29.10. – 12.11.2018
Eigentlich wollten wir, trotzdem unser Passavant am Sonntagabend abläuft, am Montag früh versuchen, das Carnet de Passage in Dakar rechtsgültig abstempeln zu lassen. Aber am Samstag eröffnet uns Martin von der Zebrabar, dass es am Sonntag oder Montag nicht so geschickt sei, nach Dakar zu fahren, da genau an diesem Wochenende (fast) alle Senegalesen nach Touba, dem Mekka von Senegal, pilgern, um am jährlichen Fest teilzunehmen … nur wenn wir im Stau unseres Lebens steckenbleiben möchten, sei eine Fahrt in die Hauptstadt zu empfehlen … Sein Vorschlag ist, dass wir über einen seiner Kontakte das Passavant am Montag um drei Tage verlängern lassen und so genügend Zeit haben, erst am Dienstag nach Dakar zu fahren. Wir entscheiden uns etwas widerwillig für diese Variante … und erleben am Sonntagabend eine weitere un-nette Überraschung, als uns Martin eröffnet, dass er gaaaanz vergessen hat, dass in St. Louis der Montag ein Feiertag ist und deshalb dort gar nichts geht, heisst, das Passavant erst am Dienstag verlängert werden kann! Wir sind alles andere als «amused», denn wenn wir das gewusst hätten, wären wir nicht bereit gewesen, seine Kasse weiterhin zu füttern -zumal es hier nicht eben billig ist …
(Für diejenigen, die nicht wissen (können), was ein Carnet de Passage ist: dies ist ein offizielles Zolldokument für das Fahrzeug und wird gegen Hinterlegung einer wertabhängigen Kaution von einem Automobilclub ausgestellt. Damit kann ein Fahrzeug vorübergehend in ein Land eingeführt werden und es fallen keine Zollgebühren an.)
Somit wird es Dienstagmorgen, bis wir mit Ursula nach St. Louis fahren können. Nach einem kurzen Telefonat ihrerseits taucht schon bald der Kontaktmann im Café auf, welcher sodann mit unserem Papier entschwindet … natürlich erst, nachdem wir ihm den von Martin genannten beachtlichen Betrag von 20’000 CFA (ca. 40 Euro) hingeblättert haben! Um die Wartezeit zu überbrücken, bummeln wir ein wenig durch die Stadt. Endlich sind wir, fast ein Jahr später als geplant, in Schwarzafrika angekommen – mit allem, was eben auch dazugehört wie Müllhaufen, Dreck, Gewusel, ungewohnte Gerüche, Armut, Buntheit, Lachen, Frauen mit Lasten auf dem Kopf, Palavern …
Unsere Geduld resp. unser Glaube daran, dass wir das für uns so wichtige Papier schon zur versprochenen Zeit, also noch heute Mittag, zurückerhalten, wird arg auf die Probe gestellt … nicht in letzter Sekunde, sondern schon etliche darüber wird es uns endlich doch noch in die Hand gedrückt … somit können wir wieder mit Ursula zur Zebrabar zurückfahren, welche ihre Adoptivtochter Nora um 13:00 Uhr von der Schule abgeholt hat.
Am Abend taucht ein Motorradfahrer auf, ein Spanier, der am Samstag mit dem Ziel Guinea-Bissau hier losgefahren ist …? Da er ohne Carnet für sein Motorrad reist, hat er in Diama ein Passavant für sieben Tage gekauft/erhalten – nun ist ihm am Montag an der Grenze gesagt worden, dass es ein 7-Tage-Passavant nicht gibt und er eine saftige Busse bezahlen muss, da sein Fahrzeug nicht rechtsgültig eingeführt worden sei – wenn er nicht bezahlt, wird das Motorrad konfisziert und das wird dann erst so richtig teuer ? … er konnte die Busse herunterhandeln, muss den Senegal aber bis am Dienstag verlassen haben – und so ist er an diesem Tag 700 km bis hierher gefahren … der afrikanische Behördenwirrwarr lässt grüssen ?!
