Weltreise

Vom Regen in die schwüle Hitze

29. November – 18. Dezember 2023

Tanzania – Malawi

Unseren zweiten “Blogtag” verbringen wir ebenfalls hier auf dem Rasen des Mwanza Yacht Club. Und heute bleibt die Küche im MANni geschlossen – am Mittag essen wir im Restaurant beim Yacht Club und am Abend schlendern wir die wenigen Meter hinüber zum Tilapia Hotel gleich nebenan und gönnen uns ein lekker Nachtessen mit wunderschönem Blick auf die wie ein Christbaum erleuchtete Stadt :-).

Am letzten Novembertag sind wir wieder “on the road”. Wie immer, wenn wir in einer grösseren Ortschaft sind, möchten wir noch Frisches und Haltbares aufstocken. Hier in Mwanza werden wir in einer Mall fündig – wobei, das Chinesengeschäft hat nicht eben das beste Sortiment an Gemüse und Früchten und auch sonst ist es eher ein Chinesenschrottwarenhaus als ein Lebensmittelladen … das Nötigste kriegen wir jedoch trotzdem.

Es wird ein langer Fahrtag – zuerst entlang des Mwanza Gulf in südöstlicher Richtung nach Misungwi und weiter nach Shinyanga. Dort entlädt sich genau während unserer Durchfahrt ein Gewitter über der Stadt – wie ein Vorhang grenzt sich der Regen ab und innert weniger Sekunden sind diejenigen, welche nicht mehr rechtzeitig einen Unterschlupf erreichen, völlig durchnässt … wir freuen uns über die Dusche, ist unsere Windschutzscheibe danach wenigstens für kurze Zeit wieder sauber 😉 …

Bis nach Nzega ist es immer noch ziemlich nass, viele Felder sind überschwemmt. Danach trocknet es mehr und mehr ab, es bleibt jedoch bewölkt und mit Regen muss immer mal wieder gerechnet werden …

Die Verkehrslage ist unterschiedlich – mal sind viele und zum Teil langsame Lastwagen unterwegs, dann sind wir wieder fast alleine auf weiter Flur … auch der Strassenzustand ist unterschiedlich – mal schweben wir auf wunderbarem Teer dahin, dann wiederum quälen wir uns über eine Dreckspiste entlang einer langen Baustelle, übersäht mit unzähligen “bumps” … bis wir am späten Nachmittag etwas abseits der Haupstrasse einen schönen Platz in der Nähe eines Sees finden (respektive den Platz auf der i-Overlander App finden), wo die Locals freundlich grüssend ihrer Beschäftigung nachgehen, nur etwas erstaunt unser Gefährt mustern … und wir nochmals ein Gewitter über uns ergehen lassen müssen.

Der nächste Morgen startet neblig verhangen und wir können miterleben, wie ein Vater seinem kleinen Sohn zeigt, wie er sein sehr junges Rind dazu bringt, den kleinen, soeben gefällten Dornenbusch dorthin zu ziehen, wo der hin soll – das Tier will nicht so recht, zieht den Busch mehrmals im Kreis herum, bis es der Junge schafft, ihn mit brutalen Stockhieben in die richtige Richtung zu treiben …

Das Wetter bessert sich deutlich im Verlauf des Tages und am Nachmittag beglückt uns die Sonne mit ihren Strahlen 😉 … Auch heute drehen sich MANni’s Räder unzählige Male, manchmal jedoch auch ein wenig zu schnell – wir werden angehalten und der Polizist meint, dass ich zu schnell gefahren bin – kann nicht sein, ich fahre gar nicht, habe ja kein Steuerrad … der gute Mann überlegt kurz – “it’s ok, carry on”  😉 …

