Weltreise

Die Natur kleidet sich neu und «Welcome back to South Africa»

26.01. – 22.02.2021

Am Abend bekommen wir in unserer kleinen Bucht gegenüber von Lüderitz Gesellschaft – eine deutsche Familie mit drei kleinen Mädels quartiert sich am anderen Ende des Strandes ein und lässt im starken Wind einen Drachen steigen. Bevor wir am nächsten Morgen diesen netten Fleck verlassen, spazieren wir die wenigen hundert Meter hinüber und schwatzen noch ein wenig mit unseren vorübergehenden Nachbarn.
Heute möchten wir Austern essen und dislozieren somit nach Lüderitz hinein. Die auch sonst nicht sehr geschäftige Stadt macht unterdessen einen noch ruhigeren und verschlafenen Eindruck und auch hier haben einige Geschäfte aufgeben müssen. Zum Glück hat die uns vom letzten Jahr bekannte Diaz Wine and Oyster Bar überlebt und so geniessen wir hier am späteren Nachmittag ein gutes Glas Wein und frische Austern. MANni steht derweil am Strassenrand beim portugiesischen Restaurant ein paar Strassen entfernt. Dorthin geht es nun zum lekkeren Cataplana (portugisischer Fischeintopf) und wir dürfen uns sogar für die Nacht im Hof des Restaurants hinstellen. Somit können wir als Absacker noch einen Brandy geniessen …
Das Essen am Abend ist so gut, dass wir uns entschliessen, uns hier nochmals kulinarisch verwöhnen zu lassen. So bestellen wir am nächsten Mittag eine weitere Spezialität des Gasthauses, kurz gebratener, japanisch zubereiteter frischer Thunfisch, bevor wir uns auf den Weg zurück nach Osten machen. Auf der Strecke von Lüderitz nach Aus ist es ja bekanntlich immer windig, heute fahren wir streckenweise aber durch einen regelrechten Sandsturm !
Unser nächstes Ziel heisst Fish River Canyon. Wegen dem vielen Regen hoffen wir, dass der Fluss viel Wasser führt und es ein spektakulärer Anblick sein wird. Die Fahrt in Richtung Naute Dam und Fish River Canyon ist nicht eben die spannendste und führt uns stundenlang über eine trockene und steinige Hochebene. Wobei trocken ist es momentan eher nicht – auch hier haben die guten Regenfälle der letzten Wochen Tümpel hinterlassen und die spärliche Vegetation lebt auf, es grünt und blüht überall !
Dass der Himmelssegen jedoch auch seine Schattenseiten hat, ist unübersehbar – jeder noch so kleine Bach hat viel Sand und / oder Steine mitgebracht und sein Bett verbreitert, Strassenränder sind unterspült und bröckeln ab, ganze Strassenabschnitte sind unpassierbar geworden. So auch die Pad in Richtung Naute Dam, welche an einer Stelle komplett zerstört ist und der Verkehr deswegen über die Staumauer geführt wird.
Wie letzte Jahr machen wir bei der Kristall Destillerie einen Halt und geniessen einen guten Cappuccino und ein lekkeres Stück Torte. Auch hier, wie fast überall, sind wir die einzigen Gäste … es ist deutlich spürbar, dass nach der kurzen Zeit um die Festtage herum, wo sich doch ein paar Europäer getraut haben, nach Namibia zu reisen und auch die Locals Ferien gemacht haben, nun fast keine Leute mehr unterwegs sind.
Heute stehen wir nicht direkt am See, da uns die durch den herumliegenden Unrat angezogenen Fliegen gehörig nerven, sondern einige hundert Meter entfernt vom Ufer zwischen kleinen Hügeln inmitten eines gelben Blumenmeers mit herrlichem Blick über den randvollen See . Leider sind von diesem erhöhten Plätzchen aus die zahlreichen Pelikane nur als kleine, weisse Punkte auszumachen … dafür weht hier ein angenehmes Lüftchen, was wiederum die Hitze erträglich macht.
Gespannt fahren wir am nächsten Morgen in Richtung Canyon weiter. Unterwegs sehen wir immer wieder kleinere Tümpel in der ansonsten trockenen und steinigen Landschaft und die, nun wieder trockenen, Flussquerungen sind zum Teil ausgeschwemmt, holprig oder tiefsandig – auch hier muss es demnach ausgiebig geregnet haben. Deshalb sind wir auch entsprechend enttäuscht, als wir den Aussichtspunkt oberhalb des Canyons erreichen – der Fish River führt weniger Wasser als bei unserem Besuch hier vor einem Jahr . Dies ist sicher dem neuen Neckertal Staudam zu verdanken, welcher das Wasser seit einigen Monaten kontrolliert in den Unterlauf des Flusses einspeist. Und auch unsere Absicht, uns für die Nacht beim südlichsten Aussichtspunkt mit herrlicher Aussicht auf den Canyon und die Berge hinzustellen, erfüllt sich nicht – wir haben nicht mehr daran gedacht, dass das hier ein Nationalpark und es deshalb verboten ist, ausserhalb der offiziellen (und teuren) Campingplätze zu stehen . Nur die vielen tief fliegenden Schwalben, welche pfeilschnell und mit sirrenden Flügeln an und über uns vorbeidüsen und der an der Kante entlang soarende Adler machen den Ausflug hierhin wenigstens ein bisschen speziell …

Es ist erst Mittag und so verlassen wir diese schöne Gegend und fahren weiter entlang der Pad in Richtung Süden. Hier ist es nicht mehr so flach, es wird hügelig und die vielen Bäche und kleinen Flüsse, welche tiefe und holprige «Täler» in die Piste gefräst haben, zwingen uns immer wieder, diese langsam und vorsichtig zu durchfahren. Da der Untergrund steinig ist, sehen wir nicht allzu viel Gras und sonstiges Grün, dafür aber einige der so dekorativ in der Landschaft stehenden Köcherbäume . Erst als wir die Ebene und somit wieder Farmland erreichen, grünt und blüht es bis zum Horizont. Wobei es mehrheitlich nicht bunt, sondern silbrig blüht – die Blüten des hohen Grases wiegen sich im Wind und erzeugen so das Bild eines silbrig glänzenden «fliegenden» Teppichs !
Leider ist es, da Farmland, wieder einmal fast unmöglich, sich irgendwo frei hinzustellen und so wird es heute etwas später als üblich, bis wir uns auf dem kleinen Camping der White House Guestfarm bei Grünau installieren. Obwohl wir auch hier die einzigen Gäste sind, können wir uns etwas zum Nachtessen bestellen und es wird uns vom Farmer höchst persönlich mit dem Auto von der zwei Kilometer entfernten Küche des Farmhauses, warm eingepackt, direkt vor unser fahrbares Zuhause geliefert ! Auf Empfehlung von Reisebekannten haben wir das Lamm bestellt (Originalaussage des Farmers: «the best lamb in Namibia!») und sind alles andere als enttäuscht – eine butterzarte Lammschulter mit Gemüsebeilage und Kartoffelstampf, ein Schüsselchen Salat, geschälte Kaktusfeigen und eine noch heisse Form mit frisch gebackenem Sandkuchen zum Nachtisch – en Guete ! Und da es so gut schmeckt und wir noch einen Tag hierbleiben (Wäsche waschen !), lassen wir uns auch an diesem zweiten Abend verwöhnen – dieses Mal bestellen wir die Venison Pie (Venison = Rotwild respektive Antilope) – lekker !
Das Thermometer klettert wieder einmal in die Höhe und der Schweiss beginnt schon bei der kleinsten Bewegung zu fliessen … es zieht uns (zum x-ten Mal) an die Küste und nach Swakopmund (auch wenn ich dort meistens friere !). Unterwegs machen wir einen Abstecher zum Brukkaros Krater. Das ehemalige Eingangstor mit dem Preisschild für den Kraterbesuch und die Übernachtung sowie ein einsames, blaues Münztelefon ohne Stromanschluss stehen etwas bizarr anmutend und verloren in der Gegend herum. Früher einmal gab es hier einen unteren und einen oberen Campingplatz – heute sind nur noch die traurigen Überreste der Sanitärhäuschen vom unteren Camp vorhanden.
Da die kleine Piste, welche zum oberen Camp hinaufführt, schon bald sehr schmal und ausgewaschen ist, verzichtet Armin nach meinem Protest darauf, hinaufzufahren. So stellen wir MANni auf eine ebene Fläche und stampfen etwas später, aber immer noch bei mörderischer Hitze, den Berg hinauf. Dort oben haben wir nämlich ein Auto mit Dachzelt gesichtet und Armin hofft wahrscheinlich immer noch darauf, dass er mich nach einer Besichtigungstour überreden kann … kann er nicht, denn auch er sieht schon bald ein, dass MANni den schmalen, felsigen und ausgewaschenen Aufstieg wohl geschafft hätte, es jedoch ohne Ausbesserungsarbeiten zum Teil doch etwas kritischer geworden wäre. Ganz abgesehen davon, dass auch die Reifen unnötig gelitten hätten … Auch das junge, deutsche Paar, welches mit ihrem Auto den Aufstieg gewagt hat und nicht sehr davon angetan ist, wieder dort hinunterfahren zu müssen, stuft das Abenteuer als herausfordernd ein und ist sich nicht sicher, ob es das nun wert war, nur wegen der ein bisschen weiteren Aussicht über die sich in die Endlose erstreckende Ebene …
Wir geniessen auf jeden Fall, auch auf unserer tieferen Position, den lauen, ruhigen Abend und den unbeschreiblichen, funkelnden Sternenhimmel …

Für die weitere Strecke nach Swakopmund verzichten wir darauf, die eher langweilige Hauptstrasse zu befahren, sondern schlängeln uns über D-Pisten durch die weite Ebene, immer in Hauptrichtung Nordwest. Wir kommen nur langsam voran, denn auch hier haben die zahlreichen Bäche, welche der Regen hervorgebracht hat, je nach Untergrund breite, tiefe, matschige, nasse, sandige oder steinige Spuren hinterlassen und Armin muss immer wieder abbremsen und MANni vorsichtig hindurchlenken. Ausserdem sind die ansonsten recht breiten Pisten optisch stark geschrumpft – hier holt sich die wuchernde Natur ihr gestohlenes Territorium zurück … Ist die Landschaft zuerst flach und eher langweilig, fahren wir mehr oder weniger plötzlich durch ein relativ tiefes Flusstal, dann wieder durch sanfte Hügel, bevor wir uns abermals auf einer weiten Hochebene wiederfinden … und überall hat der Niederschlag der vergangenen Wochen die Landschaft völlig verwandelt – grün in allen Schattierungen ist unser neuer und ungewohnter Begleiter!
Auch hier ist es wegen der omnipräsenten Zäune entlang der Pad schwierig, einen Stellplatz zu finden. Wir sind jedoch in Richtung Tsauchab Lodge unterwegs, wo wir im November letzten Jahres so schön auf dem abgelegenen Oerwald Camp gestanden sind. Wenn wir davor nichts finden … aber wie so oft, werden wir ganz unerwartet doch noch fündig – heute ist es ein ebener Fleck ca. 50 Meter neben der Pad, welcher zwar eingezäunt ist, das Tor davor jedoch geöffnet werden kann … und als Krönung stehen wir mit einer sagenhaften Aussicht über die zerklüftete Landschaft des Zebra River und in die Tsarisberge . Auch die beiden vorbeifahrenden Farmer stört es nicht, dass wir uns hier hingestellt haben … nur die vielen lustig anzusehenden Sattelschrecken und die ebenso lustige Krötenheuschrecke müssen heute Abend Umwege machen und ihren schönen Platz mit uns teilen …
Der Tsauchab ist der Fluss, welcher in den letzten Wochen den Sesriem Canyon und den Sossusvlei geflutet hat – und diesen Fluss müssen wir nun überqueren. Führ er wohl immer noch Wasser und wie sieht es aus? Schon einer seiner kleineren Nebenflüsse fliesst, ist jedoch ohne Probleme passierbar. Und auch die Durchfahrt durch den fliessenden, breiteren Tsauchab geht gut. Da die Pad am gegenüberliegenden Ufer aber sehr steil ansteigt, schaltet Armin nicht nur den Allradantrieb ein, sondern nimmt auch noch die Untersetzung zu Hilfe …
Weiter geht es, wir «umrunden» (wieder) die Naukluftberge und biegen in Büllsport in Richtung Solitaire ab – ich hoffe insgeheim, dass die Bäckerei wieder geöffnet ist und wir zum Mittagessen eines der Riesenstücke des «besten Apfelkuchens in Namibia» mit einem Riesenklecks Schlagrahm obendrauf geniessen können … leider herrscht in der kleinen Wüstenoase immer noch gähnende Leere, lediglich die Tankstelle und der kleine Shop sind bedient …
Vor einigen Tagen hat Christian von Donkerhuk West einen WhatsApp-Status mit Bildern der diversen Campsites gepostet – alle grünt und blüht auch dort. Warum also nicht für einige Tage dorthin fahren und den schönen Ort geniessen, bevor es an die oft neblige und kühle Küste geht? Die Pad zum Kuiseb Canyon ist Mitte November, gerade als wir hier in der Gegenrichtung durchgekommen sind, neu geschoben worden und wir freuen uns schon darauf, zügig darüber hinweg zu schweben. Leider haben die doch erstaunlich zahlreichen Touristen und sicher auch die Locals während den Feiertagen die Piste wieder übel zugerichtet – es holpert ganz gehörig und wir drei werden immer wieder durchgeschüttelt !
