Weltreise

Mission erfüllt 😉

12.09. – 19.10.2021

Tanzania – Kenia

Während der letzte Blogeintrag am Lake Victoria geschrieben wird, ist im Garten des Yacht Clubs von Mwanza so einiges los. Zahlreiche Partyzelte sowie eine Bühne werden aufgebaut und geschmückt, riesige Lautsprecher in Position gebracht, Lichterketten aufgehängt und in der Küche wird fleissig gerüstet, geschnetzelt und die Düfte, welche von dort zu uns herüberwehen, lassen uns das Wasser im Mund zusammenlaufen … Alles deutet darauf hin, dass hier eine Hochzeit stattfinden soll … aber am Sonntagabend?

Bis zum späteren Nachmittag wird emsig gearbeitet und kurz bevor wir ins benachbarte Tilapia Hotel zum Nachtessen aufbrechen, erscheinen immer mehr elegant gekleidete Leute … kurz darauf dröhnen wummernde Bässe zu uns herüber – wir stellen uns mal auf eine lange, laute Nacht ein …

Das Fest ist noch in vollem Gang, als wir satt und zufrieden wieder zu unserem Gefährt zurückkehren. Da sowieso nicht an Schlaf zu denken ist, setzen wir uns mit Kaffee, respektive Tee und einem Brandy hin und nehmen als Zaungäste an den Festlichkeiten teil. Mitreissende und sehr laute Musik beschallt uns, immer wieder vom «Moderator» unterbrochen, der mit Mikrofon bewaffnet die Gesellschaft durch den Abend führt.

Es ist schon etwa neun Uhr, als die Küchenmannschaft das Buffet mit allerlei Köstlichkeiten bestückt und das späte Mahl beginnt. Als erstes dürfen sich die Brautleute bedienen – die Braut mit zwei Tellern voraus, welche immer mehr überfüllt werden, der Bräutigam hinter ihr mit den Servietten in der Hand, welche er dann auch noch fallenlässt … hier sind die Rollen schon von Beginn weg ganz klar verteilt 😉!

Als alle Gäste ihre überhäuften Teller mehr oder weniger geleert oder gar den Nachschlag verputzt haben, wird das Buffet wieder abgebaut – und die gesamte Hochzeitsgesellschaft bricht auf und zieht von Dannen 😲 – wir sind ganz verblüfft! Schon um 23:00 Uhr ist es ruhig, wir sind wieder alleine und sinken bald darauf in die Federn …

Wir sind noch nicht schlüssig, ob wir auf dem Weg von hier zum Kilimanjaro durch die Serengeti und entlang des Ngorongoro Kraters fahren sollen. Wir wissen, dass die Eintrittspreise für die Parks hier in Tanzania horrend hoch sind, hoffen jedoch, dass jetzt während Corona eine Reduktion gewährt wird. Im Internet ist nichts darüber zu finden – am besten gleich bei einem der Gates nachfragen. Und so machen wir uns am Montag auf den Weg in die Richtung, nach Musoma am Lake Victoria. Die Landschaft gefällt uns, mal ist es flach, mal schön hügelig. Es ist sehr fruchtbar – nicht nur der Boden wirft eine reiche Ernte ab, auch die Bevölkerung vermehrt sich zahlreich 😉 …

Die Strasse nach Musoma führt für einige Kilometer am Serengeti NP entlang (ohne Zaun, die Tiere können also zum See wandern 😊). Wir sehen doch tatsächlich einen grossen Elefantenbullen gemütlich in Richtung Strasse ziehen 😊 und Gnus weiden gelassen in der weiten Steppe.

Nach einer ruhigen Nacht in Musoma fahren wir zum Eingang des NP zurück und fragen mal direkt nach den Kosten für den Transit durch die Serengeti – leider gibt es hier keinen Covid-Rabatt und knapp 600 USD für 24 Stunden sind uns definitiv zu teuer. Vor Allem auch, da wir nicht in einem Tag den Park durchqueren können, somit auch noch zusätzliche Gebühren für die Übernachtung sowie die Consevation Fee für das Ngorongoro-Schutzgebiet anfallen – schade ☹! Schön ist aber, dass nur ca. 100 Meter vom Parkplatz entfernt einige grosse Elefanten im Wald stehen …

So nehmen wir den grossen und langen, jedoch nicht unerwarteten Umweg um den Nationalpark in Richtung Arusha unter die Räder. Erst am späteren Nachmittag finden wir, wieder einmal dank i-overlander, einen Platz, wo wir uns für die Nacht hinstellen können – entlang der Hauptverbindungsrouten ist das gar nicht so einfach, denn Weide- und Landwirtschaftsflächen sowie die zahlreichen Streudörfer lassen kaum eine freie Fläche übrig.

Auch die Weiterfahrt durch die Steppe ist landschaftlich abwechslungsreich. Als wir uns dem Ostafrikanischen Grabenbruch nähern, erspähen wir durch den Dunst die fast perfekte Pyramide des Mount Hanang direkt vor uns, welche sich beim Näherkommen immer deutlicher in den Himmel reckt. Leider ist die Luft so diesig, dass wir die fantastische Weitsicht entlang der Abbruchkante meistens nur erahnen können … was wir jedoch umso deutlicher sehen, sind die zahlreichen «Wegelagerer», welche in Gestalt von Polizisten vor fast jedem Dorf entlang der Strasse zu finden sind 😉 …

Unangenehm sind die vielen «schlafenden Polizisten», welche uns in Form von mehr oder weniger hohen und breiten Speed Bumps das Fahren mühsam machen – vor Allem auf den geteerten Strassen befinden sich diese vor, zu mehreren in und nach jedem Dorf … gefährlich sind die Überlandbusse, welche mit horrendem Tempo selbstmörderisch alles überholen, was auch nur ein wenig langsamer als sie unterwegs ist. Falls mich Armin je einmal in einen solchen Bus verfrachten sollte, weiss ich, dass er mich auf einfache Weise und ohne Risiko loswerden will 😉.

