23.10. – 18.11.2020
Nur wenige Touristenfahrzeuge stehen auf dem Urban Camp in Windhoek und ebenso wenige sind auf der Strasse nach Rehoboth unterwegs. Noch im März waren die weissen Miet-Toyotas mit Dachzelt obendrauf allgegenwärtig, nun begegnen uns diese für Namibia so typischen Fahrzeuge sehr selten …
Als erstes möchten wir nach Swakopmund um uns die Werkstatt von Stefan Bauer anzusehen. Dieses Mal nehmen wir eine Strecke unter die Räder, die wir bis jetzt noch nicht gefahren sind – die Pad über den Spreetshoogte Pass, einen der steilsten Pässe in Namibia. Sind wir in Richtung Pass zuerst ganz alleine unterwegs, sehen wir später zu unserer Überraschung – Biker! Na ja, jedem das seine – ich würde mir niemals die Strapazen zumuten, bei weit über 35 Grad auf einer steinig-sandigen Piste in der prallen Sonne über Kilometer bergauf, bergab zu strampeln! Es gesellen sich dann auch noch etliche Begleitfahrzeuge dazu … wie wir später erfahren, gibt es bald ein Bikerennen von Windhoek nach Swakopmund und vermutlich wird hier fleissig dafür trainiert …
An der Randstufe zur Namib angekommen schweifen unsere Blicke über die weite Ebene unter uns, zu den Erhebungen um den Kuiseb Canyon und in Richtung der roten Dünen der Sossusvlei. Es sind genau solche Ausblicke auf die geologischen Naturwunder, welche dieses trockene Land zum Sehnsuchtsziel vieler Touristen machen und schon so manchen regelrecht süchtig danach gemacht haben, so dass sie immer wieder zurückkehren ?. Mittlerweile können wir das sogar gut verstehen …
Wir sind nicht die Einzigen, welche hier Halt machen – bald sind wir mitten in einem angeregten und interessanten Gespräch mit einem gut gekleideten Schwarzen. Wie sich herausstellt, ist er Anwalt und Richter und sein Vater besitzt eine Farm am Fuss des Passes. Als er erfährt, dass wir mit unserem LKW seit längerem am Reisen sind, fragt er immer wieder, was Afrikaner falsch machen und Europäer richtig, dass diese so etwas machen können. Seine Antwort: die Europäer haben eine weniger korrupte Regierung, es fliesst also mehr Geld in die Taschen der Bevölkerung …
Der Pass, welcher von Osten kommend nach unten in die Ebene führt, ist nicht lange, jedoch steil, sehr steil – ein grosser Teil der Stufe ist deshalb mit Pflastersteinen befestigt und für LKW verboten – zum Glück sind wir mit einem Wohnmobil unterwegs ?!
Am Nachmittag nehmen wir einen kleinen Umweg in Kauf und fahren zum Namibian Valley of 1000 hills. Wir haben Glück – die Lodge schliesst morgen mangels Gästen für eine Woche die Türen und so stehen wir heute mutterseelenalleine auf einen der drei Campsites mit wunderschönem Blick auf das Gaubvalley, das Tal der 1000 Hügel ?.
Schon um 09:00 Uhr zeigt das Thermometer 30 Grad – es wird wieder ein heisser Tag heute! Allgemein ist es momentan heiss – an nicht wenigen Tagen zeigt das Thermometer über 40 Grad an! Gut geht es in Richtung Küste – wo wir dann am Abend draussen nur mit langer Hose und Faserpelz der hier herrschenden Kälte um die 20 Grad trotzen können! In der Nacht wird es dann erst richtig kalt. Kalt und feucht – der Atlantik lässt grüssen.
Hier lernen wir auch Kläre und Fritz-Peter kennen, welche mit ihrem Wohnmobil schon seit einigen Jahren unterwegs sind. An einem Abend sitzen wir bei ihnen draussen zum Apéro, am nächsten kommen sie zum Schlummertrunk zu uns in die warme Stube ?. Weiterhin gute Fahrt und bleibt gesund!
