12.07. – 10.08.2021
Südafrika – Namibia
Auch die nächsten Tage sind empfindlich kühl bis saukalt – in einigen Nächten sinkt das Thermometer doch bis einige Grade unter Null … brrrr.
Diese tiefen Temperaturen sind nicht nur dem Winter geschuldet – ganz unverhofft und plötzlich müssen wir in die Drakensberge, in die Höhe «ausweichen» …
Und das kommt so: während unserem Ausflug in die Provinz Mpumalanga geht der ehemalige und zu einer 15-monatigen Haftstrafe verurteile Expräsident Jacob Zuma, ein Zulu, am letzten Tag bevor er von der Polizei abgeholt worden wäre, «freiwillig» ins Gefängnis. Sowohl sein Wohnort wie auch das Gefängnis befinden sich in seiner Heimatprovinz KwaZulu Natal, dort, wo sich auch unsere momentane Zielstadt Durban befindet. Und genau diese Umstände sowie die erneute Schliessung von Grenzen, respektive neu erhobene Quarantänevorschriften sind schuld daran, dass wir unsere Routenplanung nicht nur überdenken, sondern komplett ändern …
Aber jetzt mal von vorne: nach dem friedlichen Wochenende am Lake Chressie fahren wir am Montagmorgen guten Mutes in Richtung Durban. Unsere neuen Reifen bei Dave sowie der finale Check des Radlagers bei MAN warten auf uns … Die lange Fahrt in Richtung Küste führt uns wiederum durch endlose Weide- und Anbauflächen. Alles ist ruhig und normal. Als wir uns der Stadt Ladysmith nähern, stutzen wir zum ersten Mal: halb weggeräumte Strassenblockaden aus grossen Steinen, verstreuten Scherben und qualmenden Autoreifen lassen uns im Slalom in die Stadt hinein fahren … in der Stadt nur wenig Verkehr, fast keine Leute auf der Strasse, Geschäfte und Tankstellen geschlossen, zerschlagene Scheiben, alles macht einen verwahrlosten und kaputten Eindruck … ??? Na ja, hier scheint es am Wochenende Krawalle gegeben zu haben … sicher nur lokal …
Auf dem weiteren Weg zur N3, der stark befahrenen Hauptverbindung zwischen Johannesburg und Durban, wenig Autos, immer wieder halb weggeräumte Blockaden, verbrannte Pneus, Scherben und grosse Steine – es scheint doch nicht nur in Ladysmith Probleme gegeben zu haben …
Wir erreichen die N3 – und sind praktisch alleine auf weiter Flur. Allgemein ist heute auffallend wenig Verkehr unterwegs, aber hier sind wir für Kilometer die einzigen, sowohl in unserer Richtung wie auch in Richtung Johannesburg – komisch ist das … schon jetzt ist mir nicht mehr ganz wohl, hier scheint definitiv etwas faul zu sein … bei jeder Einfahrt, die wir passieren, steht ein Polizeiauto und nach der zweiten folgt uns dieses und fordert uns zum Anhalten auf …
Der nette Officer ist ganz erstaunt, dass wir hier mit dem Ziel Durban unterwegs sind – ob wir nicht mitbekommen hätten, dass es seit Donnerstag, also dem Tag, an dem wir die Küste verlassen haben, in der gesamten Provinz sowie in der Provinz Gauteng mit der Hauptstadt Pretoria und dem Handelszentrum Johannesburg zu massiven Ausschreitungen mit Strassenblockaden, Strassensperrungen, Krawallen, Plünderungen und Brandstiftungen gekommen ist??? Das alles auf Grund der Inhaftierung von Zuma … es gibt kein Durchkommen nach Durban, die Autobahn ist gesperrt, viel zu gefährlich … wir sollen auf keinen Fall weiterfahren, die Meuten würden uns sonst den LKW unter dem A… anzünden und plündern! – Hoppla, was ist denn hier los??? Und wohin sollen wir denn jetzt, es ist doch schon späterer Nachmittag und unser angepeiltes Tagesziel bei Nottingham Road, das Bierfassl, in dem Fall ebenfalls ausser Reichweite … und ich hatte mich schon auf lekker Fish and Chips gefreut … ☹
Mein Vorschlag, in die nahen Drakensberge zu «flüchten», wird nicht eben mit Begeisterung, aber doch eher ansatzweise positiv von den beiden Officer aufgenommen … und wir werden auch sogleich dazu aufgefordert, mitten auf der Autobahn über den Mittelstreifen hinweg zu wenden (!), die übernächste Ausfahrt zu nehmen und über Winterton zum vorgeschlagenen Ziel in den Bergen zu fahren – das sollte eigentlich ohne Probleme noch möglich sein …
