11.08. – 11.09.2021
Namibia – Zambia – Tanzania
Das Camp Okaukuejo am Kavango liegt nicht nur idyllisch, auch der Garten von Deon’s Mutter ist eine prächtige Oase – alle Pflanzen, Blumen, Büsche, Palmen und Bäume hat sie in den letzten 20 Jahren selber aus Samen gezüchtet und überall stehen auch jetzt schwarze Folienbehälter im Schatten, in denen weitere kleine und grosse Vertreter der üppigen Flora heranwachsen. Ein wahres Lebenswerk!
Deon selber ist leidenschaftlicher Fischer und so sind wir an einem Nachmittag, beide mit einer Fischerrute in der Hand, mit ihm und seinem Boot auf der Jagd nach Tigerfisch auf dem Kavango unterwegs. Armin hat Glück, er erwischt einen gut 1 kg schweren Tigerfisch, welcher nach dem Fototermin wieder freigelassen wird 😊. Ein zweiter Biss kurz darauf, dieser Brocken kann sich jedoch wieder befreien und macht sich davon. Ich habe kein Glück, bei mit beisst keiner ☹.
Von Ellen und Vincent haben wir den Tipp erhalten, die Nunda Lodge in der Nähe der Popa Falls zu besuchen. Auch hier können wir uns direkt am Kavango hinstellen, nur wenige Meter vom Wasser entfernt. Und auch hier hören und sehen wir Hippos und was ich als flachen Fels in der Strömung entdecke, entpuppt sich als grosses Krokodil, welches faul in der Sonne liegt 😉! Ausserdem sehen wir hier viel verschiedenes Federvieh, entweder in der Luft, auf einem Ast sitzend oder in den Büschen herumhopsen oder -laufen.
Die vier Campsites am Fluss scheinen begehrt zu sein – wir haben an beiden hier verbrachten Abenden Nachbarn, zuerst Südafrikaner auf der Durchreise und am zweiten Nachmittag hören wir das tiefe Brummen eines LKW-Motors – ein kleineres Expeditionsmobil bahnt sich seinen Weg durch das Gestrüpp … Uschi und Werner, zwei Namibier, mit ihrem älteren Action Mobil, begleitet von Werner mit seinem Campingbus.
Schon seit längerem haben wir mit Vreni und Ernst aus der Schweiz Mailkontakt und nun ist es soweit, dass wir nahe beieinander sind und uns persönlich kennenlernen können. Sie stehen mit ihrem MAN bei der Kozondwe Lodge, nicht unschön im Überschwemmungsgebiet des Kwando River gelegen. Mit ihnen verbringen wir die nächsten beiden Tage, tauschen uns aus, reden über die jeweiligen Probleme mit dem Fahrzeug und machen zusammen eine Bootstour auf den Kanälen, welche sich durch das hohe Schilf dieser sumpfigen Gegend schlängeln. Unser Bootsführer Dan, ein hierhin ausgewanderter Brite, ist sehr vorsichtig, sobald wir in die Nähe von Hippos kommen – er und sein Boot wurden schon mehrmals von einem dieser Kolosse gerammt und so zum Kentern gebracht. Auch heute muss er zweimal Gas geben und ausweichen, da es manchmal nicht eben einfach ist, die untergetauchten Viecher zu lokalisieren und sich eines genau unter dem Boot befindet …
Ausser den grossen, grauen schwimmenden «Inseln» sehen wir Sitatungas, Letschwe, Impalas, Giraffen, Elefanten und verschiedene Vögel. Auch die Flora muss sich nicht verstecken: verschiedene Schilfarten, Leberwurstbäume, allerlei andere Bäume, mannshohe Gräser und Wasserlilien mit ihren grossen, flachen Blättern und ihren rosa, weissen oder gelben, filigranen Blüten bieten den verschiedensten Tieren eine sichere Lebensgrundlage, ob als Nahrung oder Rückzugsort.
Uns zieht es weiter, wir möchten in den nächsten Tagen nach Zambia rüber. Und so verabschieden wir uns von Vreni und Ernst, welche in die entgegengesetzte Richtung unterwegs sind. Gute und unfallfreie Weiterreise!