Am Montag gehen wir zu Stefan Bauer in die Werkstatt, wo alles besprochen wird. Die Federn werden Ende November/Anfang Dezember gewechselt, gleichzeitig auch der Auspuff, welcher einen Riss aufweist und dessen Halterungen auch nicht mehr einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck machen … ob ein Wechsel der Batterien ebenfalls möglich sein wird, muss noch abgeklärt werden. Hoffen wir mal, dass Stefan das gewünschte Produkt auftreiben kann …
Nach zwei Tagen an der Kälte zieht es uns wieder landeinwärts und in Richtung Etosha Nationalpark. Auch auf der Salzpiste, welche entlang der Skeleton Coast nach Norden führt, ist viel weniger Verkehr als sonst. Leider verpassen wir den vor dem Parktor abzweigenden Weg zum Strand, wo wir uns gerne nochmals für eine Nacht hingestellt hätten. Was soll’s, fahren wir eben schon heute zu «unserem» «Rhino Camp» auf der anderen Seite des Parks ?. Als ich uns beim Tor in das Besucherbuch eintragen möchte, ist das Buch voll – vor vier Tagen hat sich der letzte Tourist eingeschrieben und die Beamten haben bis heute nicht gemerkt, dass sie ein neues Buch hätten breitlegen müssen! Sie finden auf die Schnelle auch keines und so quetsche ich unsere Angaben noch an den unteren Rand, denn … Ordnung muss trotzdem sein ?!
Wieder einmal verbringen wir einen schönen Abend und eine ruhige Nacht in unserem Wildcamp bei der Oase – dieses Mal leider ohne Tiere zu sehen oder zu hören. Dafür hören wir in der Nacht etwas anderes – leise, dann etwas lauter trommelt es auf MANni’s Dach – es gibt ein wenig Regen ?, ein Segen bei dieser Trockenheit und hoffentlich nicht der Letzte!
Auf dem Weg in die Etosha werden wir noch beim Oppi Koppi in Kamanjab Station machen und auf dem Weg dorthin möchten wir bei den «Organpipes», dem «Bournt Mountain» und dem «Vingerklip» vorbeifahren, alles Sehenswürdigkeiten, welche wir noch nicht besucht haben.
Schon bald queren wir den Huab, einen der Trockenflüsse, welche manchmal von Elefanten zur Wanderung zu den wenigen und weit auseinanderliegenden Wasserstellen benutz werden. Selten bekommt man eines der Tiere zu Gesicht – heute scheint in dieser Hinsicht jedoch unser Glückstag zu sein. Im Huab zieht ein einsamer Bulle langsam gen Osten und etwas weiter, schon ausserhalb des Flusses, stehen eine Elefantenkuh mit ihrem Kalb und zwei «Teenager» halb verborgen hinter Büschen, ca. 150 Meter von der Piste entfernt ?!
Die Orgelpfeifen, eine Anhäufung von Basaltsäulen in einem kleinen Tal, und der Bournt Mountain, ein kleiner, schwarzer Hügel, welcher im Licht des späten Nachmittags wie verbrannt aussehen soll, befinden sich in unmittelbarer Nähe zueinander und um diese geologischen Besonderheiten zu bewundern muss Eintritt bezahlt werden. Auch hier ist der grosse Parkplatz leer … und wir eher enttäuscht vom Gesehenen. Wie es oft so ist, sind die Erwartungen grösser als das dann Vorgefundene … einzig unsere kleinere, wahrscheinlich nicht ganz legale Weiterfahrt entlang der schmalen, für geführte Touren vorgesehene Piste, welche zum Teil abenteuerlich, steil und steinig hinaufführt, so dass MANni wieder einmal so richtig kraxeln muss, macht diesen Abstecher zu einem Erlebnis ?…
Auf dem weiteren, einsamen Weg zur Vingerklipp, welche uns durch die Berge und die Weite des Damaralandes führt, kommt uns dann doch noch ein Touristenauto entgegen … es sind Schweizer, welche wir in Swakopmund in einem Restaurant getroffen haben und mit denen wir dort ein wenig ins Gespräch gekommen sind! Und da das Land ja soooo klein ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich nochmals über den Weg läuft, ja ziemlich gross ? …
An diesem Abend stehen wir an einem speziellen Platz – die Vingerklip Lodge hat keinen Campingplatz, aber frech, wie wir sind – man kann ja mal fragen … Da momentan kein einziger Gast hier logiert, dürfen wir uns auf den gepflasterten Vorplatz, direkt beim Aufgang zum Hauptgebäude und zu den Bungalows, hinstellen ? – vielen Dank, ein wirklich schöner und exklusiver Stellplatz! Nach dem Essen spazieren wir noch mit Heinz, dem Abwart der Lodge, zum gedeckten Sitzplatz für Gäste hinüber und plaudern bei einem Bier resp. Glas Wein über dies und das, die momentane Situation im Tourismus, das Virus, seinen Job, unsere Reise …
In dieser Nacht trommelt wieder jemand auf das Dach vom MANni …
Heinz hat uns angeraten, schon früh am Morgen auf das Plateau hinter der Lodge zu steigen – ein schön angelegter Weg, einfach zu gehen, sowie eine Eisentreppe führen hinauf. Oben befindet sich das Restaurant «Eagles Nest» mit schöner Sicht auf den Vingerklip und am anderen Ende des Plateaus die Honeymoon Suite, «Heavens Gate», luxuriös ausgestattet mit eigenem Indoor-/Outdoor Pool ?! Momentan sind beide Lokalitäten geschlossen und warten auf bessere Zeiten.
