Slowenien Teil 2
23.05. – 30.05.2018
Das Wetter ist immer noch sehr unbeständig, mehrheitlich am Morgen trocken und etwas Sonnenschein, ab Mittag gewittrig und immer wieder Schauer. Trotzdem wagen wir einen längeren Spaziergang zum See von Bohinj – da es sich gleichzeitig um den Radweg handelt, ist die Strecke leider durchwegs asphaltiert, was uns unsere Knochen am Abend deutlich merken lassen! Aber die Bewegung tut uns gut und wir kommen ohne Regen zurück zum Camping. Hier machen wir dann auch die nette Bekanntschaft einer jungen Familie. Thomas hat viel im Ausland gearbeitet, unter anderem auch in verschiedenen afrikanischen Ländern. Solche Kontakte sind wertvoll – man kann nicht genug davon haben ?.

Ein paar Tage am selben Ort hat einige Vorteile – so kann das Innere von MANni wieder einmal auf Vordermann resp. auf Vorderfrau (?) gebracht und der Wäscheberg reduziert werden – wenn es denn mal lange genug trocken bleiben würde! Aber dank unserer wasserdichten «Markise» können wir auch dieses Problem elegant lösen … – Übrigens – unsere blaue Waschtonne hat eine Ergänzung in Form eines manuellen Abflussentstopfers bekommen. Damit kann ich die Wäsche einfacher und energieeffizienter durchwalken als von Hand und die Wäsche wird dazu noch schön sauber ?! Den Tipp habe ich von anderen Reisenden erhalten und finde ihn echt gut – zum Nachahmen empfohlen! Wenigstens für diejenigen, welche keine Waschmaschine mit herumkutschieren ?!
Am Samstagmorgen geht es früh los – wir haben uns mit Joze bei ihm zu Hause zum Frühstück verabredet und brauchen bis dorthin etwa eine Stunde Fahrzeit. Da wir schon bei der Ankunft auf dem Camping (wo wir lange fünf Nächte zugebracht haben – Rekord!) vermutet haben, dass sich die automatische Schranke für MANni nicht einfach so öffnet, versuchen wir es vorsorglich am Freitagabend – unsere Vermutung bestätigt sich … wir kennen das ja schon aus Frankreich! Zum Glück erkennt die nette Dame an der Rezeption unser Problem und gibt uns einen Padge, um die Schranke zu öffnen, welchen wir dann einfach vor das Fenster der Rezeption hinterlegen können -unkompliziert und pragmatisch.
Nach dem verspäteten Frühstück bei Joze und Sonja (kurz vor unserem Erscheinen ist der Strom weg – und ohne Strom keine Kaffeemaschine, kein Licht und gar nichts!), geht der kulturelle Teil unseres Slowenienaufenthalts los: zuerst ein Besuch in einem Arboretum, wo es schöne Pflanzen, Schmetterlinge, Vorschläge für das Recycling von Autos und lebensgrosse Dinosaurier zu bewundern gibt. Hierhin werden wir von Joze chauffiert.

Dann geht es mit seinem Auto und mit MANni weiter in die Nähe seines Wochenendhauses, wo MANni auf einem Parkplatz eine Pause einlegen darf. Wieder bei Joze im Auto geht es nach Postojna, wo wir nicht die weltberühmte Höhle besichtigen, sondern die Löcher im Bauch auffüllen. Danach geht es weiter zu einer mittelalterlichen Burg, Predjamski grad, welche halb in eine Höhle in einer Felswand gebaut ist – so war sie (fast) uneinnehmbar. Der Besuch ist sehr interessant und über einen Handrekorder wird der Besucher über die Entstehung und das Leben in der Burg in einer gewünschten Sprache unterrichtet – ich glaube, das ist in mehr als zehn Sprachen möglich! Leider ist das unter und hinter der Burg liegende Höhlensystem schon geschlossen und so können wir es nicht besichtigen.

Zurück bei MANni geht es auf schmalen Strassen tief in den Wald hinein – das kleine Dörflein – wir würden es einen Weiler nennen – wo Joze aufgewachsen ist und wo sein Häuschen steht, wartet auf uns. Und natürlich ist MANni, welcher gerade so Platz hat zwischen den alten Häusern, bei den wenigen Einwohnern und Wochenendbesuchern DIE Attraktion ?!