Nachdem wir in Katima Mulilo wertvolle Infos von einem uns empfohlenen Tourenveranstalter sowie von zwei zufällig angetroffenen, in Zimbabwe wohnhaften Franzosen erhalten, uns mit Lebensmitteln und Getränken eingedeckt, einmal übernachtet und den immer wieder lästigen Covidtest hinter uns gebracht haben, fahren wir zur Grenze zwischen Namibia und – Botswana! Richtig – die einfachste und kostengünstigste Variante, von hier nach Livingstone in Zambia zu gelangen, führt durch den Norden dieses Landes, Transit durch den Chobe Nationalpark (wir sehen unterwegs kein einziges Tier ☹) und über die neue Brücke bei Kazungula, welche die chaotische und abenteuerliche Fähre abgelöst hat. Lästig ist nur, dass an der Grenze zu Botswana jeder Einreisewillige, trotz negativem PCR-Test, in einem recht schmutzigen Wellblechschuppen die Nase für einen Antigen-Schnelltest hinhalten muss … wenigstens ist der kostenlos.
Praktischerweise ist der Zoll von Botswana und Zambia nach dem Bau der Brücke neu zusammengelegt worden, so dass alle persönlichen und fahrzeugtechnischen Angelegenheiten in einer grossen Schalterhalle erledigt werden können. Nur der Geldwechsel und die obligatorische Versicherung sind ausserhalb angesiedelt … unbedingt einfacher und zeitsparend ist es jedoch trotzdem nicht. Ganze zwei Stunden brauchen wir, bis wir aus Botswana ausgestempelt sind, unser Kaza Visum für Zambia und Zimbabwe im Pass haben, das Carnet aus- und wieder eingestempelt, der Brückenzoll, der Strassenzoll und die Strassenbenützungsgebühr bezahlt sowie Geld gewechselt und eine Versicherung gekauft ist – uff 😉. Erschwerend ist, dass Visum und Strassengebühren in US Dollar, alles andere in Kwacha bezahlt wird …
Über eine schöne Teerstrasse schweben wir nach Livingstone, wo wir uns eine weitere Haftpflichtversicherung kaufen. Wie in Westafrika die sogenannte «Carte brune», welche vom Senegal bis zur DR Kongo alle Länder abdeckt, gibt es für Ostafrika die «Carte jaune», die COMESA Versicherung, welche mehrere Länder abdeckt. Und nachdem wir bei Olga’s wieder eine SUPER Pizza gegessen haben sind wir so frech, und steuern das beste Haus vor Ort an – man darf wohl fragen, ob es erlaubt ist, auf dem Parkplatz des noblen Hotels zu nächtigen, wenn man dort diniert? Es wird uns erlaubt und so geniessen wir einen schönen Abend bei ausgezeichnetem Essen auf der Terrasse mit Blick auf den Zambesi und dem leisen Donnern der Victoriafälle in den Ohren 😊. Dies sozusagen als mein etwas vorgezogener «Birthday treat».
Vor gut zwei Jahren haben wir die Fälle schon besucht, von dieser Seite aus, und waren eher enttäuscht. Dies auch, weil der Fluss seinen Tiefstand erreicht hatte und der «donnernde Rauch» nicht eben donnernd und rauchend dahergekommen ist. Jetzt, im August, und nach guten Regenfällen im Einzugsgebiet des Zambesi und seiner Nebenflüsse, führt der Fluss mehr Wasser (jedoch auch wieder nicht so viel, dass wir vor lauter Gischt keine Sicht haben) und wir können nachvollziehen, wie der ehemalige afrikanische Namen entstanden ist.
Wer die Victoriafälle nicht von beiden Seiten gesehen hat, hat sie nicht gesehen – so auf jeden Fall heisst es hier. Wir haben die Fälle also noch nicht gesehen, möchten dies jedoch heute ändern. Aha – deshalb das Kaza Visum für Zambia und Zimbabwe 😉!