Am Lake Babati soll es einen schönen Platz geben, wo man sich auch mit einem grossen Fahrzeug wild hinstellen kann – war bis vor kurzem wahrscheinlich auch so, nun versperrt ein tiefhängendes Kabel die Zufahrt ☹. So landen wir auf dem Parkplatz des ehemaligen Royal Beach Hotel (heute nur noch ein Restaurant), ruhig und schön am Ende einer Landzunge am Ufer des Sees gelegen.

Und hier erleben wir wieder einmal richtiges Afrika: da es ein Restaurant ist, möchten wir hier auch zu Abend essen. Wir entscheiden uns für Fisch und freuen uns darauf, den schon bald verspeisen zu können – wir haben nach dem langen Tag Hunger! Leider, leider ist der Fisch für heute ausgegangen … schade, aber dann mache ich eben was im MANni, wir trinken nur noch unser Bier aus (eigentlich hätten wir gerne ein Glas Weisswein getrunken, aber keiner hier denkt daran, dass dieser kalt gestellt werden sollte 😉) … wir sind noch nicht fertig und der Koch kommt an den Tisch – wenn wir Fisch möchten, er kann welchen im Ort besorgen, in ca. 20 – 30 Minuten können wir essen …  das ist doch ein Wort, denn hier am See wird es wohl frischen Fisch geben … Na ja, wir wissen ja, dass die Uhren hier in Afrika anders ticken als bei uns – wir wappnen uns mit Geduld … und warten … und warten … nach ca. einer Stunde kommt die Serviertochter und «gesteht» zerknirscht, dass der Fisch immer noch nicht eingetroffen ist, es also noch weiter dauert … mittlerweile ist es schon nach 20 Uhr und der Magen knurrt. Wir stornieren leicht verärgert die Bestellung und ich mache uns noch einen schnellen Imbiss im MANni, bevor wir müde und immer noch leicht verstimmt zu Bett gehen …

Am nächsten Morgen werden wir mit Entschuldigungen überhäuft – die Amerikanische Pächterin, der Koch, der Küchengehilfe – und bekommen als frühes Mittagessen (oder spätes Frühstück) je einen Teller frischgekochte Kürbissuppe zum MANni serviert … der gute Wille ist ja da und so entscheiden wir uns, dem Fisch aus dem Lake Babati noch eine zweite Chance zu geben … welcher uns am Abend auch zur gewünschten Zeit serviert wird – zusammen mit einer Flasche kalten Weissweins, welche die Pächterin auf meinen Wunsch hin höchstpersönlich am Morgen für uns in den Kühlschrank gestellt hat 😉!

Wie an so manchem Ort fehlen auch hier die Touristen und die Touren-Anbieter stürzen sich auf jeden Bleichling, der auftaucht. So auch Eric, welcher uns doch noch erweichen kann, mit ihm eine Kanufahrt auf dem See zu machen, um die Hippos in einer gegenüberliegenden Bucht zu besuchen … schon das Einsteigen in die schwimmende Nussschale ist ein Abenteuer, denn das lange, schmale Ding neigt dazu, jeweils auf der einen Seite mit dem Rand der Wasseroberfläche gefährlich nahe zu kommen, ist die Gewichtsverteilung der Passagiere nicht optimal austariert … Schwimmwesten gibt es hier keine und Eric meint auf einen entsprechenden Hinweis von Armin nur lakonisch und schmunzelnd, dass wir sicher gute Schwimmer sind 😉 …

Kraftvoll paddelt er uns über den See und weiss allerlei Interessantes über den See, die Hippos und die Gegend zu erzählen. Sicher bringt er uns wieder zurück und trotzdem es ein schöner Ausflug war sind wir froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben 😉.

Arusha, Touristenhochburg und Ausgangspunkt für die diversen berühmten Nationalparks und Trekkings in Tanzania. Schon auf dem Weg von Babati nach Arusha fallen die immer zahlreicher uns entgegenkommenden Safarifahrzeuge mit ihrer zahlungskräftigen, meist bleichen Fracht auf. Leider fallen auch die unangenehmen Offiziellen auf – konnten wir bis jetzt die Weight Bridges, also die Wägestellen, links liegen lassen, werden wir vor Arusha, nachdem wir wieder an einer vorbeigefahren sind, von einem Pick Up eingeholt, überholt und zum Anhalten aufgefordert. Wir hätten, wie alle LKWs, über die Waage fahren sollen und müssen nun zurückfahren … alles Diskutieren und alle Einwände, dass wir ja an der ersten Weight Bridge in Tanzania extra gefragt haben und da unser Truck nicht kommerziell genutzt wird, auch nicht über die Waage müssen, nützen nichts – wir müssen die 10 Kilometer zurück. «Kulanterweise», wie der Beamte meint, werden wir, trotz unseres Vergehens, nicht gebüsst …

Da sich das Einkaufen in diesem Land eher als schwierig erweist, sind wir froh und dankbar, hier in Arusha wieder einmal in einem gut sortierten Supermarkt alles unter einem Dach zu erhalten. Und gleich nebenan kann auch MANni’s Durst gestillt werden 😉.