Als wir nach dem Morgenkaffee die Managerin fragen, was wir schuldig sind, meint sie nur, das koste nichts, das gehöre zur hiesigen Gastfreundschaft ?! Natürlich wandert dafür etwas in die Tipbox …
Auch das Oppi Koppi in Kamanjab ist nicht eben überbevölkert – einzig eine Familie aus Holland steht auf einem der Campsites und ein Bungalow ist besetzt. Auch im Restaurant ist nicht viel los und so haben Marianne und Vital dieses Mal Zeit, sich mit uns an den Tisch zu setzten und zu plaudern ?.
Das Oppi Koppi ist gut geeignet, mal in Ruhe etwas zu erledigen, was schon lange ansteht – unsere Vorräte müssen wieder einmal kontrolliert, ausgemistet und abgestaubt werden. Auch die Wäsche kann hier gut gemacht werden und so bin ich an zwei Tagen damit beschäftigt, all dies zu erledigen. Zur «Belohnung» und Abkühlung gibt es jeweils vor dem Apéro ein erfrischendes Bad im Pool … und damit nicht genug der Erfrischung – sowohl am Freitag wie auch am Samstag ziehen dunkle Gewitterwolken auf und es beginnt zu blitzen, zu donnern und zu regnen ?!
Vital hat neu eine Sundown-Tour mit dem Quadbike im Angebot, welches er uns gerne zeigen möchte. Und so steigen Armin und ich am Sonntag zum ersten Mal in unserem Leben je auf so ein Ding und kurven hinter Vital durch den Busch ?! Schön ist es – Zebras, Impalas, Buschböckchen und Springböcke stieben davon, als wir ihnen zu nah kommen. Vital macht immer mal wieder Halt und erklärt uns etwas über das Farmerleben von früher, zeigt uns eine alte Grabstätte, macht uns auf die Ausrichtung der Termitenhügel aufmerksam (welche immer nach Norden gebogen sind, da die Sonne diesen Teil schneller austrocknen lässt und sie sich so auf dieser Seite zusammenziehen), weist uns auf die in einer einzigen Nacht gegrabenen und für Quadfahrer nicht ungefährlichen, tiefen Löcher der Erdferkel hin, erläutert, woher das Oppi Koppi sein Wasser hat, erzählt etwas über den Bau eines Dams … Aber da das ganze ja Sundown-Tour heisst, darf der Namensgeber natürlich neben all den Informationen auch nicht fehlen – auf einer eigens dafür gebauten Plattform mit Aussicht über den Busch und die Ortschaft geniessen wir am grossen Tisch sitzend, im Licht der glutrot am Horizont untergehenden Sonne den mitgebrachten, kühlen Rotwein – tönt kitschig, aber so wunderschön kann ein afrikanischer Sonnenuntergang mit netten Leuten und einem Glas Wein wirklich sein ?.