Über kleine, weit hinein überwachsene und oft schlechte D-Pisten geht es nach der Durchquerung des Kuiseb Canyon in Richtung Norden weiter, später dann in Richtung Osten auf der Pad zum Bosua Pass, entlang hoher Wildzäune, durch ausgespülte Bachläufe, an zahlreichen Springbock- und Oryx-Skeletten vorbei und durch hohes, blühendes Gras. Ich kann wieder einmal nicht widerstehen und als ich ein besonders schönes der kleinen Springbockgehörne sehe, muss Armin anhalten und zurückfahren … Nach der langen Fahrt heute freuen wir uns schon auf «unseren» kleinen Camp auf Donkerhuk West … aber was ist denn das? Am Farmtor an der Strasse hängt ein Schild – heute ist der Camp leider geschlossen … Mist, hätten wir doch vorher schnell anrufen sollen!!!
Somit bleibt uns nichts anderes übrig, als einen Teil der soeben abgespulten Strecke zurückzufahren und weiter in Richtung Namib Wüste und Küste zu steuern. Wir sind diese Strecke schon mehrmals gefahren und noch nie sind wir in eine der kleinen Pisten, welche zur Blutkuppe führen, eingebogen. Wir sind an diesem Dienstag schon weit und lange gefahren und so möchte ich für diese Nacht den Abstecher dorthin machen. Die erste der Pisten, welche durch die Wüste zur Blutkuppe führt, muss daran glauben. Es stellt sich schon bald heraus, dass sie eigentlich zu schmal für MANnis Spurbreite und ausserdem sehr holprig ist. Nur ungern lässt Armin Luft aus den Reifen, denn schon bald werden wir (hoffentlich) wieder auf guter Pad unterwegs sein … abenteuerlich schlängelt sich die Piste durch ein breites, sandiges Rivier, wo schon bald die ersten Camps zu sehen sind – schön und sicher auch sehr ruhig wird es hier in der Nacht sein, aber wir möchten eigentlich zur Blutkuppe … also weiter, über Felsstufen aus dem Trockenflussbett heraus, an einem irgendwo im Nirgendwo platzierten, einsamen Doppel-Soldatengrab aus dem späten 19. Jahrhundert vorbei und langsam über die steinige Ebene holpern … bis wir den erstaunlich kleinen und nicht eben spektakulär aussehenden Inselberg erreichen. Darum herum liegen diverse Campsites und wir entscheiden uns für die Nummer 13, auf der Westseite des Felsens. Das Spezielle an der Blutkuppe und auch der Grund, warum der Felsen so heisst, ist der Umstand, dass das tagsüber beigefarbene Gestein in der Morgen- und Abenddämmerung blutrot erstrahlen soll. Na ja – entweder entspricht unser Farbempfinden nicht dem der Namensgeber, das Gestein ist in all den Jahren etwas anämisch geworden oder die Lichtverhältnisse sind gerade heute nicht ideal – wir sehen auf jeden Fall keine Spur von Blutrot! Schön ist es hier aber trotzdem und wir geniessen einen absolut ruhigen Abend – kein Wunder, sind wir doch die einzigen Besucher hier !
Am nächsten Morgen – Überraschung … die gesamte Umgebung ist in Nebel gehüllt, es ist kalt und feucht. Doch schon bald beginnt die Sonne das Zepter in die Hand zu nehmen und es wird freundlich und warm . Doch je näher wir später der Küste kommen, desto dichter wird der Küstenhochnebel …