Früh am Morgen parkieren wir MANni auf dem Parkplatz beim Besucherzentrum in Zambia und sofort wird er von den hier herumlungernden Pavianen beäugt. Einer der grossen Viecher lässt es nicht damit gut sein und ist, kaum entfernen wir uns, auf dem Kuhfänger und inspiziert durch die Frontscheibe hindurch das Innere der Führerkabine. Nicht genug damit – schwupps ist er auf dem Dach und versucht bei jeder Luke, ob wir nicht so deppert sind und eine offengelassen haben, so dass er vielleicht eine Leckerei stibitzen kann …
Zu Fuss machen wir uns also auf den Weg über die hohe Eisenbrücke nach Zimbabwe, begleitet von sehr aufdringlichen «Geiern» in Gestalt von Schleppern und Souvenierhändlern … «please support me, buy this or this, please Mama» – Armin lässt sich erweichen und kauft zweien der Händler insgesamt zehn (!) Kupferarmreifen ab … der unbeirrbarste von allen bleibt erst mitten auf der Brücke zurück, als ich ihm ziemlich deutlich zu verstehen geben, dass mich seine Hartnäckigkeit und seine Aufdringlichkeit zu nerven beginnt … uns ist klar, dass den Verkäufern und Helfern die Einnahmequelle Tourist in diesen Zeiten fehlt. Es ist uns jedoch nicht möglich, jeden von ihnen zu sponsern und ihm etwas abzukaufen – nicht nur finanziell unmöglich – wohin sollen wir mit all dem Zeugs? Für den Reisenden nachvollziehbar, für die von der Krise hart getroffenen Locals eben nicht wirklich … denn wer sich das Reisen finanzieren kann, hat doch auch Geld genug, um jeden hier zu unterstützen – logisch, oder?
Gestern erst in Zambia eingestempelt und heute schon wieder ausgestempelt??? Leichtes Kopfschütteln beim Beamten … da wir innerhalb der 72 Stundenfrist für den PCR-Test sind, haben wir da keine Probleme, das Papier muss nur verifiziert werden, da von einem Labor in Namibia … Zimbabwe stempelt uns ein und schon spazieren wir, hier ohne ungebetene Begleitung, der langen Reihe wartender LKWs entlang zum Eingang des Parks. Schön und imposant sind die Victoriafälle von dieser Seite, was sicher auch dem mehr an Wasser als vor zwei Jahren geschuldet ist. Wir flanieren durch den Regenwald und geniessen die Ausblicke auf den donnernden und gischt-spritzenden Wasservorhang auf der gegenüberliegenden Seite der tiefen Schlucht. Wir sind uns einig: es hat sich gelohnt, nochmals nach Livingstone zu fahren und jetzt können wir mit gutem Gewissen sagen: wir haben die Victoriafälle gesehen 😊.
Knapp drei Stunden nachdem wir den Einreisestempel für Zimbabwe im Pass haben, ziert dieselbe Seite auch ein Ausreisestempel für eben dieses Land, ein weiterer und somit zweiter Einreisestempel für Zambia ebenfalls und wir sind auf dem Weg in Richtung Lusaka. Schon seit einigen Tagen haben wir Probleme mit dem Federspeicher, welcher sich schwertut und lange braucht, bis er endlich löst und wir abfahren können – ein Ventil verliert Luft und wir befürchten, dass die «Handbremse» irgendwann gar nicht mehr löst und wir irgendwo stehen bleiben. Wir hoffen, dass uns die MAN Werkstatt in Lusaka helfen kann. Der Weg ist weit, die Kirchen und Schulen zahlreich, die Anzahl Fahrräder auch, das Alltagsleben und die Märkte wieder richtig afrikanisch – uns gefällt’s 😊! Das Land dehnt sich meistens flach und oft schwarz vor und neben uns aus – hier wird die Tradition, dürres Gras und den Busch abzubrennen, um das Wachstum frischen Grüns zu fördern und offene Flächen für Landwirtschaft und Weideland zu gewinnen, noch praktiziert und hochgehalten.
Wir sind am Freitag in Livingstone abgefahren und haben deshalb keine Eile. Es reicht, wenn wir am Sonntagabend in Lusaka sind, so dass wir am Montag zu MAN fahren können. So verbringen wir den Samstag auf dem ruhigen und friedlichen Camping einer Farm irgendwo unterwegs … und die Nacht auf Montag überteuert im Eureka Park & Camping am Rande der Hauptstadt.