Wir halten uns nicht ganz an die Anweisungen, nehmen schon die nächste Ausfahrt – und werden auch prompt dafür «bestraft»: auf der kürzeren Strecke zum Monks Cowl über eine Nebenstrasse werden wir wieder von einer Strassenblockade ausgebremst … wir wenden und fahren eben doch die, nun noch längere angewiesenen Strecke … nicht ohne auch in Winterton eine halb aufgeräumte Strassenblockade zu durchfahren …
Ich bin sehr froh, als wir das Camping am Monks Cowl ohne weitere Hindernisse erreichen. Ich muss zugeben, zum ersten Mal auf unserer Reise ist mir nicht mehr ganz wohl, ein mulmiges Gefühl in der Magengegend kann ich nicht abstreiten …
Wie uns die Polizei schon erläutert hat und wie auch die Internetnachrichten berichten, haben die anfänglich ruhigen Proteste schnell in massive Gewalt umgeschlagen und die Situation ist eskaliert. Die Polizei ist zahlenmässig unterlegen und komplett überfordert … in Pietermaritzburg, Durban und Johannesburg sind ganze Einkaufsmalls geplündert und in Brand gesteckt worden und auch in anderen Orten der beiden Provinzen herrscht Ausnahmezustand … es wird gar befürchtet, dass die Unruhen auf andere Provinzen übergreifen resp. es dort Nachahmer geben wird …
Wie wir in den nächsten Tagen recherchieren, sollen diese Krawalle von langer Hand geplant worden sein, vielleicht sogar aus dem Umfeld von Zuma und haben die Destabilisierung des Landes zum längerfristigen Ziel. Die durch die Unterbrechung des Warentransports eintretende Lebensmittel- und Güterknappheit, speziell hier auch Treibstoff, soll zu weiteren Krawallen und Plünderungen, zu einer durch noch mehr Hunger und Ungleichheit angefachten Unzufriedenheit und Herdenreaktion führen. Dass in diesen Tagen jedoch bis zu 150’000 Jobs verloren gehen, über 350 Menschen getötet werden und Waren in Milliardenhöhe gestohlen und vernichtet sind, scheint die wenigsten der Betroffenen zu beunruhigen … Südafrika steht eine schwierige Zeit bevor und/oder geht noch weiter den Bach runter. Schade um das schöne und liebenswerte Land! (Bei dieser Einschätzung handelt es sich um unsere ganz persönliche Meinung.)
Hier in den Bergen auf dem Camp Monks Cowl ist es ruhig, sonnig und kalt – die Wäsche wird am Dienstag im kühlen Wind bis am Abend trocken, am Mittwoch ist es mir jedoch definitiv zu kalt, um noch eine Ladung Klamotten zu waschen – am Morgen haben wir Bodenfrost!!! Und zum ersten Mal, seit wir in Afrika unterwegs sind, lassen wir über Nacht die Warmwasserheizung laufen …
Eigentlich sollten wir in den nächsten Tagen nach Durban, jedoch sowohl unser Freund Dave wie auch Johan von MAN raten uns auf unsere Anfrage hin dringend davon ab. Was nun? Wir brauchen die beiden neuen Reifen und möchten Dave auch nicht darauf sitzen lassen, hat er sie doch extra für uns aus dem Armeelager organisiert … die Kontrolle des hinteren Radlagers wäre wohl sinnvoll, aber unter diesen Umständen könnten wir auch darauf verzichten …
In den Medien tauchen immer mehr erschreckende Bilder der Gewalt, der Plünderungen und Brandstiftungen auf. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird abtransportiert – Kühlschranke, Klimaanlagen, Möbel, Baumaterial, ganze Rinderhälften, Esswaren, Toilettenpapier … die Strassen in der Innenstadt von Durban sind mit Müll, Scherben und Verpackungsmaterial übersäht … Einkaufszentren wurden abgebrannt, eine Chemiefabrik am Hafen in Brand gesteckt, über 1 Million Schuss Munition geklaut – Chaos überall … ich beginne mir Sorgen wegen Dave und seiner Familie zu machen, könnte sein Reifen- und Gummigranulatlager doch eine gute Gelegenheit sein, sich Nachschub für Strassenblockaden und Brandstiftungen zu holen …
In all den chaotischen Tagen steht die Polizei überfordert und nutzlos daneben und kann dem Geschehen nichts entgegenhalten … auf einem Video ist gar zu sehen, wie Mitglieder dieser Behörde ihren Kleinbus mit Waren vollstopfen und eilig davonfahren … in den Wohnquartieren beginnen sich aus Angst vor Übergriffen bewaffnete Bürgerwehren zu bilden, um ihr Hab und Gut zu schützen.
