Von Frankreich über Andorra nach Spanien
12. – 19. Juli 2017
Schon lange haben wir geplant, an unserem 32. Hochzeitstag in der uns schon oft und gerne besuchten Brasserie in der Altstadt von Millau essen zu gehen. Da die Lust zum Fliegen nicht wirklich sehr gross ist, verschieben wir uns am Mittwochmorgen hinunter nach Millau. Zwar ist es dort nicht gerade einfach, einen Parkplatz für MANni zu finden, aber vor ein paar Jahren waren wir mit dem Hymer auf einem guten Stellplatz in der Nähe der Altstadt. Dort sollte es auch möglich sein, mit MANni hinzufahren. Und dieses Mal klappt es dank der damals erhaltenen Karte auch problemlos, die Gebühr zu bezahlen und die Schranke zu öffnen. Dank kostenlosem WiFi können wir den letzten Beitrag hochladen, die Newsletter versenden und unsere Mail abholen, bevor wir uns am späteren Nachmittag in die Stadt aufmachen.
Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Millau. Von hier aus möchten wir gemütlich und auf kleineren Landstrassen nach Andorra fahren. Bis zum Bergzug vor Carcassonne ist es trotz schönem Wetter doch eher kühl. Sobald wir über den Pass in die Ebene von Carcassonne kommen, wird es sehr warm und die Vegetation nimmt den typischen südlichen Charakter an. Da wir bis jetzt immer von der Mittelmehrküste her in die Pyrenäen gefahren sind, ist uns dies noch nie so direkt aufgefallen.
Es ist Freitag, der 14. Juli, also nationaler Feiertag in Frankreich. Dies merken wir vor allem, da keine Lastwagen auf der Strasse unterwegs sind. Kurz vor Carcassonne ist eine grosse Polizeikontrolle im Gange und da wir heute doch eher Exoten auf der Strasse sind, werden wir natürlich aufgehalten. Papiere zeigen, angeben, wohin wir unterwegs sind – das war es schon! So kurz und unproblematisch ist unsere erste Polizeikontrolle mit MANni verlaufen! Auch auf unserer weiteren Fahrt um Carcassonne herum fallen uns an den Einfallstrassen weitere Polizeikontrollen auf. Irgendwas Spezielles muss hier los sein.
Am Abend nehmen wir unsere Aussenküche zum ersten Mal in Betrieb und sind ganz begeistert davon!
Am Samstag erreichen wir Andorra. Seit wir in Ernen losgefahren sind, haben wir einmal den einen Dieseltank gefüllt, der andere war schon damals nur zu einem Viertel voll. Somit haben wir fast leere Tanks und können vom tiefen Dieselpreis von nur € 0.89 pro Liter profitieren. So sollte es immer sein; aber wir werden noch einige Monate warten müssen, bis wir wieder so günstig tanken können.
Leider erweist sich das erste angepeilte Seitental als für den Autoverkehr gesperrt und somit versuchen wir es mit dem zweiten, etwas grösseren Tal. Hier können wir weit hineinfahren, bis ein paar hundert Meter vor dem Wanderparkplatz zuhinterst im Tal die Strasse an beiden Seiten zugeparkt ist. Wir finden einen grossen Parkplatz für MANni weiter unten und beschliessen, zu Fuss die Stellmöglichkeit weiter oben anzuschauen. Da unsere Dieseltanks sehr voll sind und wir nicht möchten, dass diese überlaufen, parkieren wir MANni auf dem Platz mehrmals um. Dabei macht Armin einen grossen Fehler: er legt seine Bauchtasche mit Portemonnaie, Schlüssel und Natel auf das linke Vorderrad und vergisst es dort. Fazit: minus ein Natel; MANni war einfach zu schwer und hat den ungleichen Kampf problemlos durch k.o. gewonnen! Zum Glück ist die SIM-Karte noch heil und wir haben einige unserer alten Natels dabei. So ist Armin schon bald damit beschäftigt, die nötigen Apps zu installieren.
In diesem Seitental wachsen an vielen Orten seltene Wildblumen, auch Orchideen und Schwertlilien
Nachdem uns die mit dem Navi verbundene Rückfahrkamera, welche Armin selber montiert hat und welche uns gute Dienste leistet, die letzten Tage durch stetes ungewolltes Einschalten genervt hat, versucht Armin dieses anders zu montieren, so dass es neu mit den Rückfahrlichtern geschaltet ist. Die Versuche vor der endgültigen Montage verlaufen alle positiv – danach geht nichts mehr! Einen Teil des Nachmittages hat er also vergebens in einer unmöglichen Stellung hinten unter MANni verbracht.
Aber damit nicht genug Pech an diesem Tag – auf der Suche nach einem ebenen Stellplatz für die Nacht verpassen wir mögliche Plätze und landen wieder unten im Haupttal. Und im Dorf kurz vor der Hauptstrasse müssen wir links abbiegen. Dort stehen rechts einige Strassentafeln. Weiter nichts Spezielles. Aber da sich die Strasse dort nach rechts neigt, kippt der Koffer im dümmsten Moment und Armin sieht im Rückspiegel die Tafel wackeln und meint, dass wir uns die ganze Seite aufgerissen haben! Sobald wir können, fahren wir rechts ran und sehen uns den vermuteten grossen Schaden an – diese Mal haben wir mehr Glück als Verstand – nur etwas Farbe der gestreiften obersten Tafel, welche glücklicherweise aus Holz ist, sowie ein etwas eigedrückter Astabweiser sind zu sehen! Was für eine Erleichterung – es wäre nicht einfach gewesen, hier jemanden zu finden, der einen solchen Schaden an der Aussenhaut hätte reparieren können.
Nach all diesem Ärger und Schrecken in diesem schönen Tal sind wir trotzdem zurückgefahren und haben nach einer sehr erfrischenden Haar- und Körper-Katzenwäsche im kalten Bergbach (wir sind hier immerhin auf ca. 1800 m.ü.M) eine ruhige Nacht verbracht.
Als wir vor zwei Jahren in Andorra waren, lernten wir David und Alicia kennen, er aus Andorra, sie aus Genf, welche im Skigebiet von Arcalis im Vall de Nord an der Bergstation eines Sesselliftes ein Refugium betrieben. Damals durften wir trotz Fahrverbot hochfahren und eine unvergessliche Nacht neben dem Refugium verbringen. Gerne würden wir dies wiederholen oder wenigstens ein echt Schweizerisches Fondue, welches auf der Karte ist, dort oben geniessen. Auf dem Weg ins Tal merken wir, dass ein Velorennen im Gang ist – wir müssen immer wieder auf der nicht allzu breiten Strasse unzählige Velos überholen. Dann ist plötzlich Schluss: an einem Parkplatz werden wir von der Polizei angehalten und werden informiert, dass der weitere Weg ins Skigebiet wegen dem Rennen gesperrt ist. Wie lange, wollen sie nicht wissen. Somit sind wir gezwungen, umzudrehen und einen grossen Teil des Nachmittages auf einem Parkplatz im letzten Dorf zu verbringen.
Als wir dann doch noch bis ans Ende des Tales fahren können, müssen wir feststellen, dass die Tafel für das Refugium nicht mehr da ist. Ob dies bedeutet, dass dieses unterdessen im Sommer geschlossen ist? Deshalb «müssen» wir uns auch damit begnügen, weiter unten einen Übernachtungsplatz zu finden. Das ist hier kein wirkliches Problem und wir geniessen es, nach einer absolut ruhigen Nacht durch die Pfiffe der Murmeltiere und den Klang der Kuhglocken geweckt zu werden. Diese Freude währt nicht lange – MANni beginnt plötzlich heftig zu wackeln! Einige der hier beheimateten Kühe sind ruhig grasend herangekommen und sehen in MANni einen willkommenen Gegenstand, um sich das Fell ausgiebig zu kratzen! Da die Meisten von ihnen abgesägte Hörner haben, befürchten wir, dass sie MANni beschädigen könnten und es ist aus mit dem gemütlich im Bett liegen. Wir müssen mehrere Male aussteigen und sie verscheuchen. Da wir am Vorabend den Unterfahrschutz hochgeklappt haben, um am Morgen bei der Wegfahrt nicht wieder mit diesem am Rand des eher tiefen Grabens aufzuschlagen, hat es eine der Kühe doch noch fertiggebracht, mit ihrem abgesägten Horn am rechten Rücklichtglas einige Stücke herauszuschlagen! Mist, dieses Mal geht hier in Andorra definitiv zu viel kaputt! Obwohl wir Abdeckungen für die Rücklichter als Ersatz dabeihaben, versuchen wir dieses zu kleben – was auch klappt. Wenigstens ein Schaden, den wir reparieren konnten.
In den letzten Tagen haben wir gemerkt, was für uns wirklicher Luxus bedeutet: wir haben Zeit!!! (Wie heisst es doch in Afrika: die Europäer haben die Uhr, wir haben die Zeit! Wir sind dabei, uns an den nächsten Kontinent, den wir bereisen werden, anzupassen ?). Und da es uns an diesem Fleck Erde so gut gefällt und wir doch noch hoffen, dass das Refugium eventuell geöffnet ist, machen wir uns am Montagmorgen zu Fuss auf den steilen Weg dort hinauf. Ungläubig staunend stellen wir fest, wie unsagbar steil der letzte Hang vor dem Ziel ist. Und da sind wir vor zwei Jahren mit dem vollgetankten und somit schweren MANni heraufgefahren? Wir können es fast nicht glauben, dass wir den Mut dazu hatten!
Das Fondue, auf welches wir uns gefreut haben, kriegen wir wirklich nicht – das Refugium ist, wie befürchtet, geschlossen. Somit bleibt uns nur übrig, die Aussicht zu geniessen und in unseren Erinnerungen zu schwelgen.
Wir parkieren MANni für die Nacht ein paar hundert Meter weit um – hier sind wir auch schon gestanden und wurden von keinen Rindviechern belästigt. Es bleibt am nächsten Morgen auch ruhig – bis wir beim Frühstück sitzen. Heute sind es die Pferde, welche ebenfalls den Sommer hier oben verbringen, welche MANni zum Wackeln bringen. Vor allem eine der Damen kratzt sich ausgiebig und genüsslich ihr breites Hinterteil am Kuhfänger und später dann auch noch am Unterfahrschutz!
Unser Weg führt uns nach diesen wenigen Tagen in Andorra weiter nach Spanien. In den letzten «faulen» Tagen habe ich einige weitere mögliche Streckenabschnitte herausgesucht, welche wir noch nicht befahren haben und wo wir die Möglichkeit haben, in den Naturparks einige Wanderungen zu unternehmen, so wie wir es geplant haben.
Und schon die erste herausgesuchte Etappe kurz nach der Grenze in Spanien ist ein voller Erfolg: die kleine, geteerte Strasse führt durch ein schönes Tal immer höher hinauf, bis diese auf der Höhe bei einem Refugium zu Ende ist. Laut Karte und Navi sollte es von hier aus möglich sein, auf einer Piste bis zum Torreta de l’Orri zu fahren. Diese freistehende Bergkuppe mit den markanten Sendetürmen gehört zu unseren absoluten Traumstellplätzen in den Pyrenäen und das Foto von unserem Besuch hier vor zwei Jahren ziert unsere Visitenkarte!
