Weltreise

Von der Freiheit in die Quarantäne

23.02. – 17.04.2021

Den schönen Campingplatz am kleinen See verlassen wir erst am Dienstag, denn das Brauhaus Afrika, unser nächstes Ziel und nicht weit weg, hat am Montag geschlossen. Hier durften wir schon im Januar 2020 auf der Wiese vor dem Restaurant stehen und auch dieses Mal ist es nicht anders. Wir werden äusserst herzlich begrüsst und der eine oder andere Angestellte kann sich noch an uns erinnern – wir fühlen uns an diesem Ort sogleich wieder pudelwohl.

Neu ist ein Spazierweg zum Olifantsnek Dam angelegt worden und diesen nehmen wir am Nachmittag unter die Füsse. Durch hohes Gras, unter tief herabhängenden Ästen hindurch und an sumpfigen Stellen vorbei stampfen wir den ca. 4 km langen Rundweg entlang, während wir immer wieder die Gewitterwolken, welche drohend näherkommen, beobachten – hoffentlich schaffen wir es noch rechtzeitig zurück, bevor es kracht!

Über die hochgewachsenen Maisstauden sehen wir schon das Dach, es beginnt zu tropfen … wir beschleunigen unsere Schritte, denn auch wenn wir Regenschirme dabeihaben, vor Blitzschlag nützen die herzlich wenig bis gar nichts ?! Kaum gedacht – irgendwo in der Nähe schlägt krachend ein Blitz ein, wir spüren die elektrische Ladung in der Luft körperlich – mir ist hier draussen nicht mehr wohl! Noch schneller geht es an den auf dem Weg herumrennenden Perlhühnern vorbei – endlich ist der Zaun, welcher das Brauhaus umgibt erreicht – nur noch das Vorhängeschloss öffnen und die wenigen Meter zum Haus hinüber … Als Armin das Tor hinter uns schliesst, blitzt es wieder und der elektrisch geladene Zaun sprüht Funken – so unmittelbar haben wir ein Gewitter noch nie erlebt!!!

Etwas ausser Atem erreichen wir das rettende Vordach und genehmigen uns nach diesem «sprühenden Abenteuer» erst einmal ein ausgezeichnetes Glas Bier – nach Deutschem Reinheitsgebot hier im Haus gebraut ?. Schon bald ist der Gewitterspuk vorbei und wir verbringen einen ruhigen Abend und eine gute Nacht inmitten dieser schönen Natur am Rand der Megalisberge.

Am nächsten Morgen steht wiederum nur eine kurze Fahrt bevor – ein weiterer Besuch bei uns ans Herz gewachsenen Menschen und an einem schönen Ort steht an. Schon bald biegen wir kurz nach dem Hartbeespoort Dam von der Hauptstrasse ab und stellen uns beim AfricanSwiss auf den Parkplatz. Und hier bleiben wir auch für die nächsten Tage stehen, freuen uns darüber, Mike und seine Frau Lizzi sowie ihre Jungs wieder zu sehen, lassen uns kulinarisch verwöhnen (unter anderem mit einem feinen südafrikanischen Buffet, liebevoll und zeitaufwändig von Lizzi und der Küchenmannschaft zubereitet – Mopanewürmer, Ochsenleber, Kutteln, Pap und Hühnerfüsse inklusive, und noch viel mehr …), sitzen gemütlich mit Mike und Horst bei einem echt schweizerischen Fondue zusammen (danke nochmals an Sabrina und Martin, welche uns diese Leckerei mitgebracht haben) und treffen Franz und Sepp wieder, zwei ausgewanderte Schweizer, welche in der Gegend wohnen und jeweils auf dem Heimweg vom eidgenössischem Schiesstraining hier ein oder zwei Biere geniessen.