Am Mittwoch machen wir uns endlich auf den beschwerlichen Weg nach Dakar – beschwerlich wegen der unzähligen «Speedbumps», auch «schlafende Polizisten» genannt! Am Eingang und am Ende jeder Ortschaft, oft auch dazwischen, sind recht hohe Teerbänder über die Strasse gebaut – ein schnelles Vorankommen oder umweltfreundliches Fahren sind somit ein Ding der Unmöglichkeit! Was uns jedoch erstaunt ist, dass es nur wenige Polizeikontrollen hat – wie anderweitig zu lesen ist, sollen diese hier sehr häufig vorkommen und vor allem Fahrzeuge mit ausländischen Kontrollschildern z.T. schikanös behandeln … wir können das nicht bestätigen. Einmal wurden wir zwischen St. Louis und Dakar angehalten und der Polizist wollte nur unsere Versicherung sehen … that’s it!
Dakar – Schmelztiegel der Kulturen und Aushängeschild für Fortschritt und Moderne. Wir merken von beidem nicht sehr viel. Denn wer uns kennt, weiss, dass wir uns nicht gerne in grossen Städten aufhalten. Wir sind nur aus zwei Gründen hier – zum Einen müssen wir unser Carnet abstempeln lassen und zum Andern brauchen wir das eine oder andere Visum … und dafür müssen wir nicht einmal direkt ins Zentrum der Stadt.
Als erstes möchten wir MANni rechtsgültig anmelden. Das zuständige Zollbüro befindet sich in der Nähe des Hafens und um dorthin zu gelangen, reihen wir uns schon bald in die unendliche Kolonne von LKW ein, welche sich nur alle paar Minuten um einen Meter weiterbewegt – wir versuchen, es gelassen zu nehmen … Einige hundert Meter vor dem Ziel, es geht keinen Millimeter weiter, schnappe ich mir das Carnet und gehe zu Fuss zum Zollbüro – schnell ist der zuständige Beamte gefunden, das Carnet gestempelt (ohne Bezahlung), im Geschäft nebenan Kopien des Passes und des Fahrzeugausweises gemacht (gegen Bezahlung), diese Kopien dem Beamten gebracht … bis ich das Gebäude wieder verlasse, ist Armin mit MANni auch schon fast hier ? …
Da es noch relativ früh am Nachmittag ist, möchten wir versuchen, wenigstens eines der benötigten Visa zu beantragen – was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen. Die nun angepeilten Botschaften von Guinea und der Elfenbeinküste sind beide in einem nördlichen Quartier angesiedelt. Um dorthin zu gelangen, müssen wir mehr oder weniger quer durch die Stadt. Armin meistert das mit Bravour – sein Fahrstil ist afrikanischer als der der Einheimischen … und MANni zeigt mit seiner Grösse jedem Drängler, wer hier der Stärkere ist ?… Die Botschaft von Guinea finden wir nicht auf Anhieb und so geht es weiter zu der von der Elfenbeinküste – wo wir genau dann eintreffen, als sie die Tore für heute schliessen. Und es kommt noch besser – uns wird erklärt, dass am Donnerstag ein Feiertag ist (1.11.) und wir das Visum deshalb erst am Freitag beantragen können ☹! Und wenn wir das Visum nicht am selben Tag erhalten, kommt das Wochenende noch dazu … so ein Mist – warum sind wir nicht, wie zuerst geplant, schon am Sonntag hier her gefahren?
Leider gibt es weder in noch unmittelbar bei Dakar einen Campingplatz – hier muss jeder, der mit seinem rollenden Heim unterwegs ist, improvisieren. Und so versuchen wir, in Ngor, einem nördlichen Vorort von Dakar, von wo aus die Botschaften leicht mit dem Taxi erreichbar sind, bei einem der beiden im Reiseführer angegebenen möglichen Stellplätze für die nächsten Tage «Unterschlupf» zu finden … einer der Plätze erscheint uns überhaupt nicht geeignet (öffentlicher Parkplatz an einem belebten Platz), beim anderen, einer Bungalowanlage, müssten wir ein Zimmer mieten, damit wir dort parkieren können … sorry, nicht mit uns!
Somit geht es nochmals quer durch die Stadt in Richtung Hafen – dort soll es laut i-Overlander einen Skipper Camp geben, wo sich Overlander sicher im Hof hinstellen können … hoffen wir das Beste, denn mit unserer Grösse?