Bis wir endlich einen geeigneten Platz für die Nacht finden, dauert es … (da es hier in Tanzania auf dem Land keine Campingplätze gibt und die wenigen “Hotels” keinen Platz für uns zum Parkieren haben, müssen wir wild stehen – was wir ja eh meistens am Liebsten tun ;-)) … nach zwei Fehlversuchen auf kleinen Pisten finden wir einen wirklich schönen Platz bei einigen grossen Granitfelsen, gleich bei der Verzweigung zweier breiteren Pisten, welche zu chinesischen Steinbrüchen führen … zum Glück haben wir uns neben die linke Piste gestellt – auf der rechten donnert immer mal wieder ein grosser Kipper vorbei und hüllt die Umgebung in eine riesige Staubwolke … die jungen Kuhhirten und die anderen Locals, welche vorbeikommen, sind sehr zurückhaltend, winken aber mit einem Lachen zurück, wenn wir sie grüssen … die kleineren und grösseren schwarzen Skorpione mit grossen Scheren und kleinem Stachel verziehen sich schon bald in ihre Erdlöcher und lassen uns in Ruhe ;-), die Dungkäfer rollen unbeirrt ihre Dungkugeln über und um  Steine und sonstige Hindernisse … und da wir in der Nähe eines Wasserlochs stehen, unterhalten uns am Abend und während der Nacht die vielen Frösche mit ihrem klickenden, quakenden und schreienden Konzert …

Es ist so schön und friedlich an diesem Platz und keiner stört sich an unserer Anwesenheit – wir bleiben gleich noch den Samstag hier stehen, erstellen und übermitteln den online-Antrag für das Malawi e-Visum – wieder was erledigt :-).

Heute ist seit langem der erste Tag, an dem es nicht regnet und am Abend haben die Frösche auch keine grosse Lust mehr, uns in den Schlaf zu singen 😉 …

Obwohl Sonntag ist, gehe ich davon aus, dass in Dodoma die Geschäfte geöffnet sind – so ist es auch und der nicht allzu grosse Supermarkt, den wir anfahren, erstaunt mit einem grossen und gut sortierten Angebot 😉 – jetzt brauchen wir nur noch das nötige Lebenselixir für MANni, dessen Beschaffung sich dann aber etwas schwieriger herausstellt, als erwartet …

In den meisten Geschäften hier in Tanzania kann mit der Karte bezahlt werden – anders sieht es bei den Tankstellen aus, die nehmen nur die jeweils eigene Tankkarte oder – cash! Und um an solches cash zu kommen, brauchen wir eine Bank mit ATM – heisst für uns, zurück in die Stadt, von wo wir soeben kommen … da wir keine Lust haben, allzu oft die happigen Gebühren für das Abheben von Bargeld zu bezahlen, bekommt MANni zum Schluss dann seinen Tank auch nicht ganz gefüllt …

Weiter geht es in Richtung Malawi – die Landschaft ist abwechslungsreich, mal hügelig, dann geht es steil bergab und durch ein breites, flaches Tal, wir fahren durch Akazienwälder und Savannen … an vielen Stellen fällt uns auf, dass die Strassengräben neu ausgehoben wurden oder werden – man erwartet offensichtlich viel Regen.

In dieser stark bevölkerten und bewaldeten Gegend wird es wieder schwieriger, einen Platz für die Nacht zu finden – i-Overlander nennt einen angeblich guten Ort in einem alten Steinbruch direkt an der Strasse, aber doch etwas versteckt … zu klein für uns, aber der Platz davor ist gross genug … leider sind wir wirklich nur ca. 50 Meter von der Strasse entfernt und von der aus gut sichtbar … und so geht es auch nicht lange und eine Frau mit ihrem Kind auf dem Rücken kommt zu uns, um zu fragen, ob wir ein Problem haben, dann einige Schuljungen auf dem Nachhauseweg, welche Reis und Mais wollen, dann zwei Autofahrer, welche möchten, dass ich mit ihnen komme??? Ich glaube, sie haben gemeint, ich sei alleine und deswegen in Gefahr … – die Nacht ist jedoch ziemlich ruhig, nur selten rumpelt ein LKW oder ein Bus vorbei …

