21.11. – 12.12.2017
Nun, da der Besuch aus der Schweiz wieder in den Winter zurückgekehrt ist und die Arbeiten bei MAN in Casablanca gemacht worden sind, zieht es uns wieder in Richtung Süden. Dieses Jahr sind wir noch wenig im Hohen Atlas unterwegs gewesen und so führt uns unser weitere Weg dorthin. Die Landschaft um Casablanca kann nicht eben als schön bezeichnet werden, es ist flach und eher langweilig. Erst als wir wirklich in die Berge kommen, wird es schöner, wilder und interessanter. Bis weit hinauf ist das Bild von intensiver Landwirtschaft geprägt und so ist es grundsätzlich wieder schwierig, einen Platz für die Nacht zu finden. Immer höher windet sich die kurvige Strasse die Berge hinauf, die Temperatur beginnt merklich abzunehmen. Und noch etwas fällt uns auf: ist in den tieferen Lagen fast nie jemand winkend am Strassenrand gestanden (wobei: das Winken hier bedeutet eher «komm hierher und halte an, ich will was von dir»), sehen wir, je näher wir den touristischen Highlights Dades- und Todraschlucht kommen, vermehrt Kinder, die, sobald sie uns sehen, zur Strasse rennen und winken!
Die zu Beginn gut ausgebaute Strasse nach Imilchil am oberen Ende der beiden oben erwähnten Schluchten wird immer abenteuerlicher – schmal und in unzähligen Kehren klettert sie immer höher hinauf und führt über mehrere Passübergänge zum Plateau des Lacs. Unterwegs passieren wir eine Baustelle nach der anderen. Hier soll offenbar in wenigen Jahren eine gut ausgebaute Strasse mithelfen, die schöne Bergwelt mit Touristen zu überschwemmen.
In der Nähe der an den Hängen klebenden Dörfer und einzelnen Häuser wird hier noch auf herkömmliche Weise Holzkohle hergestellt – in grossen Haufen wird das Holz unter einer Plane verbrannt resp. verglüht, um danach in grosse Säcke abgefüllt zu werden.
Wie schon letztes Jahr stellen wir uns bei einbrechender Dunkelheit an den Lac Tislit. Dieses Mal aber nicht direkt ans Ufer, sondern vor ein vermeintlich unbewohntes Haus – was sich schon bald als Irrtum herausstellt. Der schon bald herankommende Bewohner erlaubt uns aber, hier zu stehen – es ist ja nur für die Nacht. Am nächsten Morgen liegen die Temperaturen um den Gefrierpunkt und wir schalten die schon lange nicht mehr gebrauchte Heizung ein. Na ja – es ist nach Mitte November und wir befinden uns auf ca. 2400 m Höhe – da muss man damit rechnen … Unser «Gastgeber» ist schon früh auf den Beinen und sitzt zwischen uns und seinem Haus auf einem Mäuerchen. Wir bieten ihm einen Kaffee an, welcher er gerne annimmt. Als wir uns verabschieden, gebe ich ihm noch 2 Dosen mit Getränken – er fordert ganz selbstverständlich noch 50 Dirham dazu – für seine «Bewacherdienste»! Wer ihn um diesen Dienst gebeten hat, wissen wir nicht – wir auf jeden Fall nicht! Er ist ziemlich hartnäckig und schliesslich drücke ich ihm 40 Dirham in die Hand. Wir steigen ein und fahren unter seinem nicht ganz zufriedenen Blick einfach davon!
Für diesen Tag haben wir geplant, die Piste von Agoudal über einen der höchsten zu befahrenden Pässe in Marokko, den über 2900 m hohen Tizi-n- Ouano, in die Dadesschlucht zu fahren. Auf dem Weg nach Agoudal fällt uns auf, dass der Motor immer wieder Aussetzer hat und das Gas nicht richtig annimmt – ist es die Höhe, schlechter Diesel oder ist in Casablanca nicht sorgfältig gearbeitet worden? Auf jeden Fall getrauen wir uns so nicht in die weite und einsame Bergwelt ☹. Es bleibt uns nicht viel mehr übrig, als über die ausgebaute Teerstrasse in die Todraschlucht und in tiefere Lagen zu fahren – und schon bald benimmt sich unser Grosser, wie wenn nie etwas nicht gut gewesen wäre! Irgendwann kommen wir auch der Ursache dieser Probleme auf die Spur: mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat Armin am Morgen den Motor zu früh gestartet, bevor das elektronische System den Startcheck fertig durchgeführt hat – und so wurde vermutlich einfach zu wenig Diesel eingespritzt!