Schon bald stecken wir wieder im Stau zum Hafen fest – zeitweise geht überhaupt nichts mehr … und das Tageslicht nimmt immer mehr ab … schon bald ist es dunkel! Endlich erblicken wir die Abzweigung, aber bis wir dort sind, vergeht nochmals eine Viertelstunde … erleichtert biegen wir ab, fahren die restlichen 200 m – um vor einer Sackgasse resp. der versperrten Einfahrt zu stehen! Wir wenden, schauen genau hin – es gibt wohl ein grosses Tor neben einer Bar, aber ob dies der richtige Platz ist – ??? Wir fragen jemanden, wie wir zum besagten Camp kommen – ??? Einer winkt zwar heftig, wir sollen zum Tor fahren … machen wir nicht, sondern versuchen, von der anderen Seite hinzufahren. Das heisst, zurück in den Stau … wir haben sage und schreibe 1 ½ Stunden gebraucht, um ca. 500 m zurückzulegen! Im Dunkeln geht es dann abenteuerlich durch eine Baustelle, wo wir uns knapp zwischen der Baugrube links und einem offenen Schacht rechts hindurchmogeln können, kurven weiter durch das Wohnquartier und landen schlussendlich auf einer Strandpiste, welche zum ersehnten Ziel führen sollte … macht sie auch, aber nicht in den Hof des Clubs, sondern zum Strandplatz ausserhalb, wo die Segelschiffe auf Vordermann gebracht werden. Und so stellen wir uns einfach neben eines dieser Schiffe, werden herzlich vom Wachmann begrüsst, zur Bar des Clubs begleitet und gönnen uns zur Feier der erfolgreichen Stellplatzsuche – eine Pizza und ein Glas Rotwein, bevor wir erschöpft in die Federn sinken. Das war ein Tag!
Donnerstag, Allerheiligen … wir fühlen uns an unserem Stellplatz wohl und sicher aufgehoben und erledigen dies und das … unter anderem kramen wir das Moskitonetz für das Bett hervor und ich hänge es auf (hätten wir eigentlich schon in Mauretanien machen sollen, aber leiber spät als nie ?) während Alt und Jung den Strand um uns herum als Fussballplatz oder Fitnessstudio benutzt …
Am Freitag nehmen wir ein Taxi zur Botschaft der Elfenbeinküste und sind kurz bevor diese um 10:00 Uhr öffnet dort. Um es kurz zu machen: auch ohne Hotelreservierung und Flugticket, dafür mit einer handschriftlichen Erklärung für den Grund unserer Reise und einer Kopie des Fahrzeugausweises können wir unsere Pässe mit dem Visum für 30 Tage nach 3 ½ Stunden wieder abholen, perfekt ?!
Da die Botschaften am Freitag schon um 14:00 Uhr schliessen und wir nicht das ganze Wochenende hier verbringen wollen, verlassen wir am Samstag die Stadt und wenden uns nach Süden. In Banjul, der Hauptstadt von Gambia, gibt es ein Generalkonsulat von Guinea …
Auch am Samstag braucht es eine gute Portion Geduld, um das offene Land zu erreichen. Die Vegetation, welche nördlich von Dakar steppenartig ist, wechselt mehr und mehr, es wird grüner. Auch die Baobabs, die Affenbrotbäume, sind häufiger zu sehen und zum grossen Teil grün belaubt. An vielen Orten sehen wir Wassertümpel oder Bäche – die Regenzeit ist erst seit kurzem vorbei und dieses Jahr hat es ausgiebig geregnet.
Immer entlang der Küste geht es weiter, wir essen am Mittag in einem kleinen italienischen Restaurant frische, hausgemachte Pasta (mmhhhh …), sehen Affen und viele bunte Vögel – und bleiben an einem Strand im Sand stecken! Gerne wären wir da geblieben … was uns leider nicht erlaubt wird. Und so steuern wir ein kleines Campment an, wo wir nur wenige Meter vom Meer entfernt unsere Zelte aufschlagen … d.h. wir stellen MANni hin und ein junger Tscheche, mit dem Motorrad unterwegs, stellt sein Zelt neben uns hin ?. Mit ihm verbringen wir auch einen grossen Teil des nächsten Tages – er erfüllt sich mit Dreissig den Traum, mit dem Motorrad eine Weltreise zu machen – alleine und trotzdem er verheiratet und Familienvater ist! Good luck, Michal, and take care …
Inzwischen hat sich das Klima merklich geändert – war es bisher heiss und trocken, nähern wir uns nun definitiv den tropischen Regionen – wir fühlen uns in eine Dauerbiosauna versetzt ?! Der Schweiss rinnt in Bächen an uns herunter, kaum bewegen wir uns … die nächsten Monate wird es wohl nicht besser werden!