Am Montag nehmen wir wieder Abschied und machen uns auf den weiteren Weg in Richtung Durban. Unterwegs bleiben wir zwei Nächte an einem Platz, den wir Anfangs Februar 2020 schon besucht haben und wo es uns ausserordentlich gut gefallen hat – auf dem Estaco Parys Camp am Vaal River. Auch dieser Fluss führt sehr viel Wasser und ist teilweise über die Ufer getreten. Wir sind die einzigen Gäste hier …

Die Drakensberge liegen ebenfalls auf unserem weiteren Weg zur Küste und so kommt es, dass wir ganz nah an der Grenze zu Lesotho, vor dem Golden Gate Nationalpark, eine Nacht verbringen. Auf dem Weg hierhin durchfahren wir Ortschaften mit den Namen Heilbron, Petrus Steyn, Reitz oder Bethlehem, sehen Wegweiser, welche anzeigen, dass es hier nach Frankfort, Volksrust, Ficksburg, Geduld, Cornelia oder auch Newcastle und Battlefields geht … Die gesamte Gegend hier ist geprägt von riesigen Weideflächen, auf denen die Kühe manchmal im hohen Gras fast nicht zu sehen sind, von unendlich erscheinenden Mais- und Sonnenblumenfeldern sowie von gigantischen Kartoffelfeldern.

Den folgenden Übernachtungsplatz müssen wir uns, und vor allem MANni sich, hart erkämpfen. Im Oktober 2020 sind wir schon durch das wuselige Phuthaditjhaba und weiter in Richtung Sentinel Wanderparkplatz beim Amphitheater gefahren, haben unser Nachtlager damals jedoch weit unten aufgeschlagen, kurz nachdem die gepflästerte Strasse in eine äusserst rumplige, steile und steinige Piste übergegangen ist. Dieses Mal möchten wir jedoch die angeblich äusserst schöne und empfehlenswerte, jedoch auch als Südafrikas gefährlichste geltende Wanderung vom 2555 Meter hoch gelegenen Sentinel PP unter die Wanderschuhe nehmen – oder wenigstens einen Teil davon, denn unsere Kondition lässt mittlerweile doch etwas zu wünschen übrig ? …

Schon die erste Steigung nach der guten Strasse, welche wir schon letztes Mal unter die Räder genommen haben, erweist sich als noch ausgewaschener und holpriger als damals. Und es kommt nicht besser, sondern schlimmer – und somit muss unser Grosser wieder einmal zeigen, was er mit seinen Zusatzfunktionen wie Untersetzung und Hinterachssperre kann – nur gaaaaanz laaaaangsam steuert Armin MANni über die unzähligen grossen Steine und Felsen, vermeidet geschickt, dass eines der Räder unbeabsichtigt in einen der tief ausgewaschenen Gräben abrutscht, fährt vorsichtig durch die unbestimmt tiefen Wasserlöcher mitten auf der Piste – wir alle drei leiden, jeder auf seine eigene, individuelle Art ? …

Plötzlich, nach ca. 4,5 km – wir trauen unseren Augen kaum – geht die miserable Piste in eine wiederum gepflästerte, wenn auch schmale Strasse über ?. Somit «schweben» wir glücklich die weiteren knapp 3 km bis zu unserem hoch gelegenen Übernachtungsplatz entgegen – jetzt, Mitte Nachmittag und mit drohenden Gewitterwolken am Horizont, werden wir sicher nicht mehr die Wanderschuhe schnüren, das muss bis Morgen warten … Für die letzten 7,5 km haben wir übrigens eine knappe Stunde gebraucht …

Nach einem nachmittäglichen Gewitter, einer einzigartigen Abendstimmung und einer vom starken Wind durchgerüttelten Nacht sind wir schon früh und ganz alleine auf dem schmalen Wanderweg unterwegs. Langsam steigen wir immer höher, vorbei an wunderschönen Alpwiesen mit ganz verschiedenen blühenden Blumen. Erstaunt sind wir darüber, dass der Wanderweg ein gutes Stück weit betoniert oder mit Pflastersteinen belegt und auch später, in «natürlichem» Zustand, ohne grosse Steine gut zu begehen ist – vergleichbare Wanderwege in der Schweiz sind dem gegenüber in einem schlechteren Zustand und schon fast gefährlich …

Den kurzen Abstecher zum Aussichtspunkt auf das Amphitheater nehmen wir mit und auf dem schmalen, den steilen Abhang entlangführenden, sehr schmalen Weg, mit dem senkrecht und hoch aufragenden Felsenkamm gegenüber, hinterlässt bei mir ein eher mulmiges Gefühl, schon bald mache ich eine Kehrtwendung … die gigantische Aussicht ist es jedoch wert ?!