Eine Woche nach dem Beginn des ganzen «Nonsens» beginnt sich die Lage scheinbar zu beruhigen – Präsident Ramaphosa hat das Militär zu Hilfe gerufen und eine zaghafte Entspannung ist spürbar.
In diesen Tagen hier in den Drakensbergen informieren wir uns nicht nur laufend über das aktuelle Geschehen in Südafrika, sondern versuchen auch aktuelle Daten und Fakten über die Coronalage in den Ländern, welche wir als nächstes bereisen möchten, herauszufinden. Zimbabwe ist zu, Malawi ebenfalls und wie wir von unserem Tauchlehrer Martin in Ponta do Ouro, den wir ja besuchen möchten, per WhatsApp erfahren, hat Mozambik einen erneuten Lockdown sowie Quarantänepflicht – nicht eben Nachrichten, die wir uns erhofft haben ☹. Und Alternativen gibt es nur wenige …
Am Mittwoch schliessen wir uns der hiesigen Bevölkerung an und versuchen, noch einige frische Lebensmittel sowie Vorräte einzukaufen. Man weiss momentan wirklich nicht, wie lange das noch dauern wird … In der Valley Bakery ist Brot schon vor dem Mittag ausverkauft, Bestellungen werden nur telefonisch entgegengenommen – eine Stunde müssten wir auf das frischgebackene und trotzdem labbrige Toastbrot warten – da nehme ich lieber noch ein Pack Mehl mit und backe selber mein Brot … Im kleinen Laden im Tal gibt es ebenfalls weder Brot noch Eier und das Angebot an Früchten beschränkt sich auf eine überreife Ananas. Beim Gemüse ergattere ich noch das letzte Pack Karotten und einige Riesenkartoffeln, Fleisch gibt es nur gefroren. Zu unserem Erstaunen und grosser Freude liegt eine erstaunlich grosse Auswahl an Käse im Kühlfach und ist nach unserem Besuch deutlich reduziert 😉 … An der Kasse müssen wir uns weit hinten anstellen, viele Leute versuchen noch etwas zu kriegen. Die Tankstelle nebenan ist immer noch geschlossen … no gasoil today ☹.
Wir müssen uns entscheiden: bleiben wir noch für einige Tage hier in der Kälte und hoffen darauf, dass sich in der Zeit alles beruhigt, oder fahren wir so schnell wie möglich nach Namibia zurück und versuchen von dort aus, über Sambia weiterzukommen? Keine leichte Entscheidung, denn was wir auch machen, alles ist so unsicher …
Bis am Donnerstagabend ist der Entscheid gefällt – es geht jetzt mal zurück nach Namibia! Unser grösstes Problem ist jedoch, dass unsere Dieseltanks nicht einmal mehr halbvoll sind 😲 und Nachschub momentan schwierig bis unmöglich zu besorgen ist … positiv bleiben – kommt Zeit, kommt Rat 😉.
Am Freitagmorgen verlassen wir die sicheren Drakensberge und fahren in Richtung Tal. Wie wir erfahren haben, soll auch wieder Benzin und Diesel erhältlich sein, wenn auch nur beschränkt … an der Tankstelle im Tal kann je Fahrzeug für 500 Rand Diesel getankt werden, was einer Menge von ca. 30 Litern entspricht – nicht gerade üppig, aber es bringt uns doch einige Kilometer weiter und wenn wir an jeder offenen Tankstelle etwas kriegen, kommen wir schlussendlich doch noch nach Namibia damit … der Tankwart sieht selber ein, dass diese Menge für uns wenig bringt und füllt uns netterweise für 1100 Rand Diesel in den Tank 😊 – thank you so much!