Mit grossen Schritten nähern wir uns dem nächsten Land – the Gambia. Das kleinste Land in Afrika ist vollständig vom Senegal umgeben und somit müssen wir nochmals dort einreisen. Wir sind mal gespannt, was uns dann erwartet (zur Erinnerung: wir haben kein Visum …).
Aber zuerst sind wir von der einfachen Ausreise aus dem Senegal positive überrascht – zügig und routiniert wird der Pass ausgestempelt. Das Carnet erzeugt beim Officer etwas Erstaunen – er möchte das Passavant sehen und weiss nicht so recht, was mit diesem «Heft» anfangen. Freundlich wird er von einem Kollegen aufgeklärt und wir können das Dokument bei einer Dame weiter vorne ausfüllen lassen … Aber auch diese scheint das noch nicht oft gemacht zu haben und liest alles mehrmals genau durch, bis sie zu Schreiber und Stempel greift …
Gambische Seite: ich gehe mit dem Carnet zum entsprechenden Büro, wo ich angewiesen werde, es auf dem Schreibtisch zu deponieren – mann ist gerade im hinteren Teil des Büros beim Essen, ich soll mich doch dazugesellen, was ich dankend ablehne … Armin wird angewiesen, mit den Pässen das nächste Büro im Gebäude nebenan zu betreten (auch da sind sie gerade am Mittagessen, er wird aber nicht eingeladen ?). Wir sind eigentlich der Meinung, dass Schweizer kein Visum für Gambia brauchen. Hier wird jedoch verlangt, dass wir uns eines ausstellen lassen und so müssen wir uns erst mal genügend Bargeld in der Landeswährung beschaffen … Pässe und Geld werden einem Beamten in die Hand gedrückt und wir angewiesen, diesem in die nächste Ortschaft zu folgen. So geht es flott mit Motorrad und LKW die wenigen Kilometer dahin. Am Ort angekommen werden wir in ein Büro geführt. Dort ist der zuständige Beamte gerade dabei, den richtigen Stempel im chaotischen Innern eines Schranks zu suchen … mit leidender Mine nimmt er hinter dem Schreibtisch Platz, stempelt unsere Pässe, füllt das Visum aus, zählt das Geld, schreibt uns eine Quittung … seufzend und sichtlich erschöpft ob der ungewohnt harten Arbeit werden wir verabschiedet …
Draussen sitzt ein Mann mit seinem kleinen, ca. einjährigen Jungen. Als Armin dem Kleinen «hallo» sagt und ihm die Hand hinstreckt, beginnt dieser zu weinen und versteckt sich hinter seinem Vater … es sieht so aus, als wenn hier nicht eben häufig Weisse durchkommen …
Hier an diesem Zoll werden wir auch zum ersten Mal von den Gendarmen offen nach einem Geschenk gefragt: «What did you bring for me?» Tut mir leid, keine Geschenke … und hier wird auch zum erstem Mal verlangt, unseren Aufbau von innen zu besichtigen … «Have you got some money to buy drinks?» – Nein, haben wir nicht … aber da die drei Beamten ja sooo durstig sind, erhalten sie je eine kleine Flasche Fruchtsaft in die Hand gedrückt – die sind noch aus Mauretanien und müssen ja auch einmal aufgebraucht werden ?.