Die offensichtlich regelmässig befahrene Piste führt durch dichten Wald den Berghängen entlang, immer breit genug für MANni und mit genügend Baumabstand. Nach der halben Strecke zum Orri kommt uns nach einer Einmündung vieles bekannt vor: wir sind von nun an auf der selben Piste, auf welcher wir das letzte Mal hochgefahren sind! Bingo! Der Zustand der damals schon ziemlich ausgewaschenen Schotterpiste hat sich unterdessen nicht gebessert – MANni ackert sich stoisch durch tiefe Gräben, ausgewaschene Kurven und gerät das eine oder andere Mal in ziemliche Schräglage. Aber wir werden belohnt: auf dem Gipfel können wir uns wieder an der umwerfenden Panoramasicht erfreuen und ungestört den Schmutz der letzten Tage im kühlen Wind mit warmem Wasser abwaschen. Fast wie zu Hause; verwöhnte Warmduscher ?!
Der Wind nimmt im Verlauf der Nacht zu und um 3 Uhr morgens beschliessen wir, wegen der Schaukelei und dem Scheppern der Rolloabdeckung auf dem Dach (auch rennt wieder eine «Maus» auf dem Dach herum, dieses Mal muss es eine eher grössere sein ?) in den Windschatten der Sendeanlage zu verschieben – hier stehen wir zwar nicht gerade, aber wenigstens kommen wir noch zu ein einigen Stunden Schlaf!
Am Morgen – der Wind hat nachgelassen, dafür klatschen immer mal wieder Tropfen auf das Dach – geht es wieder zurück an den ebenen Platz, wo die Schaukelei um den Mittag herum wieder beginnt. Rolloabdeckung «ent-scheppern», Maus entfernen (es waren gar zwei Mäuse, dieses Mal Pinienzapfen, darum so laut!) lesen, Buchhaltung erledigen, schreiben, so geht der Tag schnell vorbei! Und wir können nur hoffen, dass die nächste Nacht ruhiger wird. Hoffnung besteht, beginnen sich die Wolken doch zu verziehen und die Sonne zeigt sich wieder. Aber eben, auf gut 2300 m.ü.M. heisst Sonnenschein nicht gleichzeitig windstill! Am späteren Nachmittag ist der Wind wieder so heftig, dass wir uns schweren Herzens dazu entschliessen, diesen wunderschönen Platz schon heute zu verlassen und uns in tiefere Gefilde zu begeben. Fündig werden wir einige hundert Höhenmeter weiter unten bei der Talstation des Skigebiets auf dem Parkplatz des Hotel Port-Aine. Hier stehen wir ruhig und können sogar vom offenen WLAN profitieren!
Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …
Unterwegs im Norden von Spanien
20. Juli – 5. August 2017
Das offene WLAN in Port Aine leistet uns auch am Morgen des 20. Juli noch gute Dienste und somit wird es früher Nachmittag, bis wir uns endlich davon losreissen können. Nach den vorangegangenen faulen Tagen ist nun wieder etwas Bewegung angesagt. Wir peilen das Vall de Boí an, wo laut Pyrenäen-Reiseführer der schöne Parc Nacional d’Aigüestortes ein lohnenswertes Wanderziel ist. Leider können wir nicht auf den angepeilten Parkplatz fahren; die Breite ist mit 2 m beschränkt. Zu blöd! Und auf dem Parkplatz direkt neben der vielbefahrenen Strasse möchten wir nicht bleiben. Ein paar hundert Meter weiter unten haben wir beide aber einen Feldweg gesehen, welcher um einen Felsen herumführt und dann verschwindet. Und hier finden wir zu unser Freude einen schönen, ungestörten, ruhigen Platz, nur 10 Meter oberhalb der Strasse!
Die geplante Wanderung am folgenden Tag fällt buchstäblich ins Wasser – ein Gewitter mit Hageleinlage fegt über uns hinweg und wir sind froh, dass die haselnussgrossen Hagelkörner keinen Schaden an MANni anrichten – die Wiese um uns herum ist noch bis weit in den Nachmittag hinein weiss!
Am nächsten Morgen können wir bei Sonnenschein unsere geplante Wanderung unter die Sohlen nehmen. Da ich aber den Reiseführer nicht richtig gelesen oder verstanden habe, nehmen wir keinen der unzähligen, kostenpflichtigen Kleinbusse zum Park, sondern stiefeln den schönen, aber z.T. steilen Wanderweg hinauf, welcher uns durch viele Buchsbüsche in Richtung Ziel, einem Refugio, führen soll. Nachdem wir schon ca. 2 Stunden gelaufen sind, erreichen wir die Endstation der Kleinbusse und sind uns einig, dass es sinnvoller gewesen wäre, uns bis hierhin chauffieren zu lassen. Denn der Wanderwegweiser gibt von hier aus noch satte 1,5 Stunden bis zum Refugio an! Und zurück müssen wir ja auch noch. Nach einer Pause gehen wir noch ein Stück weiter in das unterdessen breite Tal. Da der Weg aber immer steiler wird und eine wahre Horde von Wanderern unterwegs ist, welche offenbar auch das Refugio im Visier haben, entscheiden wir uns, den Rückweg anzutreten.
Schon beim Aufstieg sind wir an manchen schattigen Stellen auf die Resten des gestrigen Hagelgewitters gestossen – und auch jetzt am Nachmittag ist noch nicht alles Eis geschmolzen! Hier müssen die Körner noch grösser gewesen sein als unten!
Müde aber zufrieden kommen wir nach gut 5 Stunden wieder bei MANni an, welcher geduldig auf dem Parkplatz an der Strasse auf uns gewartet hat. Wir verziehen uns schnell wieder an unseren schönen Platz, welcher uns schon die letzten beiden Nächte beste Dienste geleistet hat. Und da es Samstag ist, geht es nicht zu lange und ein VW-Bus taucht auf – wendet und geht wieder. Noch ein zweites Mal dasselbe Spiel – uns hätte es absolut nicht gestört, Nachbarn zu haben. Aber eben; wer die Natur als Toilette benutzen muss, ist meist nicht gerne in Gesellschaft!
Am Sonntag fahren wir weiter über schöne Pässe und durch eindrucksvolle Schluchten. Wir möchten einer unserer vor 2 Jahren entdeckten Lieblingsstellplätze in den Pyrenäen aufsuchen, wo wir damals einen wunderschönen Abend verbracht haben. Auch dieses Jahr geniessen wir hier die Aussicht, welche aber etwas dunstig ausfällt. Und wieder steigt uns der würzige Duft von Thymian in die Nase, sobald wir den erwärmten Boden betreten! Ein Platz, der von uns 5 Sterne erhält!
Da wir ziemlich früh hier sind, unternehmen wir noch einen Spaziergang zu einer Höhle, welche Armin auf dem i-Pad entdeckt hat. Nach einiger Suche werden wir fündig. Leider haben wir keine Taschenlampen dabei und somit können wir nur erahnen, wie weit diese ins Erdinnere reicht. Da hier neben Thymian auch noch Rosmarin, Lavendel und Wacholder wächst und ich im Valle de Boí wilden Oregano gepflückt habe, ist im Handumdrehen eine eigene Gewürzmischung kreiert: Herbes des Pyrenées ?.
Die nächsten Tage sind wir langsam unterwegs. Unser Weg führt uns über wenig befahrene, schmale Strassen, durch eindrucksvolle Landschaften. Immer wieder sind wir fasziniert von der vielfältigen Bergwelt hier in Nordspanien. Es kann immer wieder vorkommen, dass nach einer Kurve, einem Bergeinschnitt, welcher durchfahren wird, einem ein vollkommen anderer Landschafts- oder Vegetationscharakter empfängt! Teilweise übernachten wir an Plätzen, die wir schon von unseren beiden Reisen 2009 (Hymer) und 2013 (MANni) her kennen. Dies macht es ein klein wenig entspannter, nicht jeden Abend einen Platz suchen zu müssen, sondern gezielt einen Platz ansteuern zu können – wobei, wenn ich es richtig überlege, sind wir eh sehr entspannt unterwegs ?! Wie war das schon wieder: Der Europäer hat die Uhr, …
Und noch etwas haben wir, abgesehen von der Zeit, entdeckt: ein altes Spiel, welches unsere Generation stundenlang am alten Rechner gespielt hat und die Jungen auch heute noch kennen: Tetris! Jedes Mal, wenn wir einkaufen waren, kann ich es im Kühlschrank spielen: wo findet jedes Teil den Platz, wo es genau hineinpasst? Und wie lange dauert es, bis alles untergebracht ist und die Türe zu geht ?? Auch Armin hat seine Variante des beliebten Spiels: Wie geht alles Nötige in den beschränkten Stauraum, so dass auch hier die Türe geschlossen werden kann? Wir spielen es ziemlich oft und mit dem nötigen Humor.
Wir kommen auch an einigen Fluggebieten vorbei; da ein starker Wind aber immer noch unser stetige Begleiter ist, können wir nicht daran denken, unsere Gleitschirme auszupacken.
Unterdessen erreichen wir die Provinz Aragón. Hier beherrschen abgeerntete, goldgelbe Stoppelfelder die Szenerie: offensichtlich ist hier die Kornkammer Spaniens! Doch schon bald lösen Rebberge die Weizenfelder ab – wir kommen nach Navarra und Rioja und somit in eines der bekanntesten Weingebiete von Spanien. In der Provinz Rioja, genauer in der kleinen Ortschaft Elciego, befindet sich die auch in der Schweiz bekannte Weinkellerei «Marqués de Riscal». Diese Kellerei kann mit einer Attraktivität aufwarten, welche seinesgleichen sucht: auf dem Gelände befindet sich ein Hotelgebäude, welches vom Stararchitekten Frank O. Gehry entworfen wurde. Er hat unter anderem auch das Guggenheim Museum in Bilbao gebaut und zeichnet sich durch einen sehr eigenwilligen Stil aus. In diesem Hotel befindet sich auch ein Restaurant, welches mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist – und da wir ja zwei Mal im Jahr Hochzeitstag feiern können, lassen wir uns hier mit einem 21-Gang Menu inkl. passendem Wein verwöhnen ?. Ein nicht ganz billiger Spass – aber wir sind uns einig: so exquisit haben wir noch nie gespiesen – es hat sich gelohnt! Und da die Portionen der Menge an Gängen angepasst ist, haben wir uns auch nicht überessen. Leider durften wir MANni nicht für die Nacht auf dem Parkplatz der Kellerei hinstellen und so sind wir nach 4 Stunden Genuss satt und zufrieden die 10 Minuten durch das ruhige Dorf zum Stellplatz zurückgelaufen.