Genug der Klischees – wir sind nun gespannt, wie es in der Etosha ohne den Massentourismus aussieht. Nach einer kurzen Fahrt stehen wir schon am Mittag auf einer Site des neu aufgebauten Campings der Roadside Lodge, ganz in der Nähe zum Galton Gate am westlichen Ende des Parks. Schön wird es hier sein, wenn alles fertig ist, inkl. Restaurant und Pool ?. Einzig die vielen kleinen und äusserst lästigen Mopanefliegen stören die Idylle und meine Idee, sie mir mit dem hier erhältlichen und super guten Mückenspray vom Leib zu halten, stellt sich als kapitales Eigengoal heraus …
Seit wir wieder in Namibia sind, habe ich noch keine einzige Giraffe gesehen – als ich am Morgen auf die Toilette gehe, steht ganz unerwartet eine dieser hochaufragenden und eleganten Tiere keine 20 Meter von mir entfernt im Busch ?! Na also, geht doch …
Wir verbringen drei Tage in der Etosha – am Dienstag fahren wir vom Galton Gate (Westliches Gate) über Olifantsrus zum Anderson Gate (Südliches Gate). Etwas ausserhalb des Parks übernachten wir beim Eldorado Guesthouse. Von dort geht es am zweiten Tag wieder in den Park bis zum Halali Camp. Nach einer Nacht dort wieder zurück zum Anderson Gate und zum Eldorado Guesthouse. Und diese drei Tage sind einfach sensationell – welcher der schönste ist, können wir nicht sagen, unsere Erwartungen werden bei Weitem übertroffen ???!
Auch die Pisten im Park sind wider Erwarten und Erfahrung besser als befürchtet. Offensichtlich wird, und das nicht nur hier, die verkehrsarme Zeit genutzt, die Pisten neu zu schieben und zu reparieren. Und eine ganz witzige Begegnung haben wir auch – es gibt einen Aussichtspunkt in und auf der Salzpfanne, welche über eine Piste angefahren werden kann. Bei uns weckt das nicht eben die besten Erinnerungen – MANni’s Gewicht und Salzpfannen … Hier wird die Piste wohl auch MANni tragen können und so fahren wir, mutig wie wir sind, hinaus und stellen uns hinter die beiden weissen Touristenautos, welche kurz vor uns gefahren sind. Kaum sind wir ausgestiegen, werden wir auf Schweizerdeutsch begrüsst – kaum Touristen, wenig Schweizer, aber mitten in der Etosha treffen wir auf Landsleute!
Ein P.S.: am dritten Tag, als wir eigentlich keine Steigerungsmöglichkeit hinsichtlich Tiersichtungen für möglich halten, sehen wir insgesamt 28 Löwen!!! Zuerst die beiden Löwinnen mit Nachwuchs beim Giraffenriss, dann die Gruppe von 10 erwachsenen und zwei jungen Tieren mit kugelrunden Bäuchen bei der Siesta. Auf dem Weg zum Gate das Löwenpaar, welches wir schon am zweiten Tag am früheren Morgen gesehen haben und die uns dann gezeigt haben, wie man(n), oder eben auch Löwe, für Nachwuchs sorgt ? … und kurz vor dem Gate die drei Löwinnen mit insgesamt sieben Jungen beim Zebrariss – der König der Tiere ist vorläufig und definitiv nicht vom Aussterben bedroht ?!
Und das Nashorn, nur wenige zehn Meter rechts neben der Piste haben wir fast übersehen – auf der linken Seite ist eine riesige Herde Zebras unterwegs, fast wie eine Migration, welche unsere Aufmerksamkeit beansprucht. Wir sind schon fast am grauen Koloss vorbei, als Armin auf die andere Seite schaut …
Am Nachmittag treffen Conny und Detlef, welche wir vor zwei Wochen im Urban Camp kennen gelernt haben, beim Eldorado Guesthouse ein. Nach dem farminternen «Gamedrive», an dem wir beide teilnehmen und bei dem die eingesperrten Tüpfelhyänen, Geparden, Caracale, braune Hyänen, Leoparden und Löwen gefüttert werden (im Nachhinein können wir dem nur wenig abgewinnen) und nach einem ausgezeichneten Nachtessen im kleinen Restaurant sitzen wir noch länger gemütlich unter den funkelnden Sternen zusammen … Es ist schön, durften wir euch kennen lernen. Und wer weiss, wann und wo sich unsere Wege wieder kreuzen …
Auch vor zwei Wochen und auch im Urban Camp sind wir eingeladen worden, an einem Overlander-LKW-Treffen, welches jedes Jahr an einem Wochenende stattfindet, teilzunehmen. Dieses Jahr ist es auf der Farm Teufelsbach in der Nähe von Windhoek, für uns also eine längere Fahrt über 360 km bis dorthin. Unterwegs kaufen wir noch alles Nötige ein – mitbringen muss jeder seine eigenen Lebensmittel und Getränke sowie Feuerholz.