Arusha ist nicht eben ein Ort, in dem die Campingmöglichkeiten zahlreich sind – und da Kirsten und Andreas auf einer mehrtägigen Safari in die Serengeti sind und ihr Truck somit verwaist auf einem der wenigen Stellmöglichkeiten in der Stadt steht, sehen wir keinen Grund, uns länger hier aufzuhalten. Etwas oberhalb der Stadt, am Hang des Mount Meru, soll es ein Backpacker mit Campingmöglichkeit geben, welches auch mit einem «big rig» angefahren werden kann … holperig und ausgewaschen ist die breit Piste, welche durch die Häuser und Plantagen den Berg hinaufführt. Die Anwohner staunen und fragen sich sicher, wo diese verrückten Mzungus mit dem Riesenteil denn hinwollen …

Als wir bei der angepeilten Adresse ankommen, entpuppt sich das Backpacker als Schule, welche jedoch tatsächlich über ein «Camp» verfügt (so wie es aussieht, kann man sich also tatsächlich dort hinstellen!) – die Zufahrt ist jedoch so zugewuchert und mit tiefhängenden Ästen versperrt, dass wir keine Chance haben, da durchzukommen ☹! Da es schon (wieder einmal) späterer Nachmittag ist und wir nicht in die Stadt zurück möchten, gibt es nur noch eine Möglichkeit – zurück nach unten und zu einem nahegelegenen Sport Club, wo es ebenfalls eine Stellmöglichkeit geben soll – hoffentlich wirklich auch für gröberes Geschütz 😉!

Zuerst müssen wir jedoch wieder zur Hauptstrasse zurück und da ein Teil der Piste, welche wir gekommen sind, neu gemacht wird, nehmen wir diesen Weg weiter und nicht denselben, den wir gekommen sind … nur um uns nach wenigen Kilometern breiter, schöner Piste auf einem schmalen Weg, der auf kleinen Betonbrücken über erstaunlich tiefe und schmale Bacheinschnitte führt (falls diese zu schwach sind, bleibt MANni wenigstens ziemlich sofort zwischen den Felsen hängen 😉), inmitten von Bananenplantagen, sonstigem Gestrüpp, und mit (zu) tief hängenden Kabeln wiederzufinden und uns zu fragen, ob das jetzt eine gute Idee war … Armin muss zweimal aufs Dach steigen und Kabel befreien. Zu guter Letzt ist bei einer «Baustelle» ein Seil über den Weg gespannt, die jungen «Bauarbeiter» möchten für die Durchfahrt einen Obolus und lassen uns erst durch, als Armin zweimal hupt und Anstalten macht, trotz Seil weiterzufahren. Der entgegenkommende Motorradfahrer, der ebenfalls den Kopf ob dieser Frechheit schüttelt, bedankt sich mit erhobenem Daumen bei uns und grinst über das ganze Gesicht😊. Die danebenstehende Jugend skandiert «give me my money» – als ich ihnen sage, sie sollen doch mir Geld geben, bejahen sie, wissen jedoch offensichtlich nicht, wie ich das meine 😉 …

Erleichtert atmen wir auf, als wir die Teerstrasse erreichen – nur um bald darauf wieder in eine brenzlige Situation zu geraten … Der Weg zum erwähnten Sport Club an einem kleinen Kratersee führt auf einer nicht allzu breiten Piste durch Bäume, deren Äste jedoch kein Hindernis darstellen. Am See angekommen, entpuppt sich das Camping als liebloser Stellplatz neben einer nicht eben einladend erscheinenden Bar, aus der laute Musik dröhnt – aber weiter vorne soll es ja auch noch eine Stellmöglichkeit geben … schon bald wird der Weg schmaler, die Äste eines Baums schrammen beim Durchfahren über unsere Solarpanels und brechen ab … und wir merken mit Schrecken, dass wir in eine Sackgasse geraten sind – vor und links von uns ein höherer Erdwall, rechts ein eingezäuntes Haus … Endstation! Zum Glück ist das Tor zum Haus offen und recht breit und so gelingt es meinem Fahrer, MANni gerade mal zu wenden – gut gemacht 😊!

Leider sind die Äste des grossen Baums so abgebrochen, dass die Endstücke auf dem Rückweg unter die Panels geraten und eines davon gefährlich durchgebogen wird … dieses Mal steige ich aufs Dach, ganz zum Erstaunen und zur Belustigung der drei Frauen, die des Weges kommen und versuche, die Aststummel über das Dach zu stemmen – keine Chance, zu dick und schwer ☹. Plötzlich merke und bemerke ich, dass ich nicht mehr alleine hier oben bin – ein mit einer Machete bewaffneter Mann ist behände hinaufgeklettert und beginnt auf die Äste einzuhacken – und schon bald hat er uns aus dieser dummen Situation erlöst 😊! Nur mit Glück ist keines der Panels beschädigt worden …

Jetzt haben wir genug der Abenteuer für heute und stellen uns doch auf den unfreundlichen Platz beim Club, genehmigen uns mal zum Herunterfahren ein Bier, bevor wir uns unter die ziemlich erbärmliche und heruntergekommene Dusche stellen …

Kilimanjaro, wir kommen 😊! Die Idee, eine Trans-Afrika zu unternehmen, ist uns nach der Besteigung dieses Giganten gekommen – und die Idee, diesen Berg zu besteigen hatten wir nur, weil mein Grossonkel 1914 der erste Schweizer auf dem Berg war 😊! Damals ist er auf der Jagd auch ein Stück weit, fast bis zur Kenianischen Grenze, um den grossen Vulkan herumgereist – nun, da wir wieder da sind, möchten wir auch hier etwas auf seinen Spuren wandeln. Es gib eine «Ringstrasse», welche um das Massiv führt und so sind wir schon bald dorthin unterwegs. Auf guter Teerastrasse gleiten wir nach Nordosten, immer an den untersten Hängen des Bergriesen entlang. Leider sehen wir diesen nicht, denn die Wolken sind zahlreich, dicht und kommen bis tief hinunter.