Und wieder nähert sich das Wochenende – aus Erfahrung wissen wir, dass dies die Tage sind, wo sich offenbar ALLE Spanier an einem See, am Meer oder in den Bergen aufhalten. Tage also, wo es nicht einfach ist, einen Platz zu finden, wo man stehen kann, ohne im Weg zu sein. Auf der App «maps.me» finde ich an einem Stausee am Ender einer Zufahrtstrasse einen Picknickplatz eingezeichnet – ohne grosse Hoffnung machen wir uns auf den Weg dorthin – wahrscheinlich wird es eine Fehlanzeige sein und wir müssen weiter einen Platz suchen. Und wirklich: schon weit vor ihrem Ende säumen parkierte Autos die nicht sehr breite Strasse – hoffentlich gibt es ein Durchkommen für uns! Zu unserem grössten Erstaunen hat es direkt neben dem Picknickplatz an bester Stelle einen grossen freien Parkplatz – gross genug für 2 Autos und somit auch mehr als gross genug für MANni! Und noch schöner – an diesem Stausee hat es einen gelben Sandstrand, das Baden ist erlaubt – und das Beste: kein Verbotsschild, welches nächtliche Gäste als unerwünscht ausweist! Hier bringt uns heute keiner mehr weg!
Dass MANni das allgemeine Interesse weckt und unzählige Fotos, mehr oder weniger offen, gemacht werden, daran haben wir uns ja schon gewöhnt. Es hat aber manchmal auch einen netten Nebeneffekt: ein Spanier spricht uns an und gibt uns einen Tipp für einen weiteren, weniger frequentierten Stausee in den Bergen. Dort finden wir am Samstag auch einen wunderschönen Platz, wo wir sogar unsere Hängematten aufhängen, baden und grillieren können! Herz, was begehrst du mehr?
Was aber zwischendurch auch erledigt werden muss: MANni’s Innenleben will geputzt werden, die Lebensmittelvorräte müssen endlich mal sortieret und aufgeschrieben sein, Administratives ist auch liegen geblieben – ja, ja, auf Reisen sein ist nicht nur faul herumhängen?!
Am Montag, es ist unterdessen der letzte Tag des Monats Juli, fahren wir entlang weiterer Stauseen und durch eine schöne Bergwelt immer nach Nordwesten – die Picos de Europa sind unser nächstes Ziel. Dieser Gebirgszug, welcher aus drei Massiven besteht und dessen höchster Gipfel 2648 m hoch ist, liegt nahe der Nordspanischen Küste. Seinen Namen hat dieses eindrückliche Gebirge angeblich von den Seefahrern erhalten, welche in früheren Zeiten bei der Rückkehr von ihren Eroberungsreisen diese Berge schon von Weitem als ersten Anblick von Europa sahen und somit als wichtige Orientierungshilfe nutzen konnten.
Nachdem wir einen kleinen Pass überqueren, glauben wir, unseren Augen nicht zu trauen: inmitten dieser idyllischen Natur ragt ein hässlicher Kühlturm in den Himmel – ein Kernkraftwerk, in unmittelbarer Nähe eines Nationalparks! Ein absoluter Fremdkörper in der schönen Umgebung!
Bis jetzt war das Wetter gnädig – meist Sonnenschein, nur wenige Wolkentage, kein Nebel. Aber hier, in der Nähe der Picos und der Nordküste, ändert sich dies schnell: die Berge sind wolkenverhangen, die Luft wird feuchter, die Natur üppiger und grün. Kein Gebiet, wo wir so einfach einen Stellplatz finden, da die Feldwege eher Waldwege sind und MANni einfach zu gross dafür! Unverhofft sehen wir in einem Dorf einen Stellplatz, der gut besucht ist. Und zum ersten Mal auf dieser Reise treffen wir auf einen weiteren ausgebauten LKW. Hier stellen wir uns hin, erhalten sogar nach dem Bezahlen der Stellplatzgebühr zur Freude von Armin einen Code für das WiFi und plaudern noch gemütlich mit unseren deutschen Nachbarn.
Ein angebliches MUSS in den Picos de Europa ist die Wanderung durch die Caresschlucht, durch die Schlucht der Götter. Der Fluss Cares hat sich ein tiefes Bett quer durch die Picos gegraben und windet sich durch eine atemberaubende Schlucht von Süd nach Nord, dem Meer entgegen. Da von der Seite her, auf der wir uns gerade befinden, nur eine sehr schmale Strasse zur Schlucht führt, gehen wir das Risiko nicht ein, diese zu befahren. Auch unser deutsche Nachbar, welcher die Strecke schon mit seinem mitgeführten Quad gefahren ist, rät uns davon ab. Aber von der gegenüberliegenden Seite sollten wir gut an den Ausgang resp. Eingang der Schlucht gelangen können. Somit kurzfristige Planänderung: da wir dorthin um das Gebirge fahren müssen (es gibt nur Pisten, welche quer durch die Picos führen und MANni dürfte für die meisten dieser Pisten etwas zu gross sein), entscheiden wir uns, unterwegs noch nach Fuente Dé zu fahren, wo wir schon vor 4 Jahren mit dem Hymer waren und eine schöne Wanderung unternehmen konnten.
Wer schon einmal am Wochenende oder in der Hochsaison in Spanien war, speziell bei schönem Wetter, kann ein Lied davon singen und weiss, wovon ich spreche: an allen einigermassen bekannten und über gute Strassen erschlossenen Orte wimmelt es von Autos und Leuten; so natürlich auch in Fuente Dé. Aber trotz dieser Umstände haben wir auch hier unsagbares Glück: da alle Autos auf den grossen Parkplatz geleitet werden, wo wir wegen der Gewichtsbeschränkung von 3,5 t eh nicht hindürfen, ist der obere Platz direkt bei der Seilbahn nicht voll besetzt und wir können MANni quer über 2,5 Parkplätze hinstellen – es scheint bis zum nächsten Nachmittag niemanden zu stören. Für mich eher störend und manchmal auch etwas unangenehm ist das Aufsehen und das Staunen, welches MANni erregt – speziell, wenn ziemlich ungeniert gegafft wird, sobald die Türe offen ist und wir uns im Innern befinden! Selber schuld, wir hätten ja bei unserem unauffälligen Hymer bleiben können, Weissware gibt es massenweise ?. (An alle «normalen» Wohnmobilfahrer, welche dies lesen: das ist nicht böse gemeint, aber da die meisten 3,5-tönner weiss sind, haben sie in der Umgangssprache eben diese Bezeichnung abbekommen.)
Ich möchte mal wissen, wie oft MANni schon fotografiert wurde und wo diese Bilder überall im Netz kursieren!
Am Morgen schönes Wetter, Ferienzeit – und somit schon um 8:00 Uhr die ersten Leute, welche ungeduldig darauf warten, dass der Ticketschalter um ca. 8:45 öffnet! Die Seilbahn, welche an einem 1450 Meter langen Stahlseil eine 750 Höhenmeter hohe, schwindelerregende Felswand ohne einen einzigen Mast überwindet, nimmt den Betrieb um 9:00 Uhr auf. Als wir kurz nach Neun für die Tickets anstehen, haben wir schlussendlich Ticket Nr. 181 und 182 und brauchen insgesamt etwa 45 Minuten, bis wir endlich in der Bahn sind, welche pro Fahrt 20 Personen fasst!
Die Wanderung von der Bergstation zurück zur Talstation führt uns zunächst über breite Pisten und Weiden, bevor es auf einem schmalen Bergweg an der prallen Sonne steil einen Hang hinuntergeht. Mittlerweile ist es Mittag und das weitere auf und ab wird in der zunehmenden Hitze recht anstrengend. Nach gut 4 Stunden sind wir zurück bei MANni, welcher bei den Horden von Besuchern nach wie vor für viel Aufmerksamkeit sorgt. Trotzdem wir recht müde sind, fahren wir weiter – die göttliche Schlucht sollte nur bei trockenem Wetter durchwandert werden. Bei Nässe droht Steinschlag und der nur ca. 2 Meter breite, in grosser Höhe über die Schlucht verlaufende, ungesicherte und viel begangene Weg ist dann rutschig. Und da der Wetterbericht nur noch für den nächsten Tag schön verspricht, möchten wir die Gelegenheit nutzen.
Doch als wir nach der Fahrt über eher schmale Strassen und durch eindrückliche Schluchten dann dort ankommen, trifft uns fast der Schlag: überall parkierte Autos, überall Leute, welche zu Fuss zur Schlucht unterwegs sind oder von dort zurückkehren … ist das wirklich das, was wir wollen, eine Wanderung im Gedränge? Wir waren uns bewusst, dass hier viel los sein wird, aber das?
Da wir uns überlegt hatten, über eine Piste von Fuente Dé her bis zum Dorf Sotres weiter oben an dieser Strasse zu fahren, hatte Armin eben dieses Dorf als Ziel im Navi eingegeben. Nichts wie hin, hoffentlich ist es dort ruhiger und wir können uns irgendwo hinstellen. Können wir auch, auf dem öffentlichen Parkplatz, wo wir auch nicht die Einzigen sind – muss auch nicht sein, wir werden noch oft genug einsam stehen! Und wegen der geplanten Wanderung sind wir uns schnell einig: wir sind nicht eben Herdentiere und müssen nicht jedes MUSS mitmachen – sie wird kommentarlos gestrichen! Dies auch wegen meinem seit Jahren lädierten rechten Fussgelenk, welches mir seit meinem Sturz aus MANni im April wieder vermehrt Schmerzen bereitet und trotz stützendem Tapeing bei den längeren Wanderungen nicht weiniger geschwollen ist und nach innen abkippt.
Wanderung gestrichen – nun ist dafür ein Campingplatz gefragt. Unser Waschkorb beginnt trotz gelegentlich erfolgter Handwäsche so langsam aber sicher zu überquellen und zu miefen … hier ist dringend Abhilfe von Nöten! WLAN wäre auch nicht schlecht; die Umwandlung unserer Handy-Abos zu Prepaid hat nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben, hier ist dringender Handlungsbedarf! Und Armin findet immer einen wichtigen Grund, warum er sonst noch Internet braucht ? …
Aber eben – Hochsaison in Spanien … wird nicht ganz einfach werden.
Auch heute nutzen wir «maps.me» (herzlichen Dank an Ruth, ist wirklich genial!), um einen Campingplatz zu suchen. Die ersten beiden erweisen sich schon bei der Zufahrt als zu eng für MANni. Der nächste sollte grösser sein – aber als wir von der Hauptstrasse abbiegen, stehen wir schon bald im Stau! In dieser Ortschaft findet am Wochenende offensichtlich ein Kanu-Event statt – der Fluss ist mit farbigen Tupfen resp. Kanus gesprenkelt, auf der Brücke und einigen Strassen werden Gerüste aufgebaut – wir versuchen es schon gar nicht mit dem Camping! Nur raus hier! Und warum nicht endlich ans Meer, wir sind hier so nahe daran und das Wochenende naht. Unterwegs in manchen Dörfern Plakate, welche für irgendeinen Event in den nächsten Tagen werben – die Spanier lieben das Holdrio, wir eher nicht ☹.