Früh stehen wir auf dem kleinen Areal von MAN Lusaka und schnell ist das fehlbare Ventil ausgebaut. Da kein Ersatz vorhanden ist, wird das Teil zur Reparatur zu einer Spezialfirma in der Stadt gebracht. Noch sind wir zuversichtlich, dass es auch klappt … leider, leider hat die Firma jedoch die benötigten Ersatzteile für die Reparatur nicht, nun muss doch ein Ersatz aufgetrieben werden … sollte kein Problem sein und uns wird versichert, dass wir am nächsten Tag weiterziehen können … Trotzdem an diesem Tag, dem Dienstag, die Vereidigung des neuen Präsidenten stattfindet (vor zwei Wochen waren Wahlen und der alte und korrupte Präsident wurde abgewählt – ob der neue weniger in seine eigene Tasche wirtschaftet, weiss man noch nicht, die Hoffnung besteht …) und es deshalb ein Feiertag und freier Tag ist, stehen drei Mann am Morgen mit einem Ersatzventil da 😊. Nicht dasselbe Modell, jedoch mit den benötigten Anschlüssen und mit derselben Funktion … der «Boss», heute locker in Trainerhosen gekleidet, gibt in den wenigen Augenblicken, in denen er sich nicht mit seinem Handy beschäftigt, den beiden Mechanikern Anweisungen, welche unter MANni kriechen und das Ventil anschliessen und befestigen – endlich scheint alles gut zu sein, der Boss kassiert und empfiehlt sich, die Mechaniker waschen sich den Staub und Dreck von den Händen … und wir können nicht wegfahren, da die Bremse trotz genügend Druck blockiert ☹! Somit verschiebt sich für die Arbeiter der erhoffte Feierabend am frühen Nachmittag um ein paar Stunden nach hinten, in denen sich die beiden redlich Mühe geben und auch genug solche haben, alles richtig anzuschliessen – schlussendlich und nach vielen Versuchen sind von den drei Luftschläuchen lediglich deren zwei angeschlossen, das dritte wird abgeklebt – nur so funktioniert der Federspeicher, wieso, ist Armin heute noch ein Rätsel! Zur Sicherheit machen wir noch eine kleine Probefahrt, währen die Mechaniker auf uns warten … nachdem wir uns tagsüber in Geduld üben mussten, sind sie nun damit an der Reihe – auf unsere kleinen Runde geraten wir zweimal in die Nähe der Parade der Würdenträger und des Militärs zur Feier des Präsidenten und müssen warten, bis die Strasse wieder freigegeben wird. Dafür erleben wir, wie sich das Volk über den Machtwechsel freut und den Offiziellen in den Limousinen und Militärfahrzeugen zujubelt … lustig ist ausserdem, dass während dem Wahlkampf sowohl der alte Präsident wie auch sein Herausforderer ihr Konterfei auf Stoffbahnen haben drucken lassen, diese nun nicht nur als Banner, sondern auch von den Frauen als Wickeltuch genutzt werden und so manches weibliche Hinterteil schmücken …
Nach einer weiteren Nacht vor der MAN Werkstatt (hier stehen wir genauso gut und sicher bewacht wie auf einem Camping, nur kostenlos 😊) statten wir der Botschaft von Malawi einen Besuch ab. Zu gerne würden wir dieses Land bereisen, wissen jedoch, dass die Grenzen momentan geschlossen sind – leider zerschlägt sich unsere Hoffnung, trotzdem ein Visum zu kriegen, das gibt es nur in dringenden, medizinischen Fällen und muss vom Commissioner of Health bewilligt werden ☹. So verlassen wir Lusaka noch vor dem Mittag in Richtung Norden. (Wie wir knapp zwei Wochen später erfahren, hat das Land am 3. September die Grenzen wieder geöffnet, auch für Touristen.)