Eine kleine Zusammenfassung des tollen Wochenendes: als wir auf der Farm ankommen stellt sich heraus, dass diese durch Heirat mit der Tochter der mittlerweile verstorbenen früheren Besitzer einem Schweizer (mit)gehört ?! Als wir am Stellplatz in einem Trockenflussbett ankommen, stehen schon einige Fahrzeuge dort und wir werden herzlichst begrüsst. Wir stellen uns neben einen LKW mit Deutscher Nummer – wie sich herausstellt, sind die überaus sympathischen Leute die Gründer und Besitzer einer Firma, welche Expeditionsmobile, natürlich auch ihres, bauen (und selbstverständlich handelt ist nicht um den Besitzer von AM ?)! Immer mehr Fahrzeuge kommen und am Abend sitzen die Meisten um das grosse Lagerfeuer und quatschen – Englisch, Afrikaans und vor Allem Deutsch ist zu hören! Am nächsten Morgen sind schon die ersten «Hangovers», oder auf Afrikaans «Babelas», zu verzeichnen … Nette Gespräche, gutes Essen, reichlich zu trinken (sehr wichtig bei der Hitze und Trockenheit! ?) – schon bald ist es Sonntagnachmittag und bis auf unsere Nachbarn sowie einem weiteren Paar sind alle weg. Nur wir drei Paare, es wird eine ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen heisst es auch von Henny und Michael Abschied nehmen – wir bleiben in Kontakt und wie es so schön heisst – man trifft sich immer zweimal ?! Auch Ellen und Vincent fahren ab – euch werden wir schon bald wiedersehen.
Wir haben mit Bruno, dem CH-Farmer, abgemacht, dass wir auf dem Camp am Fluss noch eine weitere Nacht stehen werden – er hat uns, nachdem wir ihm vom Fondue in Mozambique erzählt haben, auch eines hier in Namibia angeboten – das können wir natürlich nicht ausschlagen ?!
Nachdem wir uns installiert haben holt uns Bruno zu einer Farmrundfahrt ab. Wir sind an diesem Montagnachmittag ca. 2 Stunden unterwegs und haben erst einen kleinen Teil der Farm gesehen. Kein Wunder – bei einer Grösse von 8000 ha (etwa die Grösse des Kantons Zug) und einem Wegenetz von 203 km! Unterwegs sehen wir einige ihrer schönen Rinder (insgesamt halten sie etwa deren 650), Giraffen, Steinböckchen, Lappengeier und Kudus. Von letzteren finden wir ein Schädel eines jungen Bullen mit den so schön gewundenen Hörnern. Die Hörner mit der zurechtgesägten Schädeldecke, unser «Teufelchen», sind von nun an als Mitpassagier und -reisende mit von der Partie ?. Auch Bruno weiss viel über Flora und Fauna zu erzählen und so verbringen wir unterhaltsame und interessante Stunden mit ihm unterwegs im Busch.