Drei Campingplätze nahe beieinander, direkt am Meer, grosse Parkplätze – Fehlanzeige, Plätze zu eng und alles proppevoll, wir haben es geahnt. Auf dem Rückweg zur Hauptstrasse entdecken wir einen Wegweiser zu einem weiteren Camping – einen Versuch ist es wert, wenn wir heute wirklich noch eine Waschmaschine und WLAN wollen. Bingo: dieser Platz ist etwas landeinwärts und deshalb hat es noch freie Plätze. Und keine enge Einfahrt oder tiefhängende Äste! Das WLAN ist zwar kostenpflichtig und die Waschmaschine und der Trockner mit 3 € pro Durchgang auch nicht gerade günstig – aber wir sind trotzdem glücklich. Und somit stehen wir zum Ersten Mal, seit wir die Schweiz verlassen haben, auf einem Campingplatz! Das Sightseeing der übrigen Besucher kann beginnen ? …
Ich weiss nicht, wer schon Erfahrung mit Waschmaschinen auf Campingplätzen hat, aber meine sind nicht die besten und werden auch dieses Mal nicht wirklich positiv beeinflusst: saubere Wäsche stelle ich mir irgendwie anders vor! Ich habe noch keine Maschine angetroffen, egal ob in Spanien, Portugal oder Marokko (obwohl, diese war noch die Beste!), welche ein befriedigendes Resultat lieferte. Waschmittelreste, Flecken, Schmutzränder – wenigstens riecht die Wäsche wieder mehr oder weniger frisch! Eine Handwäsche ist hier noch besser! Das einzig wirklich positive: die Bettwäsche ist einigermassen sauber geworden und dank Tumbler kann sie auch gleich wieder gebraucht werden. So muss Armin die zweite Garnitur nicht aus der untersten Kiste in der Garage befreien, damit die saubere am nächsten Tag wieder dorthin verstaut werden kann ?.
Was am Abend nicht getrocknet ist, bleibt einfach hängen und die am Vortag vermisste Sonne und der aufkommende Wind erledigen den Rest. Am Mittag ist fast alles trocken (der Rest wird in MANni aufgehängt) und wir sind abfahrbereit. Nach einem kurzen Abstecher nach Gijon, wo wir in einem schönen Park eine Pause machen, fahren wir ans Meer und suchen uns einen schönen Platz, wo wir, da schon wieder Freitag, das Wochenende nicht allzu bedrängt verbringen möchten. Und wir müssen heute nicht lange suchen … schon der dritte angepeilte Platz erweist sich als kleine Bucht mit kleinem, aber feinem grauen Sandstrand inkl. Duschen und einer Bar, wo Getränke und Snacks verkauft werden. Und das Beste daran: da die Abfahrt sehr steil ist (im untersten Teil sogar betoniert!), sind nicht sehr viele Leute hier und es herrscht eine fast familiäre Atmosphäre. Und da es am heutigen Samstag feucht bis nass ist, ist erst am späteren Nachmittag etwas Betrieb! Bis dann am frühen Abend doch noch 4 VW-Busse auftauchen, welche direkt neben uns eine Wagenburg bauen (wo der ganze übrige Platz leer ist!) und uns sicher noch bis weit in die Nacht lautstark unterhalten werden! Na ja, wie schon gesagt: wir können es nicht immer ruhig und still haben ?!
Der richtige Tag also, um für euch dieses Update von unserer Reise zu schreiben …
Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …
Vom Norden Spaniens in den Norden von Portugal
6. – 12. August 2017
Wider Erwarten ist es am Abend des 5. schon früh ruhig (wir erinnern uns: die Wagenburg der VW-Busse neben uns) – wahrscheinlich ist es den jungen Leuten einfach zu nass und zu kalt, um lange draussen zu sitzen. Somit verbringen wir eine sehr ruhige zweite Nacht auf dem Parkplatz hier am Meer. Das Wetter hat sich zwar am nächsten Morgen etwas gebessert, dafür ist es recht windig und somit doch eher zu ungemütlich, um im Meer baden zu gehen. So entschliessen wir uns, entgegen den ursprünglichen Plänen schon am Sonntag weiter zu fahren, wieder etwas weiter ins Inland, in die Berge. Das Meer werden wir in Portugal und in Andalusien noch ausgiebig geniessen können, wo dann hoffentlich auch wieder besseres Wetter sein wird.
Ein Sonntag im Sommer in Spanien – das heisst, in vielen kleineren und grösseren Ortschaften findet ein Fest oder ein Anlass statt. So werden wir auch heute nicht verschont und stehen schon bald in einer sich nur langsam vorwärts bewegenden Kolonne. Zu unserem Erstaunen ist der Auslöser dieses Staus aber nicht das Fest an und für sich, sondern ein Grossaufgebot der Polizei, welche immer wieder ein Auto aus der Schlange herauswinken und genauestens kontrollieren! Dasselbe Spiel wiederholt sich auf der anderen Seite der Ortschaft, nun aber in der Gegenrichtung. Offensichtlich ist man hier in Nordspanien zurzeit sehr vorsichtig.
Bald wird die Strasse wieder schmäler und windet sich in unzähligen Kurven immer weiter in die Berge und somit auch in die Höhe. Wir befinden uns im Parque Natural de Somedio, eines der letzten Gebiete in Europa, wo wilde Bären leben. Schon bald sehen wir am Strassenrand ein Schild, welches vor diesen grossen Tieren warnt– das wäre doch ein Erlebnis, plötzlich nach einer Kurve einen Bären auf der Strasse zu sehen! Leider trifft dies aber nicht ein, wäre auch zu schön gewesen?!
Schon vor ein paar Tagen habe ich auf der Karte hier in der Gegend einige Bergseen ausgemacht, wo es eventuell einen schönen Stellplatz für uns geben könnte. Etwas Bewegung wäre auch nicht schlecht und so hoffen wir, dort oben einen Platz zu finden und eine kleinere Wanderung machen zu können. Das Strässchen geht sehr steil hinauf, bis wir uns plötzlich in einem Dorf wiederfinden, wo die Häuser so eng beieinanderstehen, dass MANni noch ebenso hindurchpasst! Hoffentlich bleiben wir nicht stecken! Nach dem Dorf hat es einige Parkplätze, welche fast alle besetzt sind. Aber da es noch einige Kilometer zu den Seen sind, fahren wir weiter –was sich als keine sehr gute Idee herausstellt, denn schon bald kommt die nächste schmale Häuserdurchfahrt – dann ist die Strasse zu Ende! Wir sehen, dass ganz am Ende ein paar Autos parkiert sind, somit wenden wir mitten zwischen den Häusern – vorne eine Steinmauer, hinten eine Zufahrt zu einem Bauernhof, wo aber rechts ein Auto vor einem Haus parkiert ist, links eine Dachrinne tief herunterhängt– nicht eben viel Platz, aber es muss sein! Zum Glück kommt jemand, der das Auto etwas nach hinten verschiebt und so gelingt es Armin mit einigem vor- und zurücksetzen MANni wieder in Richtung Talausgang zu manövrieren – uff, das war eng!
Die Gegend in der Provinz Castillon y Léon, welche wir nach diesem Abstecher erreichen, ist dichter bevölkert und somit auch mehr bewirtschaftet – heisst, es ist nicht mehr so einfach, einen Platz für die Nacht zu finden. Und somit sind wir in den nächsten Tagen auch immer wieder auf einem offiziellen Stellplatz oder einem öffentlichen Parkplatz anzutreffen. Welches den netten Nebeneffekt hat, dass wir den Apéro vermehrt auswärts geniessen und hie und da vom WLAN eines besuchten Restaurants profitieren. So können wir auch wieder einmal mit der Jungmannschaft in Oberlunkhofen skypen und finden es schön, dass Joel uns auf diese Weise ganz begeistert von ihren Babyfischen erzählt und sich auch sonst offensichtlich darüber freut, dass er uns nicht nur hören, sondern auch gleichzeitig sehen kann! Elina ist dies alles nicht so geheuer, sie geht doch lieber den Rasen mähen …
Astorga – eine kleine Stadt in der Nähe von Léon, die älteste Stadt der Region, am Jakobsweg gelegen, kann mit einigen Sehenswürdigkeiten aufwarten. So hat es hier einen am Ende des 19. Jahrhunderts von Antoni Gaudi erbauten Bischofspalast, der aber nie als solcher genutzt wurde. Weiter kann die interessante Ausgrabung eines grossen römischen Hauses besichtigt werden. Und am Hauptplatz in der Altstadt, wo sich viele Restaurants befinden und der Jakobsweg mitten darüberführt, befindet sich das Rathaus. Auf dem mittleren Glockenturm dieses Gebäudes ist auf beiden Seite der grossen Glocke je eine in der typischen Tracht gekleidete Figure, rechts ein Mann, links eine Frau, welche jede Viertelstunde die Glocke schlagen. Wie ihr seht, steht manchmal auch Kulturelles auf unserem Programm ?!
Trotz der vielen Ortschaften und der teilweise intensiven Bewirtschaftung finden wir aber auch immer wieder schöne, mehr oder weniger einsame Plätze. Einmal in einem halb ausgetrockneten Stausee zwischen den träge dahinfliessenden Einmündungsflüsschen. Dies in der Nähe der Baustelle einer grossen Brücke und an der Piste, welche die Baustellenfahrzeuge, eine Staubwolke hinter sich herziehend, befahren. Trotzdem könne wir hier in Gesellschaft von Graureihern und einem Storch eine ruhige Nacht verbringen. Dann wieder stehen wir auf einem kleinen Parkplatz auf einem Pass, wo gerade ein Bulldozer mit viel Lärm und Staub eine Feuerschneise erweitert, welche sich über den Berg hinzieht. Zum Glück macht der Arbeiter um 19:00 Uhr Feierabend ?. Und da die anscheinend hier lebenden Wölfe heute offensichtlich keine Lust verspüren, den noch fast vollen Mond anzuheulen, verbringen wir auch hier eine absolut ruhige Nacht.
Übrigens: die Fahrt hierhin auf den Pass war ein richtiges Abenteuer – eigentlich wären es nur wenige Kilometer vom letzten Standplatz hierhin gewesen, schlussendlich mussten wir dann aber einen Riesenumweg in Kauf nehmen. Und das kam so: die schmale, extrem holprige und schlechte Strasse führt irgendwo im Nirgendwo unter einer Bahnlinie hindurch – an und für sich kein Problem. Da die Unterführung aber nur geschätzte 3 Meter hoch ist, für uns eben doch ein Problem – MANni kann sich noch so klein machen, er passt einfach nicht darunter hindurch! Rechts zweigt eine Strasse ab, welche wir somit nehmen. Wobei – Strasse ist übertrieben. Der Teerbelag nimmt immer mehr die Form von vereinzelten Teerinseln an, zwischen denen sich unzählige Schlaglöcher befinden – die Nebenstrassen in Marokko sind da noch besser! MANni quält sich im Schritttempo über hohe Teerabsätze und durch oder um die vielen Löcher und unserem fliegenden Glücksbringer, welcher wir von Mariette und Hansi erhalten haben, werden die Turbulenzen sicher arg zu schaffen machen ?! Hoffentlich halten seine beiden Drahtleinen! Doch damit noch nicht genug: die wenigen Dörfer, welche sich auf der Strecke befinden, sind sehr alt und die Häuser stehen so eng beisammen und haben so tiefhängende Balkone, dass MANni fast nicht hindurchpasst. Wir wähnen uns ins Mittelalter zurückversetzt und wären nicht erstaunt, wenn plötzlich eine Magd oder ein Ritter hinter einem der Häuser auftauchen würde! Diese Gegend nahe der Grenze zu Portugal ist wirklich sehr speziell!