Die «Great North Road», welche vom Süden des Landes in den Norden führt, ist eine stark befahrene Route, ist es doch die Hauptverbindung zwischen Südafrika, Zimbabwe und Tansania. Unzählige schwere Lastwagen sind schon hier entlanggefahren und haben tiefe Spurrillen, richtige Gräben, im Teer hinterlassen. Ausserdem ist die Strasse nicht übermässig breit und es ist eine mühsame und ermüdende Fahrerei. Erstaunt sind wir, als wir in Kabwe, einer grösseren Ortschaft, einen neuen und grösseren Einkaufskomplex mit gut sortiertem Shoprite Supermarkt antreffen. Hier können wir nochmals Frisches einkaufen, denn je weiter wir nach Norden kommen, desto schwieriger wird das werden, respektive die Versorgung findet bei den lokalen Märkten statt. Und da weiss man nie, wie lange die Eier schon herumliegen und das Fleisch der Wärme und den Fliegen ausgesetzt war …
Wir sind nicht unbedingt Fan von i-Overlander, aber manchmal ist die App eben doch praktisch … so landen wir am Abend, weit ab von der Teerstrasse, nach 30 Kilometer guter und weiteren 30 Kilometern löchriger, ausgewaschener und steiniger Piste auf der Farm Shigu, wo wir richtig idyllisch auf dem einfachen Campground mit Grillplatz, überdeckter Terrasse mit Tisch und Bank, ohne fliessend Wasser oder Strom, jedoch mit nahegelegenem Strohverschlag mit Eimerspülung-WC und luftiger Kübeldusche, an einem kleinen Stausee im Schatten der Bäume stehen … es ist so schön und friedlich hier, dass wir gleich noch einen Tag länger bleiben und das unterschiedliche Jagdverhalten der hier zahlreich vorkommenden Graueisvögel studieren können 😊 … und ich nicht widerstehen kann und mich in die kühlen Fluten stürze 😉.
Deon, der junge Farmer, und seine Frau sind vor kurzem nach Tansania gereist und geben uns ein paar wertvolle Tipps. Ausserdem empfehlen sie uns Plätze hier in Zambia, welche einen Besuch wert sind. Nach einer grossen Tasse Kaffee auf der Veranda des Farmhauses nehmen wir die meist nicht sehr gute Piste nordwärts über Picadilly Circus zurück zur Hauptstrasse unter die Räder, wo wir nach Nordosten abdrehen und nach einer langen Fahrt durch waldiges Gebiet, und immer wieder aufgehalten von den zahlreichen Check-Points, am späten Nachmittag Mpika erreichen. Leider ist die Einfahrt zur angepeilten Lodge zu tief für unseren Grossen, der Besitzer fährt jedoch genau in diesem Moment weg und fordert uns auf, ihm zu folgen, er wisse einen Platz, wo wir stehen können. Kurz darauf werden wir Pater Thomas vorgestellt, der die hiesige Diözese leitet und es stellt sich heraus, dass sowohl Pater Thomas wie auch Andreas aus Deutschland stammen! Da wir nicht bei Andreas in der Lodge stehen können, spazieren wir die ca. eineinhalb Kilometer dorthin, denn wir haben Hunger und möchten noch ein wenig mit ihm palavern. Später fährt er uns zum MANni zurück, wo wir satt, müde und zufrieden in die Federn sinken …
Am nächsten Morgen erwartet uns auf unserer Fahrt zur «Kapishya Hot Spring Lodge» mitten in der bewaldeten Hügellandschaft eine Kuriosität: ein von einem exzentrischen Engländer gebautes, burgähnliches Landhaus, umgeben von einem schönen und gepflegten Garten, welches heute teilweise als Gasthaus genutzt wird, teilweise als Museum geöffnet und immer noch in Familienbesitz ist – das Shiwa Ngandu House. Das riesige dazugehörende Farmgelände wird heute noch bewirtschaftet. Unser Ziel liegt jedoch noch weiter im Busch, schön an einem kleinen Fluss gelegen, mit der namensgebenden heissen Quelle mitten im Wald. Und so steigen wir am späteren Nachmittag in die Badehose und tauchen in diesen natürlichen Jakuzzi ein – herrlich 😊! Wenn das kein ungewöhnlicher Geburtstags-Verwöhn-Moment ist – ja, denn an diesem Tag ist mein Geburtstag und dazu noch ein runder 😉!
Wir sind erstaunt, wie viele Gäste den weiten Pistenweg hierhin finden, obwohl es total überteuert ist – Reisende, junge motorradfahrende amerikanische Missionare, Familien … Trotzdem bleiben wir noch einen Tag hier und staunen nicht schlecht, als am Nachmittag drei Safarifahrzeuge inklusive (wahrscheinlich osteuropäischer) Pauschaltouristen auftauchen, welche neben uns ihre Zelte inklusive Faltbetten für die Nacht aufstellen – also, die schwarzen Guides stellen auf und die Touristen, alle ausser einem Paar, begeben sich zur Bar und tauchen erst nach getaner Arbeit wieder auf.