Vom Mtera Stausee geht es hinauf in die Berge, von 700 Meter auf 1800 Meter. Die Strecke ist kurvig und die schwer beladenen LKW kriechen im Schneckentempo oder noch langsamer die Steigung hinauf … die Landschaft ist aber grandios und die Aussicht in die weite Ebene ebenso 🙂 …

Iringa ist eine kleinere, wuselige Stadt am Rand einer Klippe, über diese geht es mit unzähligen, mühsamen “bumps” steil hinunter in die Ebene … apropos “bumps” – hier in Tanzania sind diese fiesen Schwellen sehr zahlreich und in den verschiedensten Varianten vorhanden – von langgezogen und flach bis hoch und bucklig – und lassen uns, vor allem in den Ortschaften, nur langsam vorwärts kommen 🙁 – abbremsen, herunterschalten, darüberrumpeln, ein wenig beschleunigen, hochschalten, abbremsen, herunterschalten, darüberrumpeln, etwas beschleunigen, hochschalten … ein Wunder, dass sich Armin dabei nicht eine Entzündung in der rechten Schulter und im rechten Arm eingefangen hat 😉 …

Beim “Old Farm House Kisolanza” finden wir einen gemütlichen Platz auf dem Camping, um die nächsten zwei Tage zu verbringen und den Wäscheberg wieder einmal zu beseitigen … ausserdem kann mann und frau hier ausgezeichnet essen und so kann die Köchin etwas ausruhen 😉 … leider muss sich die Waschfrau aber jeweils schon am Morgen früh an die Arbeit machen, denn falls die Wäsche nicht bis um spätestens drei Uhr trocken und abgenommen ist, wird sie nochmals gründlich gespühlt 😉 …

Hier treffen wir auf eine Familie aus England mit drei kleinen Kindern (sieben, vier und zwei Jahre alt), welche mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Afrika und Europa für ein Jahr bereisen … wenn sie jeweils mit den halsbrecherischen Overlandbussen unterwegs sind, schaltet der Vater seinen GPS-Trakker ein … ob das etwas nützt, falls etwas passiert??? …

Unsere letzte “Anlaufstelle” in Tanzania ist in Kiwira, südlich der Kipengere Berge. Ein Abschnitt der Strasse zwischen Makambako und Mbeya erinnert uns stark an die Great North Road in Zambia – viel Lastwagenverkehr, überschnelle und kriminell überholende Überlandbusse, tief in den bei Hitze weichen Terrbelag eingefahrene Spurrillen … die schöne, hügelige und bewaldete Landschaft gefällt uns trotzdem, auch wenn die Spurrillen durch ein an den Rändern ausgefranstes und löchriges Teerband abgelöst werden, die Fahrerei deswegen nicht weniger anstrengend wird und ich selber bei einigen Überholmanövern meines persönlichen “drivers” nur den Kopf schütteln kann …

Wir verlassen kurz vor Mbeya die stark befahrene Strasse in Richtung Zambia und/oder Lake Tanganyika und drehen in Richtung Süden ab. Hier hat es weniger Verkehr, es geht über die Berge und schon bald stecken wir inmitten eines heftigen Gewitters – der Scheibenwischen kann das herabströmende Wasser kaum schnell genug beiseite wischen, so dass wir zeitweise fast im Blindflug unterwegs sind …

