10. Juli – 6. August 2015
Unsere erste grössere Urlaubsfahrt mit MANni führt uns in die spanischen Pyrenäen. Dort soll es auch heute noch möglich sein, ohne Fahrverbote auf unbefestigten Wegen in den Bergen unterwegs zu sein. So möchten wir MANni besser kennen lernen und Erfahrungen auf Schotter und schmalen Strassen sammeln.
Der Weg dorthin führt uns über das Valle de Youx durch das Jura und quer durch Frankreich nach Millau. Dort verbringen wir einen heissen Tag auf einem der den Talkessel umgebenden Bergen mit herrlichem Blick auf die berühmte Autobahnbrücke. Diese kennen wir nun schon seit einigen Jahren vom Sehen, darübergefahren sind wir aber noch nie …
Unser erstes Ziel in den Pyrenäen ist Andorra. Dieser Kleinststaat lockt mit tiefen Spritpreisen – für billige 98 Eurocent füllen wir zur grossen Freude des Tankwarts unsere fast leeren Dieseltanks. Sicher sein Geschäft des Tages! Unsere erste Nacht hier verbringen wir neben einer Schotterstrasse in einem der vielen Skigebiete. Am nächsten Morgen werden die Schuhe geschnürt. Wir machen eine lange und anstrengende Wanderung. Zur „Belohnung“ fahren wir am späten Nachmittag über eine sehr steile Skipiste (ohne Schnee) hinauf zu einem Refugium. Hierhin kommen nur Allradfahrzeuge mit einer Zubringerbewilligung der Behörden. Aber da uns der Besitzer des Refugiums versichert, dass wir ja (s)eine Bewilligung haben und die Polizei sich hier eh nicht blicken lässt, ist doch alles in Ordnung, oder? Also Allrad und Untersetzung rein und im 1. Gang laaangsaam und voll konzentriert hinauf. Übrigens: die Frau des Besitzers ist eine Schweizerin aus Genf, so klein ist die Welt! Hier oben bestellen wir noch kurz vor Feierabend eine Flasche Weisswein und geniessen den ruhigen und einsamen Abend und die ebensolche Nacht auf 2550 M.ü.M..
In Andorra gefällt es uns, obwohl das Kleinstland nur aus hohen Bergen und tiefen Tälern zu bestehen scheint. Wir bleiben deshalb nochmals eine Nacht hier, jedoch an einem anderen Stellplatz. Da es hier einige grosse Skigebiete gibt ist es nicht wirklich schwierig, im Sommer einen schönen Platz auf einem der Parkplätze zu finden … kostenlos und inkl. herrlicher Aussicht!
In den folgenden Tagen sind wir unterwegs nach und in Spanien. Über einen abenteuerlichen, schmalen und ausgewaschenen ehemaligen Schmugglerpfad und später über Schotterpisten kurven wir über Berge und durch Täler. Der legendäre, oben erwähnte Schmugglerpfad führt von Pal in Andorra zum Port de Cabus auf 2298 M.ü.M., der Grenze zu Spanien und von dort über teils sehr schmale und holprige Forststrassen wieder hinunter, über eine Furt und weiter zum Weiler Tor.
Bald danach beginnt eine Schlucht, welche auf einer recht schmalen Teerstrasse unter überhängenden Felsen hindurch bis nach Alins führt. Und auch wenn uns die entgegenkommenden Deutschen Land Rover-Fahrer versichern, dass wir viel zu gross für ein Durchkommen sind – wir kommen doch durch.
Na ja, MANni und ich zeigen danach einige „Kampfspuren“. Er wegen Ästen und ich wegen den nicht vermeidbaren Remplern gegen die Umrandung der Dachluke im Führerhaus, wo ich stehend die unzähligen Äste auf die Astabweiser und aufs Dach geleitet habe … nur einmal während diesen Ferien haben wir gewendet, der tief hängende Ast war doch etwas zu dick und wegen der Wanderer und Velofahrer wollten wir die Säge nicht hervornehmen …
Jeden Abend suchen wir einen schönen, ruhigen Platz und werden meistens relativ schnell fündig. Manchmal auf einem leeren Wanderparkplatz, mal in einer kleinen Ebene unterhalb eines Stausees, dann wieder irgendwo neben einem Feldweg. Einer der schönsten Plätze finden wir nach einem langen Tag, an dem wir stundenlang kilometerweit oberhalb der Baumgrenze über eine unendlich lang erscheinende, schmale Pisten dem steilen Hang gefolgt sind. Zum Glück haben wir keinen Gegenverkehr – auf dem grössten Teil der Strecke wäre einer der Fahrer gezwungen gewesen, ein gutes Stück rückwärts zu fahren! Diese Piste wird als „Espot Kamm-Tour“ bezeichnet und ist wirklich spektakulär!