Während Armin tankt, sende ich ohne grosse Hoffnung ein kurzes WhatsApp an Dave – zu gerne würden wir die beiden Reifen doch noch holen … schnell habe ich die Antwort, dass sich die Lage bei ihnen in Hillcrest, einem Vorort von Durban, soweit entspannt und beruhigt hat, dass wir ohne Gefahr kommen könnten – sofort, jetzt, heute – schlappe 200 Kilometer trennen uns von diesem Ziel, es wird also sicher früher Nachmittag, bis wir da sind … trotzdem super, wenigstens das scheint zu klappen 😊. Ob es jedoch möglich sein wird, weiter in die Stadt nach Pinetown zu MAN zu gelangen, ist eher unwahrscheinlich …
Die N3 ist immer noch wenig befahren, aber immerhin sind wieder Autos und LKWs mit Versorgungsgütern in beiden Richtungen unterwegs. Bei einer Ausfahrt ist das Schild eines Truck Stops mit Tankstelle – jede Möglichkeit, an Diesel zu kommen, sollte genutzt werden, denn eine Treibstoffknappheit wird befürchtet, was heute schon zu langen Autoschlangen vor den geöffneten Tankstellen sorgt … zu unserer Überraschung und grosser Erleichterung können wir zu einem sensationellen Preis beide Tanks randvoll füllen – dieses Problem ist also beseitigt, die Menge reicht nach Durban und weiter bis Namibia 😊!
Unsere Fahrt auf der Autobahn zu Dave führt uns auch durch Pietermaritzburg – das hier niedergebrannte Einkaufszentrum steht als traurige Ruine an der Strasse … auch in Hillcrest sind die zurückgebliebenen Spuren der Plünderungen zu sehen und wir registrieren mit Schrecken, dass das Warehouse, nur wenige hundert Meter von Daves Geschäft entfernt, diesem Schicksal auch nicht entgangen ist … wie wir dann am Nachmittag erfahren, hatte der aufgestachelte Mob geplant, eine an derselben Strasse gelegene Erdölraffinerie in Brand zu stecken. Nur bewaffnete und auch schussbereite Angestellte der Industriebetriebe konnten dies verhindern …
Bis zum späteren Nachmittag hat MANni auf der Hinterachse zwei neue Reifen und Armin weiss, warum ihn der Rücken schmerzt … für die Nacht stehen dürfen wir beim alten Haus von Dave in einer guten und sicheren Wohngegend, gut bewacht von seinen beiden dort «wohnhaften» Hunden. Das schon lange versprochene Fondue mit Jodi und Dave, auf welches wir uns gefreut haben, müssen wir angesichts der stressigen Lage jedoch alleine geniessen …
Nach einer ruhigen Nacht und einer herzlichen Verabschiedung von unserem Freund Dave verlassen wir Hillcrest auf demselben Weg, wie wir gestern gekommen sind, über die N3. Zügig kommen wir voran und die vielen Tank- und Gütertransporte signalisieren eine gewisse Normalität. Nur die uns immer wieder begegnenden Militärfahrzeuge, insbesondere die zahlreichen Radpanzer, stören das friedliche Bild …
Bis am späteren Nachmittag erreichen wir Bloemfontein. Hier in der Klinik wollen wir den obligatorischen Covid-Test machen, was auch erstaunlich schnell und unkompliziert, ohne den hier sonst üblichen Papierkram in Form von mehreren Formularen, auf denen die immer selben Fragen beantwortet werden müssen, erledigt wird – und das Resultat erhalten wir auch schon in derselben Nacht 😊! So können wir das Papier im Büro des Campingplatzes, wo wir vor dem Zaun neben der Piste stehen, da MANni zu gross für drinnen, wo wir im saukalten Restaurant alleine gesessen sind und zu Abend gegessen haben, am Morgen ausdrucken lassen 😊. Wenigstens ein paar wenige Lichtblicke in dieser verrückten Zeit – die Restaurants in Südafrika dürfen seit wenigen Tagen wieder öffnen, wenn auch immer noch striktes Alkoholverkaufsverbot herrscht, und dieses Mal hat es mit dem Test tadellos geklappt!