In Kiwira – wir sind schon fast an unserem heutigen Ziel angekommen – kommt uns ein oranger Landrover mit einem Schweizer Nummernschild entgegen – bremsen, rückwärts fahren, anhalten und Warnblinker rein – nach einem kurzen Austausch im Regen möchte das junge Paar noch bis nach Mbeya fahren (sportlich, sportlich, noch so spät und im Regen über die Berge …) und wir noch zur River Side Fish Farm im Ort, wo man sich angeblich hinstellen kann … nur weil uns das Maps.me auf dem kürzesten Weg dorthin dirigiert, heisst das nicht, dass es auch unbedingt der beste ist … steinig, holperig, steil bergab, um Wasserlöcher herum und zwischen Bananenstauden und Hütten hindurch erreichen wir dann aber doch wohlbehalten unser Ziel … wo wir uns nach den Strapazen mit Catfish und Chips verwöhnen lassen … dies am knisternden Feuer im grossen Cheminée und begleitet vom Trommeln des wieder einsetzenden Regens auf dem Wellblechdach …

Heute haben wir das e-Visum für Malawi erhalten und so sind wir am Freitagmorgen damit beschäftigt, alle nötigen Unterlagen für den Grenzübertritt zusammenzusuchen – als wir nach Tanzania eingereist sind, hatte ich nicht alles dabei und musste nochmals ins MANni zurück, das Fehlende suchen gehen …

Freitag ist Markttag – wir gehen zu Fuss den Weg, den wir gestern mit MANni gefahren sind, zurück zur Hauptstrasse, wo sich der Marktplatz befindet, – so schlimm ist es ja gar nicht ;-)! Wir schlendern über den Markt, kommen an Bergen von Schuhen, Kleidern und chinesischem Plastikramsch vorbei, bewundern die vielen kunstvoll gearbeiteten Stroh- und Holzarbeiten, staunen über die grosse Auswahl an uns zum Teil unbekanntem Gemüse und Früchten, rümpfen die Nase und beschleunigen unsere Schritte in der Gegend der Metzgereien und Fischhändler – und werden nicht auf Schritt und Tritt fast schon genötigt, das Angebot anzuschauen und etwas zu kaufen – es ist ein sehr angenehmer Besuch hier :-). Was ich jedoch finde und auch kaufe, sind einige afrikanische Kitenge-Stoffe, welche mir gefallen, absolut autentische Stoffe, denn made in China ;-)!

Am nächsten Tag nehmen wir die Piste durch den Fluss zur Hauptstrasse unter die Räder, die Piste, welche auch alle schwer beladenen Kleinlaster nehmen – ist nicht eben besser als der andere Weg, dafür aber länger 😉 …

Hier, auf der Südseite der Berge und in Richtung Lake Malawi, wird es immer üppiger grün – Bananen, Mais, Maniok, Kokosnüsse, Avocado, Mango, Papaya, Tee … und es wird deutlich wärmer. Das merken wir besonders an der Grenze, wo auf der Tanzanischen Seite alles recht zügig erledigt ist, auf der Seite von Malawi jedoch …

Die Tafel, welche über der Strasse am Gate zum Zoll hängt, verspricht ein “One Stop Border” – na ja, ist vielleicht etwas missverständlich formuliert … wir verstehen darunter ein Grenzübergang, an dem die Formularitäten für beide Länder in einem Gebäude erledigt werden können, wie es immer öfter im südlichen Afrika der Fall ist … hier ist es jedoch so, dass wohl die Personen- wie auch die Fahrzeugpapiere des einen Landes in einem Gebäude gestempelt werden, dann jedoch über die Grenze gefahren werden muss, um dort das Prozedere des anderen Landes zu erledigen – ist sicher schon etwas einfacher, als wenn auf dem Zollgelände das richtige Gebäude für die Immigration und dann dasjenige für das Carnet oder den Impfausweis gesucht werden muss, so wie in Westafrika …