Die beiden berühmten und zum Pflichtprogramm einer Reise in den Süden von Marokko gehörenden Täler – Todraschlucht und Dadesschlucht – welche der beiden ist schöner oder spektakulärer? Da wir am selben Tag beide Täler durchfahren, können wir hier den direkten Vergleich wagen: uns gefällt die weniger spektakuläre, aber landschaftlich schönere Todraschlucht eindeutig besser.
In beiden Tälern ist es aber nicht einfach, sich hinzustellen, ohne belästigt zu werden – ausser man ist auf einem der vielen Campingplätze. Heute wird es wieder einmal später Nachmittag bis wir uns hinstellen – wir finden in der Nähe des Endpunktes der sehr abenteuerlichen Querpiste zwischen den beiden Schluchten, welche wir letztes Jahr unter für uns damals schwersten Bedingungen gefahren oder besser geholpert sind, einen ruhigen Platz. Schon bald kommt ein Marokkaner des Weges und fragt uns, ob wir vorhaben, die Piste hinüber in die Todraschlucht zu fahren. Wir verneinen, worauf er erleichtert erschient und meint, dass dies mit dem LKW schon länger nicht (mehr) möglich sei. – Wir haben das aber letztes Jahr gemacht, wissen aber, dass es an einigen Stellen grenzwertig ist. Unterdessen sei es noch schwieriger und die Strasse auf der anderen Seite noch schlechter – aber er kann sich nun daran erinnern, uns gesehen zu haben, als er damals mit einer Gruppe Touristen unterwegs war! Er meint, wir sollen die Piste nach Agoudal fahren, die sei auch für diese Grösse von Gefährt kein Problem und sehr schön – und da MANni sich von seiner «Krankheit» erholt hat, beschliessen wir, genau dies zu machen – einfach in der umgekehrten Richtung wie ursprünglich geplant.
Am nächsten Morgen haben wir schon bald wieder Besuch – dieses Mal aber nicht jemand, der uns einen Tipp geben will, sondern der etwas von uns haben möchte! Unverrichteter Dinge ziehen der Mann und der Junge nach einiger Zeit enttäuscht ab – da es wieder sehr kalt wurde in der Nacht, haben wir geheizt und die Fenster geschlossen gehalten, so dass wir sie nicht bemerkt haben ?… Bald steht der Junge wieder da und als Armin etwas draussen machen muss, gibt er ihm einige Biskuits vom Vorabend, welche natürlich umgehend verschlungen werden. Als wir abfahren, will er noch Geld von uns – sicher nicht, wieso auch? – um schlussendlich Armin noch um ein Telefon anzubetteln! Merke: gibst du diesen Leuten den kleinen Finger, wollen sie als nächstes deine Hand und dann deinen ganzen Arm!!!
Die Fahrt zurück in das Hochtal von Imilchil über die schmale, aber gut zu befahrende Schotterstrasse lohnt sich – weite Ausblicke in den Hohen Atlas faszinieren nach jeder Kehre aufs Neue. Und da uns beim Aufstieg auf den Pass lediglich ein Bauer mit seinen beiden Eseln entgegenkommt, müssen wir uns nicht einmal vor einem drohenden Engpass zum Kreuzen fürchten ?!
Da wir am Ende des Tages wieder in der Todraschlucht sind, Armin noch einiges richten will, was in Casablanca nicht ganz zu seiner Zufriedenheit gemacht wurde und der schon halb fertig geschriebene Blog wieder einmal mit Bildern versehen und ins Internet gestellt werden will, stellen wir uns als einzige Gäste auf einen der vielen Campingplätze hier hin. Dort bleiben wir dann auch gleich für die nächsten beiden Tage stehen, damit alles in Ruhe erledigt werden kann.
Vor wenigen Wochen haben uns Verwandte von mir aus der Schweiz ein Mail geschrieben, dass sie in der zweiten Novemberhälfte im südlichen Marokko unterwegs sein werden. Und so ergibt es sich, dass wir uns am Sonntag für einige gemütlich verplauderte Stunden mit Jane und Ruedi treffen – es war schön, euch zu sehen und wir haben die kurze Zeit mit euch genossen!
