Weltreise

Alte Städte, Seen, Berge, das Meer und völlig unbekannte Länder

Kroatien Teil 2, Montenegro und Albanien Teil 1

18.06. – 06.07.2018

Da es auf dem kleinen Campingplatz in Nin so nett ist, beschliessen wir, auch den Sonntag hier zu verbringen. Ausserdem lockt noch die kleine Ortschaft mit der kleinsten Kathedrale der Welt – dies möchten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Diese kleine Kirche wurde früher vom Bischof bei seinen Besuchen in der Region als Wirkungsstätte benutzt und hatte deshalb den selben Rang wie auch die grossen, imposanten Kathedralen. Heute ist das Innere ohne jegliche Bilder oder Bemalung und wird nur noch von einem Schwalbenpaar bewohnt.

An diesem Abend gibt es wieder einmal eine Premiere zu vermelden: wir schauen uns (fast) das ganze letzte Drittel des WM-Matches Schweiz – Nigeria in Begleitung unserer beiden Thurgauer Nachbarn an und können auch als Nichtfussballfans mitjubeln, als der Schlusspfiff endlich ertönt ?!
Da wir die Plitwitzer-Seen ausgelassen haben, möchten wir doch noch eines der Natur-Highlights in Kroatien besuchen: den Krka-Nationalpark. Wir quartieren uns auf dem kleinen Camping beim Eingang ein, wo wir schon von Weitem mit heftigem Winken begrüsst werden – ? Es stellt sich heraus, dass es sich um unsere Luzerner Nachbarn vom Campingplatz in Pula handelt, welche ebenfalls am nächsten Tag den Park besuchen möchten. Und so vergeht ein weiterer Abend mit Plaudern über Gott und die Welt … so wie uns der Schnabel gewachsen ist ?.
Da wir uns, wie hinreichend bekannt ist, nicht unbedingt als Herdentiere bezeichnen würden, stehen wir am Morgen schon zur Öffnungszeit des Naturparks beim Schalter. Der Spaziergang zu den unteren Wasserfällen ist gemütlich. Die Fälle selber würden wir jedoch nicht als spektakulär, sondern eher als speziell bezeichnen, da das Wasser über kleinere, mit üppigem Grün bewachsenen Stufen herunterfliesst und nicht über eine hohe Felswand herunterstürzt. Anschliessend geht es noch mit dem Boot zur Klosterinsel und zu einem weiteren Wasserfall – eine gemütliche Fahrt durch eine schöne Landschaft.

Weiter geht es wieder an die Küste – wir haben die Hoffnung, dass dort der Wind wieder weniger heftig weht … was nur bedingt zutrifft. Die Küstenstrasse windet sich durch die Dörfer, um jede Bucht und über jeden Hügel – wir sehen immer wieder schöne Kieselstrände mit glasklarem, türkisblauem Wasser unterhalb der Strasse, kommen aber mit unserem Grossen nicht dorthin ☹. Es geht sogar so weit, dass wir nicht einmal einen Platz zum Halten finden – und der Versuch, auf der Insel Ciovo bei Trogir, beides extrem touristisch, fündig zu werden, scheitert an einem Fahrverbot für Fahrzeuge über 5 Tonnen!

Erst im Verlauf des Nachmittags erreichen wir einen grossen Parkplatz weit oberhalb des Meeres – wohl mit schöner Aussicht, aber auch nicht zum Bleiben … da hilft wieder einmal nur Park4Night! Und tatsächlich – nur wenige Kilometer entfernt, noch weiter oben am Hang, sind schon einige Leute gestanden – nun gehören wir auch zu denen, welche hier oben die tolle Aussicht und die Ruhe geniessen konnten!

Ursprünglich wollten wir eine weitere Nacht an diesem schönen Platz verbringen – nun entscheiden wir uns aber, am Morgen noch einige administrative Arbeiten zu erledigen und dann weiter zu fahren. In Ploce nehmen wir die Fähre zur Halbinsel Peljesaç, welche nördlich von Dubrovnik mit dem Festland verbunden ist. Diese Route ist eine der beiden Möglichkeiten, ganz in den Süden von Kroatien zu gelangen. Fährt man weiter entlang der Küste, durchquert man die wenigen Kilometer von Bosnien-Herzegovina, welche ans Mittelmeer grenzen.