Auch am Sonntag sind wir später als geplant dran – Joze hat am Rückweg aus der Kirche einen Plattfuss am Auto – und kein Ersatzreifen ☹! Die Flüssigkeit, die als Notfallset im Auto ist, um den Reifen zu reparieren, funktioniert auch nicht – sie bleibt flüssig und anstatt das Loch abzudichten, spritz es bei jeder Umdrehung lustig heraus … Irgendwie schafft es Joze inkl. Auto dann doch noch zum Haus – und nachdem sich Armin den Schaden angesehen hat, holt er im MANni Flickzeug – und in kurzer Zeit ist alles wieder i.O. ?.
Wegen diesem Zwischenfall wird das vorgesehene Nachmittagsprogramm im Schnelldurchlauf absolviert – trotzdem zeigt uns Joze einen möglichen Stellplatz an einem kleinen See, eine Höhle mit unterirdischen Seen, einen schönen Aussichtsberg und einen See, welcher im Frühjahr jeweils verschwindet, um im Herbst wieder zu erscheinen! Das Geheimnis dahinter: das Feld, wo sich der See befindet, liegt an der Verwerfung der Voralpen und des Karsts und ist von Höhlen und Gängen unterminiert, durch welche ständig Wasser fliesst. In diesem Karst befindet sich ein Dolomit-Streifen, welcher dafür verantwortlich ist, dass das Wasser periodisch versickert und wieder an die Oberfläche tritt.

Am Abend heisst es Abschied nehmen von Joze, Sonja und ihrem Sohn David – sie müssen noch eine Stunde zurück nach Hause fahren und wir dürfen hier an diesem idyllischen Platz bleiben ?! Nochmals ganz herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft!
Ein weiterer Besuch steht an – ein Onkel von Armin lebt in Slowenien und wir haben uns am Mittwoch mit ihm verabredet. Somit bleiben uns zwei Tage, an denen wir nochmals in die Berge im Norden von Slowenien fahren, wo wir uns (endlich) wieder einmal frei auf einen Parkplatz hinstellen. Aber auch hier werden wir nicht vor Gewittern verschont – und in dem engen Tal werfen die Felswände den Donner lautstark zurück!
Schon auf dem Weg in den Naturpark Logarska dolina sind uns die enormen Sturmschäden im Wald aufgefallen – auch hier im Tal liegen unzählige Bäume abgebrochen oder entwurzelt auf dem Boden. Deswegen ist der schön angelegte Lehrpfad gesperrt und das Wandern auf der Teerstrasse macht einfach nicht so recht Spass ?.

Somit brechen wir am frühen Dienstagnachmittag in Richtung Dobrna auf, wo wir dann mit Armins Onkel verabredet sind. Die Nacht verbringen wir abseits der Hauptstrasse auf dem nassen Parkplatz einer geschlossenen Seilbahn – wir gewöhnen uns wieder daran, auch in Ländern, wo es verboten ist, frei zu stehen, einen Platz zu finden, wo wir ungestört und ohne jemanden zu stören sein können …
Der Besuch bei Franz ist kurz – da er gesundheitlich angeschlagen ist, ermüdet er schnell. Trotzdem können wir noch einige nette Fotos machen, welche die Mutter von Armin (eine Schwester von Franz) in Auftrag gegeben hat. Nun müssen diese nur noch zu ihr gelangen …

Bei unserem ersten Besuch in Slowenien vor elf Jahren (damals hatten wir Armins Mutter dabei und waren mit dem nagelneuen Hymer unterwegs) hat uns Franz mit auf den Rogla genommen, einem der höchsten Erhebungen im Nordosten des Landes. Das haben wir noch in guter Erinnerung und so muss MANni wieder einmal hart arbeiten, um die zeitweise steile Strasse hochzukraxeln – oben angekommen stellen wir uns auf den verwaisten Stellplatz, wo wir nach einer schönen Wanderung zu einem nahen Hochmoor und den obligaten Regenschauern eine ruhige Nacht verbringen.

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

Gesamtstrecke: 1163.33 km
   Send article as PDF   

Noch keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert