Weltreise

Das Dourotal, Porto und die Serra de Estrela

13. – 24.08.2017

Der Sonntag auf dem Gelände des Weingutes bei Tubaço vergeht am PC schnell – da wir hier das gute WLAN benützen können, mache ich Einzahlungen, kontrolliere die Bankauszüge und schreibe den letzten Blog, welcher auch gerade ins Netz gestellt wird. Armin nutzt den Tag, um diverse Updates herunterzuladen und zu installieren, Fotos zu sichern und die GPS-Daten anzupassen.  Und trotzdem es hier so schön und gemütlich ist beschliessen wir, am Montag weiter zu ziehen – Porto wartet!

Doch bis wir dort sind, werden noch zwei weitere Tage vergehen. Gemütlich und langsam fahren wir weiter dem Douro entlang und geniessen die schöne Landschaft. Auf dem Weg nach Peso da Regua machen wir bei einer Schleuse halt – und es geht nicht lange, bis ein Auto vor uns hält und wir vom Fahrer auf Französisch angesprochen werden. Er ist Portugiese, lebt und arbeitet in Martigny und ist momentan hier in seiner Heimat in den Ferien. Aber es kommt in Peso da Regua selber noch besser: als wir am Entsorgen sind, werden wir von einem jungen Portugiesen angesprochen – er frägt uns, ob wir aus Ernen sind???!!! Es stellt sich heraus, dass er im Wallis lebt und für die Migros Lieferungen ins Oberwallis macht. Bei unserem dortigen Aufenthalt im Juni/Juli hat ihn eine seiner Touren nach Ernen geführt und so hat er MANni auf dem Parkplatz bei uns in Niederernen gesehen und sogar ein Foto gemacht, welches er mir zeigt! So klein kann die Welt sein ?!

Allgemein fällt uns im oberen Dourotal auf, dass fast alle Schweizer Autos, welche uns begegnen, ein VS-Kontrollschild haben. Wenigstens hier sind wir also keine Exoten ? … Weiter in Richtung Porto werden es dann vor Allem Genfer Kontrollschilder sein, welche uns auffallen.

Wie schon erwähnt, ist es hier im Dourotal nicht immer einfach, einen Platz für die Nacht zu finden – so auch heute nicht. Wir sind uns fast sicher, dass wir vor acht Jahren hier in der Gegend mit unserem Hymer einen schönen Platz bei einigen Windrädern gefunden haben – da ich das damalige Tagebuch aber nicht dabeihabe, ist es fast hoffnungslos, diesen wieder zu finden. An einer Abzweigung sind wir nicht sicher, ob es dort hinaufgegangen wäre – leider können wir auf der relativ schmalen Strasse nicht wenden und versuchen es ein paar Kilometer weiter vorne. Es stellt sich heraus, dass wir an einem völlig anderen Ort sind – aber hier gibt es auch Windräder und so stellen wir uns in der Nähe eines solchen hin. Leider nimmt der eh schon ziemlich starke Wind immer mehr zu und so beschliessen wir schon bald, an einen weiter unten in einer Waldlichtung gelegenen Ort zu dislozieren – lieber jetzt als mitten in der Nacht! Und obwohl wir auch heute wieder einige Brände gesehen haben, fühlen wir uns hier sicher.

15. August – Maria Himmelfahrt. Hier in Portugal ein Tag, wo in jedem Nest ein Fest zu sein scheint. Somit wird aus unserem Wunsch, einen schönen, ruhigen Nachmittag am Douro mit Badegelegenheit zu verbringen, nichts – überall ist es überlaufen. Unerwarteterweise landen wir nur wenige Kilometer vor Porto, nahe der Durchgangsstrasse, mitten in einem Dorf, am Ufer des Douro– wo wir einen schönen, recht ruhigen Nachmittag/Abend und eine ungestörte Nacht verbringen – na ja, fast ungestört, es kläfft wieder hie und da … aber wir gewöhnen uns allmählich daran und schlafen trotzdem gut ?.

Unerwartet schöner Platz am Douro

Der angepeilte Busparkplatz in Vila Nova de Gaia, direkt am Fluss gegenüber der Uferpromenade von Porto gelegen, ist einerseits kostenpflichtig und andererseits sehr teuer; der inzwischen offizielle Stellplatz, auf dem wir schon zwei Mal mit dem Hymer gestanden sind, scheint ziemlich überfüllt zu sein; so folgen wir dem Wegweiser zu einem Parkplatz nahe der Portweinkellereien und sind erstaunt, dass es sich um einen tagsüber gut besuchten, in der Nacht jedoch ruhigen Platz handelt. Hier bleiben wir für drei Nächte stehen und bereuen es nicht. Von hier aus sind wir schnell an der seit kurzem für den Verkehr gesperrten Uferpromenade von Gaia und somit ist auch Porto gut zu Fuss erreichbar.