Uns zieht es noch weiter in den Süden des Landes und auch zurück in die Wärme – in der Nacht wird es uns in den Bergen definitiv zu kalt! Und so landen wir schon bald wieder in Zagora auf dem altbekannten Campingplatz, wo wir aber auch dieses Mal nicht lange bleiben. Bei den Arbeiten an MANni in der Todraschlucht mussten wir die Führerkabine ausräumen, damit Armin diese kippen kann – beim Helfen, die z.T. doch recht schweren Rako-Kisten auszuräumen, habe ich mir eine schmerzhafte Reizung des Beckenkammes eingefangen. Hier braucht es nun Geduld, Dehnübungen und, wenn möglich – einen Saunabesuch, also tief eindringende Wärme! Und wie es der Zufall so will, hat es nur wenige Kilometer von hier auf dem Weg zu der Piste, die wir als nächstes fahren möchten, ein Hotel mit Campingmöglichkeit, welches über eine Sauna verfügt! Also nichts wie hin und hier, am Rand der Wüste, kommen wir, wie gewünscht, so richtig ins Schwitzen! Ob und wieviel das genützt hat, kann ich abschliessend nicht beurteilen – aber mit regelmässigem dehnen und dekorativen, bunten Tapes an den schmerzenden und steifen Stellen scheint das ärgste überstanden zu sein. Vielleicht hat aber auch das Gerüttel der schlechten Strassen meinen Rücken massiert, so dass sich die Verspannungen gelöst haben ?? Auf jeden Fall geht es mir nach einer Woche wieder so gut, dass ich mich ohne aufzujaulen wieder im Bett drehen kann und nicht mehr wie eine hundertjähriges Mütterchen herumlaufen muss ?!
Die Piste von Tagouhite über den Erg Chegaga und den Lac Iriki nach Foum Zguid kennen wir schon vom letzten Jahr. Da wir aber gerne nochmals in den Dünen des Ergs übernachten möchten und auch sonst die Piste in schöner Erinnerung haben, wollen wir sie nochmals fahren. Leider kommen wir dieses Mal nicht weit – als wir am Rand der Dünen den Luftdruck in den Reifen reduzieren, frischt der Wind immer mehr auf und schon bald sieht man nur noch wenige hundert Meter weit – die ganze Luft ist voller Staub und Sand! So macht es keinen Sinn, weiterzufahren und da wir nicht wissen, ob der Wind sich morgen wieder legt, kehren wir um. Kurz vor der Teerstrasse wieder Luft aufpumpen und zurück über die beiden Bergketten nach Zagora. Wir sind erstaunt – da, wo wir noch vor wenigen Stunden eine herrliche Weitsicht geniessen konnten, sehen wir nun fast nichts mehr! In Zagora selber ist die Luft noch klar und der Wind nicht stark – das ändert sich aber innerhalb einer halben Stunde und als wir nach einem kurzen Einkauf weiterfahren, ist die Luft getrübt und der Wind wirbelt alles, was nicht festgemacht ist, herum!
Wir verziehen uns schleunigst in ruhigere Gegenden und fahren in Richtung Taroudannt. Auf beiden Strassenkarten, welche wir dabeihaben, führt eine kleine Strasse von Anezal über die Berge nach Aoulouz – so können wir den Weg abkürzen und müssen nicht über die Hauptstrasse donnern. Und sicher ist diese Strecke landschaftlich auch viel schöner. Zu Beginn schlängelt sich die gut ausgebaute, schmale Teerstrasse durch Täler immer weiter hinauf in die Berge. Wir geniessen tolle Ausblicke und sind erstaunt, wie wenig Verkehr es hier hat – wir begegnen nur wenigen Autos. Irgendwo, schon weit oben, zeigt uns das Navi plötzlich an, dass wir nicht mehr auf der richtigen Strasse sind – diese müsste etwas weiter hinten nach links abgezweigt sein – wir können uns beide aber nicht erinnern, dass wir irgendwo eine andere Strasse gesehen haben??? Also wenden wir und fahren das kurze Stück zurück um zu schauen, ob wir beide irgendwie blind geworden sind – aber am angegebenen Ort sehen wir nur eine schmale, unscheinbare und holprige Piste den Bergkamm entlangführen – das ist laut Navi die Strasse, welche schlussendlich in Aoulouz landen soll!? Nein – da fahren wir nicht lang, wer weiss, wie es da weitergeht – und überhaupt – wenn es schon eine so schöne und gute Teerstrasse gibt, wird diese sicher die neue Strasse sein, so dass wir uns weiterhin an diese halten können, um an unser gewünschtes Ziel zu gelangen. Immer weiter geht es in die Berge – nur die Richtung stimmt nicht ganz – anstatt nach Westen dreht der Weg nach Norden – dort ist aber schon bald nichts mehr auf der Karte eingezeichnet! Wir können nur hoffen, dass wir schon bald irgendwo landen, wo die Strasse wieder nach Westen abbiegt, um doch noch nach Taroudannt zu gelangen. Wir erreichen ein Dorf, wo es laut Karte eine Piste geben soll, die uns wieder zurück in die richtige Richtung führen würde – aber nur dann, wenn wir MANni nicht durch das enge Dorf zwängen müssen – da kommen wir nie durch!