Nach all diesen Strapazen der letzten Tage kommen wir am Donnerstag zu einem unerwarteten Genuss: der dank dem App park4night gefundene Parkplatz am Douro verfügt über einen Badestrand und so können wir endlich wieder einmal ausgiebigen schwimmen gehen. Herrlich! Und nachdem die Badegäste den Heimweg angetreten haben und auch die Bar geschlossen hat, ist es hier schön ruhig. Denkste – mitten in der Nacht beginnt der Hund unserer Nachbarin, welche hier ihr Zelt aufgeschlagen hat, nur wenige Meter neben uns zu bellen – und das mit einer unglaublichen Ausdauer! Gefühlte zwei Stunden kläfft das Vieh – bis die Dame sich endlich dazu entschliessen kann, aufzustehen und für Ruhe zu sorgen! Am nächsten Morgen hat sie auf jeden Fall schon ziemlich früh und sichtlich genervt ihr Zelt abgebrochen und ist von dannen gezogen …
Wie wir schon vor acht Jahren feststellen konnten, ist es im Dourotal gar nicht einfach, frei zu stehen. Das merken wir auch dieses Jahr wieder. Viele der anhand der Karte oder des Tablets angepeilten Plätze erweisen sich als ungeeignet – sei es, da es sich um einen verwilderten, zu einsamen und nur über eine kilometerlange, enge Strasse zu erreichenden Platz bei einem ehemaligen Bahnhof der einstigen Bahnlinie handelt oder weil MANni schlichtweg zu schwer, zu breit oder zu hoch für die Zufahrt ist ☹. Wir werden natürlich trotzdem jeden Nachmittag fündig und stellen etwas fest, was wir bis jetzt so noch nie geachtet haben: hier in Portugal scheinen die Hunde nur in der Nacht zu bellen – und das überall mit grosser Ausdauer!
Wie in den nahen Gebieten von Spanien ist es auch hier in Nordportugal sehr trocken. Wenn man die haufenweise an der Strasse liegenden vertrockneten, braunen Piniennadeln, das hohe, gelbe Gras sieht, erstaunt es nicht, dass es immer wieder zu verheerenden Bränden kommt! Vor allem auch dann, wenn es stark windet. Wir haben ja bei jeder unserer Portugalreisen verbrannte Wald- und Wiesenflächen gesehen, ganze Hügelzüge, welche schwarz sind. Was wir aber in diesem Jahr an verkohlten Flächen, an Rauchwolken in den Himmel steigen sehen, lässt hie und da doch ein etwas mulmiges Gefühl aufsteigen! Unvergessen sind die Bilder, welche im Juni aus diesem Land um die Welt gingen und die vielen Opfer, die es dann gegeben hat!
Was uns also bei all unseren Plätzen im Irgendwo sehr wichtig ist: wir achten darauf, dass wir im Notfall, sprich bei Ausbruch eines Feuers, so schnell und sicher wie möglich wegfahren könnten. Und wir packen den Grill nicht aus.
Mittlerweile ist es schon wieder Wochenende und wir würden eigentlich gerne wieder einmal für mindestens zwei Nächte am selben Ort stehen bleiben. Die letzte Woche waren wir jeden Tag unterwegs, das muss nicht immer so sein. Ein weiteres Mal hilft uns park4night weiter (das muss wieder aufhören, sich nur nach diesen Apps zu orientieren – die schönsten Plätze haben wir noch immer selber gefunden!) – mit viel Lob wird hier ein Wohnmobilstellplatz auf dem Grundstück eines Weinbauern angepriesen – kostenlos, mit ebensolchem WLAN und ebensolcher Weindegustation. Und da wir sowieso mindestens einmal hier im Dourotal eine Kellerei besuchen wollen, scheint dies eine gute Gelegenheit zu sein. Wir werden nicht enttäuscht: alles perfekt und als Zugabe dürfen wir sogar den erfrischenden Pool, welcher eigentlich für die zahlenden Feriengäste reserviert ist, jeweils bis um 15:00 Uhr mitbenutzen ?!
Alle anderen Gäste, die hier sind, kommen aus Frankreich und so kann sich José, welcher für die englischsprechenden Gäste zuständig ist, am Nachmittag viel Zeit für uns nehmen und die Degustation mit vielen interessanten Informationen dauert schlussendlich beinahe zwei Stunden ?! Wir kommen auch über Privates ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass sein Vater das Weingut 1985 gekauft hat, er im selben Jahr geboren wurde – und wir haben ja auch in dem Jahr geheiratet! Das muss also ein ganz spezielles Jahr gewesen sein ? …
Als persönliche Zugabe schreibt uns José noch an die zwanzig Orte auf, wo es in Portugal besonders schön ist und es sich lohnt, hinzufahren – die einen Plätze seien bekannter, andere noch absolute Geheimtipps! Mal schauen, was wir davon alles besuchen werden …
Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …
Das Dourotal, Porto und die Serra de Estrela
13. – 24.08.2017
Der Sonntag auf dem Gelände des Weingutes bei Tubaço vergeht am PC schnell – da wir hier das gute WLAN benützen können, mache ich Einzahlungen, kontrolliere die Bankauszüge und schreibe den letzten Blog, welcher auch gerade ins Netz gestellt wird. Armin nutzt den Tag, um diverse Updates herunterzuladen und zu installieren, Fotos zu sichern und die GPS-Daten anzupassen. Und trotzdem es hier so schön und gemütlich ist beschliessen wir, am Montag weiter zu ziehen – Porto wartet!
Doch bis wir dort sind, werden noch zwei weitere Tage vergehen. Gemütlich und langsam fahren wir weiter dem Douro entlang und geniessen die schöne Landschaft. Auf dem Weg nach Peso da Regua machen wir bei einer Schleuse halt – und es geht nicht lange, bis ein Auto vor uns hält und wir vom Fahrer auf Französisch angesprochen werden. Er ist Portugiese, lebt und arbeitet in Martigny und ist momentan hier in seiner Heimat in den Ferien. Aber es kommt in Peso da Regua selber noch besser: als wir am Entsorgen sind, werden wir von einem jungen Portugiesen angesprochen – er frägt uns, ob wir aus Ernen sind???!!! Es stellt sich heraus, dass er im Wallis lebt und für die Migros Lieferungen ins Oberwallis macht. Bei unserem dortigen Aufenthalt im Juni/Juli hat ihn eine seiner Touren nach Ernen geführt und so hat er MANni auf dem Parkplatz bei uns in Niederernen gesehen und sogar ein Foto gemacht, welches er mir zeigt! So klein kann die Welt sein ?!
Allgemein fällt uns im oberen Dourotal auf, dass fast alle Schweizer Autos, welche uns begegnen, ein VS-Kontrollschild haben. Wenigstens hier sind wir also keine Exoten ? … Weiter in Richtung Porto werden es dann vor Allem Genfer Kontrollschilder sein, welche uns auffallen.
Wie schon erwähnt, ist es hier im Dourotal nicht immer einfach, einen Platz für die Nacht zu finden – so auch heute nicht. Wir sind uns fast sicher, dass wir vor acht Jahren hier in der Gegend mit unserem Hymer einen schönen Platz bei einigen Windrädern gefunden haben – da ich das damalige Tagebuch aber nicht dabeihabe, ist es fast hoffnungslos, diesen wieder zu finden. An einer Abzweigung sind wir nicht sicher, ob es dort hinaufgegangen wäre – leider können wir auf der relativ schmalen Strasse nicht wenden und versuchen es ein paar Kilometer weiter vorne. Es stellt sich heraus, dass wir an einem völlig anderen Ort sind – aber hier gibt es auch Windräder und so stellen wir uns in der Nähe eines solchen hin. Leider nimmt der eh schon ziemlich starke Wind immer mehr zu und so beschliessen wir schon bald, an einen weiter unten in einer Waldlichtung gelegenen Ort zu dislozieren – lieber jetzt als mitten in der Nacht! Und obwohl wir auch heute wieder einige Brände gesehen haben, fühlen wir uns hier sicher.
15. August – Maria Himmelfahrt. Hier in Portugal ein Tag, wo in jedem Nest ein Fest zu sein scheint. Somit wird aus unserem Wunsch, einen schönen, ruhigen Nachmittag am Douro mit Badegelegenheit zu verbringen, nichts – überall ist es überlaufen. Unerwarteterweise landen wir nur wenige Kilometer vor Porto, nahe der Durchgangsstrasse, mitten in einem Dorf, am Ufer des Douro– wo wir einen schönen, recht ruhigen Nachmittag/Abend und eine ungestörte Nacht verbringen – na ja, fast ungestört, es kläfft wieder hie und da … aber wir gewöhnen uns allmählich daran und schlafen trotzdem gut ?.
Der angepeilte Busparkplatz in Vila Nova de Gaia, direkt am Fluss gegenüber der Uferpromenade von Porto gelegen, ist einerseits kostenpflichtig und andererseits sehr teuer; der inzwischen offizielle Stellplatz, auf dem wir schon zwei Mal mit dem Hymer gestanden sind, scheint ziemlich überfüllt zu sein; so folgen wir dem Wegweiser zu einem Parkplatz nahe der Portweinkellereien und sind erstaunt, dass es sich um einen tagsüber gut besuchten, in der Nacht jedoch ruhigen Platz handelt. Hier bleiben wir für drei Nächte stehen und bereuen es nicht. Von hier aus sind wir schnell an der seit kurzem für den Verkehr gesperrten Uferpromenade von Gaia und somit ist auch Porto gut zu Fuss erreichbar.
Porto – eine Stadt, welche uns seit unserem ersten Besuch in den Bann gezogen hat. Es ist nun schon das vierte Mal, dass wir diese Nordportugiesische Handelsmetropole besuchen und jedes Mal entdecken wir neues! Dieses Mal ist es die Standseilbahn, welche neben dem Ponte Dom Luis I zur Bischofskirche hinaufführt oder auch die atemberaubende Aussicht auf die Stadt, welche man von der oberen Fahrbahn eben dieser Brücke geniessen kann. Was uns hier doch eher erstaunt, ist die Tatsache, dass die beiden seitlichen Fussgängerbereiche über die Brücke nur durch gelegentliche Poller von der Metrofahrbahn getrennt sind und viele der Leute auf und zwischen den Schienen flanieren! Und ausser dem normalhohen Geländer gibt es keine weitere Absicherung nach unten – in der Schweiz bei einem Bauwerk oder einer Brücke dieser Höhe schlicht undenkbar!