Da wir an diesem Tag noch unbedingt unsere Abwassertanks entleeren müssen, bleiben wir nicht in der Höhe, sondern fahren wieder ins Tal, wo wir wissen, dass es eine Entsorgungsstelle gibt. Danach auf den nächsten Pass – Fehlanzeige, hier finden wir nichts. Bei einer kleinen Abzweigung geht eine schmale Strasse weg – sieht vielversprechend aus! Na ja, bis zur ersten Kurve – dann wird es so schmal, dass wir eben noch hindurchpassen. Und die dann beginnende Piste könnte sich schon bald auch Bachbett nennen … Aber „Augen zu und durch“ – schon bald wird es besser und als wir wieder die Baumgrenze erreichen, sehen wir weit oben eine abgerundete Bergkuppe mit 2 Sendemasten – diese haben uns schon den ganzen Tag aus der Ferne gegrüsst! Ein wahrhaft traumhafter Platz – hier auf dem L´Orri bleiben wir auch noch den nächsten Tag und ein Foto von hier oben ziert unsere Visitenkarte!
Nach diesem Abstecher geht es weiter in Richtung Westen. Die Landschaft verändert sich zunehmend – von den alpin anmutenden Hochpyrenäen zu schroffen Felswänden, wo die hier heimischen Geier gute Brutplätze finden, zu hügeligen Ausläufern der weniger hohen Berge. Auch die Vegetation nimmt einen südlicheren Charakter an: Mandel- und Olivenbäume, in den charakteristischen Reihen gepflanzt, kommen immer häufiger vor. Wir sind weiterhin meist auf schmalen Strassen unterwegs, nun jedoch meistens auf geteerten. Übereinstimmend sind wir der Meinung, dass wir für den Moment genug vom Schütteln und von den in unseren Ohren schmerzhaften Geräuschen, wenn ein Ast wieder einmal MANnis Aussenhaut malträtiert, haben! Aber auch auf Asphaltstrassen kann man einiges lernen; im richtigen Gang bergauf- oder ab fahren, den Fuss von der Motorenbremse zu nehmen bevor man auf die Kupplung tritt (ansonsten geht der Gang nicht rein, weshalb nur? ;-)), andere Fahrzeuge kreuzen usw.
Mehrheitlich sind wir einfach gemütlich unterwegs, kurven durch die Berge, stocken in grösseren Ortschaften unsere Vorräte auf und geniessen das schöne, heisse Wetter. An manchen Tagen finden wir einfach einen schönen Platz, manchmal müssen wir auch länger suchen oder uns mit einem suboptimalen Übernachtungsplatz zufrieden geben. Apropos Wetter: schon seit wir in Millau gewesen sind, fällt uns auf, wie trocken es hier in Südeuropa ist. Das Gras ist gelb, Bäume verlieren z.T. schon die Blätter und die Erde ist staubtrocken.
Da wir uns in Schlangenlinien von Ost nach West, von Nord nach Süd durch die Pyrenäen bewegen, kommen wir abwechselnd durch hügelige Gegenden, wo mehrheitlich Getreide angebaut wird und dann wieder in die Nähe der hohen Berge. Dort gefällt es uns definitiv besser als in den südlichen Ausläufern und so nehmen wir wieder einmal eine schmale Stichstrasse durch eine Schlucht, welche in einen Talkessel führt, genauer unter die Lupe. Schon bald stehen wir an einem Schild, auf welchem die Höhe des kommenden Tunnels mit 3,5 m angegeben ist. Na ja, einfach umkehren wollen wir nicht, es fehlt ja nicht sehr viel … MANni ist „nur“ 25 cm zu hoch! Ich gehe zu Fuss schauen und habe den Eindruck, dass es gut reichen sollte. Aber Armin ist der Meinung, dass er es genauer wissen will, bevor wir mitten im Tunnel stecken bleiben. Mit dem Lasermessgerät bewaffnet geht er ins dunkle Loch und kommt strahlend wieder zum Vorschein: das Gerät zeigt 4m an! Nun kann uns natürlich nichts mehr halten und wirklich, kein Problem – vorerst! Schon bald kommt das nächste Höhenschild: 3,5m! Mist! Da es hier aber “nur“ unter einem überhängenden Felsen hindurchgeht, können wir ganz am rechten Rand fahren und so stellt das kein wirkliches Problem dar.