Auf einer erstaunlich breiten und guten Piste erreichen wir schon bald nach dem Verlassen der Blutkuppe wieder die Hautpiste nach Swakopmund …
Armin hat vor wenigen Tagen entdeckt, dass eine Schweissnaht an unserer Einstiegsstufe zu reissen beginnt – somit ist klar, wohin uns der Weg in Swakopmund als erstes hinführt. Schnell ist die Treppe abmontiert und wir lassen sie bei Namib Camper’s, wo wir sie am nächsten Tag fast wie neu wieder abholen können – vielen Dank !
Detlef hat seinen MAN immer noch in der Schreinerei, wo die neue Inneneinrichtung hergestellt, angepasst und eingebaut wird. Er selber ist immer noch auf Gut Richthofen untergebracht und so stehen wir im Verlauf des Nachmittags auch wieder dort. Der nette Abend bei und mit Detlef wird wieder einmal sehr lang und feuchtfröhlich …
Wir dislozieren am Donnerstag, nachdem unsere reparierte Stufe wieder montiert ist, zum Tiger Reef Camping in Swakopmund, wo Frank mit seinem KAT am Nachmittag ebenfalls eintrifft. So haben wir auch hier nette Gesellschaft, welche am Samstag in Gestalt von Detlef «aufgestockt» wird. Sein Fahrzeug ist gestern fertig geworden und so hat er auf Richthofen all seine grossen und kleinen Besitztümer eingepackt und hat die wenigen Kilometer hierhin unter die Räder genommen. Nun muss er nur noch das Elektrische fertig montieren und versuchen, alles am richtigen Ort zu verstauen …
Das «Dreiergespann» bleibt auch für die nächste Woche meistens zusammen und wir erleben gemeinsam noch eine schöne Fahrt von Goanikontes den Swakop (auf die eng stehenden und den Lack quälenden Tamarisken hätten ja wir gerne verzichtet ) und den Kahn hinauf und über die verwaiste Kahnmine (Kupferabbau) nach Arandis. Fast scheint es, als habe in der alten Mine die Apokalypse stattgefunden … Da wir bei diesem zweitägigen Ausflug nur ungefähr in 5 Kilometer Entfernung (Luftlinie) zur Husab Mine unser Nachtlager aufschlagen, strahlen wir nun eventuell etwas mehr als zuvor – hier wird Uranium abgebaut!
Unsere drei Grossen hüllen die Pad und die Blechbuden entlang der Strecke durch die Erongoberge und weiter nach Omaruru in drei grosse Staubwolken – denn obwohl es auch hier grünt, ist der Boden und damit die Piste schon wieder staubtrocken …
Hatten wir zusammen mit Detlef im Januar viel Platz im ummauerten Camp Vogelsang bei Kallie in Omaruru, scheint der, zusätzlich mit dem grossen KAT bevölkert, stark geschrumpft zu sein … und der nette, lange und sowohl kulinarisch wie auch zechenmässig lukullischen Abend lässt wieder keine Wünsche offen …
Detlef und Frank fliegen am 19. Februar, also am nächsten Freitag, nach Deutschland zurück. Detlef möchte noch einen Tag hier bei Kallie bleiben und weiter seinen Truck einräumen, Frank hingegen möchte lieben schon am heutigen Dienstag nach Elisenheim fahren. Wir entscheiden uns mit Frank für Elisenheim und so sind wir schon bald wieder auf Pad. Auch heute beglücken wir eher kleinere Pisten, welche immer wieder mit Wasserlachen, schlammigen Passagen oder nassen Bachquerungen gespickt sind. Und auch hier ist die Natur dabei, sich ihr Terrain zurückzuerobern … Da uns der eingeschlagene Weg durch das private Erindi Gamereserve führt, sehen wir an einem kleinen See Elefanten, zwei Hippos, welche sich zum Grasen an Land begeben, Nilgänse, Springböcke, Zebras, Gnus, Kudus und Wasserböcke. Manchmal sind die Tiere im mittlerweile sehr hohen Gras kaum zu sehen …