Es ist so schön hier auf der Farm Teufelsbach, dass wir noch einen Tag anhängen … und ein weiteres Mal von Bruno auf eine Farmrundfahrt mitgenommen werden, heute sind es ca. 3 Stunden. Und immer noch haben wir nicht alles gesehen – für das nächste Mal muss auch noch was übrig sein ?! Als Dank gibt es bei uns einen lekkeren Braai, also etwas Feines vom Grill, und heute sind Irmela und Bruno eingeladen. Nochmals ganz herzlichen Dank für eure (Gast-)Freundschaft, wir kommen sicher wieder vorbei …
Da wir in der Nähe von Windhoek sind, stehen wir am Mittwoch nach kurzen Fahrt abermals beim Elisenheim … es ist schon fast so, wie wenn wir hier zu Hause wären …
Am Freitag verlassen wir Windhoek, nicht ohne davor noch bei Ellen und Vincent, den Besitzern einer «Touri-Auto-Vermietung» gleich neben MANni’s «Ferienunterkunft» und bei Marcel und Christian vom Offroad Center vorbeizuschauen. All diese lieben Leute haben wir beim Treffen am Wochenende kennen gelernt. Von Ellen und Vincent (der leider nicht da ist, aber derjenige sein muss, der uns auf dem Weg hierhin wie verrückt Lichthupe gegeben und aus dem Fenster gewinkt hat) holen wir noch eine Offerte für ein oder zwei Mietautos ein, denn – eventuell, wenn alles klappt, kommen uns Stefan, Martin, Sabrina, Joel und Elina über die Festtage besuchen ?!!!
Von Stefan Bauer in Swakopmund haben wir Bescheid gekriegt, dass der Auspuff eingetroffen ist und auch die Ersatzteile aus Europa sollten schon bald in Walvis Bay ankommen. Somit drehen wir eine weitere Runde in Richtung Küste – dieses Mal möchten wir den steilen, letztes Jahr von unten nach oben gefahrenen Bosua Pass in Angriff nehmen. Die Fahrt über das Khomas Hochland ist wie immer schön und die Piste ist in einem erstaunlich guten Zustand. Genächtigt wird auf einer grösseren Fläche etwas abseits der Pad mit einem schönen Blick über das Hochland.
Den Bosua Pass haben wir beide ganz anders in Erinnerung – steiler, länger, höher … wir müssen ihn mit dem Gamsbergpass verwechseln. Trotzdem geniessen wir die abwechslungsreiche Fahrt hinunter in die Namib. Danach wird es eintönig, schon fast langweilig, bis wir bei sonnigem und warmem, jedoch windigem Wetter Swakopmund erreichen.
Am Abend erhalten wir von unserem Sohn Martin die Zusage – sie konnten alles mit der Schule und einer Anfangs Januar anstehender Kurswoche regeln. Vom 25. Dezember bis zum 8. Januar werden sie mit uns ein wenig dieses weiten, schönen Landes kennenlernen – wir freuen uns riesig ?! Leider kann sich Stefan nicht so lange frei nehmen – schade, aber vielleicht klapp es ein anderes Mal.
Am Nachmittag treffen wir im Café Anton bei Kaffee, jedoch nicht bei Kuchen, Irène und Dieter. Die beiden haben wir im September bei Chris und Detlef in Troisdorf kennen gelernt und sie sind via Namibia auf dem Weg nach Südafrika, wo sie im Frühling ihren LKW überstürzt einstellen mussten – kurz vor dem harten Lockdown dort.
Am Montag gehen wir zu Stefan Bauer. Leider kann er keine der gewünschten Batterien auftreiben und somit werden wir hier nur den Auspuff und die Federn wechseln lassen. Der Termin wird auf den 1. + 2. Dezember fixiert und somit sind wir für die nächsten beiden Wochen wieder frei …
Und etwas anderes, für uns richtungsweisendes, ist nun auch klar – MANni wird voraussichtlich im Verlauf des Jahre 2021 wieder europäischen Boden befahren.
In Swakopmund gibt es eine Bäckerei, welche gutes Brot macht und eine Zweigstelle der nationalen Parkverwaltung – zwei Laibe Graubrot und ein Permit, die Nebenpisten in die Wüste hinein befahren und auf einem der «Camps» übernachten zu dürfen, begleiten uns somit schon bald in Richtung Walvis Bay und weiter nach Südosten. Bei Mirabib, einem wunderschön und mitten in der Namibwüste gelegenen Inselberg, stellen wir uns wie schon letztes Jahr neben die Felsen – dieses Mal kommen uns jedoch weder Fuchs noch Hase besuchen. Ausserdem bläst ein unangenehm kühler und recht starker Wind vom Meer her – die Küste ist hier ca. 100 km entfernt!