Von hier aus geht es weiter in Richtung Wasserfall und der ausgesetzten Leiter, welche anscheinend so spektakulär eine Felswand überwindet und nicht ganz ohne sein soll … soweit kommen wir jedoch nicht mehr – bei den älteren, jedoch noch sehr guten Meindl Wanderschuhe von Armin, welche ihn so bequem auf den Kilimandjaro und auch sonst wohin getragen haben, beginnt sich die Sohle am linken Schuh bei der Ferse selbstständig zu machen ? … so doof, denn das bedeutet, dass wir die Wanderung frühzeitig abbrechen und zum MANni zurückkehren müssen …

Dass das ein guter Entscheid ist, merken wir dann auch schon bald – nicht lange und die Sohle hat sich auf der gesamten Länge gelöst und bleibt auf dem Weg liegen. Aber es kommt noch besser – kaum ist der linke Schuh sohlenlos, beginnt dasselbe Spiel rechts … noch vor dem Mittag sind wir, ich noch mit beiden Sohlen an ihrem angestammten Platz, Armin mit seinen beiden Sohlen im Rucksack und wie in Hausschuhen unterwegs, zurück auf dem Parkplatz …

(Meine ebenfalls Kilimandjaro-erprobten Meindl Wanderschuhe, welche nach einer kurzen Untersuchung als (noch) heil qualifiziert werden, zeigen sich bei einer späteren und näheren Inspektion ebenfalls als «Sohlen-Verlust-gefährdet».)

Hatten wir ursprünglich geplant, nochmals hier zu übernachten, macht das angesichts des noch jüngeren Tages keinen Sinn mehr. Also «schweben» wir die ersten paar Kilometer zurück, bevor sich MANni wieder laaaangsaaaam und «pole pole» über den miserablen Rest der Piste quält …

Hier, in der Provinz KwaZulu-Natal, ist es, wie so oft in diesem grossen Land, schwierig, einen freien Stellplatz zu finden – sei es wegen der Zäune, welche die Strassen links und rechts begleiten oder sei es wegen der überall vorhandenen Hütten und Wellblechbuden der Locals … und auch die Möglichkeit, sich auf einem Camping zu installieren ist, ausser innerhalb der Naturparks und -reservate, schwierig, da solche Lokalitäten nur sehr spärlich vorhanden sind … oder, wie bei einer von uns angesteuerten Lodge, das Einfahrtstor für MANni zu niedrig ausgefallen ist … Kurzerhand fahren wir auf den Parkplatz des «Tower of Pizza» und fragen, ob wir hier für die Nacht stehen bleiben dürfen? – Nachdem der Manager begriffen hat, dass wir kein Zimmer möchten (diese sind am Wochenende alle ausgebucht!), sondern nur einen Stellplatz für die Nacht suchen, bekommen wir das o.K. und so geniessen wir den heutigen Freitagabend, nach den Anstrengungen und Aufregungen des Tages, bei einer guten Pizza und einem Glas Rotwein (oder zwei ?) auf der Terrasse des Restaurants und beobachten die vielen Blitze, welche in weiter Ferne durch die dunklen Wolken zucken …

Und wieder steuern wir einen Ort an, den wir schon letztes Jahr besucht haben – die Valley’s Bakery auf dem Weg zum Monks Cowl. Gerne wären wir hier im Schatten der grossen Bäume für die Nacht geblieben, aber da das Lokal schon früh schliesst, wird dies kaum möglich sein und deshalb versuchen wir es auch gar nicht … abgesehen davon, dass auch hier ein reges Kommen und Gehen ist und alle Tische besetzt sind …

So sind wir nach einem kleinen, vorzüglichen Mittagessen und dem Erwerb von einem Laib Brot, das diese Bezeichnung auch wirklich verdient ?, wieder unterwegs – und stellen uns im Verlauf des Nachmittags, bei strahlendem Sonnenschein und heissen Temperaturen auf einen uns wiederum bestens bekannten Parkplatz – den des Bierfassl bei Nottingham Hill. Und wie schon im Oktober 2020 dürfen wir für die Nacht hier stehen bleiben, lassen es uns bei Eisbein und Bier gut gehen … nur um ganz erstaunt mit anzusehen und auch zu fühlen, wie sich vor dem Eindunkeln plötzlich Nebel über die Gegend senkt und es empfindlich kühl wird …

Apropos Eindunkeln: es wird spürbar herbstlich – die Temperaturen gehen tagsüber und speziell in der Nacht zurück und es wird fast täglich früher dunkel …