Wir stellen uns bei der Simba Farm / Lodge auf den schön unter Bäumen gelegenen Camping hin. Ganz unerwartet finde ich im Informationsordner der Lodge / Farm eine Kopie eines handgezeichneten Plans, wo ich die Namen «Weber» und «Schlobach» lese – Namen, welche mir aus den Briefen meines Grossonkels geläufig sind. Wir sind doch tatsächlich genau in der Gegend gelandet, wo er damals ebenfalls einige Tage auf der Nachbarsfarm verbracht hat 😊!

Unsere «Mission» ist aber damit noch nicht beendet – der Berg will noch ganz umrundet werden und so brechen wir schon bald wieder auf. Die Landschaft um den Kilimanjaro herum gefällt uns – es ist hügelig, wir haben eine schöne, wenn auch nicht sehr klare Sicht in die Weiten der Kenianischen Steppe und durchqueren die Ausläufer des Urwaldgürtels. Und hier begegnet uns eine einzelne Giraffe – eine schöne Massaigiraffe 😊.

Wie schon 2014 logieren wir im Marangu Hotel im gleichnamigen Dorf – dieses Mal aber nicht in einem der Zimmer, sondern auf dem hinter dem Hotel gelegenen, kleinen Camping. Wir sind die einzigen Gäste …

Unterdessen ist es bald Ende September und wir sind dabei, die Verschiffung nach Genua zu organisieren. Da das Wetter in den nächsten Tagen keine Kibo-Sichtung verspricht, macht es für uns keinen Sinn, noch länger hier zu warten. Unterwegs zur Küste möchten wir noch an den Lake Jipe am Fuss der Pare Berge und in die Usambara Berge, dahin, wo auch mein Grossonkel auf seiner Reise mit der Eisenbahn von Tanga nach Moschi einen Zwischenhalt gemacht hat.

War es in Marangu noch angenehm kühl, wird es in der Ebene unten wieder spürbar wärmer. Schon um die Mittagszeit haben wir unser Tagesziel erreicht – das Sumpfgebiet am Rand des Lake Jipe. Hier stellen wir uns auf die grosse, ebene Fläche zwischen Piste und Gewässer, umgeben von Palmen und Baobabs und winken fröhlich all den Leuten zu, welche vorbeifahren oder -laufen und sich sicher fragen, was diese Mzungus denn in ihrem Fahrzeug haben und was sie hier machen?

Weiter geht es auf den Grossonkel’schen Spuren 😉 … immer entlang der alten Bahnlinie in Richtung Tanga. Hie und da sehen wir die Ruinen der ehemaligen Bahnhöfe, staunen über die felsigen und schönen Pare Berge, lassen den Blick über die riesigen Sisalplantagen schweifen, sehen in der Ferne die aus der weiten Ebene aufragenden Vulkankegel – alles ist so, wie schon vor mehr als 100 Jahren beschrieben 😊!

Die Usambara Berge ragen steil aus der Ebene empor und die schmale Strasse schlängelt sich dort hinauf. Im ehemaligen Willhelmsthal, heute Lushoto, gibt es doch ein paar Örtlichkeiten, wo man sich hinstellen kann. Wir entscheiden uns für den Parkplatz des Irente Clip View Hotels, welches sich an der Kante der Berge befindet und so eine atemberaubende Aussicht in die Massai-Steppe bietet. Auch der Sonnenuntergang hier oben kann sich sehen lassen …

Je näher wir der Küste kommen, desto heisser, schwüler, grüner, üppiger und tropischer wird es. Etwas südlich von Tanga möchten wir für ein paar Tage am Strand verbringen und die Peponi Beach Lodge scheint dazu genau der richtige Ort zu sein. Erstaunt sind wir, als wir die breite Schneise durch den Urwald sehen, welche die neue, direkte Verbindung von Mombasa nach Dar es Salam sein wird – den Chinesen sei Dank!? Unterwegs kommen wir an Brücken in allen erdenklichen Bauphasen vorbei, fast so wie in Angola 😉. Nur wird hier, im Gegensatz zu Angola, fleissig daran weitergebaut …

Am Peponi Beach stehen wir unter schönen, grossen, schattenspendenden Bäumen, spannen unsere Hängematten direkt vor unserer Haustüre mit Blick auf den Indischen Ozean zwischen solchen auf, machen lange Strandspaziergänge, essen in der benachbarten Capricorn Lodge feine Pizza, kaufen dort gutes, hausgemachtes Brot (welches auch wirklich als Brot bezeichnet werden kann 😉!), freuen uns über die fangfrischen Langusten und lassen uns die grosse Seezunge vom Verkäufer fein säuberlich filetieren … ein Paradies auf Erden 😊!

Obwohl das Wasser schön warm ist, die reinste Badewanne, entspricht die maximale Tiefe ebenfalls einer Badewanne – bei Flut reicht es, um sich hinzusetzen, schwimmen ist, ohne sich die Knie aufzuschürfen, jedoch kaum möglich … Leider ist auch hier, wie an den meisten Orten auf diesem Kontinent, das Ausmass der Umweltverschmutzung nur allzu deutlich sichtbar – Plastik in allen erdenklichen Formen, Farben und Grössen, zerfetzte Kleidung, allerlei Müll wird angeschwemmt oder hängt auf den Felsen, zwischen den Wurzeln und an den Ästen der Mangroven ☹ …

Hier, an diesem idyllischen Ort, widmen wir uns am Sonntag dem mühsamen Prozedere des e-Visums für Kenia. Einige der zu machenden Angaben sind unseres Erachtens unwichtig um zu beurteilen, ob ein Visum ausgestellt werden kann oder nicht … warum ist es wichtig, wie die Eltern heissen und ob sie noch leben oder nicht??? Wie es sich für ein e-Visum gehört, kann – nein, MUSS dieses online mit Kreditkarte bezahlt werden. Klappt beim Visum für Armin alles problemlos, bei meinem ist irgendwie der Wurm drin … schlussendlich ist aber auch dieser Antrag ausgefüllt, abgeschickt und bezahlt. Nun hoffen wir, das Visum in den nächsten Tagen zu erhalten … und sind masslos erstaunt, es schon nach zwei Stunden zu haben!