Ist der Senegal das Land der «Speedbumps», so ist The Gambia das Land der «Check-Points»! Genau an den selben Stellen, wo im Senegal die «schlafenden Polizisten» angesiedelt sind, sind es hier die Gendarmerie oder das Militär – oft gar nur wenige 10 Meter voneinander entfernt! Muss im Senegal die Geschwindigkeit bis nahezu null reduziert werden, heisst es hier jedes Mal: anhalten – Fenster herunterlassen – «Hello, how are you?» – «Fine, thank you, and you?» – “Fine, thank you. Where do you come from?” – “From Switzerland.” – “Ah, Switzerland … and what is in your car?” – “My house!” – “Your house?” – “Yes, my house, I live in it.” – “And what did you bring for me?” – “My time to speak with you …” So oder ähnlich läuft es immer ab – und unser “Haus” und unser «Zeitgeschenk» sorgen mehrmals für einen eher unsicheren Lacher ? … Übrigens: es scheint sich bei der Gambischen Polizei herumgesprochen zu haben, dass da ein LKW mit Haus unterwegs ist … zwei Tage später werden wir nicht mehr gefragt, es heisst nur noch «You have your house with you!» ?. Und nur zweimal werden wir aufgefordert, die Tür des Hauses resp. des Stauraums zu öffnen, damit die nagende Neugier befriedigt werden kann ?.
Am Nordufer des Gambiariver machen wir bei den bekannten Steinkreisen von Wassu Halt – die Besichtigung haut uns nicht aus den Socken, aber das kleine Museum ist liebevoll und informativ aufgebaut und es ist eine willkommene Pause während eines langen Fahrtages.
Der Gambiariver ist, ausser ganz im Osten des Landes, nur mit der Fähre zu queren. Und so stehen wir schon bald bei Jangjang Bureh (Georgetown) an der Fährstelle. Laut Reiseführer kann hier jeweils nur ein Fahrzeug aufs Mal befördert werden und die leere Fähre dümpelt am gegenüberliegenden Ufer auf den Wellen … nur die Piroge mit den Fussgängern tuckert emsig hin und her. Schnell verziehen wir uns in den Schatten von MANni, aber auch hier ist es nicht eben kühler … Unterdessen werden wir von einem jungen Gambier aufgeklärt, dass doch bis zu drei Fahrzeuge auf der Fähre Platz haben, aber erst gefahren wird, wenn sie voll ist … auf unserer Seite stehen unterdessen drei Fahrzeuge, das ist aber auf der falschen Seite … Nach etwa einer Stunde hat der Kapitän anscheinend Mitleid mit den schwitzenden Schweizern und Senegalesen am Nordufer und legt ab … nur um sofort wieder umzudrehen – es ist doch noch ein Wagen gekommen und der muss doch noch mit! Endlich, endlich legt die Minifähre vor uns an und nachdem dann doch zwei Autos und ein LKW heruntergefahren sind (!) dürfen wir drauf … MANni füllt fast die ganze Ladefläche, der Senegalese hat Glück und kann sein Auto auch noch draufquetschen (hochgeklappter Unterfahrschutz sei Dank ?). Die kaum 5-Minutenfahrt kostet uns dann schlappe 5000 CFA, knapp 10 CHF – eine so teuer Fähre haben wir noch nie benutzt!
In Gambia ist es eher schwierig, einen ruhigen Stellplatz zu finden und so stellen wir uns am Gambiariver an den Rand eines Dorfes – und sind schon bald von Kindern umringt! Staunend schauen sie MANni an, einige fragen uns nach unseren Namen, andere sind scheu, haben offensichtlich noch wenig Weisse zu Gesicht bekommen … Nachdem wir das o.k. vom «Platzzuständigen» (nicht vom Dorfoberhaupt, der ist für das Dorf verantwortlich) erhalten haben und gebeten werde, für die «Community» etwas zu geben, gehen wir die paar Schritte zu einem «Hotel», welches sich hier befindet. Hier bekommen wir ein kaltes Bier und werden geflissentlich von den anderen anwesenden Touristen übersehen und überhört ? … wir verstehen ihre Sprache sehr gut, sie unsere eigentlich auch … von wo sie wohl kommen ??