Wir sind schon bald an der Küste und da heute Sonntag ist, möchten wir Dave, von dem wir unsere Reifen gekauft haben, nicht belästigen. Also an Durban vorbeischrammen und nach Umdloti, wenige Kilometer weiter nördlich. Was wir angesichts des Wochenendes und des schönen, langen Strandes sowie der Nähe zu einer Grossstadt zu wenig bedacht haben ist, dass hier in Südafrika das Leben (wieder) einen fast normalen Lauf nimmt und deshalb das beliebte Küstendorf und dessen Parkplätze wohl überfüllt sein werden … zu unserem grossen Glück finden wir am Ende des nördlichen Parkplatzes einen geeigneten Platz und können uns hier auch etwas von den sonnenbadenden und/oder fischenden Ausflüglern fernhalten …

Was wir schon, seit wir in Südafrika sind, bemerkt haben: obwohl es einen angeblich gefährlichen Mutanten des Pandemietreibers gibt, der aus dieser Region stammen soll, ist hier ein fast normales Leben möglich. Die Menschen hier sind auffallend diszipliniert wenn es darum geht, in der Öffentlichkeit Maske zu tragen (auch wenn dies nicht immer korrekt gehandhabt wird, aber die Maske ist immer dabei und meistens auch irgendwo in der Nähe des Gesichts), bei jedem Lokal, bei jedem Geschäft werden die Hände desinfiziert, oft muss man sich auf einer Liste eintragen und die Körpertemperatur wird gemessen – abgesehen von diesen kleine Restriktionen sind die Menschen, und somit auch wir, frei ? … Und auch die Befürchtung, dass hier die Menschen wie die Fliegen wegsterben, hat sich nicht bewahrheitet – die Zahlen und das, was wir sehen und hören, sprechen eine andere Sprache … (der im letzten Bericht erwähnte Friedhof ist der einzige mit auffallend vielen neuen Gräbern, den wir bis jetzt gesehen haben).

Nach einer ruhigen Nacht, in der lediglich die laute Brandung zu hören ist, fahren wir zurück nach Durban. Wir freuen uns, Dave wieder zu sehen und sind freudig überrascht, als er uns anbietet, für einige Tage in seinem Ferienappartement in Ballito zu bleiben. Gerne machen wir das, speziell, da er und seine Frau Jodi auf unsere Einladung hin an einem Abend ein Fondue mit uns geniessen kommen (wir haben immer noch genügend Portionen dabei ?) – für sie eine Premiere, sie haben Käsefondue noch nie probiert!

Wir geniessen von Montag bis Donnerstag, trotz der heissen Schwüle, die Annehmlichkeiten einer Wohnung mit viel Platz und den herrlichen Pool direkt vor dem Sitzplatz. Leider muss Dave den Fondueplausch absagen, da er diese Woche doch mehr als geplant im Geschäft eingespannt ist – aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben – das wird nachgeholt, wenn wir wieder zurück in Südafrika sind ?! Thank you so much, Jodi and Dave, we really enjoyed our stay in Ballito!

Ach ja, die Entscheidung, wie es weitergeht, ist unterdessen gefallen. Wir möchten uns und MANni noch eine Chance geben, auf dem Landweg nach Europa zurückzufahren. Da in Ostafrika im Sommer/Herbst die Zeit des Regens ist, ist es momentan eher suboptimal, sich auf den Weg dorthin zu machen. Und da wir in der Schweiz diesen Frühling (Nordhalbkugel) einiges zu erledigen haben, was unsere Anwesenheit bedingt, haben wir uns entschieden, nach nur einem halben Jahr zurück in die Schweiz zu fliegen und unser Vorhaben im Südwinter, sprich im Juli, in Angriff zu nehmen. Ob es so klappt, wie angedacht und erhofft, wird sich erweisen …

Nach diesen ruhigen Tagen machen wir uns auf den Weg an die South Coast, wie der Küstenabschnitt südlich von Durban bis nach Port Edward genannt wird. Claudia und Res, welche wir im Krügerpark kennengelernt und unterdessen in der Schweiz wieder getroffen haben, haben uns das Angebot gemacht, ihr Haus in Ramsgate zu benutzen. Unterwegs dorthin machen wir noch einen Abstecher zu MAN Durban, wo MANni einer Inspektion unterzogen wird um zu ermitteln, was für Arbeiten vor unserem «Abenteuer» Ostafrika gemacht werden müssen und was für Ersatzteile benötigt werden. Denn momentan kann eine Lieferung aus Deutschland mehr Zeit beanspruchen als in normalen Zeiten …