Wir bleiben bis am Montag im Elisenheim, verabschieden am Donnerstag Detlef und Frank, geben hier den grossen Wäscheberg (inklusive Bettwäsche) in die Laundry, lassen uns im ausgezeichneten Restaurant verwöhnen, dürfen wieder einmal (und voraussichtlich zum letzten Mal) am Donnerstags-Stammtisch teilnehmen, lesen viel, nehmen es gemütlich, fällen eine weiterführende Entscheidung …
Südafrika hat angekündigt, am 15. Februar einige der grösseren Landgrenzen wieder zu öffnen – und wir haben uns also entschieden, das Corona-Abenteuer Südafrika zu wagen . Nach vier Monaten in Namibia möchten wir nun weiter … Voraussetzung für den Grenzübertritt ist (natürlich) ein negativer Covidtest (nicht älter als 72 Stunden), ein ausgefülltes Gesundheitsformular (welches ziemlich sicher schon bald irgendwo im Papierkorb landen wird), ein «Gesundheitscheck» an der Grenze (welcher sich als Temperaturmessung am Handgelenk herausstellt) und die Installation eines Covid-Apps auf dem Handy (was niemand kontrolliert) …
Somit dislozieren wir am Montag, 15. Februar, von Elisenheim, wenig ausserhalb von Windhoek, zum Urbancamp mitten in der Stadt. Wenige hundert Meter weiter die Strasse hinunter befindet sich das Zentrallabor von Path Care, wo wir schon den Test fünf Tagen nach Einreise gemacht haben … als Traveller muss man sich mittlerweile online einen Termin für den Test reservieren, was wir für den Mittwochmittag auch umgehend machen. Da das Resultat per SMS und Mail verschickt wird, können wir gleich nach dem unangenehmen «Nasenbohren» losfahren und haben bis Samstagmittag Zeit, die 840 Kilometer bis zur Grenze bei Nakop zurückzulegen …
Kilometer um Kilometer und Stunde um Stunde fahren wir durch die eher eintönige und oft langweilige, jedoch ungewohnt grüne Landschaft gen Süden … nur unterbrochen von einer Übernachtung beim im Dezember 1988 umgekippten «Finger Gottes» zwischen Mariental und Keetmanshoop und einer zweiten Nacht neben einer kleineren D-Pad in der Nähe eines aufgegebenen Bahnhofs zwischen Karasburg und der Grenze. Schon vor dem Freitagmittag stehen wir, gespannt auf das, was nun kommt, am Zoll von Namibia … (Die Testresultate haben wir schon in der Nacht auf Donnerstag erhalten. Leider hat unser Drucker nicht das gemacht, was von ihm erwartet wird und so lassen wir die beiden Blätter sowie den heruntergeladenen Gesundheitsfragebogen in Keetmanshoop in einer Papeterie ausdrucken …)