Da wir gehört haben, dass die Polizei in Kenia alles Mögliche versucht, um Touristen abzuzocken und auszunehmen, alles Unmögliche an den Haaren herbeizieht, um eine Busse zu erteilen, möchte Armin unbedingt noch den aussen stark abgefahrenen linken Vorderreifen auf der Felge drehen. Und so ist das Vormittagsprogramm vom Montag auch schon gebucht.

Jeweils nach Einbruch der Dunkelheit erwachen viele der tagsüber herumliegenden Muscheln und Schneckenhäuser zum Leben und wir müssen vorsichtig sein, keine zu zertrampeln. Es sind die kleinen Krebse, welche ihren ungeschützten Hinterleib in eine verwaiste Muschelschale stecken, während der Nacht auf Futtersuche gehen und so filigrane und bizarre Muster in den Sand zeichnen 😉.

Wir bleiben bis am Freitag an diesem friedlichen Ort, abgesehen von zwei Nächten sind wir alleine. Meistens ist es schön und warm, wenn auch windig. Hie und da zieht ein kurzer Regenschauer über uns hinweg, welche kaum den Boden nass machen. Die kleine Regenzeit hält sich immer noch zurück …

Am Freitag, 01. Oktober, verlassen wir diesen friedlichen Ort und fahren nach Tanga, damit wir dann am Sonntag nach Kenia weiterreisen können. Der Wechsel auf das neue Carnet de Passages erfolgt am Einfachsten an einer Grenze – im alten Carnet das Land ausstempeln und für das nächste Land das neue Carnet über den Tresen schieben. Ich bin mir sicher, das Anschlusscarnet ist ab dem 03.10.2021, also ab Sonntag gültig …

Wir erreichen die Stadt kurz vor dem Mittag und gehen als Erstes mal in die Pizzeria Amore. Das Gasthaus gehört Hans, einem ausgewanderten Berner, und so sind wir natürlich schon bald mit ihm am Plaudern. Netterweise klärt er für uns ab, ob wir für Kenia wirklich einen PCR-Test haben müssen (man hört und liest diesbezüglich Verschiedenes) – wir müssen ☹ und so melden wir uns gleich noch online dafür an. Hans nimmt uns auf dem Weg zum Einkaufen gleich zum Hospital mit, welches sich einige hundert Meter von hier befindet. Heute ist Freitag und da an der Küste der Islam weit verbreitet ist, ist es nicht erstaunlich, dass der Laborant / Arzt (?) gerade beim Beeten ist … aus den angesagten 5 Minuten bis zu seiner Rückkehr werden ganz unafrikanisch nur deren 15 😉 …

Leider können wir nicht im Hof des Amore stehen, da Hans die Camping-Lizenz nicht hat, und dislozieren deshalb zu einem nahegelegenen Hotel. Was uns jedoch nicht davon abhält, am Abend zu Fuss nochmals dort essen zu gehen …

Am Sonntagmorgen erhalten wir das Testresultat – jetzt brauchen wir das nur noch ausgedruckt und dann steht der Weiterreise nach Kenia nichts mehr im Weg … ausser, dass ich am Morgen bemerke, dass das Carnet erst ab dem 04. Oktober, also ab Montag, gültig ist … na ja, wir konnten ja auch schon in Länder einreisen, bevor das Visum gültig war, warum sollte es hier anders sein 😉? Nur den stempelnden Officer nicht darauf aufmerksam machen …

Um uns für das Grenzabenteuer Kenia zu wappnen, stärken wir uns nochmals bei Hans mit einer lekker Pizza. Wie schon von Botswana nach Sambia befinden sich die beiden Zollämter hier in einem Gebäude, was die ganze mühsame Prozedur doch nicht unerheblich erleichtert. Die Dame, welche uns das alte Carnet ausstempelt soll, ist heillos überfordert und muss erst einmal telefonisch Hilfe anfordern. Der junge Mann, welcher uns das neue Carnet einstempeln soll, begreift zuerst nicht, warum wir den Stempel unbedingt im neuen Carnet möchten – das alte ist ja noch zwei Wochen gültig? Schlussendlich, und ebenfalls mit Hilfe des Chefs, ist auch das erledigt und er ist sogar mit uns hinausgekommen, um die Farbe des Trucks und das Kontrollschild zu verifizieren 😉! Bis jetzt sind wir schon eine gute Stunde hier am Zoll … nur noch die Pässe erledigen und dann … haben wir das letzte Land dieser langen Afrikareise erreicht!

Es ist später, als uns lieb ist, als wir endlich die Strasse in Richtung Mombasa unter die Räder nehmen. Da sich auch hier die Strassenplaner und/oder -bauer einen Spass damit machen, möglichst viele Tempokiller in Form von Speed Bumps in unregelmässigen Abständen und zum Teil an unmöglichen Orten zu verteilen, ist die Fahrerei mühsam und wir kommen nicht recht voran. So ist es dann auch schon fast ganz dunkel, als wir unser Ziel, die Twiga Lodge bei Diani Beach, erreichen …

Auch hier, an der Tiwi Beach, sind wir in einem Paradies. MANni steht direkt hinter dem Sandstrand halb unter Bäumen, nur zwei andere Campinggäste sind hier und das Restaurant hat kaltes Bier, kaltes Savannah und guten Wein sowie eine gute Küche, das Wasser erlaubt bei Flut gar das Schwimmen und Schnorcheln … aber eben, wir stehen am Meer und so ist alles immer leicht feucht, salzig und dadurch klebrig 😉. Auch das Duschwasser ist leicht salzig und trägt so nicht eben zur Entsalzung bei …