Am Freitag, den 12.März, nach einer Fahrt entlang der Küste, welche uns immer mehr in eine üppige und tropische Vegetationszone bringt, wo Bananen- und Zuckerrohrplantagen die unzähligen Hügel überziehen, treffen wir in Ramsgate ein. Sybille und Roland, welche für unsere Schweizer Freunde nach dem Haus schauen, übergeben uns die Schlüssel, zeigen und erklären uns alles Nötige – und holen uns später mit dem Auto hier ab, um bei ihnen, «gleich um die Ecke», den Abend bei einem kleinen Häppchen, einem (oder zwei ?) Gläschen Wein und interessanten Gesprächen zu geniessen. In der Zeit, welche wir hier verbringen, sehen wir die beiden ausgewanderten Schweizer noch mehrmals und lernen sie sehr zu schätzen.

In Durban haben wir Dave gefragt, ob er zufälligerweise einen Platz weiss, wo wir MANni während unserem «Heimurlaub» einstellen können. Hier in Ramsgate scheint sich unser Problem ganz einfach zu lösen – Roland macht uns das Angebot, unseren Grossen bei ihnen auf der ehemaligen Farm Sweetdale, hier ganz in der Nähe, abzustellen. Vielen Dank für das grosszügige Angebot ?!

Sweetdale war ursprünglich eine Bananenfarm, welche Sybille und Roland vor mehr als 20 Jahren gekauft und nach ihrem Umzug nach Südafrika umgenutzt haben. Anstatt Bananen angebaut werden heute (resp. wurden hier bis zum Pandemieausbruch) junge, lernwillige Menschen unter die Fittiche genommen, welche eine einjährige Ausbildung als Schreiner, Metallschlosser, Elektriker, Velomechaniker (hierbei handelt es sich um alte Fahrräder aus der Schweiz, welche Containerweise hierhin verschifft und vor Ort repariert werden, bevor sie an Schulen abgegeben werden, damit die Schüler schneller und einfacher den meist kilometerlangen Schulweg bewältigen können) oder auch Koch und Kellner/-in geniessen können. Dies unter militärischen Bedingungen. Jeder Absolvent «3 Leben» – einmal wenige Minuten zu spät zum Morgenapell erscheinen – minus 1 Leben. Einmal sein Ämtli wie WC putzen nicht zur Zufriedenheit ausgeführt (was vor Allem für die männlichen Azubis eine ihnen unwürdig erscheinende Arbeit ist) – ein Leben weniger … Was vielleicht brutal tönt, hat seinen berechtigten Grund – nur wer sich mit dieser strengen Ordnung abfinden und sich bedingungslos an die harten Regeln halten kann, hat nach dieser Zeit begriffen, um was es im Berufsleben geht und hat so eine reelle Chance, eine qualifizierte Arbeit zu finden und seinen Lebensunterhalt selber bestreiten zu können. Pandemiebedingt musste der Betrieb leider stark heruntergefahren werden und jetzt sind nur noch einige wenige Jugendliche hier.

Neben diesem Skillcenter haben Sybille und Roland einen Parcours mitten im Wald aufgebaut, wo Firmen und Schulen in Gruppen die Zusammenarbeit im Team sowie Problemlösungen üben können – ein Angebot, welches vor der Krise rege genutzt wurde.

Unterdessen sind auch ihre beiden erwachsenen Kinder mit ihren Partnern nach Südafrika ausgewandert. Nun sind diese am Ruder und die Eltern nehmen es etwas ruhiger, sind jedoch immer noch im Hintergrund eingespannt. Sam und Mario haben das Skillcenter sowie den Unterhalt der Farm übernommen, Conny und Daniel haben aus der ehemaligen Bananenwasch- und Abpackstation – einer kleinen, wellblechgedeckten Halle – ein weit herum für seine gute Küche bekanntes Restaurant gemacht, das Packshed. Auch wir geniessen hier ab und zu ein ausgezeichnetes Mahl …