Nachdem wir dem schon früh bereitstehendem Platzchef 100 Dalasi (ca. 2 CHF, welche sicher in seinem Sack stecken bleiben ?) in die Hand gedrückt haben, fahren wir entlang der Southbank road in Richtung Banjul – das Generalkonsulat von Gambia wartet. Nahe der Hauptstadt quartieren wir uns in einem kleinen, hübschen, sich im Aufbau befindenden Campment ein. Omar, ein junger Gambier, versucht hier mit vielen Ideen und harter Arbeit, sein Auskommen zu finden … wir wünschen ihm viel Glück und Durchhaltewillen sowie gutes Gelingen!
Kurz nach der Öffnungszeit parkieren wir MANni (fast) vor dem Generalkonsulat von Guinea, das sich in einem Vorort von Banjul befindet. Nachdem der zuständige Sekretär endlich das richtige Formular gefunden hat, füllen wir dieses aus, legen eine Passkopie und ein Passfoto dazu und geben alles zurück. Auf die Frage, wann wir das Visum abholen können heisst es nur, wir sollen draussen (im Wartezimmer) warten, vielleicht in vier oder drei Stunden … nach wenigen Minuten werden wir wieder gerufen und der Konsul, schick gekleidet im kurzärmligen Anzug, begrüsst uns und möchte ein wenig mehr über unsere Reiseabsichten in Guinea wissen. Er sagt uns auch, welchen Grenzübergang wir nehmen sollen und welche Strassen eher nicht passierbar sind … dann dürfen wir wieder im Wartezimmer Platz nehmen … nach kurzer Zeit winkt uns der Sekretär wieder in sein Büro. Der Visumkleber liegt bereit, muss nur noch ausgefüllt und vom Konsul unterschrieben werden … was dann zu unserer Freude auch schnell erledigt wird. Und der Konsul hat uns anstatt der gewünschten 30 Tage 2 Monate eingetragen … zum selben Preis ?! Nach einer Stunde stehen wir wieder beim MANni und sind froh, dass auch dieses Visum so einfach und schnell zu bekommen war … es wird nicht immer so sein!
Nun installieren wir uns auf dem nahen Camping Sukuta, welches unter Deutscher Leitung steht. Dort sorge ich wieder einmal für Platz im Wäschefass, bemühe mich, dass der Boden nicht mehr so stark abfärbt … es gibt immer was zu tun, … ?
Nach zwei Tagen zieht es uns wieder weiter – wir müssen nochmals in den Senegal einreisen, wo wir den südlichen Teil, die Casamance, besuchen möchten. Diese Gegend wurde vor einigen Jahren von bewaffneten Unruhen erschüttert, da sich Separatisten stark für die Unabhängigkeit des Gebiets eingesetzt haben – momentan ist es aber ruhig und so geniessen wir die entspannte Fahrt dorthin. Lediglich die erneute Einreise in den Senegal ohne Visum macht mir etwas Bauchschmerzen …
Ausreise Gambia: Pässe abstempeln und das Carnet ausfüllen, alles routiniert und zügig – fertig. Dann weiter auf die Senegalesische Seite. Als erstes landen wir in einem Raum mit Schreibtisch und Ventilator. Hier sitz ein Offizieller, welcher das Carnet ausfüllen sollte – aha, das Fahrzeug reist zuerst ein … Offensichtlich ist er etwas überfordert mit diesem Dokument, studiert es, legt es erst einmal zur Seite, um die Flut von Passavants, welche ihm von anderen Grenzgängern hingestreckt werden, abzuarbeiten … dann nimmt er das Carnet wieder, liest sorgfältig, stempelt den richtigen oberen Abschnitt, füllt ihn aus – und weiss nicht mehr wie weiter! Kurzes Telefon und nach wenigen Minuten kommt der «Boss», welcher alles schnell anschaut und dem Beamten sagt, dass er nun den untersten Einreiseabschnitt noch heraustrennen muss – ausgefüllt ist der aber nicht! Nicht unser Problem ?… beim für uns wichtigen Abschnitt ist ja alles korrekt ?.