Also, zurück zur Grenze Tanzania/Malawi: Tanzania ziemlich schnell und unkompliziert, Malawi ätzend langsam … und heiss! Die Dame, welche die Gelbfieberimpfung kontrollieren sollte, ist mit den vielen Eintragungen im Impfpass offensichtlich überfordert und so ist dieser Punkt schnell erledigt :-). Die Pässe sowie die ausgedruckten e-Visa geben wir am Schalter der Immigration ab und werden aufgefordert, uns hinzusetzen und zu warten. Derweil verschwinden unsere Pässe im Hinterzimmer … das kann dauern :-(! Armin meint, warum warten, inzwischen können wir das mit dem Carnet und der Roadtax erledigen … die Idee ist gut, denn bis das mit dem Carnet und der Road- und Carbontax gemacht ist, dauert es fast zwei Stunden … in der Zwischenzeit plaudern wir noch mit einigen Deutschen Motorradfahrern, deren Schweizer Fahrer des Begleitfahrzeugs wir schon im Grenzgebäude von Tanzania angetroffen haben … Armin kriegt irgendwann dann unsere Pässe zurück (nachdem er dreimal nachgefragt hat) und ich halte irgendwann das gestempelte Carnet und die Quittung für die beiden Taxen in der Hand … es hat drei Stunden gedauert, bis wir die Grenze geschafft haben – ein Rekord, noch nie haben wir an einer Grenze so lange gebraucht :-(! Wobei – wenn ich richtig rechne, waren es nur zwei Stunden – denn gegenüber Tanzania zeigen die Uhren in Malawi den Tag eine Stunde jünger an und so haben wir eine Stunde gewonnen 😉 …

Das lange Stehen an der Grenze hinterlässt bei mir Spuren – in der rechten Kniekehle verspüre ich Schmerzen und nur bei durchgestrecktem Knie lässt der Schmerz in der Nacht nach … so bleibt es dann auch die nächsten Tage, obwohl es langsam besser wird …

Hier in Malawi ist es tropisch heiss – und feucht! Wir sind langsam unterwegs, geniessen immer wieder zwei bis drei ruhige Tage auf einem Camping am Lake Malawi. Da dieses Land in vielen Gebieten dicht besiedelt ist, ist es meist schwierig, wild zu stehen und so gönnen wir uns den Luxus von Unterkünften, welche eine Campingmöglichkeit anbieten. Was uns aber auch die nicht zu verachtende Möglichkeit bietet, täglich den Schweiss abzuspülen, denn unser Wasservorrat ist beschränkt und es ist nicht eben einfach, an anderes als ungefiltertes Seewasser zu kommen … ausserdem ist es etwas mühsam, jeden Tag die Dusche aus- und wieder einzuräumen …

Der See liegt auf knapp 500 Metern Höhe. Unsere erste Station ist das Chitimba Beach Camp der Niederländer Carmen und Edi im Norden des Lake Malawi. Hier ist das gegenüberliegende Ufer in der Ferne zu sehen, was sich jedoch weiter im Süden ändern wird. Edi ist Fotograf und Musiker und wir sind erstaunt, dass er die Schweizer Rockband Gotthard kennt – er war mal für ein Jahr mit ihnen auf Tournee! Hier treffen wir auch auf eine Gruppe, welche mit einem Overlanderbus in sieben Wochen von Kapstadt in Südafrika nach Dar es Salam in Tanzania unterwegs ist – von hier aus ist geplant, in zwei Tagen das Ziel am Indischen Ozean zu erreichen, über 1000 km! Was in Europa ohne Probleme zu schaffen ist bedeutet hier, zwei Mal vom Morgen früh bis spät am Abend in einem heissen, stickigen Bus eingepfercht zu sein – und das für teures Geld!

Es ist nicht nur tagsüber heiss – auch in der Nacht sinkt das Thermometer bei Weitem nicht unter die 20 Grad Marke – nun sind wir froh um das Konstrukt von Armin mit den drei kleinen Kühlschrankventilatoren, welche, in die offene Dachluke über das Bett gelegt, ein bisschen frische Luft zu uns hinunter schaufeln 🙂 …