Aber der Mond, eigentlich momentan nur ein kleines Körbchen, welches mit den Sternen um die Wette leuchtet, entpuppt sich bei näherem Hinsehen doch als voller, runder Ball. (Er erinnert mich an die grinsende Katze aus Alice im Wunderland – jeden Abend wird das Grinsen breiter ?!) Was ist nun schöner – der glitzernde Sternenhimmel inkl. Sternschnuppen oder der «verzauberte» Mond ??
Bei Stefan Bauer habe ich die Karte einer Lodge mit Camping bei den Naukluft Bergen gesehen – dort möchte ich hin! Und so stehen wir nun auf dem Oerwald Camp, 12 Km von der Tsauchab Lodge und 5 km auf schmalem, zum Teil holprigem Weg von der Hauptpad entfernt im Trockenflussbett des Tsauchab – alleine auf dem grossen Areal, weitab von allen ?. Hier wird jede Campsite nur an eine Partei vermietet, egal ob das ein Auto oder eine ganze Gruppe ist. Einzig Sakkie, von der Lodge als «Boy für alles» für diese Site angestellt und in einer Hütte etwas abseits wohnhaft, ist zwischendurch anwesend und recht den Sand, siebt mit den Händen das Laub und die äusserst unangenehmen Dornen der Büsche und Bäume heraus (ich habe noch nie einen so schön gerechten, laub- und dornenfreien, mit Liebe «gepützelten» Platz gesehen), putzt den Grill oder zündet am Abend die Kerzen vor und die Petroliumlampe im Sanitärhäuschen für uns an … Wasser aus dem Wasserhahn ist vorhanden, eine für die Umgebung recht luxuriöse Dusche und ein richtiges WC im gemauerten Häuschen ebenfalls (neben einem etwas entfernten Pissoir (!) mit Giesskannenspülung und einem weiteren, halboffenen WC sowie einer Freiluftdusche) – eine Steckdose oder elektrische Lampen sucht man jedoch vergeblich …
Und wieder einmal dürfen wir einen wunderbaren Sternenhimmel bewundern. Aber nicht nur die Sterne stehen am Himmel, auch Satelliten flitzen kreuz und quer umher und ich wundere mich manchmal, dass es zu keiner Kollision kommt! Big brother is watching us – nur welcher? Die USA, die Russen, die Nordkoreaner oder doch die Chinesen …?
Diese Campsite hat ihren Namen dem sie umgebenden Wald zu verdanken, wo einige uralte Wildfeigenbäume, Kameldornbäume sowie anderes Gestrüpp und Binsengras einen regelrechten Urwald bilden. Urwald – auf Afrikaans Oerwald, et voilà ?! Ein liebevoll angelegter Spazierweg führt durch dieses grüne Paradies inmitten der kargen und trockenen Landschaft der Halbwüste, wo uns der warme und ebenso trockene Wind um die Ohren bläst …
Auch hier in Namibia ist das Internet bekannt und weit verbreitet. So sind wir in der Lage, den Wahlwahnsinn in den USA hautnah zu verfolgen. Und feiern in kleinstem Rahmen (nur wir beide) den von uns erhofften und herbeigesehnten Ausgang ?.
Die Lage in Europa ist ein weiteres Thema, welches wir natürlich regelmässig verfolgen. Wir sind froh, dass wir uns entschieden haben wieder nach Namibia zu fliegen, trotz der etwas komplizierteren Organisation der Reise. Und immer noch nagt ein kleines, schlechtes Gewissen in mir, wenn ich an die versch… Lage denke, in der unsere Familie, Freunde und Bekannte stecken ☹.
Noch etwas zum Virus hier in Namibia – auch weiterhin merken wir wenig davon. In diesem grossen, weiten Land fällt es nicht schwer, mit den Mitmenschen auf Distanz zu sein. Nur in den Städten, nach europäischen Massstäben eher als grössere Ortschaften zu bezeichnen, in Geschäften, an den Rezeptionen der Lodges und manchmal auch in Restaurants ist die Kultur des Maskentragens, das Händedesinfizieren oder der Kontaktdaten abgeben «in» – manche sind hier wirklich konsequent, andere handhaben es eher locker … kurz, unsere Masken kommen eher selten zum Einsatz, die Haut der Hände ist noch nicht völlig ausgetrocknet und wir sind weitgehend anonym unterwegs … ?. Hoffen wir, dass es noch lange so bleibt …
Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …
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