Obwohl wir die Bus-Sightseeing-Runden hier schon kennen, sind diese immer wieder eine angenehme Abwechslung – einerseits, um der Hitze in den Strassen von Porto zu entfliehen, andererseits ist es auch interessant, das schon längst vergessene Wissen über die Baudenkmäler und Sehenswürdigkeiten wieder aufzufrischen ?… oder einfach die müde gelaufenen Füsse zu entlasten! Gerne sitzen wir auch in einem Strassencafé und beobachten die übrigen Touristen – manche der Damen in ziemlich gewagter Bekleidung, wie wir finden!
Was uns auch dieses Mal wieder auffällt: seit unserem ersten Besuch werden viele Gebäude renoviert – zum Teil bleiben nur die Aussenmauern stehen, innen wird alles abgebrochen und neu gebaut. Und was uns schlichtweg fast erschlägt, sind die Massen von Leuten, welche sich durch die Strassen und Gassen und über die Uferpromenade wälzen! Bis jetzt waren wir immer im Herbst hier und auch dann waren die Strassen und Gassen gut belebt. Aber das … Uns geht mehr als einmal durch den Kopf, dass dies genau einer der Orte sein könnte, welcher sich aus Sicht von Terroristen ideal für einen Anschlag eignet – wir wollen es nicht verschreien! Und da wir unterdessen Internet haben, erfahren wir dann auch noch während unseres Besuchs hier in der Stadt, dass genau ein solcher Anschlag in Barcelona verübt wurde – Europa wird leider auch immer unsicherer!
Wie oben erwähnt, haben wir nun (fast) überall in Portugal Internetzugang. Armin hat sich schon seit unserer Abreise immer wieder über das fehlende oder schlechte Internet geärgert – jetzt ist er überglücklich! Schon am ersten Tag in Porto können wir für einen fairen Preis eine Prepaid-Daten- SIM-Karte kaufen, mit der wir einen Monat lang in Portugal unbeschränkten Internet-Zugang haben – dies mit 4G und so wir ein Netz haben! Mit so wenig ist man(n) manchmal schon zufrieden?!
Nach drei Tage haben wir genug von der Stadt – uns Landeier zieht es nun ans Meer. Da es aber schon wieder Wochenende ist, stellen wir uns darauf ein, dass es überall viele Wohnmobile haben wird – und so ist es auch. Trotzdem verbringen wir zwei gemütliche und schöne Tage am resp. neben dem Strand auf dem dazugehörigen Parkplatz. Die Wellen des Atlantik sind wohl gut für die vielen Wellenreiter, zum Baden sind sie leider zu gross ☹. Aber dank Internetzugang für Armin und Buch für mich vergeht die Zeit schnell. Aber auch hier Hundegebell beim Nachbarn – diesmal aber nur, bis Armin unser Drucklufthorn kurz «bellen» lässt – das nachbarliche, nervige Gekläffe weicht einem unsicheren Gebell und verstummt dann völlig – nun wissen wir, wie wir für Ruhe sorgen können ?.
Am Montag haben wir genug vom Faulenzen (obwohl, langweilig wir es nie!). Einige der Orte, welche uns José aufgeschrieben hat, befinden sich im Inland, immer noch im Nordteil des Landes. Und so entschliessen wir uns, erst einmal in die Serra da Estrela zu fahren. Ein karges Berggebiet, wo sich der höchste Berg des Portugiesischen Festlandes, der Torre, auf immerhin 1993 m.ü.M. in den Himmel streckt. Und dies ist nicht das einzige an erwähnenswerten Superlativen, welche wir heute erleben: am Nachmittag knack das Thermometer zum ersten Mal, seit wir unterwegs sind, die 40°-Marke! Dann sehen wir zum ersten Mal vom Torre aus einen Flächenbrand in nächster Nähe, welcher von den Bombeiros mit Löschhelikoptern unter Kontrolle gebracht wird. Als wir uns wenig unterhalb des Torres am heutigen Standplatz beim Nachtessen befinden, senkt sich die Sonne als glutroter Ball in die rauchgeschwängerte Luft – und plötzlich beginnt sich die Sonnenscheibe am unteren linken Rand einzudellen – eine partielle Sonnenfinsternis gibt sich die Ehre! Aber auch damit noch nicht genug: als sich die Nacht über die Serra da Estrela senkt, erscheinen die Sterne so klar über dieser mit wenig bis gar keinem Streulicht gesegneten Gegend (und über den rauchgeschwängerten Luftschichten), dass wir die Milchstrasse in einer schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehenen Intensität bewundern können – neben einigen über den Himmel jagenden Sternschnuppen! Einfach nur gigantisch und traumhaft schön! Wir können uns lange nicht von diesem Anblick losreissen und sitzen schlussendlich in unseren warmen Faserpelzjacken vor MANni und geniessen einfach.
Östlich der Serra da Estrela sind einige Stauseen und Flüsse, wo es auch Badegelegenheiten gibt – wenn uns das Meer nicht hold ist, dann weichen wir eben an Flüsse oder Seen aus ?. Noch in der Serra, nur etwa 20 Kilometer von unserem «sternengekrönten» Standplatz unterhalb des Torre, finden wir einen schönen Stellplatz bei einem Flussbad. Herrlich erfrischendes Wasser kühlt unsere erhitzten Körper und der aufkommende Wind pudert uns danach wieder mit Staub und Sand ein, so dass wir nichts anderes können, als wieder in das herrlich frische Nass zu tauchen …
Da wir schon lange nicht mehr Wäsche gewaschen haben, habe ich an diesem Morgen entschieden, unsere blaue Waschtrommel wieder einmal in Betrieb zu nehmen – welche dann wegen des kurzen Weges nicht lange auf dem Dach platziert bleibt. Somit müssen meine Hände den restlichen Waschgang übernehmen. Und da die Wäsche so gut unter der örtlich vorhandenen Dusche gespült werden kann und Wind und Wärme einen Trockner mehr als ersetzen, wird gleich alle schmutzige Wäsche behandelt – Grosswäsche unterwegs! MANni’s Inneres ist auch nicht mehr sehr sauber und ich bin gerade so schön im Schuss … und so wird dieses am nächste Tag auch noch gereinigt – arbeitswillige Leute sollten nie gebremst werden ? …
Hier im Inland ist es sehr heiss und trocken – die Luft ist dunstig resp. von den vielen Bränden getrübt. Riechen können wir die Brände nicht, aber immer wieder sehen wir in der Ferne riesige Rauchwolken gegen den Himmel steigen, welche die Luft mit ihrem Feinstaub eintrüben. Und immer wieder fahren wir durch niedergebranntes Gebiet – es ist unglaublich, wie viel Wald- und Buschfläche immer wieder und speziell in diesem Jahr in Flammen aufgeht!
Auch am nächsten Mittag, dem 24. August, stehen wir auf dem Stellplatz bei einem Flussbad. Wir haben schon am Morgen gesehen, dass in der Ferne ein Grossbrand ausgebrochen ist – im Verlauf des frühen Nachmittages wird das Licht ganz schummrig und eine riesige Rauchwolke schiebt sich über den Himmel. Am frühen Abend ist die Sonne eine leuchtend rote Scheibe, noch recht hoch oben, das Licht ist unnatürlich dämmerig. Ausserdem «schneit» es schon seit längerem schwarze und weisse Ascheflöcklein – und da ich diesen Bericht zum Teil an diesem Tag und draussen schreibe, muss ich diese immer wieder von der Tastatur blasen …
Die Asche und das komische Licht sind ein Umstand, welcher sogar für die Einheimischen recht ungewöhnlich zu sein scheint, so wie auch sie reagieren!
Als die Sonne sich weiter senkt, ist sie hinter all dem dicken Rauch fast nicht mehr zu sehen – ein wahrlich gespenstiger Anblick! Und was uns noch auffällt: die Temperatur ist deutlich zurückgegangen. Da das Feuer aber wirklich weit weg ist, besteht für uns absolut keine Gefahr.
Was uns in den letzten beiden Tagen natürlich auch stark beschäftigt hat, ist der massive Bergsturz am Piz Cengalo in meiner Heimatgemeinde Bregaglia. Mein Heimatdorf Soglio ist, da auf einer Terrasse über dem Tal gelegen, nicht betroffen, das Nachbardorf Bondo im Tal unten jedoch stark. Wir sind einfach nur erschüttert von diesem Ereignis und hoffen, dass die erwarteten weiteren Felsabbrüche glimpflich ablaufen werden!
Gesamtstrecke: 501.13 km |
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Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …
Südliches Portugal und Andalusien
25. August – 19. September 2017
Heute, am 25. August, sind wir vorübergehend wieder in Spanien unterwegs. Da an unserem Stellplatz am Morgen zwar immer noch schönes Wetter herrscht, die Sonne aber wegen den Bränden die Welt um uns herum nicht wie üblich in gleissendes, sondern in gelblich-trübes Licht taucht, ist uns nicht ganz wohl hier. Die Grenze ist nah und wir wollen die nur spärlich besiedelte Spanische Provinz Extremadura besuchen. Somit ist es eine gute Gelegenheit, hoffentlich wieder «frische» Luft zu schnappen, bevor es wieder an die Atlantikküste gehen soll. Lange werden wir nicht bleiben, wahrscheinlich nur das Wochenende.
Als wir nach Südosten fahren, bleibt die unwirkliche Stimmung bestehen und wir können sogar den leichten Geruch von Rauch wahrnehmen. Erst nach der Grenze und einige zehn Kilometer weiter östlich ist die Luft wieder klar und die Sonne verbreitet das grelle, weisse Licht, welches wir in diesen Breitengarden gewöhnt sind. Die Landschaft geht von kargen Bergen zu sanften Hügeln über, dicht besiedeltes Gebiet wechselt zu grosse Wald- oder Weideflächen.
Am Rio Tejo, genauer am Embalse de Alcantara, finden wir, was wir erhofft haben: einen ruhigen Platz am See, wo wir baden und am Abend ein Grillfeuer anmachen können, ohne dass wir Angst haben müssen, die Umgebung in Brand zu stecken.