Nach drei Tagen verlassen wir diesen netten Ort und schon bald geht es steil auf eine Hochebene hinauf nach Mzuzu. Die Strasse auf das Escarpment ist furchtbar schlecht, vor allem in den Kurven sind die Schlaglöcher zahlreich und tief – auch danach lässt der Belag immer wieder zu wünschen übrig und so schweben wir mal, holpern und hüpfen aber viel häufiger weiter in Richtung Süden 😉 … Ausserdem sehen wir einige verunglückte Lastwagen und auch Autos in der Steigung, welche verlassen vor sich hin rosten und immer wieder steht ein LWK auf der Strasse, der den Geist aufgegeben hat und darauf wartet, wieder in die Gänge zu kommen …

Die Gegend ist sehr fruchtbar – kein Wunder, bei der Wärme und der Feuchtigkeit! Die Bevölkerung ist meist bettelarm und arbeitet hart, um den Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen – und Kinder gibt es viele! Immer wieder sehen wir unzählige Schulkinder in ihren Uniformen, welche uns schon von Weitem zuwinken und lachen. Auch die kleineren Kinder rufen uns beim Vorbeifahren zu und manche strecken uns auch ganz selbstverständlich ihre offene Hand entgegen … auf die Pfiffe der jungen Männer reagieren wir hingegen nicht … und die Police Officers sind immer höflich und lassen uns meistens sofort beim Check Point durchfahren … wir sind wieder einmal positiv überrascht, wie anders wir diese Offiziellen erleben, haben uns in Nairobi Deutsche, welche direkt von Malawi gekommen sind, doch erzählt, wie schlimm, unhöflich und korrupt die Polizei in diesem Land ist …???

Vom angenehmeren Klima auf der Hochebene geht es wieder hinab zum Seen und in die Ngala Beach Lodge weiter südlich. In diesem Bereich des Sees sieht man das gegenüberliegende Ufer nicht – man wähnt sich an einem ausserordentlich ruhigen Meer …

Auch dort verbringen wir drei Nächt direkt am Strand und versuchen, im Schatten zu bleiben und uns so wenig wie möglich zu bewegen, um den Wasserhaushalt unserer Körper nicht allzusehr zu strapazieren 😉 … was über den Mund reingeht, geht über die Haut wieder raus – die Toilette müssen wir selten aufsuchen … wie machen es nur die Fischer, welche zu viert oder fünft die schweren Netze vom Ufer aus an Land ziehen, in der prallen Sonne … nur um kleine Fische rauszuziehen, welche auf langen, mit feinmaschigem Netz bespannten Gestellen an der Sonne getrocknet werden … und dabei bestialisch stinken!

Auch hier trifft spät Nachts ein Overlanderbus ein …

Heute sehen wir über dem See etwas, das einzigartig ist: dichte Rauchschwaden scheinen über den See zu ziehen – es handelt sich um den Paarungstanz der Büschelmücken, welche zu abermillionen im Wasser schlüpfen und sich in riesigen Schwärmen paaren, um ihre Eier wiederum ins Wasser zu legen … nach vier Wochen geht das Spektakel von Neuem los … die Locals freuen sich, wenn der Wind die kleinen Mücken über das Ufer trägt, wo sie mit Netzen eingefangen und zu einer Art Kuchen gebacken werden … die winzigen Mücken sollen sieben Mal mehr Protein enthalten als Fleisch und gelten als Delikatesse … wir hingegen erfreuen uns am Abend lieber am Anblick der Glühwürmchen, welche blinkend um uns herumschwirren und an den wie auf einer Perlenschnur aufgereihten Lichter der Fischerboote auf dem See 🙂 … und die grossen Fledermäuse versuchen mehr oder weniger erfolgreich, die Stechmücken zu reduzieren …