Da wir am Sonntag nicht mehr einkaufen konnten, bestellen wir uns am Dienstag ein Taxi und fahren ins wuselige Diani Beach. Wie in Tanzania reiht sich hier Kleinstgeschäft an Kleinstgeschäft und Marktstand an Marktstand – hier in Kenia hat es jedoch auch richtige Supermärkte, wo man von Salami über Greyerzer, Schweinefleisch und Alkohol alles problemlos kaufen kann 😊! Auffallend ist, dass Schweinefleisch hier teurer ist als Rindfleisch … und die gängigen und bekannten Coronaregeln im Allgemeinen recht gut eingehalten werden 😊! Denn im Gegensatz zu Tanzania kursiert das Virus ja schon lange in Kenia 😉 …

Was uns weiter schon in Tanzania aufgefallen ist, gehört auch hier ganz selbstverständlich zum Alltag: die wenigsten Menschen haben einen Wasseranschluss im oder beim Haus – das Wasser muss bei der öffentlichen oder einer privaten Pumpe in Kanister oder Eimer abgefüllt und oft mehrere Kilometer weit getragen oder auf dem Handwagen, Fahrrad oder Motorrad transportiert werden. Wir haben gar schon gesehen, wie Leute, die weit von der Pumpe entfernt wohnen, mit einem Becher nicht eben sauberes Wasser aus den verbliebenen Tümpeln an der Strasse schöpfen …

Da wir für die Verschiffung eine grobe Inventarliste benötigen und nicht mehr alles in den Kisten ist, was mal drin war und auch so angeschrieben ist, ist hier eine gute Gelegenheit, die Garage auszuräumen, alles zu katalogisieren und gleich noch den ganzen Afrikastaub mit Druckluft hinauszupusten, bevor alles wieder eingeräumt wird. Jetzt haben wir sicher einige Kilos weniger Gewicht auf der Hinterachse 😉 …

Hier in Tiwi Beach kommt jeden Tag der Gemüse- und Früchtehändler mit seinem Fahrrad vorbei, der Nächste versucht, Fisch, Langusten oder Tintenfisch an den Mann respektive die Frau zu bringen, ein Dritter möchte frische Kokosnüsse verkaufen, der Vierte versucht, seine lustigen, aus Kokosnussschalen selber hergestellten Affen loszuwerden, die verschleierte Frau ist sich sicher, dass uns eine Massage gut tun würde … und ein älterer Mann versucht, im Tauschgeschäft gegen eine Zitrone etwas zu futtern zu bekommen. Auch hier hat der Rückgang der Touristen zu noch mehr Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger geführt.

Ist es in den ersten Tagen sehr ruhig, nehmen die Besucher im Verlauf der Woche stetig zu. Teils sind es Tagesbesucher, teils Campinggäste. So lernen wir Dominik aus Berikon kennen, der seinen kleinen Jeep nun nach fünf Monaten südliches Afrika zurück nach Europa verschifft, Marion und Louis aus Nairobi, sie aus Kenia, er aus Österreich, sowie Taabu (Kenianerin) und Mario (Schweizer), welche hier in der Nähe eine Lodge mit Camping hatten, die Lodge aber verkauft und auf organic gardening umgestiegen sind … Mario ist der Gründer und ehemalige Inhaber der Firma Tartaruga, welche in Andelfingen ihr Expeditionsmobil-Werk hat …

Am Wochenende wird es laut und eng(er) – viele Indische Muslime verbringen das Wochenende hier, denn am Montag ist einer der vielen Kenianischen Feiertage. Und so schiessen immer mehr Zelte aus dem Sand, der Platz wird knapp. Einer der Familienclans fällt uns besonders negativ auf – sie sind unfreundlich, arrogant und diebisch veranlagt ☹. Ausserdem sind da noch die beiden Party-Overlanderbusse, für die zahlreiche Zelte am Strand aufgestellt werden und die das gesamte Paradies bis in die frühen Morgenstunden und dann wieder in aller Herrgottsfrühe mit wirklich lauter Musik beschallen …

Zum Glück ziehen alle bis am Montagabend wieder ab und es herrscht entspannte, wenn auch müde Ruhe im Paradies 😉 … nur der kleine Igel, der am Abend jeweils über den Platz gehuscht ist, sehen wir jetzt nicht mehr …

Am Mittwoch dislozieren wir zum Time out Art Camp, dem momentan geschlossenen Camping von Taabu und Mario. Mario hat uns vorgewarnt, die Einfahrt ist sehr eng und Armin muss ziemlich zirkeln, bis er MANni, ohne irgendwo an der Mauer, am Baum oder der Palme anzuhängen, durchgeschleust hat. Und auch um ihn auf den Stellplatz zu bekommen, geht nicht ganz ohne manövrieren …

Hier geniessen wir wiederum ein paar ruhige Tage, einzig von einem «Ausflug» nach Mombasa am Freitag unterbrochen – wegen dem Carnet 😲!

Rückblende: am Zoll hat uns der Beamte das Carnet gestempelt, uns aber netterweise darauf hingewiesen (denn sonst hätten wir das ganz sicher nicht gemerkt, da unüblich), dass er nur 2 Wochen eingetragen hat und wir zum KRA (Kenya Revenue Authority) in Mombasa müssen, um es zu verlängern!? Recherchen ergeben, dass es seit ein paar Jahren tatsächlich so ist und sein sollte (je nach Grenzübergang wird das aber ganz anders gehandhabt), dass ein Fahrzeug wohl zwei Wochen kostenlos mit dem Carnet im Land sein darf, danach aber eine kostenpflichtige Verlängerung beim KRA beantragt werden muss ☹. Die Richtigkeit dieser Aussage wird uns später auch noch von der Schweizer Speditionsfirma bestätigt, die uns die Verschiffung vom MANni im November nach Genua organisiert. Und wie sie auf unsere Frage ebenfalls in Erfahrung gebracht haben, muss das Fahrzeug für die Verlängerung des temporären Imports nicht beim KRA vorfahren 😊 …

So geht es am Freitag (der temporäre Import ist bis am Sonntag gültig, wir müssen das also bis am Freitag erledigt haben) mit Idi, dem Fahrer von Mario, nach Mombasa, zuerst mal zur oben erwähnten Speditionsfirma. Hier können wir persönlich den Kontakt zu den für die Verschiffung zuständigen Personen knüpfen und ein anderer Mitarbeiter nimmt sich der Sache mit dem KRA an.