In Nin haben wir von Bernd aus Österreich, welcher mit seinem Sohn Alex unterwegs ist, diesen Tipp erhalten – denn von Orebic auf der westlichen Seite der Halbinsel geht eine Personenfähre nach dem sehenswerten Städtchen Korcula hinüber.
In diesem südlichen Abschnitt von Kroatien, wie überall entlang der Küste, hat es unzählige Campingplätze – wir wählen einen kleinen, am Rand von Orebic aus, welcher (fast) direkt am Meer liegt – und trauen unseren Augen nicht – steht dort doch tatsächlich der Bus von Berndt und Alex! Und so vergeht wieder ein lustiger und langer Abend in netter Gesellschaft – so lange, bis die Campingnachbarn das Gefühl haben, die weinseligen und nicht sehr leisen Stimmen stören zu dieser fortgeschrittenen Stunde doch eher ihre Einschlafversuche ? …

Korcula – jederzeit ein Besuch wert, wenn es auch auf Tourismus spezialisiert ist … Und hier sieht Armin auch sein nächstes Spielzeug auf dem Wasser schaukeln – eine riesige Jacht, welche an Deck einen kleinen Helikopter mit sich herumschippert ? – wem das Ding wohl gehören mag? Am Abend erfahren wir, dass sich der ehemalige Formel 1 Chef Ecclestone gerne hier in der Gegend auf seiner Jacht aufhält …?

Lose haben wir mit Berndt abgemacht, dass wir uns in Ston wieder zum Austernessen treffen – dorthin kommen seine Frau und seine Tochter mit dem Bus aus Dubrovnik, um mit ihm und Alex den Heimweg anzutreten. Und da aller guten Dinge drei sind, ist es dann auch so und wir verbringen mit der gesamten Familie noch zwei schöne Stunden, schlürfen die frischen Meeresfrüchte, bevor es für uns weiter nach Süden geht, für sie nach Norden … es war super, euch alle kennen gelernt zu haben – wir haben die Stunden mit euch sehr genossen ?!

Auch der nächste Stellplatz ist ein Tipp von Berndt – ein kleiner Kiesstrand unterhalb der Strasse mit kleinem Restaurant. Nachdem wir dort angefragt haben wird uns erlaubt, die Nacht auf dem Strandparkplatz zu verbringen – unter dem wachsamen Blick des Nachtwächters sind wir absolut sicher ?! Und herrlich gebadet sowie gut gegessen haben wir auch noch ??!

Dubrovnik – eine ins Meer gebaute Altstadt, welche auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes auftaucht – was soll ich dazu sagen? Eigentlich muss das etwas Besonderes sein. Ist es auch – aber vor Allem ist es sehr touristisch: sehr viele Souveniergeschäfte, noch mehr Restaurants, Massen von Besuchern aus allen Herren Ländern. (Wenn von all dem etwas weniger vorhanden wäre – Dubrovnik könnte unserer absolute Lieblingsstadt Porto glatt den Rang ablaufen!) Trotzdem ist es aber auch klein, verwinkelt und doch übersichtlich, sehr hell (alle Häuser und Strassen sind aus hellem Kalkstein gebaut) und gut bestückt mit Kulturdenkmälern. Und sehr teuer! Wir haben noch selten auf unseren Reisen so teuer gegessen, wie hier!