Wenn es nur nicht so kalt wäre – in der Nacht ist das Thermometer auf minus 6 Grad gefallen und trotzdem wir die Jalousien ausnahmsweise zu lassen, ist es am Morgen saukalt im MANni. Wie uns versichert wird, soll es sich um den kältesten Winter seit langen Jahren handeln – na bravo, und wir erwischen genau diesen Winter und unsere schnelle Luftheizung, gut um nicht gleich einen Kälteschock zu erleiden, wenn wir unter der warmen Decke hervorkriechen, funktioniert nicht mehr (schon lange nicht mehr, aber wer braucht denn schon sowas in Afrika?) …
Weiter geht es in Richtung Upington. Über schnurgerade Strassen fahren wir durch ebenes Gelände mit vielen Gamefarmen links und rechts, was uns heute immer wieder Wildsichtungen ermöglicht – Giraffen, Gnus, allerlei Antilopenarten. Kimberley durchfahren wir ohne das übliche Gewusel der Kleinbusse und Taxis, es ist hier ungewöhnlich ruhig auf den Strassen … Später verändert sich die Landschaft, es wird zunehmend hügeliger und als wir den Oranje erreichen, sind wir wieder mitten in einem Weinanbaugebiet. Leider sehen wir auch ab und zu Friedhöfe mit erschreckend vielen frischen Gräbern oder gar solche, welche den Anschein machen, neu angelegt worden zu sein, um mehr Platz zu schaffen …
Kurz vor Upington biegen wir in eine kleinere Pad ein und stellen uns nach einigen Kilometern wieder einmal einfach auf den Streifen zwischen Piste und Zaun … nur wenige Autos kommen vorbei und unsere Anwesenheit scheint niemanden zu stören … mit Freude nehmen wir die deutlich höhere Temperatur zur Kenntnis und können deshalb wieder einmal mit Frischluftzufuhr und ohne Kälteschock und beschlagene Fenster am Morgen schlafen 😊.
Grenzübertritte sind nicht mein liebstes Ding und schon gar nicht in diesen Coronazeiten. Auf der südafrikanischen Seite ist es dieses Mal besonders mühsam, müssen doch alle Grenzüberschreitungswilligen, egal von welcher Seite sie kommen, einzeln von der alleine anwesenden Dame ihren Covidtest prüfen lassen … das dauert. Danach dürfen zwei Fahrzeuglenker gleichzeitig in einem engen Räumchen, wo sich schon ein hilfreicher Beamter vor dem Schalter lümmelt und das überall so gross propagandierte «Social Distancing» nicht einmal im Ansatz möglich ist, die unnützen Listen bezüglich des Fahrzeugs mühsam ausfüllen. Zu guter Letzt steht man vor dem Schalter der Immigration, wo die einzige Beamtin für beide Richtungen die Personalien prüft und den Stempel in den Pass drückt … da viel mehr Leute von der namibischen Seite her unterwegs sind, müssen wir ebenfalls überall hinten anstehen und haben nicht wie üblich unsere eigene Warteschlange☹. Und dann gibt es noch die Drängler, welche meinen, sie können diese zeitraubenden Hindernisse umgehen …
Auch Namibia braucht heute mehr Nerven als üblich – der Officer der Immigration will uns erst gar nicht einstempeln, da wir dieses Jahr schon im Land gewesen sind, sogar verlängert haben und somit keine Aufenthaltsbewilligung mehr erhalten … unser Argument, dass wir zwischenzeitlich in unserer Heimat gewesen sind und unseres Wissens deshalb sehr wohl nochmals für drei Monate einreisen dürfen, wird verneint … schlussendlich, nach einigem hin und her, erhalten wir «grosszügigerweise» doch noch 60 Tage eingestempelt und den Hinweis, dass wir uns in Amrisvlei oder Karasburg bei der Polizei ein Permit für das provinzübergreifende Reisen in Namibia besorgen sollen … denn auch Namibia befindet sich (wieder) in einem Lockdown …
Das gerade erwähnte Permit wird uns dann auch problemlos in Karasburg von der im Hinterhof der Polizeistation in Zivil in der Sonne sitzenden Commanderin ausgestellt – nicht nur für die Fahrt nach Windhoek, wie gewünscht, sondern für das gesamte Land 😊 … zeigen mussten wir es bis zum Ende des Lockdowns und der Reisebeschränkung ein paar Tage später jedoch nie …
Die nächsten beiden Wochen bewegen wir uns immer weiter nördlich. Was schon am ersten Tag hier auffällt ist, dass die Sonne am Morgen etwas später aufgeht und es dafür am Abend länger hell ist 😊 – kommt unserem Rhythmus sehr entgegen 😉. Auch wird es zunehmend wärmer, die lange Hose und der Pullover kommen nur noch morgens und abends zum Einsatz 😊!