Der Wanderparkplatz, den wir schlussendlich erreichen, lädt wirklich zum Bleiben ein – gross, eben, ruhig und mit einem erfrischenden, glasklaren Bergbach daneben! Wir haben zwar ziemlich viel Gesellschaft – das sind wir uns nicht mehr gewohnt. Aber was soll‘s, es ist einfach nur schön hier! Von diesem Tal aus, dem Valle de Hecho, führte früher ein Schmugglerpfad über einen kleinen Pass ins Vallée d’Aspe in Frankreich. Soll eine schöne Wanderung sein, wir jedoch laufen nur ein Stück weit hinauf und wieder zurück, bevor wir uns im netten Bach ein reinigendes Bad gönnen.
So allmählich verlassen wir die Berge, grosse, weite Ebenen prägen nun das Bild. Hier sehen wir manchmal bis zum Horizont nur riesige Getreidefelder – wir sind in der Kornkammer von Spanien! Da sich unsere Ferien nun so langsam dem Ende zuneigen und wir uns noch Pamplona resp. Iruña anschauen möchten, fahren wir für unsere Verhältnisse recht zügig nach Westen.
Pamplona, die Stadt, in welcher das alljährliche Stierrennen stattfindet, ist nicht allzu gross und liegt eingebettet zwischen sanften Hügeln. Leider finden wir auf dem Hausberg San Cristobal keinen geeigneten Platz – schade, die Aussicht auf die Stadt ist von hier aus wunderbar! Wir finden jedoch in einem Wohngebiet am Fuss des Berges einen Parkplatz, welcher als Stellplatz für Wohnmobile ausgeschildert ist und sogar über einen Entsorgungsplatz verfügt. Und wie sich herausstellt, ist es während der Nacht für Spanische Verhältnisse erstaunlich ruhig! Da der Parkplatz ziemlich weit von der Stadtmitte entfernt ist, fahren wir an nächsten Morgen mit MANni dorthin, wo wir ihn ohne Probleme auf einem öffentlichen Gratis-Parkplatz hinstellen. Leider ist auch der ziemlich weit vom eigentlichen Zentrum entfernt und so kommen wir zu einem längeren Spaziergang als geplant. Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir trotz der Hitze geeigneteres Schuhwerk angezogen … die Blasen an den Fersen lassen grüssen!
Da wir am Abend gerne nochmals in die Stadt gehen und nicht noch einmal soweit laufen möchten, stellen wir MANni auf einem bewachten und deshalb kostenpflichtigen Parkplatz direkt an der Stadtmauer ab. Wir geniessen den Abend in einer Bar bei vino tinto und pinxtos (so heissen hier in Navarra die Tapas). Und obwohl wir eigentlich auf dem Parkplatz übernachten wollten, entschliessen wir uns dann doch, wieder auf den Stellplatz zu fahren – dort ist es eindeutig ruhiger!
Von Pamplona aus geht es anschliessend nur noch in Richtung Aeugst – bald müssen wir wieder zurück sein. Unterwegs, genauer in Frankreich, ignorieren wir die häufigen Schilder, welche Lastwagen mit mehr als 7,5 t die Durchfahrt verbieten: MANni ist ja ein Wohnmobil und deshalb gilt dieses Verbot für uns nicht! Wir sehen das so, sind uns aber nicht so sicher, ob es die Polizei auch so sehen würde … Wir finden es nicht heraus, da wir nie angehalten oder kontrolliert wurden.
Über Espelette, Mauléon, den Lac de Fabrèges, Pineta und Mas-d’Azil geht es über zum Teil schmalste Strässchen und einmal gar durch eine Grotte (Schilder 3m / 4m Höhe, was stimmt nun? In der Grotte ist es auf unserer Strassenseite sogar nur 3,2m hoch, aber ohne Gegenverkehr können wir gut auf der linken Seite durchfahren) nach Millau, wo sich der Kreis dieser Reise schliesst. Wer wissen möchte, wo diese Orte, wo wir jeweils übernachtet haben, sind, kann sich gerne bei uns erkundigen. Vielleicht finden wir sie noch auf der Karte …
Von Millau aus sind wir dann schlussendlich in 2 Tagen wieder zu Hause. Nun heisst es erst einmal MANni ausräumen, innen und aussen putzen, Wäsche waschen usw. … und sich im Alltag mit der Arbeit wieder zurecht finden. Wir hoffen, schon bald wieder unterwegs zu sein, es gefällt uns …
Super schöne Bilder! Da bekommt man gleich Fernweh.
Herzliche Grüsse
Andreas Stahel