Am nächsten Morgen machen wir uns auf, in ein weniger bekanntes Balkanland einzureisen – wir fahren nach Montenegro. Da wir hier die EU verlassen, müssen wir schon bei der Ausreise aus Kroatien unsere Papiere vorzeigen, bei der Einreise nach Montenegro zusätzlich noch den Fahrzeugausweis und die grüne Versicherungskarte – welche dann alles sofort ins Büro mitgenommen und uns nach geraumer Zeit und einem o.k. wieder zurückgegeben wird. Und da wir nicht die Einzigen sind, welche diesen kleinen Grenzübergang nutzen und bei allen dasselbe Spiel gespielt wird, dauert es auch eine dreiviertel Stunde, bis wir durch sind!
Ab sofort sind wir auf einem anderen Stern – die Strassen sind schlecht, überall liegt Müll herum und die Fahrweise der Montenegriner lässt uns die Haare zu Berge stehen! Kein Wunder, haben sie bei uns einen schlechten Ruf! Wir umrunden die Bucht von Kotór auf einer schmalen Strasse, durchfahren eben diese Stadt mangels geeignetem Parkplatz und auf Grund der vielen Touristen, welche überall herumwuseln (zwei Kreuzfahrtschiffe liegen vor Anker!) und steuern in Richtung Hauptstadt Podgorica – dort in der Nähe sind die Niagara-Fälle, welche wir uns nicht entgehen lassen möchten ?!

Nach einer ruhigen Nacht an einem nahegelegenen Stausee geht es also zu den hiesigen Niagara-Fällen – und wie erwartet, sind sie bei dem wenigen Wasser, welches den Fluss hinunter rinnt, nicht sehr spektakulär – lustig ist es aber trotzdem: nun können wir ohne zu lügen überall erzählen, dass wir an den Niagara-Fällen waren ?!

Ausreise aus Montenegro – Einreise nach Albanien: absolut unproblematisch und schon nach wenigen Minuten wähnen wir uns wieder in Europa! Breite Strasse, erstaunlich sauber, gesittete Fahrweise – aber ehrlich gesagt, diese anfängliche Freude wird sich schon bald in Luft auflösen… ?!
Albanien – für mich ein total unbekanntes Land. Da wir nicht wussten, ob wir den Balkan überhaupt so weit bereisen, habe ich weder Karte noch Reiseführer für dieses Land dabei. Dies ändern wir auf dem bei vielen Reisenden bekannten und zu Recht gelobten Campingplatz «Lake Shkodra Resort», wo wir uns für die nächsten fünf (!) Nächte einquartieren. Und erst hier wird mir bewusst, dass Albanien nie, so wie ich es immer gemeint habe, zu Titos Vielländerstaat Jugoslawien gehört hat!

Während diesen ruhigen Tagen nutzen wir auch das gute WiFi um uns über die Möglichkeit einer Verschiffung von Griechenland nach Ägypten schlau zu machen – in den Foren kann man diesbezüglich verschiedenes lesen. Denn – unterdessen haben wir uns endgültig entschieden, die Ostroute nach Südafrika zu fahren, wenn wir eine Überfahrt für MANni finden. Die Chance, ein Saudi-Visum zu erhalten, scheint momentan gering zu sein und so ist uns die Variante über die Türkei, den Iran und die Arabische Halbinsel zu unsicher.
Wir mailen unsere Anfrage an eine Adresse in Ägypten, welche wir auf Reiseblogs gefunden haben und erhalten schon nach kurzer Zeit eine positive Antwort sowie weitere Kontaktadressen in Ägypten und Griechenland! Super – es gibt also, entgegen anderslautenden Berichten, doch eine Möglichkeit, das Fahrzeug auf dieser Strecke per Schiff zu transportieren! Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt nähere Angaben sowie unsere Erfahrungen bekanntgeben.
Die Küste Albaniens soll schön sein – trotzdem zieht es uns in die Berge und auf Pisten. Und – wie schon erwähnt – kaum sind wir aus Shkodër raus, ändert sich das positive Bild der Strassen und der Sauberkeit: schmal mit abbröckelndem Rand, Bodenwelle an Bodenwelle, Schlagloch nach Schlagloch, buntgescheckte Büsche und Strassengräben – von der Fahrweise der Albaner, welche die Breite ihrer Autos nicht zu kennen scheinen, unübersichtliche Kurven grundsätzlich auf der falschen Strassenseite durchrasen, waghalsige Überhohlmanöver mit null Sicht nach vorne durchführen sowie überall ihr Auto hinstellen, wollen wir hier gar nicht erzählen ?! So ist es auch kein Wunder, dass an so mancher Stelle am Strassenrand ein Gedenkstein für tödlich verunglückte Verkehrsteilnehmer steht … es muss in diesem Land enorm viele Unfälle geben!

Und noch eine Kuriosität in diesem unter Diktator Enver Hoxha für lange Jahr völlig abgeschotteten Land: in der Nähe von Kukës, mitten in den nordalbanischen Alpen, irgendwo in der Pampa also, hat ein Scheich aus seinem Privatvermögen einen internationalen Flughafen bauen lassen – voll funktionsfähig und mit entsprechendem Personal! Da jedoch vertragliche Vereinbarungen zwischen der Regierung und dem Tirana Airport bestehen, dürfen hier keine internationalen Flüge abgewickelt werden – und seit dem Bau der Autobahn besteht kein Bedürfnis mehr nach nationalen Flügen. Somit nutzen nur das Militär und die Polizei gelegentlich das Angebot …
Apropos «Autobahn»: kurz vor Kukës mussten wir eine solche benutzen – was soll ich sagen – abenteuerlich ist schon fast untertrieben! Eine Einfahrt gibt es nicht – wir nähern uns von der linken Seite (in unserer Fahrtrichtung gesehen) und stehen unvermittelt an den nicht abgegrenzten Fahrspuren der Gegenrichtung! Ca. 50 Meter links von unserem Einmündungsort ist die Mittelleitplanke unterbrochen – so schauen wir mehrmals nach links und nach rechts – und fahren auf der Überhohlspur der Gegenrichtung zu eben diesem Schlupfloch und auf «unsere» Seite, wo sich von rechts ein Personenbus mit hoher Geschwindigkeit nähert! Schnell auf die rechte Spur und schon donnert dieser links an uns vorbei – um wenige hundert Meter später ohne Blinker oder sonstige Vorwarnung auf der Normalspur (einen Pannenstreifen gibt es nicht) zu halten, um Passagiere aussteigen zu lassen!!! Haarsträubend und bei uns unvorstellbar!!! Aber so läuft das in Albanien ?!Somit sind wir froh, schon bald darauf auch die «Hauptstrasse» verlassen zu können um wieder einmal auf schmaler, an den Hang geklebter Piste hoch über dem milchig-blauen Fluss Drin mit nur wenigen Möglichkeiten, sich mit entgegenkommenden Fahrzeugen zu kreuzen, abbiegen zu können ?. Wie wir aus anderen Reiseberichten wissen, gibt es einen schönen Stellplatz bei der ersten Brücke über den Drin – wir werden jedoch einige Serpentinen zuvor von einem albanischen Bauern im Schatten seiner Bäume zum Kaffee eingeladen (einer dieser Gebräue, in denen der Löffel steht ?). Wir versuchen uns mit wenigen englischen Brocken und Zeichensprache zu unterhalten, was aber eher schwierig ist. Unterdessen steht MANni oben an/auf der Piste und wir sind erstaunt, dass es ein Albaner tatsächlich und ohne zu reklamieren schafft, sein Auto an ihm vorbeizubuxieren! Irgendwann zeigt Armin auf die Uhr und signalisiert so, dass wir leider weitermüssen. Er wird herzlich mit zwei Umarmungen verabschiedet, ich mit einem Händedruck – so ist es hier Sitte ?. Wegen diesem netten Halt und der vorgegaukelten Zeitknappheit ist es nicht angebracht, dass wir uns an den geplanten Platz stellen – und somit suchen wir an diesem Nachmittag noch lange, bis wir fündig werden. Unterwegs passieren wir zwei abenteuerliche Brücken, tiefhängende Äste und ein an einer schiefen Stange über die Strasse «gespanntes» dickes Stromkabel, welches mich dazu zwingt, wieder einmal die Luke im Fahrerhaus zu öffnen und das Kabel unter der wiederholten Frage eines kleinen Mädchens, wie ich denn heisse, so gut oder eher schlecht es eben geht auf die Astabweiser zu leiten! Knapp schaffen wir es – uff! Ein Wendemanöver an dieser Stelle wäre die grössere Knacknuss gewesen ? …

Wir stehen noch nicht lange an unserem Platz als sich ein Allrad-Sprinter zu uns gesellt – mit einer Basler Nummer!