Und jetzt mach mal die Augen zu und stell dir folgende Situation vor: du fährst guten Mutes auf einer wohl schmalen, aber bestens ausgebauten Strasse mitten in den Bergen oberhalb eines Dorfes am Hang entlang. Dann, völlig unerwartet, endet die Strasse nach einer unübersichtlichen Kuppe – und du stehst vor der Wahl, entweder dein grosses Fahrzeug direkt hier auf der schmalen Strasse, wo es auf einer Seite steil hinunter und auf der anderen Seite genau so steil nach oben geht, zu wenden, oder die schmale Piste ins Dorf hinunter zu nehmen, für welche dein Fahrzeug viel zu gross ist, oder die ebenso schmale Piste weiter geradeaus zu nehmen, wo es nach einem Bach einen kleinen, ziemlich abhäldigen Platz gibt (so wie es aussieht, der örtliche Müllverbrennungsplatz), wo du wenigstens gerade mal so Platz haben solltest, dein Fahrzeug ohne grössere Gefahr zu wenden ?! So ist es uns hier ergangen – völlig perplex schauen wir uns an – das gibt es doch nicht! Aber wie wir es drehen und wenden – es bleibt uns nicht viel anderes übrig, als die vernünftigste Variante zu wählen und auf dem engen Platz nach dem Bach zu wenden, damit wir den ganzen weiten Weg zur Hauptstrasse wieder zurückzufahren können, immerhin schlappe 65 km!
An der Stelle, wo die richtige Piste abgeht, machen wir nochmals Halt – es kann doch nicht sein, dass alle Strassenkarten diese Verbindung eingezeichnet haben und man da nicht durchfahren kann! Aber auch das zu Rate gefragt Google Maps macht uns keine Hoffnung – es sieht dort einfach zu riskant aus. Später sucht Armin dann doch noch im Internet nach Erfahrungsberichten über diese sicher sehr schöne Strecke durch den Hohen Atlas – was er dort findet, bestätigt unsere Entscheidung – der Bericht eines Motorradfahrers, der die Piste in der Gegenrichtung befahren hat und irgendwo im nirgendwo nicht mehr weitergekommen ist, da es einfach nur noch über Geröll gegangen wäre, spricht Bände. Und auch er bemerkt, dass er nicht versteht, dass eine nicht zu befahrende Strecke auf allen Karten eingezeichnet ist!
Den ganzen Tag haben wir von Weitem die wolkenverhangenen Berge des Hohen Atlas in der Ferne gesehen – am nächsten Morgen sind die höchsten Gipfel weiss gepudert – der erste Schnee dieses Winters, den wir sehen!
Letztes Jahr haben wir Taroudannt besucht, haben uns jedoch nicht zurechtgefunden und wurden von einem jungen Mann, der uns schon auf dem Parkplatz angesprochen hat, in ziemlichem Tempo durch die Medina gelotst, um schon bald in einem Geschäft mit den üblichen in Marokko und/oder China hergestellten Erzeugnissen zu landen. Auch am nächsten Tag hat er sich an uns gehängt – viel haben wir also nicht unbedingt gesehen. Dieses Jahr möchten wir die ursprüngliche Medin auf eigene Faust und in unserem Tempo besichtigen – weit kommen wir aber wieder nicht – und schon werden wir von einem wildfremden Mann angesprochen. Seid ihr Franzosen? Nein – Schweizer. Ah – des Suisses – er lebte lange Zeit in Deutschland und möchte nur wieder einmal Deutsch reden können ?. Und schon sind wir in seinem Fahrwasser und haben fast keine Chance, dorthin zu gehen, wohin wir möchten. Irgendwann schaffen wir es dann doch, ihm klarzumachen, dass wir keine Begleitung wünschen und uns schon alleine zurechtfinden! Etwas enttäuscht zieht er von Dannen – ist es jeweils die vielgepriesene Gastfreundschaft in diesem Land oder möchten diese «Guides» lediglich den Touristen das Geld aus der Tasche ziehen? Ich bin mir da immer noch nicht ganz sicher, ob ihr Handeln so absolut uneigennützig ist, wie sie einem versichern … Auf jeden Fall können wir doch noch ungestört etwas durch die Medina bummeln, bevor wir zu MANni zurückkehren.