Nicht lange, nachdem wir uns hingestellt haben, kommt ein Auto die kleine Teerstrasse zum See hinunter. Als der Fahrer uns sieht und vor Allem, als er sieht, dass der Teer plötzlich zu Ende ist und nur noch eine steile, steinig-sandige Spur zum Seeufer hinunterführt, versucht er auf der steilen, rutschigen Piste zu wenden und gerät über eine ausgeschwemmte Stufe am Pistenrand – der Wagen steht vorne auf und steckt fest! Da wir gerade am Essen sind, warten wir mal ab, ob die beiden ihren Wagen wieder flottkriegen oder ob sie uns um Hilfe bitten werden. Nichts dergleichen – aber als sie merken, dass sie nur mit Gas geben nicht weiterkommen, beginnen sie aus Steinen eine Rampe zu bauen. Sobald wir mit essen fertig sind, gehen wir natürlich helfen und schon nach kurzer Zeit steht das Auto wieder auf dem sicheren Teer. Das junge Portugiesische Paar wird wohl nicht so schnell wieder so nah ans Ufer eines Stausees fahren wollen ?…
Draussen im Schatten von MANni lassen sich unsere Erlebnisse und Gedanken gut niederschreiben … und da mich hier ausser meinem Göttergatten, einigen Fliegen, Libellen, Vögeln sowie jagenden und springenden Fischen (wenn sie denn so gute Augen haben) niemand sieht, kann ich das sogar in nur halbwegs anständiger Kleidung machen. Oder eben einfach so leicht angezogen, wie es den hier herrschenden Temperaturen von 35° angepasst ist ? …
Leider bekommen wir am Abend unerwünschten Besuch von kleinen, zum Teil auch blutsaugenden Plagegeistern, welche erst von uns und dem Tisch ablassen, als wir das Aussenlicht einschalten. Das war eine echt gute Idee, welche nicht nur uns, sondern auch den vielen Fledermäusen zu Gute kommt! Diese haben dank uns leichte Beute und fliegen in unglaublicher Nähe über unsere Köpfe hinweg!
Der nächste angepeilte Stausee entpuppt sich als nicht erreichbar für uns, da die Piste dorthin einfach viel zu schmal für uns ist. Somit entscheiden wir uns, doch nicht das Wochenende in der Extremadura zu verbringen, sondern wieder in Richtung Portugal zu fahren. Unterwegs kommen wir durch Landschaften, welche uns mit ihrem langen, gelben Gras an die Serengeti, dann wieder mit den vereinzelten Bäumen an den Tarangire-Nationalpark in Tansania erinnern.
Aber einen schönen Platz, um uns hinzustellen, finden wir hier nicht, da die meiste Zeit an beiden Seiten der Strasse Zäune aufgestellt und die Pisten mit Toren verschlossen sind. Und so landen wir schneller als gewünscht am ehemaligen, nun verlassenen Grenzposten nach Portugal, wo wir in der sengenden Hitze einen kurzen Halt machen. Wenige Kilometer weiter finden wir beim schönen Dorf Marvâo einen Stellplatz. Nach einem Spaziergang durch das «Museumsdorf», der Besichtigung der Burg, des Museums und des Kulturzentrums verbringen wir hier einen gemütlichen Abend und eine mehr oder weniger ruhige Nacht.
Eben – Hundegebell nervt uns wieder einmal. Es ist mir schleierhaft, wie man im Wohnmobil einen oder gar mehrere Hunde mitnehmen kann – Dreck, Haare und Gestank geht auch ohne solche Viecher, ist aber sicher erträglicher (wer auch immer einen Hund hat und dies liest: ist nicht böse gemeint, nur meine ehrliche Ansicht ?).
Mittlerweile zieht es uns nun wirklich ans Meer und somit fahren wir in einem Schwung quer durch Portugal an die Atlantikküste. In der Nähe von Sâo Pedro de Muel finden wir einen schönen Platz oberhalb des grossen Strandes, wo wir die nächsten 3 Tage stehen bleiben. Dies nicht, weil uns der Wasser zum Baden lockt – die Wellen sind viel zu hoch – sondern schlicht und einfach, weil das Wetter ziemlich regnerisch ist und wir keine Lust haben, weiterzufahren!
Der Ventilator unseres DC-DC-Wandlers hat uns schon letztes Jahr immer wieder mal mitten in der Nacht aus dem Bett geholt – nun, bei diesen Temperaturen kommt dies häufiger vor. Armin hat zwar einen von uns noch nie gebrauchten Schalter dort angehängt, so dass der Wandler nicht mehr jedes Mal umständlich ausgesteckt, sondern nur noch der Schalter betätigt werden muss. Aber da wir nicht wissen, wie lange das Teil noch einwandfrei funktionieren wird, wollen wir uns vorsorglich ein neues Gerät zum Austauschen besorgen. In der Umgebung von und in Lisboa soll es mehrere Geschäfte geben, welche Geräte dieser Marke importieren oder führen, so wenigstens unsere Hoffnung. Das erste Geschäft am Hafen von Cascais hat das richtige Gerät leider nicht, könnte es aber für uns bestellen und innerhalb von zwei Wochen wäre es da. Zu lange für uns, um uns die Zeit hier um die Ohren zu schlagen! In Lisboa haben wir noch weniger Erfolg – bei der angegebenen Adresse sehen wir keine solche Firma und zudem ist es unmöglich, einen Parkplatz zu finden. Wir entscheiden uns, zum schon bekannten Platz auf dem Kai beim Torre de Bélem zu fahren und von dort aus Firmen telefonisch zu kontaktieren. Da wir dort keinen freien Platz finden, stellen wir uns vorläufig quer hin, bis eine genügend grosse Lücke frei wird und versuchen unser Glück per Telefon. Leider wieder Fehlanzeige: eine Firma antwortet nicht, bei der anderen kriege ich die Auskunft, dass das Teil bestellt werden kann, es aber mindestens eine Woche dauert, bis es geliefert wird … wir versuchen es dann doch lieber an der Algarve, wenn wir dann dort sind.
Der Umstand, dass wir uns Ende September mit Volkmar und seiner Familie treffen möchten, lässt uns unseren Zeitplan überdenken, denn es ist schon der 31. August und wir befinden uns immer noch in Mittelportugal! Somit bleiben uns «nur» 3 Wochen, um die Algarve und Andalusien zu besuchen. Somit ist der Entschluss schnell gefasst, in welche Richtung es weiter gehen soll.
Nachdem wir an diesem Abend nach längerer Suche einen ruhigen Platz für die Nacht in einem Pinienwald südlich von Lisboa gefunden haben, geht es am nächsten Tag in einem durch bis an die Algarve – eine lange und ziemlich ermüdende Fahrt! Doch wir sind noch rechtzeitig in Faro, um bei einer weiteren Firma nach dem gesuchten Gerät zu fragen – nicht an Lager und bestellen dauert bis zu 2 Wochen …! Das dauert uns nun definitiv zu lange – wir werden versuchen, das Teil über unsere Freund Volkmar zu beziehen, den wir ja schon bald treffen werden und es uns dann sicher mitbringt (was dann auch tadellos klappt, DANKE Volkmar!)
Die nächsten Tage verbringen wir an verschiedenen schönen Stränden an der südlichen Algarvenküste, wo wir die Tage mit kurzen Fahrten (an einen anderen Strand), baden, sonnenbaden und lesen oder surfen verbringen (nein, wir haben uns kein neues Sporthobby zugelegt, aber dank unlimitiertem Internet kann man auch herrlich surfen, und das ohne grosses Equipment und ohne nass zu werden ?…)
Der Wind nimmt von Tag zu Tag mehr zu und so landen wir nach wenigen Tagen an der uns bestens bekannten und ziemlich windgeschützten Plaia Cordoama, wo wir uns wieder einmal in der kleinen Bar mit frischem Fisch verwöhnen lassen. Hier treffen wir seit langem wieder einmal Schweizer an, mit denen wir uns am Abend und dann wieder am nächsten Morgen lange unterhalten.
Fast haben wir vergessen, wie feucht die Luft hier im tiefen Einschnitt der Plaia Cordoama ist! MANni ist aussen ganz nass und auch der Innenraum fühlt sich feucht an. Und da die Brandung hier wie immer zu heftig zum Baden ist und wir die Gleitschirme nur bei Top-Bedingungen herausnehmen werden (die fehlende Routine lässt grüssen!), verlassen wir am Morgen diesen freundlichen Fleck, um uns ein etwas trockneres Plätzchen zu suchen. Finden wir dann auch, nachdem wir an verschiedenen Stellen keinen Parkplatz gefunden haben – es ist die letzte Woche der Sommerferien, was wir anhand der vielen Badegäste gut merken. Doch dann finden wir oberhalb von einigen kleineren Buchten, auf einem sandigen Platz mit schönster Aussicht auf die Felsküste einen super Standplatz und bleiben auch gerade die nächsten beiden Tage hier stehen. Der Ansturm der sonnenhungrigen Leute wird von Tag zu Tag weniger und so geniessen wir unerwarteterweise ein angenehmes und (fast) ursprüngliches Stück Postkarten-Algarve ?
Wie wir schon gesehen haben, hat es bei vielen der grösserer Intermarché-Geschäften in Portugal Waschmaschinen und Trockner, welche für die Öffentlichkeit da sind und mit Münzen gefüttert werden müssen. Und da wir geplant haben, unseren Portugalbesuch zu beenden und weiter nach Spanien, genauer nach Andalusien, zu ziehen, ist es eine gute Gelegenheit, den Wäschekorb zu leeren und auch die Bettwäsche wieder einmal zu waschen. Und hier wird die Wäsche innerhalb nützlicher Frist auch tatsächlich sauber, ich bin begeistert! Diesen Dienst sollte es in jedem Urlaubsland geben!
Bestückt mit frischer Wäsche, einem sauberen Bett, leeren Abwassertanks, abgetautem und dann wieder gut gefülltem Kühlschrank geht es bis knapp vor die Spanische Grenze – auf der Portugiesischen Seite des Grenzflusses verbringen wir in Gesellschaft von anderen Wohnmobilen eine ruhige Nacht.
Sevilla haben wir schon einmal besucht und irgendwie haben wir momentan einfach keine Lust, unsere Zeit in Grossstädten zu verbringen. Wir beschliessen, den Bogen über diese Stadt auszulassen und direkt in Richtung Ronda zu fahren – geht aber nicht, da es zwischen der Grenze und Sevilla keine Möglichkeit gibt, über den Fluss zu kommen – ernsthaft! Wenn es also nicht anders geht, peilen wir wenigstens ein Einkaufszentrum am Rand von Sevilla an, so dass wir eine SIM-Karte für Spanien kaufen können. Dies klappt auch problemlos, das Installieren auf dem Travel-Hotspot gestaltet sich dann aber als mühsame und zeitraubende Angelegenheit, sehr zu Armins Ärger! Da es inzwischen später geworden ist als geplant, beschliessen wir doch noch, uns hier in der Stadt einen Parkplatz zu suchen und einen kurzen Bummel zu machen. Einfacher gesagt als getan – alles besetzt, Zufahrt höhenbeschränkt, gesperrt … hier hilft auch maps.me nicht viel weiter! Schlussendlich, als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben habe und nur noch ein möglicher Platz in Frage kommt, erweist sich dieser als staubiger, halb leerer Parkplatz ohne Beschränkung oder Verbot! Zwar direkt neben einer vielbefahrenen Kreuzung und somit wahrscheinlich laut, dafür aber auch direkt neben dem Plaza España und in Laufdistanz zur Altstadt! Und so sind wir dann wenig später unterwegs, um uns in einer der kleinen Gassen ein Restaurant zu suchen, wo wir draussen etwas essen können. Was uns sofort auffällt: nun, am Abend, ist die Polizei rund um die Altstadt seht präsent – ein Umstand, welcher sich sicher auf all die Anschläge in letzter Zeit zurückführen lässt. Ob wir uns deshalb auch sicherer fühlen? – Nein, denn verhindern können sie gar nichts!