Als wir am Essen sind, taucht ein junger Mann auf – «hungry, hungry». Wir geben ihm zwei Päckchen Krackers und er zieht ab. Kurz darauf dasselbe Spiel – nun sehen wir aber, dass er nicht alleine ist. Ein junges Mädchen und ein weiterer junger Bursche sind nicht weit und stiften ihn immer wieder dazu an, bei uns und bei Vreni und Louis nach etwas zu Betteln – Schokkolata, Cola, Bier und Chips stehen auf der Wunschliste der Anstifter, welche selber nicht den Mut haben zu fragen. Armer Bursche, mit solchen «Freunden»!
An dieser Stelle möchte ich festhalten, dass dies das einzige Mal während unserem Aufenthalt in Albanien ist, wo wir angebettelt werden. Die Menschen hier sind sehr gastfreundlich, winken oft freundlich, grüsse zurück oder zeigen ein strahlendes Lächeln, wenn wir vorbeifahren ?!
An diesem Abend in der Abgeschiedenheit am Fluss Drin können wir uns wieder einmal nicht sattsehen an diesem funkelnden Sternenhimmel – und als Zugabe schwirren blinkende Leuchtkäfer durch die Büsche – einfach nur traumhaft!
Am nächsten Morgen beenden wir diese Piste, die alte SH31, und schaukeln MANni über einen schmalen, welligen und löchrigen Asphaltstreifen, welcher sich hier Hauptverbindungsstrasse schimpft, zur Abzweigung zu einer weiteren Piste entlang der mazedonischen Grenze – unser Ziel heisst die Gegend von Ohrid- und Prespësee im Dreiländereck Albanien/Mazedonien/Griechenland. Hätten wir gewusst, was wir auf dieser Piste uns und MANni antun, wären wir wohl eher die kaum bessere, sicher aber nicht so mit Bäumen und Sträuchern zugewachsene Strasse gefahren! Wir leiden – MANni unter den tiefhängenden und ausladenden Ästen, wir beide unter der stetigen Schaukelei! Und lange Zeit entschädigt uns nicht einmal die Landschaft für diese Tortour! Erst als wir auf die Hochebene nahe des Shebenik-Jabllanicë Nationalparks kommen, ändert sich das Bild. Nach weiterer, anstrengender Fahrerei über eine weiterhin grottige Piste stellen wir uns bei einem der unzähligen Bunker in diesem Land auf eine Waldlichtung.

Mit diesen Bunkern, welche wir wirklich an allen möglichen und unmöglichen Stellen in diesem schönen Land sehen, hat es folgende Bewandtnis: der schon erwähnte Diktator Enver Hoxha litt zunehmend an Paranoia und nachdem er sich von der ganzen Welt bedroht fühlte, liess er für jeden Soldaten unter enormen Kosten einen Bunkerplatz erbauen – mit verheerenden Folgen für die Wirtschaft des Landes! Nun zieren unzählige Pilze, z.T. noch intakt, grösstenteils mehr oder weniger zerstört, das Landschaftsbild ☹.
Wir quälen uns weiter über die üble Piste, welche von Armin folgendermassen und absolut poiniert beschrieben wird: «Chasch sueche wo d’willsch, findsch nur Löcher!» (Du kannst suchen wo du willst, du findest nur Löcher!)
In einem kleinen Bergdorf ist Markt. Wir halten an und bummeln die wenigen hundert Meter zurück, kaufen Früchte und Gemüse ein. Ausser dem auch bei uns erhältlichen «Chinaschrott» und Kleidern gibt es hier nicht viel mehr.

Endlich und völlig unerwartet geht die schlechte Piste in eine neue, wunderschöne Teerstrasse über – wir fliegen nur so dahin! Auch das ist Albanien!
Nach einem steilen Pass erreichen wir den Ohridsee, einer der ältesten See der Welt – er soll nach einem Grabenbruch vor 2-5 Millionen Jahren entstanden sein! Dort machen wir im ersten Dorf mit Namen Lin Halt, essen gut, reichlich und günstig zu Mittag, um danach noch einen Spaziergang durch die langgezogene Ortschaft zu machen, in der Hoffnung, Brot und mehr frisches Gemüse kaufen zu können – leider Fehlanzeige!
Entlang des Seeufers befinden sich einige kleine Campingplätze. Uns zieht es aber nicht dorthin – wir möchten irgendwo abseits stehen. Wieder geht es über einen Pass – Albanien ist überall bergig – und hier im Südosten auch sehr fruchtbar – Mais, Getreide, Reben und Obst wird grossflächig angebaut.
Nach weiteren, steilen Serpentinen erreichen wir einen weiteren See – den grossen Prespësee. Hier hoffen wir, am wenig bebauten Ufer einen schönen Platz zu finden. Der erste Versuch führt uns durch ein kleines Dorf hindurch – wie wir eigentlich schon aus Erfahrung wissen, meistens keine gute Idee. Wir kommen zwar durch, aber es wird eng und ein paar Äste müssen auch dran glauben …
Beim zweiten Versuch wird es schon vor dem Dorf eng, so dass wir gar nicht erst in Versuchung kommen ? … und dann nur noch Fehlanzeige. Kurz vor der Grenze zu Mazedonien wenden wir und fahren zurück – ich habe von der am Hang gelegenen Strasse aus gesehen, dass wir bei unserem Zweiten Versuch einen abzweigenden Feldweg übersehen haben, welcher direkt ans Ufer führt – und hier finden wir den ersehnten schönen Stellplatz ?. Und haben auch noch das Glück, einige der hier lebenden, seltenen Pelikane und Zwergscharben, eine Kormoranart, beobachten zu können ?!

Von hier aus geht es nur noch in zwei Richtungen – entweder in westlicher Richtung nach Griechenland oder nach Südosten entlang der Grenze. Weiter geht es dann über Korcë, Ersekë, Carshovë (wo es wiederum Richtung Griechenland geht), Përmet, Këlcyrë und Gjirokastër, dann nach Westen, um bei Sarandë das Meer zu erreichen.
Wir entscheiden uns für die zweite Variante und fahren über Strassen, welche von super bis übelst daherkommen (so wie die Strassen in Albanien eben sind), um unzählige Kurven, durch Wälder und über Berg und Tal. Auch heute ist es nicht so einfach, einen geeigneten Platz zu finden – aber manchmal lohnt es sich, etwas länger zu suchen … ein absoluter Traumplatz erwartet uns: auf der Schotterbank eines kleinen Flusses, wo man gut baden kann, es genügend trockenes Schwemmholz hat, um ein Lagerfeuer zu machen, dazu noch einen perfekten Nachbarn aus Österreich, mit welchem wir viele schöne und lustige Stunden inklusive einem kurzen «Canyoning» geniessen … wen wundert es bei einer solchen Beschreibung, dass wir hier gleich für drei Nächte stehen bleiben ? … und da wir hier keine Möglichkeit haben, frisches Brot zu kaufen, mache ich meine ersten Brotbackversuche im Omnia-Backofen – das Resultat hat überzeugt ?!

Noch etwas: auf dem Weg, um uns den Fluss herabtreiben zu lassen, nur mit Badehose und Badeschuhen bekleidet, sehe ich aus dem Augenwinkel plötzlich, wie sich etwas, nur ca. 15 cm von meinem linken Fuss entfernt, im trockenen Laub bewegt … eine dünne, ca. 1 Meter lange, grüne Schlange, welche schnell zwischen den Wurzeln eines nahen Baumes verschwindet! Wie sich nach Konsultation des Internets herausstellt, war es wahrscheinlich eine Östliche Eidechsennatter, scheu, nicht angriffslustig – aber giftig … ich weiss nicht, wer bei dieser Begegnung mehr erschrocken ist – das Reptil oder ich!

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

Gesamtstrecke: 1369.81 km
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