Nun noch unsere Pässe … das fehlende Visum … kaum sind die Pässe durchgeblättert, schon werden wir angeschnauzt, dass wir ohne Visum nicht einreisen können und zurück nach Banjul eines holen gehen müssen – Entschuldigung, aber wir sind schon mal ohne eingereist und brauchen keines – wir sind doch Schweizer, die brauchen ein Visum, keine Widerrede – wie gesagt, schon mal eingereist und die Schweiz gehört zu Europa, da braucht’s kein Visum – hoppla, das war wohl zu viel der guten Rede, schwupp, und unsere Pässe verschwinden in der Schreibtischschublade ?! Wir werden nochmals angewiesen, ein Visum in Banjul zu holen – ja aber bitte wie, ohne Pass? will ich noch fragen, aber wir werden angewiesen, zurückzutreten und zu warten … unterdessen drängeln sich immer mehr Leute vor dem Schalter, welche nach Gambia einreisen möchten und hier ihren Pass oder die ID zeigen müssen. Da muss ein weiterer Beamter her, um dies zu erledigen, der erste hat ja mit diesen unmöglichen Schweizern alle Hände voll zu tun … nach wenigen Minuten werden wir wieder barsch herbeizitiert. Unsere Pässe sind wieder hervorgeholt worden und der unfreundliche Zollbeamte fragt uns, ob das richtig sei, dass wir am 25.10. in Diama eingereist sind – ja, das ist korrekt – also wieder wegtreten … um wieder nach wenigen Minuten zurückgerufen zu werden, wo wir den Einreisestempel widerwillig bekommen und somit wieder offiziell in den Senegal eingereist sind ?… puh, schnell weg von hier, bevor es sich der Mann doch noch anders überlegt …
Die Casamance gefällt und gut. Es handelt sich um das Gebiet um den gleichnamigen Fluss und sein grosses, von sogenannten Bolongs (Flussarmen) durchzogenen Schwemmgebiet. Erst einmal fahren wir bis nach Oussouye, wo ein Schweizer mit seiner senegalesischen Partnerin ein Campment führt. Wir können MANni im Hof parkieren, werden herzlich vom Lausanner begrüsst und geniessen eine herrlich kühle Dusche und ein gutes Nachtessen, bevor wir unser Haupt aufs Kissen betten … aber das Sandmännchen kommt lange nicht – wahrscheinlich weilt es in der Bar wenige Meter weiter, wo ein Musikfestival für ausgelassenen und laute Stimmung bis weit in die frühen Morgenstunden hinein sorgt …
An der Küste rund um den kleinen Ort Cap Skirring sollen die schönsten Strände des Senegal zu finden sein – hier hat ein beschränkter Pauschaltourismus Fuss fassen können und so sehen wir hier einige Mitteleuropäer herumlaufen … Leider finden wir nördlich der Ortschaft keinen für uns geeigneten Stellplatz. Entweder ist der Strand von einem Sturm verwüstet und dadurch zu schmal, um hinzufahren, oder die Spur ist zu tiefsandig (und Armin möchte lieber keine Luft ablassen), dann wieder sind die Bäume zu tief … wir sehen, heute wird es nicht unbedingt einfach sein, etwas zu finden ☹. Ein von i-overlander empfohlenes Campment ist wiederum zu eng für MANni … warum gibt es nicht einfach eine Piste zum Strand? Als wir auf einer vielversprechenden Piste wenden müssen, da die Bäume viel zu tief werden, erklärt mir ein Einheimischer, wie wir zum ersehnten Ziel kommen – ohne tiefhängende Äste und ohne Probleme, meint er. Ist ein letzter Versuch wert – schon bald ist es aber wieder soweit, ich steige aus und gehe zuerst einmal zu Fuss weiter – juhee, wir können fast bis ans Meer fahren und es hat ein grosse, ebene Fläche, wo wir uns hinstellen können. Direkt am Strand ist ein kleines Hotel/Restaurant … dort werden wir kurz darauf herzlich vom älteren, französischen Besitzer willkommen geheissen und es wird uns versichert, dass wir problemlos dort hinten stehen können – wenigsten etwas, für die Nacht passt das gut. Schöner wäre es jedoch schon direkt am Strand … wir geben noch nicht auf und finden tatsächlich einen Weg dorthin ?. Und so stehen wir nun direkt an einem wunderschönen, kilometerlangen, erstaunlich sauberen, feinsandigen Strand, geniessen zwischendurch ein Bad in den warmen Fluten und arbeiten an diesem neusten Blogbeitrag, damit ihr auf dem Laufenden bleibt …
Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …
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