Am nächsten Morgen finden wir das übliche Szenario bei einem Parkplatz in einer Stadt vor: die selbsternannten Parkplatzwächter respektiv -einweiser sind da und versuchen, uns für ihre nicht in Anspruch genommenen Dienste vom letzten Abend, da nicht mehr anwesend gewesen, Geld abzuknüpfen. Da sind sie aber an die Falschen geraten, so läuft der Hase nicht! Sie lassen uns in der Folge erstaunlicherweise bis zu unserer Abfahrt in Ruhe, schauen nur hin und wieder verärgert zu uns herüber.
Über Algodonales, ein schon früher besuchtes Fluggebiet, fahren wir weiter. Unterwegs können wir unsere Wasservorräte an einer öffentlichen Quellfassung ergänzen, auch wenn dies mit dem Schleppen von 10-Liter Kanistern ein eher mühsames Unterfangen ist! Durch eine schöne Sierra, welche wir schön von früher kennen, geht es weiter nach Ronda, der «auf zwei steile Felsmassen hingehäuften Stadt», wie es Rainer Maria Rilke genannt hat. Leider haben wir hier nicht die kleinste Chance einen Parkplatz zu finden – alle Strassen, welche von der Umfahrungsstrasse abzweigen, sind auf 5,5 Tonnen beschränkt – da kann sich MANni mit seinen knapp 11 Tonnen Lebensgewicht noch so leichtmachen, es wird nicht reichen ?… Auch in der nächsten Umgebung haben wir keine Möglichkeit und der Campingplatz ist zu weit von der Stadt entfernt, als dass dieser in Frage kommt. Somit entfällt der hier geplante Besuch und wir landen auf einem kleinen Pass einige Kilometer östlich von Ronda mit dem vielsagenden Namen «Puerto del Viento» – hoffentlich vergisst der Wind für heute diesen Hinweis! So ist es dann auch und wir verbringen einen schönen Abend hier oben auf 1190 m.ü.M.
Nach einer absolut ruhigen Nacht geht es weiter durch die Sierra de las Nieves, eine Strecke, welche wir auch schon vor 8 Jahren gefahren sind und weswegen wir wissen, wie schön es hier ist. Dieser Umstand bringt es auch mit sich, dass es immer wieder mal heisst: Ah, weisch no …, jetzt chunnt dänn …, da isch doch das und das gsi … Auch der etwas vernachlässigte Picknick-Platz, wo wir uns für die Nacht hinstellen, ist direkt neben einem Campingplatz, wo wir damals mangels anderen Möglichkeiten (diesen Platz gab es noch nicht) hingegangen sind. Und hier sind wir nicht nur fast alleine – direkt neben uns hat es einen betonierten Wasserhahn welcher sogar unter Druck steht, so dass wir am späteren Abend den Dreck der letzten Tage, ohne unsere Vorräte zu strapazieren, abwaschen können! Abgesehen davon ist es auch eine willkommene Erfrischung: das Thermometer hat heute die 40°-Marke nur knapp verfehlt, obwohl es schon der 11. September ist!
Nach einigen Tagen, an denen wir recht viel gefahren sind, sind wir schnell an der Mittelmeerküste angelangt, wo wir einen schönen und ruhigen Nachmittag am langen Strand bei La Herradura verbringen möchten. Aber auch hier sind unterdessen am gesamten Strand Parkverbotsschilder für Wohnmobile aufgestellt worden – schade, aber angesichts der respektlosen Art vieler reisender Touristen auch wieder nicht erstaunlich. Da wir aber nach diesem weiteren langen Fahrtag nicht wirklich weiterfahren möchten, wird wieder einmal das App «Park4Night» in Anspruch genommen – und tatsächlich, auf der gegenüberliegenden Seite des Punta de la Mona, nur wenige Kilometer von hier, soll es einen weiteren, kleineren Strand geben, wo man sich auf dem Parkplatz hinstellen kann. Und obwohl die Strasse durch ein überbautes Gebiet führt und der Platz auch gleich unterhalb liegt – es entpuppt sich als ruhiger, schöner Platz, wo wir auch noch in die Wellen hüpfen können! Wir staunen aber nicht schlecht – die Wassertemperatur ist gefühlt nicht höher als im Atlantik! Es gibt aber doch einen sichtbaren Unterschied zwischen den Stränden am Atlantik und hier an der Mittelmeerküste: am ersteren sind sie durchwegs goldgelb, hier eher grau. Schön ist es trotzdem!
Abwasser entsorgen – so einfach das in Portugal ist, so mühsam ist es immer noch in Südspanien! Es gibt wohl Entsorgungsstellen, aber meistens sind diese nicht ausgeschildert und dann noch irgendwo im Nirgendwo, wo kein vernünftiger Mensch diese vermuten würde! Hier müssen wir definitiv vermehrt auf das App «Park4Night» zurückgreifen, wo viele solcher Stellen eingetragen sind. Und somit fahren wir eines Tages eine kleine Strasse, welche wir ansonsten nie benutzt hätten, in Richtung Küste und halten Ausschau nach der besagten Tankstelle, wo die Entsorgung sein sollte. Als wir da sind, sehen wir halb versteckt, fast ganz verwittert und fast nicht mehr zu lesen tatsächlich ein entsprechendes Schild, welches hinter das Gebäude weist, wo sich dann tatsächlich auch das Gesuchte befindet, von der Strasse aus nicht sichtbar!
Nachdem wir MANni erleichtert haben fahren wir an den nahegelegenen Strand. Wenn es möglich sein sollte, können wir ja auch hierbleiben, anstatt direkt weiter zum Naturreservat Cabo de Gata zu fahren, unserem nächsten und wahrscheinlich letzten Ziel hier in Spanien, bevor es dann nach Algeciras und nach Marokko geht. Wir haben nicht erwartet, an diesem Küstenabschnitt einen so schönen und leeren Strand zu finden! Wir können uns direkt auf den Strand stellen, eine der zahlreichen Duschen nur ein paar Meter von uns entfernt! Leider sind die Wellen aber zu hoch, als dass wir an ein Bad denken könnten (die Dusche benutze ich aber später dann trotzdem ?).
Es scheint hier niemanden zu stören, auch die am Abend auftauchenden Jogger, Spaziergänger und Fahrradfahrer nicht. Auch das ungleiche Gespann, welches dann noch mehrmals bei uns vorbeifährt, nimmt keine Notiz von uns: eine Kutsche, gezogen von einem stolzen Pferd (ich tippe auf einen Andalusier) und einem Maultier! Herrlich, den beiden ungleichen Zugtieren zuzuschauen – wenn das Pferd schneller geht, bremst das Maultier garantiert oder will stehenbleiben – will das Maultier nach rechts, zieht das Pferd nach links, so dass es dann einfach geradeaus geht – der Kutscher hat alle Hände voll zu tun!
Wir haben 2 Wochen gebraucht, um von Lisboa zum Cabo de Gata zu gelangen. Dieses Gebiet ist bei jedem unserer Reisen ins südliche Spanien ein MUSS gewesen und dieses Mal ist es nicht anders. Dieses Jahr sind wir erstaunt, dass es nicht so trocken und staubig ist, wie wir es kennen, sondern die Büsche saftig grün erscheinen, die Agaven ebenfalls grün sind und an vielen Stellen ein Hauch von grün die Ebenen und Berge überzieht. Schön sieht das aus! Nun, am 19. September, sind wir je 2 Nächte an einem der schönen Stränden hier gestanden, wo dies noch toleriert wird. Eigentlich darf man nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ausserhalb der Ortschaften stehen, wenn man Glück hat, geht dies aber immer noch für einige Nächte, bis man von der Parkaufsicht gebeten wird umzuparkieren.
Ein Umstand überrascht uns dieses Jahr positiv: es hat zur Abwechslung keine Quallen ?! Haben uns diese lästigen Jellyfische doch die letzten beiden Male das Baden vermiest! Denn hier ist das Wasser wieder schön warm und sehr klar, so dass es ein Genuss ist, sich mit den Wellen treiben zu lassen. Aber andere Wassertiere finden dieses Jahr Gefallen an uns– bei einem unserer Bäder werden wir doch wirklich von Fischen «angeknabbert»! Armin von einem ziemlich grossen, ich an der Schulter von einem langen, silbrigen … na ja, immer noch besser als Quallen!
Seit gestern sind wir an unserem absoluten Lieblingsstrand bei La Isleta, wo wir hoffen, noch mindestens eine weitere Nacht verbringen zu können, ohne dass der Platz geräumt wird. Die eventuellen Vorboten in Gestalt des Stellplatzbesitzers und der lokalen Polizei waren schon hier, einige Wohnmobile sind daraufhin schon mal weggefahren … wir wurden aber nicht, wie andere, von den Beamten angesprochen und so hoffen wir, dass MANni und so auch wir an unserem aussichtsreichen Standplatz, für einmal zuvorderst auf der Klippe, toleriert werden …
An manchen dieser Stellplätze wimmelt es nur so vor lästigen Fliegen! Wir haben ein, wenn auch nur kurzfristiges und vorübergehendes, Mittel dagegen gefunden: unsere kleine Schweizerfahne, welche wir von unserem LKW-Fahrlehrer und seiner Frau erhalten haben! Kurz damit herumwedeln und die Fliegen verziehen sich – bis sie dann durch das nächste Fenster wieder hereinkommen ☹… Und da wir vergessen haben, unseren Patriotismus am 1. August zu demonstrieren, holen wir das nun gelegentlich auf diese Weise nach ?… oder auch so ?.
Ginge es nach dem groben Zeit- und Reiseplan, den wir noch vor unserer Abfahrt erstellt haben, würden wir uns bis im Sommer 2019 Zeit lassen, um bis nach Namibia zu fahren. Dies vor Allem wegen der Regenzeit in Kamerun. Unterdessen haben wir aber gemerkt, dass uns dies irgendwie zu langsam geht. Schon diese 2 ½ Monate, welche wir auf der Iberischen Halbinsel zugebracht haben, sind uns zu lang geworden. Vielleicht auch, da wir viele schon bekannte Plätze besucht haben. Wir werden nun voraussichtlich ab Mauretanien schneller unterwegs sein. Unser Carnet de Passage, also das Zolldokument von MANni, weches wir ab dem Senegal brauchen, ist erst ab Februar 2018 gültig und somit können wir erst dann dort einreisen. Wir werden also den Winter wie geplant in Marokko und Spanien verbringen. Und dann zur gegebenen Zeit schauen, wie wir das Problem Kamerun lösen. Wie heisst es doch so schön: «Belive you can, and you’re halfway there!»
Und damit ihr noch wisst, wie wir aussehen, hier noch ein Update.
Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …
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