Sybille und Roland fahren für einige Tage in die Drakensberge und so können wir den Stellplatz noch nicht besichtigen. Eigentlich wollten wir den Flug in die Schweiz erst dann buchen, wenn wir sicher sind, einen geeigneten Platz für MANni gefunden zu haben. Da wir jedoch davon überzeugt sind, dass es auf Sweetdale sicher ein gutes Plätzchen für unseren Partner geben wird, buchen wir doch schon. Und entgegen unserer sonstigen Gepflogenheit buchen wir gleich auch den Rückflug. Gerne reise ich ja nicht nach Europa, ich friere schon jetzt, wenn ich an die Temperaturen denke und von der Freiheit in den Lockdown macht auch nicht eben Lust, zurückzukehren – aber eben …

Wir «besetzen» das Haus in Ramsgate während der nächsten vier Wochen, in denen MANni vor der Garage stehend immer bei uns ist. Was sich als sehr nützlich erweist – so kann ich jeweils schnell das holen, was wir gerade brauchen, ob Kleider, Lebensmittel, Ladekabel oder Lesestoff …

Fast täglich bringen wir den Infinity-Pool vor dem Sitzplatz zum Überlaufen, geniessen die Aussicht auf den Indischen Ozean und verbringen eine ruhige und gemütliche «Auszeit» vom Reisen mit viel lesen und faulenzen ?, lernen nette und interessante Leute wie Nicolette und Wolfgang aus Österreich kennen, welche schon seit Jahrzehnten in Südafrika leben und nur ein paar Strassen weiter wohnen, werden von ihnen eingeladen und laden sie ein, geniessen die Wärme und lange Spaziergänge am Strand, machen kleine Ausflüge mit dem Auto, welches uns als «Gesamtpacket Haus Ramsgate» ebenfalls zur Verfügung steht … dieses Paradies geniessen wir also – mit einem Unterbruch von fünf Tagen.

MANni braucht Bewegung und Abwechslung ? – wir vielleicht ja auch – und da die Wild Coast ein für uns noch unbekannter Küstenabschnitt ist und sich von Port Edward südlich erstreckt, fahren wir dorthin. Der Küstenstreifen ist dicht bewachsen, tropische Wälder begleiten uns – riesige Geranienpflanzen, Drachenbäume, Yuccas, farbiges Blättergewächs, Bougainvillea, Flamboyants, Jacaranda, wilde Bananenpalmen, Dattelpalmen, Fächerpalmen, Makalanipalmen, sonstiges blühendes Grünzeug – viele dieser Wildpflanzen kennen wir, sie werden in Europa als Zimmerpflanzen kultiviert. Nach Port Edward verlassen wir die Küste, es geht ins hügelige Inland. Es scheint, als wenn jeder Hügel und jede Senke mit meist bunt angestrichenen Hütten und Häusern übersäht ist (mir fällt auf, dass viele Familien ihre Häuser in allen erdenklichen Nuancen und Farbintensitäten von Türkis oder Altrosa gestrichen haben – diese beiden Farben überwiegen und müssen mal in einer grossen Aktion günstig erhältlich gewesen sein ?). Hier einen einsamen Platz zu finden, ist wohl absolut unmöglich. In den Städten, welche wir durchfahren, herrscht ein echt afrikanisches Chaos – Minibusse, Fussvolk und Tiere fast überall – und ein schon lange nicht mehr gesehener, unglaublicher Dreck – wir meinen, wir sind wieder in Westafrika gelandet ?! Trotzdem gefällt uns, was wir sehen und erleben, afrikanisches Leben pur ?. Auch die vielen Tiere auf und neben der mit Potholes übersäten Strasse – Kühe, Ziegen, Schafe, Hühner, Hunde – vermitteln uns dieses Gefühl.

Das Besondere am Strassennetz entlang der Wild Coast ist, dass die Hauptstrasse meistens weit im Inland und auf einer Höhe über 1000 Meter verläuft und immer wieder bis zu hundert Kilometer lange «Stichstrassen», grösstenteils Dreckpisten, an die schönen, tropischen Sandstrände hinunterführen – nicht eben geeignet, um viele dieser oft einsamen und wunderschönen Plätze zu besuchen ☹.