Was sind wir froh, nicht alleine der Kenianischen Behörde ausgeliefert zu sein – wir wären verzweifelt und hätten die Verlängerung wahrscheinlich nicht erhalten! Aber von vorne:

Mit dem Carnet, meinem Pass und der Haftpflichtversicherung entschwindet, nennen wir ihn Ali, in Richtung KRA. Unsere persönliche Anwesenheit sei sicher nicht nötig. Da es unterdessen schon bald Mittag ist entscheiden wir uns, essen zu gehen. Idi bringt uns zu einem empfohlenen Chinesischen Restaurant am Meer. Kaum sind wir dort angekommen, tauchen Ali und ein Chauffeur von der Spedag auf – es ist doch nötig, dass ich persönlich bei der KRA aufkreuze. Idi erklärt sich derweil bereit, hier auf uns zu warten. Schnell sind wir bei der Behörde angekommen, wo wir zuerst mal die Hände waschen, dann unsere Taschen auf das Scannerband legen, selber ebenfalls durch eine Sicherheitsschleuse müssen, Armin daraufhin sein Taschenmesser abgeben muss, bevor wir in den Schalterraum dürfen. Hier werden wir als erstes angewiesen, uns zu setzen und zu warten, bis sich die Dame aufraffen kann, sich unser Anliegen anzuhören. Der Schaltertresen hat Glasscheiben und ein Schild weist darauf hin, dass man wegen Covid Abstand nehmen und den Tresen nicht berühren soll. Als die Dame uns zu sich winkt, stellen wir uns also ganz brav vor die Scheibe hin – nichts da, ich als eingetragene Eigentümerin des Trucks muss unter der Scheibe und der dahinterliegenden Stange hindurchschlüpfen, so dass wir beide uns direkt gegenüberstehen …? So wird mir erklärt, dass wir die Verlängerung nicht erhalten, da unser Fahrzeug nicht im Computersystem eingetragen ist … sorry, nicht unser Fehler, das kann aber sicher schnell nachgeholt werden? Geht nicht, das muss an der Grenze gemacht werden, hier geht das nicht! Zum Glück hat uns der Zöllner seine Nummer gegeben – falls es Probleme bei der Verlängerung geben soll … ich soll den doch gleich deswegen anrufen. Da wir keine Kenianische SIM Karte haben, weigere ich mich, selber anzurufen – das kann sie ja sicher machen? Nachdem auch Ali interveniert und meint, sie könne ja anrufen, macht sie das widerwillig, erreicht den Typen jedoch nicht. Auch Ali versucht es erfolglos … Inzwischen will die Dame noch wissen, wo denn das Fahrzeug ist – der Verlängerung kann sowieso nur stattgegeben werden, wenn das Fahrzeug hier vor Ort verifiziert worden ist …??? Aber genau das ist doch abgeklärt worden und es hat geheissen, nicht nötig!!!??? Sie bleibt vorerst stur dabei, das Fahrzeug muss hier sein! Geht aber heute nicht mehr, denn die Zeit bis zum Feierabend reicht nicht, um nach Kwale zurückzufahren, alles zu verstauen, MANni dort hinauszumanövrieren und hierhin zu fahren … nachdem ich das mehrmals erklärt habe, zeigt sie sich doch einsichtig und meint, dann müssen wir eben am Montag kommen – sie büsst uns ausnahmsweise wegen Nichteinhalten der Frist nicht … die Gelassenheit von Armin beginnt zu bröckeln …