Ausreise Namibia – kurz und schmerzlos. Road Tax bezahlen, Pass stempeln – «Ah, ihr habt verlängert»… vorsichtshalber haben wir das im Januar gemacht – wie wir gerade vor zwei Tagen gelesen haben, ist es jedoch wirklich so, dass alle Touristen mit einer abgelaufenen Aufenthaltsbewilligung bis zum 28. Februar ohne Strafe und ohne Restriktionen befürchten zu müssen, ausreisen dürfen … Aber eben, wenn man hier etwas hört oder liest, heisst das noch lange nicht, dass es auch stimmt … wir hätten uns also den fast schon unanständig hohen Preis für die Verlängerung ersparen können …
Einreise Südafrika – grundsätzlich ebenfalls schmerzlos, jedoch nicht ganz so schnell, da wir das Gesundheitsformular noch auf einem Originalpapier ausfüllen müssen (Armin hat sein ausgedrucktes und ausgefülltes Papier der «Dame» gezeigt, diese will es jedoch nicht erkannt haben und meint dann, dass wir es in dem Fall doch nicht nochmals hätten ausfüllen müssen …), wir die Aufenthaltsgenehmigung für 90 Tage möchten (Wie lange möchtet ihr bleiben, 30 Tage o.k.? – Nein, 90 Tage. – Was, 90 Tage???!!!) und wir in die momentan unübliche Richtung über die Grenze ziehen, was bei der Einfuhr von MANni ein wenig für Verwirrung sorgt, so dass ich zuerst auf der falschen Seite warte … Nur wenige Zivilfahrzeuge sind uns bis hier begegnet, der meiste Gegenverkehr sowie der in unsere Richtung sind Lastentransporte und so ist allgemein sehr wenig los.
Wenn ich mich richtig erinnere sind wir am 19. Februar 2019 zum ersten Mal nach Namibia eingereist. Wenn alles so läuft, wie wir es angedacht haben, haben wir Namibia auf den Tag genau nach zwei Jahren zum letzten Mal verlassen!
Nun sind wir also in einem der Länder, welche einen mutmasslich hochansteckenden Covidmutanten sein eigen nennt. Probleme haben wir deswegen nicht, denn auch hier kann man sich eigentlich recht gut der zu nahen Gesellschaft seiner Mitmenschen entziehen – wäre da nicht die unglaubliche, selbstverständliche und herzliche Gastfreundschaft der Südafrikaner sowie deren Begeisterung für alle Off Road Fahrzeuge, was das Distanzieren zeitweise doch etwas erschwert ! Schon am ersten Abend, den wir auf einem Camping am Hochwasser führenden Oranje verbringen, werden wir angesprochen und sind schon bald in ein Gespräch verwickelt. Ausserdem ist die Neugier gross, wie so ein Teil im Inneren aussieht …
Auch an unserem jetztigen Platz, einem Camping an einem kleineren Stausee in der Nähe von Ventersdorp, werden wir immer wieder angesprochen, werden gefragt, ob MANni auch besichtigt werden darf. Ich mach das allgemein nicht sehr gerne, da ich ja auch nicht von jedem Fremden, dem ich zufälligerweise begegne, erwarte, dass er (oder sie) mir so einfach sein Haus zeigt (was bei einem Wohnmobil jedoch anscheinend und allzu oft als selbstverständlich angesehen wird) und ausserdem weiss ich ja nicht, ob jemand nun doch das Virus unbeabsichtigt und unwissend bei uns einschleppt – muss nicht sein, oder? … Und