Am ersten Tag fahren wir weit und lange, wir möchten bis nach Coffee Bay. Von dort aus soll es dann langsam wieder zurück nach Ramsgate gehen. Die erste, regnerische Nacht verbringen wir nach der 85 km (!) langen, geteerten Stichstrasse in der Nähe von Coffee Bay mit freier Sicht zum Hole-in-the-Wall Felsen, welcher bei Flut vom Festland abgeschnitten im Meer liegt. Leider ist das Wetter auch am Morgen nicht viel besser und wir entscheiden uns, wieder zurück auf die Hauptroute zu fahren und es weiter nördlich zu versuchen.

Die langen Anfahrten schrecken uns ein wenig ab, besonders, da wir jeweils nicht wissen, ob wir in der ausgewählten Bucht frei stehen können oder ob wir uns mitten in einem Dorf wiederfinden – viele dieser weitverstreuten Ortschaften sind nicht als solche auf den Karten vermerkt. So landen wir am 2. Tag in Port St. Johns. Das Camping ausserhalb des Städtchens, zwischen Fluss und vielbefahrener Strasse eingeklemmt, ist nicht eben einladend und ausserdem würden wir lieber am Meer stehen … aber der Second Beach, wo es genügend Parkplätze hat und der einige Kilometer ausserhalb des quirrligen Zentrums liegt, entpuppt sich als ein heruntergekommener Fleck und ist nicht eben gemütlich. Zur Not würde es wohl gehen … aber wir werden anderweitig fündig, ein Plätzchen, wo wir uns mit MANni gut aufgehoben und sicher fühlen – gleich am Rand des wuseligen Hauptplatzes, am Ausgang der Stadt, auf dem Parkplatz eines von Auswanderern betriebenen Seafood und Pizza Restaurants, wo ein Kommen und Gehen herrscht, Minibusse ihre Passagiere ein- und ausladen – wir stehen natürlich mit dem Einverständnis der Besitzer und bewacht von ihrem Nachtwächter hier … für uns der beste Platz, den wir finden konnten. Kein einziges Mal an diesem Nachmittag oder am folgenden Morgen werden wir belästigt ?, so als sei es hier eine Selbstverständlichkeit, dass so verrückte Europäer sich mit ihrem Gefährt für die Nacht hierhin stellen … und mit dem Vorteil, dass wir nach einem sehr guten Nachtessen nur wenige Meter zu unserem Heim zurücklegen müssen.

Weiter geht es, wir tauchen wieder in den Waldgürtel der Küste ab. Wir peilen eine kleine Bucht bei Mbotyi an, eigentlich nur deshalb, weil sie nicht allzu weit von der Hauptstrasse entfernt liegt und es dort zur Not auch die Möglichkeit geben soll, sich bei einer Lodge hinzustellen … ist dann jedoch nicht so, resp. wir finden einen schönen Platz direkt am Meer. Hier können wir meerfrische Langusten und Austern zu einem Spottpreis von den Locals kaufen und am Strand entlang spazieren – ein kleines Paradies ?. Wie an so vielen Plätzen an der Küste ist die Brandung jedoch zu stark um ein genüssliches Bad im Indischen Ozean zu nehmen – schade.

Auch hier ist die Gastfreundschaft der Südafrikaner überwältigend – schon am ersten Nachmittag werden wir von unseren «Nachbarn» Sue und Mick, welche auf dem Hügel hinter unserem «Stellplatz» ein Feriencottage besitzen, angesprochen und am Abend für einen gemütlichen Braai mit anderen Nachbarn eingeladen …  aber damit nicht genug, sie laden uns gleich noch zu sich nach Port Edward ein, wenn sie ab Mittwoch wieder dort sind! … (Wir besuchen sie dann auch am Wochenende vor unserer Abreise und verbringen einen gemütlichen Nachmittag mit ihnen, an welchem wir die Atemgischt der ersten Wale der Saison, welche aus dem kalten Wasser der Antarktis nach Norden ziehen, um ihre Kälber vor der Küste von Mozambique zu gebären, weit draussen im Meer sichten – eineinhalb Monate früher als üblich!)