Porto

Porto – eine Stadt, welche uns seit unserem ersten Besuch in den Bann gezogen hat. Es ist nun schon das vierte Mal, dass wir diese Nordportugiesische Handelsmetropole besuchen und jedes Mal entdecken wir neues! Dieses Mal ist es die Standseilbahn, welche neben dem Ponte Dom Luis I zur Bischofskirche hinaufführt oder auch die atemberaubende Aussicht auf die Stadt, welche man von der oberen Fahrbahn eben dieser Brücke geniessen kann. Was uns hier doch eher erstaunt, ist die Tatsache, dass die beiden seitlichen Fussgängerbereiche über die Brücke nur durch gelegentliche Poller von der Metrofahrbahn getrennt sind und viele der Leute auf und zwischen den Schienen flanieren! Und ausser dem normalhohen Geländer gibt es keine weitere Absicherung nach unten – in der Schweiz bei einem Bauwerk oder einer Brücke dieser Höhe schlicht undenkbar!

Sicht auf Porto und Gaia von der Ponte Dom Luis I

Obwohl wir die Bus-Sightseeing-Runden hier schon kennen, sind diese immer wieder eine angenehme Abwechslung – einerseits, um der Hitze in den Strassen von Porto zu entfliehen, andererseits ist es auch interessant, das schon längst vergessene Wissen über die Baudenkmäler und Sehenswürdigkeiten wieder aufzufrischen ?… oder einfach die müde gelaufenen Füsse zu entlasten! Gerne sitzen wir auch in einem Strassencafé und beobachten die übrigen Touristen – manche der Damen in ziemlich gewagter Bekleidung, wie wir finden!

Baudenkmal in Porto

Was uns auch dieses Mal wieder auffällt: seit unserem ersten Besuch werden viele Gebäude renoviert – zum Teil bleiben nur die Aussenmauern stehen, innen wird alles abgebrochen und neu gebaut. Und was uns schlichtweg fast erschlägt, sind die Massen von Leuten, welche sich durch die Strassen und Gassen und über die Uferpromenade wälzen! Bis jetzt waren wir immer im Herbst hier und auch dann waren die Strassen und Gassen gut belebt. Aber das … Uns geht mehr als einmal durch den Kopf, dass dies genau einer der Orte sein könnte, welcher sich aus Sicht von Terroristen ideal für einen Anschlag eignet – wir wollen es nicht verschreien! Und da wir unterdessen Internet haben, erfahren wir dann auch noch während unseres Besuchs hier in der Stadt, dass genau ein solcher Anschlag in Barcelona verübt wurde – Europa wird leider auch immer unsicherer!

Gewusel in den Strassen von Porto

Wie oben erwähnt, haben wir nun (fast) überall in Portugal Internetzugang. Armin hat sich schon seit unserer Abreise immer wieder über das fehlende oder schlechte Internet geärgert – jetzt ist er überglücklich! Schon am ersten Tag in Porto können wir für einen fairen Preis eine Prepaid-Daten- SIM-Karte kaufen, mit der wir einen Monat lang in Portugal unbeschränkten Internet-Zugang haben – dies mit 4G und so wir ein Netz haben! Mit so wenig ist man(n) manchmal schon zufrieden?!

Uferzeile von Porto by night

Nach drei Tage haben wir genug von der Stadt – uns Landeier zieht es nun ans Meer. Da es aber schon wieder Wochenende ist, stellen wir uns darauf ein, dass es überall viele Wohnmobile haben wird – und so ist es auch. Trotzdem verbringen wir zwei gemütliche und schöne Tage am resp. neben dem Strand auf dem dazugehörigen Parkplatz. Die Wellen des Atlantik sind wohl gut für die vielen Wellenreiter, zum Baden sind sie leider zu gross ☹. Aber dank Internetzugang für Armin und Buch für mich vergeht die Zeit schnell. Aber auch hier Hundegebell beim Nachbarn – diesmal aber nur, bis Armin unser Drucklufthorn kurz «bellen» lässt – das nachbarliche, nervige Gekläffe weicht einem unsicheren Gebell und verstummt dann völlig – nun wissen wir, wie wir für Ruhe sorgen können ?.