Ein wiederum langer Fahrtag bringt uns nach Senga Bay weit im Süden des Sees, zum “Cool Runnings”, wo wir unseren Freund Frank aus Deutschland mit seinem grossen MAN KAT treffen. Die Strasse ist weiterhin mal gut, mal löchrig, mal holprig, mal wellig, mal breit, mal sind die Ränder abgebröckelt – und so hüpfen, kurven, holpern und slalomfahren wir weiter und kommen nur langsam voran – für etwa 200 km brauchen wir ungefähr 4 bis 5 Stunden! Ausserdem muss Armin höllisch aufpassen, dass er keinen der unzähligen Radfahrer unter die Räder kriegt – einmal passiert es trotzdem fast … ein Junge pedalt wie wild, rutscht mit dem rechten Fuss von der Pedale, macht einen Schlenker nach rechts, fällt fast um – zum Glück kann er sich noch auffangen und Armin ist schnell auf die rechte Strassenseite ausgewichen … wie nach dem Vorfall 2017 in Marokko steckt mir danach der Schreck noch länger in den Knochen …

Hier in Sanga Bay “versaue” ich mir am Morgen das mittlerweile fast schmerzfreie Knie wiederum – dieses Mal knallt es hörbar in meiner Kniekehle, als ich die volle Waschtonne unter dem Wasserhahn hervorhebe und ich kann das Bein danach fast nicht mehr belasten … erst eine Schmerztablette am Abend bringt Linderung … trotz der Schmerzen kann ich es nicht lassen und gehe am Sonntag (nach einer weiteren Schmerztablette) mit auf den Boots- und Schnorchelausflug zur kleinen Felseninsel, welche der Bucht vorgelagert ist … und am Abend mit Armin und Frank zur Strandbar im Ort, wo wir etwas abseits der lauten Musik und dem Rummel einen Platz finden … Es hat nicht geschadet: dem Bein geht es auch ohne Tabletten von Tag zu Tag besser – nur langes Sitzen mit angewinkeltem Knie ist nicht ideal … also eher wieder einige Tage an einem Ort bleiben, als lange Fahrten 😉 … aber was und wo das Problem ist, weiss ich nicht …

Am Montag, den 17. Dezember, verabschieden wir uns von der Besitzerin des Cool Runnings, Samantha, und von Frank und verlassen diesen Ort. Frank fährt nach Lilongwe, wo er seine Freundin Angela abholt, die am Dienstag ankommt. Wir fahren wiederum ca. 200 km weiter nach Süden, wo wir nun vor Mangochi beim Kingfisher Inn direkt am Seeufer auf einer ziemlich trockenen Wiese stehen … hier sind wir schon fast am südlichen Ende des Sees angelangt und die Berge am gegenüberliegenden Ufer sind beinahe zum Greifen nah … die verschiedenen Vögel wie Kingfisher, Schreiseeadler, Webervögel, Bienenfresser, Ibisse und wie sie alle heissen, erfreuen uns mit ihrem Gezwitscher und/oder Geschrei und das Rauschen der kleinen Wellen am Ufer singt uns in den Schlaf 😉 … war es am Montag noch angenehm, nicht zu heiss und mit einer leichten Brise, ist es heute Dienstag heiss, schwül und zeitweise fast windstill – zum Glück hat es hier einen schönen Pool, denn obwohl wir schon im See gebadet haben, möchten wir das Risiko, Bilharziose einzufangen, möglichst minimieren … die Locals laufen vor uns über den Strand, lassen uns jedoch in Ruhe, die Kinder baden im See, gleich neben der Wiese wird Schilf geschnitten und in grossen und langen Bündeln von Frauen und Männern auf dem Kopf abtransportiert … that’s Africa, as we love it :-)!

In den nächsten Tagen soll es auch hier zu regnen beginnen – die Leute warten sehnsüchtig darauf …

So – das war’s für das Jahr 2023 – schon bald ist es wieder passé . Nun bleibt uns nur noch übrig, allen ein wunderschönes Weihnachtsfest zu wünschen sowie einen guten Rutsch ins 2024. Bleibt gesund und munter, wir versuchen das auch ;-)!

 

 

Ggoodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

 

Gesamtstrecke: 2254.68 km

 

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