Uns gefällt es an diesem Platz in der Bucht von Mbotyi und so bleiben wir auch die beiden nächsten Tage hier stehen, geniessen die frische Luft und die Freiheit – bevor wir zurück nach Ramsgate steuern und das Haus wieder in Beschlag nehmen …

Das Wetter an der South Coast und Wild Coast ist sehr wechselhaft – an einem Tag schwül-heiss, am nächsten regnerisch und kühler, Wind von Norden, Wind von Süden, dann wieder Regen und Gewitter …

Schon bald neigt sich unser diesmaliger Aufenthalt in Südafrika dem Ende zu – unser Flug ab Durban via Johannesburg nach Zürich ist für den 14. April gebucht. Somit heisst es: ein Mietauto organisieren, zusammenpacken, aufräumen, das Haus putzen, damit wir es mit gutem Gewissen verlassen können, die paar Sachen, welche wir für unsere Freunde in die Schweiz mitnehmen werden, entgegennehmen, sich für den obligatorischen Covid-Test in der Nase stochern lassen, für uns selber einige wenige Souvenirs einkaufen – und MANni nach Sweetdale bringen. Dort wird er die nächsten zweieinhalb Monate, gut von Mario betreut, verbringen und auf uns warten – am 1. Juli sind wir wieder zurück ?!

Am Mittag des 13. April verabschieden wir uns von diesem liebgewonnenen Ort (von den uns ans Herz gewachsenen Menschen hier haben wir uns schon nach und nach verabschiedet – an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Claudia und Res, wir sehen uns bald ?) und düsen über die Autobahn nach Durban. Wir haben uns wieder ein Zimmer im B&B von Rob gebucht und mit Dave und Jodi zum Nachtessen abgemacht.

Am Morgen des 14. Aprils nehmen wir den kurzen Weg zum «King Shaka International Airport», von der Grösse her eher ein Provinz- als ein internationaler Flughafen, unter die Mieträder, geben das Auto ab und unser Gepäck auf, warten im ziemlich leeren Abflugbereich auf das Boarding und sind doch erstaunt, wie voll der Flieger nach Johannesburg dann wird – nur wenige Sitze bleiben frei ?!

Pünktlich verlassen wir Durban und nach einer ruhigen Flugstunde erreichen wir Johannesburg. Die Wartezeit bis zum Boarding der Swiss-Maschine nach Zürich verbringen wir im mässig belebten Transitbereich. Auch dieser Flug (der Airbus A340 – 300 ist nur etwa ¼ besetzt!) ist pünktlich und nach dem erstaunlich guten Nachtessen und dem Ende des Films «Ocean’s Eleven», den ich mir auf dem kleinen Monitor reinziehe (ich kann mich schon fast nicht mehr erinnern, wann ich zum letzten Mal einen Film geschaut habe!) heisst es: Gueti Nacht, schlaf guet – davon kann jedoch keine Rede sein, weder Armin noch ich finden, trotz der grossen Beinfreiheit, eine bequeme Position und drehen und wenden uns fast die ganze Nacht hindurch.

 

Monika holt uns am frühen Morgen in Zürich ab (nochmals vielen Dank ?!) und seit wir hier sind, befinden wir uns in 10-tägigen Quarantäne … warum, ist uns auch angesichts des Südafrikanischen Mutanten nicht ganz klar, denn nach unserer Meinung und unserer Erfahrung in eben diesem «Mutanten-Usprungsland» wird hier in Europa mit den Massnahmen übertrieben, resp. einfache und sinnvolle Massnahmen werden nicht oder wurden zu spät ergriffen! Vom BAG-Chaos mal ganz abgesehen …

Gut gibt es heutzutage diese Lieferdienste der Grosshändler – ansonsten hätten wir uns in den nächsten Tagen von trockenen Nudeln, Reis und ein wenig Büchsenfutter ernähren müssen ? …

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa … 

 

Gesamtstrecke: 2710.7 km
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2 Kommentare

  1. Roger Riedener Roger Riedener
    19. April 2021    

    Spannend und kurzweilig wie immer!

    Uns bringt jedoch gar nichts in die Schweiz zurück zur Zeit, denn auf das Chaos, welches unsere 7 Helden veranstalten, darauf können wir gerne verzichten.

    Da macht die im alleswissenden Westen oft und gern gescholtene Militär-Regierung in Thailand einen wesentlich besseren Job!

    • Penny & Armin Penny & Armin
      12. August 2021    

      Hallo nach Thailand
      wir hoffen, es geht euch gut. Und wer momentan was besser oder schlechter macht, möchten wir nicht beurteilen – die Zeit wird es zeigen!
      Liebe Grüsse und hebed eu Sorg

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