Wir sind auf dem Weg zum Lake Tanganjika, von wo aus wir dann weiter über den Hauptzoll bei Nakonde nach Tansania reisen werden. Wir wissen, dass der kleine und unkomplizierte, ruhige Zoll in der Nähe von Mbala geschlossen ist und wir so einen Umweg fahren, uns wurde jedoch von Andreas in Mpika empfohlen, trotzdem diese Route zu nehmen. Denn die Great North Road soll über hunderte von Kilometern so schlecht und voller Schlaglöcher sein, dass wir so angenehmer und vielleicht sogar schneller die Grenze erreichen. Ausserdem können wir noch auf historischen Pfaden wandeln, befindet sich doch das «von Lettow-Vorbeck Memorial» auf dem Weg. Klammer auf: Mein Grossonkel Carl reiste 1913 mit einem gewissen Walter von Ruckteschell zum Kilimanjaro, den die beiden im Februar 1914 besteigen. Eben dieser von Ruckteschell war im 1. Weltkrieg im damaligen Deutsch-Ost-Afrika Adjudant des oben genannten von Lettow-Vorbeck. Klammer zu.
In Kasama haben wir die letzte Möglichkeit hier in Zambia, uns in einem «westlichen» Supermarkt mit frischen Lebensmitteln zu versorgen – wobei «westlich» leicht übertrieben ist: der Shoprite hier ist so afrikanisch, wie ein Supermarkt nur sein kann und wir als einzige Mzungus dazwischen. Auch das Sortiment unterscheidet sich deutlich von dem, was wir sonst im südlichen Afrika vorgefunden haben.
Wir verbringen einen schönen Tag in Mpulungu am «Binnenmeer» Tanganjika, einem der grössten Süsswasserreservoirs und einem der tiefsten Seen der Welt. Wir sind erstaunt, wie nahe die Lodge ans Wasser gebaut ist – wie uns berichtet wird, ist der Wasserspiegel in den letzten beiden Jahren stark gestiegen und so ist das Seeufer nicht mehr 50 Meter weit weg, sondern direkt vor dem Haus. Zu unserer Überraschung taucht hier noch ein uns bekannter LKW auf – Kirsten und Andreas aus Deutschland, welche wir in der Etosha bei den Löwen kurz getroffen haben 😊! Sie haben Pech mit den Reifen, immer wieder mal einen Plattfuss, so wie heute an einem Wasserfall in der Gegend. Nun haben sie keinen Ersatzreifen mehr, denn auch der zweite mitgeführte ist leck … Trotzdem sie schon zwei Werkstätten angefahren haben, löst sich der kaputte Reifen nicht von der Felge und sie möchten schon morgen nach Nakonde, um ihr Glück dort zu versuchen. Mit uns als «Nachhut» einen Tag später mit einem etwas besseren Gefühl …
Und so erreichen wir am Mittwoch, dem 1. September, um 300 Kwacha (ca. Fr. 17.-) erleichtert, da zu schnell unterwegs wo gemessen wurde, den quirrligen Grenzort Nakonde. Und wie Kirsten und Andreas auch, stellen wir uns auf den Parkplatz der Wannara Lodge. Sie konnten heute ihren Reifen flicken, die Felge ist jedoch ob der Gewaltanwendung und dem Gewürge der eifrigen Arbeiter etwas lädiert, Andreas konnte einen Totalverlust noch verhindern … glücklich ist er trotzdem nicht.
Am Freitag verabschieden sich die beiden von uns – für sie heisst es schon heute, Tanzania wir kommen! Sie geben uns dann am Abend einige Infos, welche für uns nützlich sind. Denn wir haben nicht gewusst, ob es wirklich möglich ist, ohne PCR-Test, nur mit einem Schnelltest an der Grenze, einreisen zu können … nun wissen wir, es geht 😊! (Leider scheint der Probenehmer eine sadistische Ader zu haben, denn er steckt uns beiden das Stäbchen so weit in die Nase und dreht und wendet es so fest, dass wir beide danach Schmerzen haben und einen Gehirnschaden befürchten 😉!!!)