wir werden spontan zu Bootsfahrten eingeladen, sogar zum Braai für heute Abend (welcher angesichts der dunklen Wolken und den immer wieder fallenden Tropfen eher ins Wasser fallen wird) … Lustigerweise hat der Besitzer Schweizer Wurzeln – einer seiner Urgrossväter ist vom Emmental nach Südafrika ausgewandert … Waren am Wochenende erstaunlich viele der Plätze besetzt, haben viele Camper am Sonntag den Weg nach Hause angetreten – nach dem langen Lockdown haben die Menschen das Bedürfnis, wegzufahren, müssen jedoch auch wieder am Arbeitsplatz erscheinen … Leider sehen wir hier bis jetzt fast niemanden mit Maske herumlaufen … wir sind uns das von Namibia her schon so sehr gewöhnt, auch wenn sich der obere Rand des Accessoires oft irgendwo zwischen Nase und Mund oder gar noch tiefer befindet …
Wir sind in die Provinz Northern Cape eingereist. Hier fällt uns kein markanter Unterschied zu Namibia auf, es ist mehrheitlich sauber und die Strassen und Häuser sind in einem akzeptablen Zustand, viele Menschen tragen Maske oder haben sie doch um den Hals hängen . Schön sind die grossen Rebberge, welche entlang des Oranje angelegt sind. Gerade jetzt ist die Traubenlese im Gang und wir passieren eine der Weinkellereien, mehrheitlich werden die weissen Trauben jedoch an der Sonne zum Trocknen ausgelegt … Eine zum Nachdenken anregende Auswirkung respektive Sichtbarmachung der Pandemie begegnet uns in Form eines mit hohem Gras überwachsenen Friedhofs bei einer nicht sehr grossen Arbeitersiedlung, an dessen einen Seite gegen zwanzig frische Gräber mit ihrer roten Erde mahnend und unangenehm herausstechen …
Ganz anders präsentiert sich das Bild hier in North West – schmale und oft löchrige Strassen, sehr viele verlassene und ruinöse Häuser, grosse Wellblechsiedlungen, überall um und in den Ortschaften Müll, der in den Büschen und in den Ecken hängenbleibt, endlos grosse Weideflächen, wo die Kühe und Rinder manchmal bis zu den Schultern im hohen Gras stehen, Mais- oder Sonnenblumenfelder, welche sich bis zum Horizon erstrecken … abgesehen von der Landwirtschaft fühlt es sich schon fast wie das «richtige» Afrika an …

Grundsätzlich sind wir im Inland und in Richtung Durban unterwegs, besuchen unterwegs aber noch einige Bekannte vom letzten Mal, was zu Umwegen führt. Wir dürfen uns bis zu 90 Tage im Land aufhalten, werden uns jedoch schon vorher (bald) entscheiden müssen, wie und in welche Richtung es mit uns und mit MANni weitergehen soll …

 

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

 

Gesamtstrecke: 4162.99 km
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2 Kommentare

  1. Frank Frank
    24. Februar 2021    

    Danke schön für EURE Reise und für den Genuss diese (mitzuerleben). Bleibt Gesund und allzeit GUUUUTE Fahrt.
    Frank (-;

    • Penny & Armin Penny & Armin
      28. Februar 2021    

      Viiiiele Dank und bleib auch du gesund ?

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