Bei unserer Ausreise aus Namibia im Februar sind wir davon ausgegangen, dass wir nicht mehr hierher zurückkehren werden – wenigstens nicht jetzt und mit MANni. Wir nutzen deshalb diese unerwartete Rückkehr um uns ans Herz gewachsene Freunde und Bekannte zu besuchen: die Familie Werner in Elisenheim, Irmela und Bruno auf der Farm Teufelsbach, wo auch Ellen und Vincent kurz vorbeischauen, Michaela auf der Farm Donkersan, Lilly und Kallie in Omaruru, Marianne und Vital im Oppi Koppi in Kamanjab … wir werden bekocht und kulinarisch verwöhnt, dürfen auf Oryxjagd mitfahren, mit dem Quad eine Riesenfarm alleine erkunden, auf einen Ausflug mit dem Geländewagen in den vom vielen Regen bis zur Unkenntlichkeit veränderten Kuiseb mit, verbringen viele nette und unterhaltsame Stunden …
Auf unserem Weg in Richtung Sambia durchqueren wir noch einmal den Etosha Nationalpark, dieses Mal von West nach Ost. Schon im westlichen, sonst eher tierarmen Teil, sehen wir Elefanten, Giraffen, Zebras, Gnus und verschiedene Antilopen. Auch zwei scheue Löffelhunde liegen hinter einem Busch im Schatten. Nicht ganz sicher, da zu weit entfernt, sind wir bei den beiden grauen Felsen am Rand der Salzpfanne – Rhinos? Spielt keine Rolle, denn am Abend spaziert ein eben solches gemächlich in Richtung Wasserloch, nur ca. 100 Meter von unserem Superstellplatz auf dem Camp Okaukuejo entfernt, jedoch durch den Zaun von uns getrennt … auch ein Gepard hat Durst und eine Herde Elefanten ebenfalls – Live-Kino vom Feinsten 😉!
Von der Vielzahl der Tiersichtungen her ist es der beste Tag. Wir sehen zwar in den beiden folgenden Tagen noch einiges: ein vom hohen Gras halb verdecktes Löwenpaar, einen zweiten Gepard, welcher im Schatten einer Akazie Mittagsruhe hält, einige grosse Elefanten nahe beim MANni und ein Rhino ganz für uns alleine. Es sind keine weiteren wirklichen Highlights mehr dabei (vielleicht haben wir auch schon zu viel aussergewöhnliche Tiersichtungen erleben dürfen?) – es ist trotzdem schön und wir geniessen es 😊 … und sind über die mittlerweile ungewohnt vielen Touristen aus Europa erstaunt …
Unser nächstes Ziel ist der Caprivi-Zipfel, welcher zwischen Angola, Sambia und Botswana wie ein Finger nach Osten zeigt. Hier geniessen wir noch ruhige Tage am Kawango, welcher in westlichen Teil des Caprivi die Grenze zu Angola bildet. Erst steigen wir im Camp Hogo bei Rundu ab, seit Dienstag sind wir im Okacuito River Camp mit privatem Schattendeck inklusive gepflegtem Tisch und Bank sowie eigenem Kühlschrank und Braaiplatz für jede Campsite, ca. 120 Kilometer weiter östlich gelegen …
Die Kormorane tauchen nach Fischen, die Hippos lassen sich im Wasser treiben und grunzen hin und wieder (ich liebe dieses Geräusch 😊), die Sonne scheint, es ist schön und ruhig …
Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …
Hallo Willis
Danke dass Ihr uns teilnehemn lässt an eurem schon länger andauernden Abenteuer.
Tut gut um zwischendurch mal auszuklinken. Gibt es einen Horizont bei euch? Wann kehrt ihr wieder heim?
Sind die Schuhe noch ganz und noch in Gebrauch?
Lieber Grüsse aus Winterthur
Roland
Hallo Roland
der momentane Zeithorizont für die Rückkehr unseres Fahrzeugs liegt bei irgendwann in diesem November oder Dezember – wir dann etwas früher ;-).
Die Schuhe leben noch … leider sind sie hier in Afrika nicht oft in Gebrauch :-(. Ich hoffe jedoch, dass sich das bald ändern wird :-).
Liebe Grüsse aus Tanzania
Penny und Armin