Von unserer «Vorhut» haben wir noch Namen und Nummer eines «Schleppers» erhalten, der ihnen behilflich war – und wie sich am Samstag herausstellt, auch uns zu einem unkomplizierteren und schnelleren Grenzübertritt verhelfen kann, als wenn wir das umständliche Prozedere des «Fahrzeugimports» selber hätten erledigen müssen – nach 2 Stunden, um gegen 200 US Dollar für Visum, Fahrzeugdesinfektion, temporärer Fahrzeugimport usw. und Helfergebühren ärmer sind wir durch 😊. Ich weiss bis jetzt nicht, für was welches Papier, das mir inkl. Quittung in die Hand gedrückt wird, ist und warum wir es haben müssen … so umständlicher war es noch nie. MANni darf nun 60 Tage im Land sein, wir selber haben anstatt der üblichen 30 Tage deren 90 erhalten 😊 – somit können wir ohne Verlängerung beantragen zu müssen (sicherlich mühsam) in der ersten Hälfte Oktober nach Kenia weiterreisen – das alte Carnet läuft Mitte Oktober ab und das neue ist ab 3. Oktober gültig 😊.
Mit der Einreise nach Tanzania haben wir das eigentliche Zielland unserer Afrikareise erreicht 😊. Denn die Idee zu dieser Reise und der Entschluss, dies mit einem LKW zu machen, entstand kurz nach unserer Kibo-Reise 2014.
Einige Sachen fallen uns sofort auf: die hier verbreitete Rinderrasse hat zum Teil enorme Hörner, die meisten Häuser sind gemauert und haben mehrere wellblechgedeckte Giebel, es wuselt wieder von Tuck Tucks, Motorrädern, Kleintaxis und Fussgängern und die Überlandbusse sind in einem mörderischen Tempo unterwegs – Vieles erinnert uns an Westafrika 😊.
Wir haben uns entschieden, zuerst in Richtung Norden bis zum Lake Viktoria zu fahren, bevor wir durch die Serengeti hindurch nach Arusha und nach Marangu weiterreisen. So kommt es, dass wir nochmals an den Ufern des Lake Tanganjika zwei schöne Tage verbringen, auf dem Campground einer von Südafrikanern geführten, schönen Lodge. Die erstaunlich gute Piste führt von ca. 1400 Meter bis auf 800 Meter hinunter, durch einen schönen, zum Teil grünen Wald. Kurz bevor wir unser Ziel erreichen, das heisst ca. 1 km davor, beginnt MANni zu schwimmen – unser zweite Plattfuss und wieder hinten rechts! So verzögert sich unsere Ankunft um zwei Stunden und Armin ist nicht unglücklich, sich unter den warmen Wasserstrahl der blitzblanken Dusche stellen zu können 😊. Ganz erstaunt sind wir über die recht vielen Gäste hier, ist es doch eine über 60 Kilometer lange Stichstrasse, heisst Piste, welche hierhin führt. Und noch erstaunter sind wir, dass fast die Hälfte der Gäste – Schweizer sind!
Laut Chris ist der See hier nicht von Bilharziose verseucht, nur wegen der Hippos und Krokodile sollte man nicht am frühen Morgen oder am späten Nachmittag baden gehen 😉. Wir halten uns an diesen Rat, holen trotzdem unsere Flossen, Taucherbrillen und Schnorchel aus der Versenkung. Viel sieht man in Ufernähe nicht, aber einige Sorten von Fischen sowie ein schlangenartiges Unterwasserwesen (ein Stachelaal?), «bewacht» von drei bis vier grösseren Streifenbarschen, kann ich doch ausmachen 😊. Leider verhindert der einsetzende Wind und somit der Wellengang einen zweiten Schnorchelausflug, der aufgewirbelte Sand lässt die Sicht auf Null sinken …
Nachdem wir schon in Lusaka Donnergrollen vernommen haben, hören wir es am Mittwochmorgen über dem See wieder rollen – die kommende Regenzeit lässt grüssen 😉! Und zwei Tage später, nach zwei langen Fahrtagen über sehr gute bis sehr miserable Pisten und sehr gutem bis miserablem Teerbelag, kurz vor Tabora, hören wir am Abend ein schon lange nicht mehr vernommenes, leises Trommeln auf MANni’s Dach …
Hier in Tanzania ist es wieder möglich wild zu stehen, auch wenn es wegen der dichten Bevölkerung und den vielen bebauten Feldern nicht immer einfach ist. So stellen wir uns mal in einen kleinen Eukalyptuswald, keine 100 Meter neben der Strasse, dann in eine der Strassenbaugruben am Wegrand oder auch, da zugesperrt, einfach davor, keine 50 Meter von der Strasse weg. Nie werden wir belästigt, nie fühlen wir uns unsicher – ja, wir fallen auf und die vorbeifahrenden Auto-, Lastwagen-, Motorrad- und Velofahrer oder auch die Fussgänger schauen zu uns hinüber – aber wenn wir ihnen zuwinken, winken sie meistens mit einem Strahlen im Gesicht zurück 😊! Ein freundliches Volk, jedoch auf dem Land auch scheu, denn immer wieder erleben wir, dass sich die Leute «in die Büsche» schlagen, wenn wir kommen und einige der kleinen Kinder gar wegrennen oder sich hinter einem Erwachsenen verstecken. MANni sieht eben doch recht wuchtig aus und tönt auch so …
Auf unserem Weg vom Lake Tanganjika zum Lake Victoria sind wir immer zwischen 1000 und 1400 M.ü.M. unterwegs. Die Landschaft ist zum grössten Teil flach bis hügelig, manchmal bewaldet, dann wieder offenes Ackerland. Es ist eine wasserreich und somit fruchtbare Gegend, es wird viel Weizen angebaut, welches von Hand geerntet, gedroschen, erlesen und in grosse Säcke abgefüllt wird.