Sonnenuntergang am Atlantik

Am Montag haben wir genug vom Faulenzen (obwohl, langweilig wir es nie!). Einige der Orte, welche uns José aufgeschrieben hat, befinden sich im Inland, immer noch im Nordteil des Landes. Und so entschliessen wir uns, erst einmal in die Serra da Estrela zu fahren. Ein karges Berggebiet, wo sich der höchste Berg des Portugiesischen Festlandes, der Torre, auf immerhin 1993 m.ü.M. in den Himmel streckt. Und dies ist nicht das einzige an erwähnenswerten Superlativen, welche wir heute erleben: am Nachmittag knack das Thermometer zum ersten Mal, seit wir unterwegs sind, die 40°-Marke! Dann sehen wir zum ersten Mal vom Torre aus einen Flächenbrand in nächster Nähe, welcher von den Bombeiros mit Löschhelikoptern unter Kontrolle gebracht wird. Als wir uns wenig unterhalb des Torres am heutigen Standplatz beim Nachtessen befinden, senkt sich die Sonne als glutroter Ball in die rauchgeschwängerte Luft – und plötzlich beginnt sich die Sonnenscheibe am unteren linken Rand einzudellen – eine partielle Sonnenfinsternis gibt sich die Ehre! Aber auch damit noch nicht genug: als sich die Nacht über die Serra da Estrela senkt, erscheinen die Sterne so klar über dieser mit wenig bis gar keinem Streulicht gesegneten Gegend (und über den rauchgeschwängerten Luftschichten), dass wir die Milchstrasse in einer schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehenen Intensität bewundern können – neben einigen über den Himmel jagenden Sternschnuppen! Einfach nur gigantisch und traumhaft schön! Wir können uns lange nicht von diesem Anblick losreissen und sitzen schlussendlich in unseren warmen Faserpelzjacken vor MANni und geniessen einfach.

Wer hat denn da die Sonne angeknabbert?

Östlich der Serra da Estrela sind einige Stauseen und Flüsse, wo es auch Badegelegenheiten gibt – wenn uns das Meer nicht hold ist, dann weichen wir eben an Flüsse oder Seen aus ?. Noch in der Serra, nur etwa 20 Kilometer von unserem «sternengekrönten» Standplatz unterhalb des Torre, finden wir einen schönen Stellplatz bei einem Flussbad. Herrlich erfrischendes Wasser kühlt unsere erhitzten Körper und der aufkommende Wind pudert uns danach wieder mit Staub und Sand ein, so dass wir nichts anderes können, als wieder in das herrlich frische Nass zu tauchen …

Da wir schon lange nicht mehr Wäsche gewaschen haben, habe ich an diesem Morgen entschieden, unsere blaue Waschtrommel wieder einmal in Betrieb zu nehmen – welche dann wegen des kurzen Weges nicht lange auf dem Dach platziert bleibt. Somit müssen meine Hände den restlichen Waschgang übernehmen. Und da die Wäsche so gut unter der örtlich vorhandenen Dusche gespült werden kann und Wind und Wärme einen Trockner mehr als ersetzen, wird gleich alle schmutzige Wäsche behandelt – Grosswäsche unterwegs! MANni’s Inneres ist auch nicht mehr sehr sauber und ich bin gerade so schön im Schuss … und so wird dieses am nächste Tag auch noch gereinigt – arbeitswillige Leute sollten nie gebremst werden ? …

Grosswäsche unterwegs

Hier im Inland ist es sehr heiss und trocken – die Luft ist dunstig resp. von den vielen Bränden getrübt. Riechen können wir die Brände nicht, aber immer wieder sehen wir in der Ferne riesige Rauchwolken gegen den Himmel steigen, welche die Luft mit ihrem Feinstaub eintrüben. Und immer wieder fahren wir durch niedergebranntes Gebiet – es ist unglaublich, wie viel Wald- und Buschfläche immer wieder und speziell in diesem Jahr in Flammen aufgeht!

Auch am nächsten Mittag, dem 24. August, stehen wir auf dem Stellplatz bei einem Flussbad. Wir haben schon am Morgen gesehen, dass in der Ferne ein Grossbrand ausgebrochen ist – im Verlauf des frühen Nachmittages wird das Licht ganz schummrig und eine riesige Rauchwolke schiebt sich über den Himmel. Am frühen Abend ist die Sonne eine leuchtend rote Scheibe, noch recht hoch oben, das Licht ist unnatürlich dämmerig. Ausserdem «schneit» es schon seit längerem schwarze und weisse Ascheflöcklein – und da ich diesen Bericht zum Teil an diesem Tag und draussen schreibe, muss ich diese immer wieder von der Tastatur blasen …

Die Asche und das komische Licht sind ein Umstand, welcher sogar für die Einheimischen recht ungewöhnlich zu sein scheint, so wie auch sie reagieren!

Eine gespenstige Stimmung …

Als die Sonne sich weiter senkt, ist sie hinter all dem dicken Rauch fast nicht mehr zu sehen – ein wahrlich gespenstiger Anblick! Und was uns noch auffällt: die Temperatur ist deutlich zurückgegangen. Da das Feuer aber wirklich weit weg ist, besteht für uns absolut keine Gefahr.

Was uns in den letzten beiden Tagen natürlich auch stark beschäftigt hat, ist der massive Bergsturz am Piz Cengalo in meiner Heimatgemeinde Bregaglia. Mein Heimatdorf Soglio ist, da auf einer Terrasse über dem Tal gelegen, nicht betroffen, das Nachbardorf Bondo im Tal unten jedoch stark. Wir sind einfach nur erschüttert von diesem Ereignis und hoffen, dass die erwarteten weiteren Felsabbrüche glimpflich ablaufen werden!

 

Gesamtstrecke: 501.13 km

 

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

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