Nun wird aber Ali aktiv und sagt, dass er gestern persönlich hier am Schalter bei der Kollegin speziell abgeklärt hat, ob das Fahrzeug vor Ort sein muss oder nicht! Die Diskussion geht auf Swahili in die nächste Runde und plötzlich meint die Dame, es sollte wohl doch irgendwie möglich sein, uns die Verlängerung noch heute und ohne anwesendes Fahrzeug auszustellen … nur muss der Truck zuerst in einem Cybercafé gegenüber online registriert werden. Also gehe ich mit Ali und dem Carnet dorthin und der Typ beginnt, für mich ein Benutzerkonto bei der KRA zu eröffnen – dazu braucht er meinen Pass. Der ist aber im Rucksack und der Rucksack ist bei Armin, der in der Schalterhalle der KRA auf unsere Rückkehr wartet … Ali geht los und kommt schon bald mit meinem Pass zurück. Als schon fast alles für die Verlängerung eingetragen ist, wird noch nach der Versicherungs-Nummer gefragt – wie gehabt, die ist im Rucksack … Ali also nochmals zurück und endlich ist die Registrierung abgeschlossen. Nun müssen wir nur noch auf eine bstimmte Bank, um die 41 USD für einen Monat einzuzahlen und da sich diese Filiale nicht in Gehdistanz befindet, müssen wir mit dem Auto dorthin … unterwegs rufe ich Armin an, dass es wohl noch etwas dauert … und merke, dass der Typ am Computer meine Passnummer falsch eingegeben hat! Hätte er das richtig gemacht, wäre er direkt auf mein schon existierendes Konto gekommen, denn ein solches musste für den Visumsantrag eröffnet werden und dort hätten wir die Verlängerung auch selber online erledigen können, wäre MANni denn am Zoll richtig registriert und die Daten korrekt mit dem Konto verknüpft worden … Wie erwartet, muss in der Bank eine Nummer gezogen werden und da die Schalterhalle gut besucht ist, jedoch nur wenige Schalter besetzt sind, wird es wohl etwas dauern, bis wir an der Reihe sind … erstaunlich schnell ist die Zahlung erledigt wir sind und auf dem Weg zurück zum Cybercafé – denn hier muss jetzt noch im Benutzerkonto die Bestätigung der eingegangenen Bezahlung heruntergeladen und ausgedruckt werden … dann wieder zurück zur KRA, wieder durch den ganzen Schleusenquatsch (wir wollen nicht in ein Flugzeug steigen, sondern nur in eine Schalterhalle!), wo wir vom Schalter-Giftzwerg ziemlich barsch angewiesen werden, uns hinzusetzen und zu warten … die Dame zeigt sich nämlich gerade ganz schwer beschäftigt … Nach einer Weile werde ich aufgefordert, mit dem Carnet zum Schalter zu kommen, damit das ganze umständliche Prozedere endlich zu Ende gebracht werden kann … und es stellt sich heraus, dass die Giftnudel nicht einmal weiss, was sie nun mit dem Carnet anstellen soll, wie die Verlängerung einzutragen ist! Sie muss doch tatsächlich im Internet nachschauen, wie das funktionieren soll!!! Na ja, schlussendlich, nach gut zwei Stunden, ist es geschafft und wir werden zum Restaurant zurückgebracht, wo wir uns und Idi ein spätes und verdientes Mittagessen gönnen 😊!

Nun sind wir durch so viele Afrikanische Länder gefahren, haben zigmal das Carnet benutzt, aber so etwas Kompliziertes wie hier in Kenia haben wir noch nie erlebt – das Carnet ist ja mit der hinterlegten Kaution die Garantie dafür, dass ein Fahrzeug nur vorübergehend in ein Land eingeführt wird … warum Kenia das nicht akzeptiert und eine komplizierte Sonderschiene fahren muss, weiss der Kuckuck … Armin kocht und jetzt ist mir auch klar, warum keine Messer mit ins KRA dürfen 😉!

Müde und leicht frustriert ob dem Erlebten sind wir am späteren Nachmittag wieder zurück auf dem Camping und geniessen den ruhigen Abend, froh dass es schlussendlich doch noch, ohne mit MANni nochmals nach Mombasa fahren zu müssen, gut ausgegangen ist …

Bis am Montag, 18. Oktober, bleiben wir auf dem Camp bei Mario. Und da wir noch ein Fertigfondue sowie genügend Käse haben, geniessen wir auch noch ein letztes Fondue in Afrika, natürlich zusammen mit Taabu und Mario.

War es schon eng, MANni durch das Tor hier hineinzumanövrieren, ist hinaus mindestens so knifflig, da eine Platane, die draussen steht, ihre dicken Äste tief hinunter streckt. So kommt es, dass Armin MANni mit Unterstützung von Mario sicher durch das Tor manövriert, danach jedoch beim Abschwenken mit der oberen, hinteren rechten Eck an einem der Äste entlangschrammt … zum Glück ist nicht allzu viel passiert, aber Armin ärgert sich mächtig.

Uns bleiben nun noch 10 Tage hier in Kenia, denn wir haben abgemacht, dass wir MANni schon vor dem Wochenende bei der Speditionsfirma abgeben (wo er für das Schiff am 06.November allerspätestens am Montag, 01.11. sein muss) und den letzten auffindbaren idealen Flug am 28. Oktober nehmen, der von Mombasa mit nur einem Stopp in Frankfurt nach Zürich geht. Sobald wir MANni abgegeben haben, können wir eh nichts mehr machen und müssen darauf vertrauen, dass schon nichts schief geht … und einen späteren Flug mit zweimal Umsteigen und längeren Wartezeiten auf irgendwelchem Flughafen zu nehmen und hier dafür noch eine Woche, bis das Schiff ausläuft, in einem Hotel zu verbringen, reizt uns nur sehr begrenzt – ausserdem merken wir wieder einmal, dass dieses tropische Klima so gar nicht das unsere ist – immer alles feucht, heiss und klebrig und bei jeder Bewegung beginnt man zu tropfen ☹ …

Beim Visumsantrag haben wir als Adresse in Kenia diejenige von Hedi und Ulli von der Edelweiss Lodge, etwas ausserhalb von Mombasa, angegeben. Natürlich haben wir angefragt und auch versprochen, vorbeizukommen … nun stehe wir also hier unter den schönen, alten Bäumen auf ihrem «Campingplatz» im Garten und sind daran, MANni verschiffungs- und uns heimkehrbereit zu machen 😉 …

Grundsätzlich fällt es mir schwer, Afrika zu verlassen – wir haben auf diesem Kontinent so viel Schönes und Bereicherndes erleben dürfen, viel über die Länder und die Menschen, die Lebensumstände hier gelernt, etwas hinter die Kulissen geschaut, haben liebe Freunde gefunden und uns mehr als nur wohl gefühlt – trotzdem freue ich mich auch auf die Schweiz, auf die Familie und die Freunde, darauf, nicht mehr ständig zu schwitzen und am Leintuch zu kleben, auf ein kühleres und trockneres Klima – seit einer Woche trommelt es jeden Tag ein oder mehrere Male auf unser Dach, was nicht eben dazu beiträgt, dass es angenehmer wird … offensichtlich hat uns die kleine Regenzeit nun doch noch erwischt 😊!

 

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

 

Gesamtstrecke: 2252.08 km
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