Auch ein Nationalpark liegt auf unserer Strecke, der Katavi NP. Und hier erblicken wir die ersten wilden Säugetiere in Tanzania: Elefanten 😊! Somit «darf» ich wieder einen solchen aus Holz, Stein oder so mit nach Hause nehmen und in meine Elefantenherde integrieren 😉! Leider kommen bei der kurzen Fotosession einige ungebetene Passagiere durchs offene Fenster rein – Tsetse-Fliegen 😲! Und zwei der dreisten Biester meinen gar, sie müssen uns beissen … ein für sie tödlicher Irrtum 😉.
Wir müssen uns wieder daran gewöhnen, keine Supermärkte und Bottle Stores zur Verfügung zu haben – man kriegt hier zwar alles, muss es jedoch in den kleinen Geschäften oder auf dem Markt suchen. Und als Bleichgesicht unter all den Schwarzen fällt man dann natürlich überhaupt nicht auf …
Heute, am 11. September, stehen wir in der Bucht bei Mwanza auf dem Rasen des Mwanza Yacht Clubs, keine zehn Meter vom Lake Viktoria entfernt. Leider haben wir von hier aus keine Sicht auf das offene Wasser, schön ist es trotzdem. Die hier eingeschleppten und wuchernden Wasserhyazinthen bilden eine schwimmende, wabernde Insel direkt vor uns, schön anzusehen, jedoch eine richtige Plage. Der kaputte Pneu ist heute Morgen mit einem Kleinbus abgeholt und nach kürzerer Zeit mit einem Patch versehen wieder zurückgebracht worden – nun ziert er wieder die hintere, rechte Felge und der Ersatzreifen, in seiner mittlerweile sehr mitgenommenen Hülle, spielt abermals Kühlerfigur 😉 . Und wie am Lake Tanganjika fahren am späten Nachmittag die Fischerboote wie auf einer Perlenschnur aufgereiht auf den See hinaus …
In dieser ganzen Zeit, seit wir Namibia verlassen haben, sind die Temperaturen langsam aber stetig gestiegen. Es ist immer noch angenehm, nur selten schwül und heiss und in der Nacht kühlt es ab. Trotzdem ist das warme Duvet wieder in der Versenkung einer Rako-Kiste verschwunden und die leichten Decken geben genug warm …
Noch etwas zum Umgang mit dem lieben Virus und seinen Mutanten in Zambia und Tanzania: sehen wir im südlichen Zambia noch Leute mit Maske rumlaufen und Desinfektionsmittel am Eingang zu einem Geschäft oder Restaurant, nimmt dies, je weiter wir nach Norden kommen, immer mehr ab. Hier in Tanzania sticht jeder, der eine Maske auch nur mit sich herumträgt, aus der Masse heraus. Da wir ja auch so schon genug auffallen, passen wir uns etwas an und geben uns Mühe, wenigstens einen gewissen, gesunden Abstand zu unseren Mitmenschen einzuhalten. Eine Maske ist jedoch trotzdem immer dabei … sicher ist sicher 😉!
Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …
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