Hier in Marokko beginnt das öffentliche Leben erst im Verlauf des Nachmittages zu pulsieren und so gehen wir am Samstag erst dann in die Medina – und werden schon bald wieder angesprochen! Dieses Mal machen wir dem netten Mann schnell klar, dass wir alleine gehen möchten. Ein bisschen irritiert zieht er ab … Die überdachten Souks hier in Taroudannt sind offensichtlich weniger auf Touristen ausgelegt und wir geniessen es, durch die Gassen zu schlendern und kaum belästigt zu werden. Ich finde noch ein paar Geschenke für unsere Lieben zu Hause, welche ich dann Armin’s Schwester, welche uns im Januar in Marrakech besuchen kommt, mitgeben kann.
Immer wieder lernen wir auf unserer Reise nette und sympathische Leute kennen – oder solche, die jemanden kennen, den wir auch kennen … auf jeden Fall geniessen wir immer wieder die spannenden und schönen Stunden, die wir mit gleichgesinnten verbringen dürfen. Eine gute Gelegenheit dazu sind immer wieder Campingplätze und so lernen wir auch Marita und Uwe aus Deutschland kennen, welche die folgende Geschichte und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, kaum glauben können …
Am Nachmittag des 3. Dezembers fahren wir auf einen Campingplatz etwas nördlich von Agadir – der Wäschekorb ist am Überquellen – hier ist dringender Handlungsbedarf! Während ich mich am nächsten Morgen um die Wäsche kümmere, inspiziert Armin, wie immer mal wieder, das Äussere von MANni – und ist überhaupt nicht erfreut, als er unerwartete Schäden an unserem Fahrzeug entdeckt! Zum Glück hat er keine zwei linke Hände und ursprünglich einen Beruf in der Metallverarbeitungsbranche erlernt – nach zwei Tagen harter Arbeit ist es soweit gerichtet, dass wir weiterfahren können?! Es bleibt aber immer noch ein ungutes Gefühl – so möchten wir eigentlich nicht zum Abenteuer Westafrika starten!!!
Einige Mails und Telefonate mit Action Mobil später bestätigt sich unsere Befürchtung – wir müssen mit unserem an Rückenproblemen leidenden MANni nach Europa zurück und ihn in Österreich einer umfangreichen Operation unterziehen lassen!!!
Nach Europa zurück, speziell in die Schweiz und nach Österreich im Winter heisst, dass wir unsere abgefahrenen Reifen schon im Dezember und nicht erst, wir geplant und arrangiert, im Januar wechseln müssten – ausserdem noch kurzfristig eine Schiffspassage nach Savona oder Genua buchen (damit wir nicht den ganzen, reifenfressenden Weg auf der Strasse zurücklegen müssen), unsere gebuchten Flüge von Marrakech nach Zürich und wieder zurück storniert (MANni hätten wir hier unterdessen sicher abgestellt) und und und … richtig gelesen: wir hatten geplant, die Familie an Weihnachten mit unserer Anwesenheit zu überraschen – in der jetztigen Situation haben wir sie über unsere ungeplante Rückkehr mit MANni unterrichtet.
Unsere Köpfe beginnen ob dieser unerwarteten und etwas nervigen Situation schon bald zu rauchen … aber immer noch besser, wir haben den Schaden jetzt entdeckt und nicht erst später, wo nur eine provisorische Reparatur möglich gewesen wäre – ärgerlich ist es aber trotzdem und frustriert uns gehörig. Das Ganze bringt unsere Planung arg durcheinander – zum Glück haben wir ja Zeit … ?
Unterdessen sind wir, ganz entgegen unseren Gewohnheiten, auf der Autobahn von Agadir nach Casablanca gefahren – wir wollen die Reifen montieren lassen. Der Reifenhändler will aber cash bezahlt werden – wo sollen wir aber innerhalb kurzer Zeit genügend Euro oder Dirham herkriegen? Also beschliessen wir, nicht eben mit dem besten Gefühl, die hier reservierten Reifen sausen zu lassen und mit unseren abgefahrenen Gummis in die Schweiz zu fahren – wenn die Strassen schneebedeckt sein sollten, werden wir eben eine Pause einlegen müssen… gewechselt werden sie dann bevor MANni in die «Klinik» muss ?.
Heute, am 12. Dezember, wiederum nach stundenlanger Autobahnfahrt, stehen wir in Sichtweite vom Hafen Tanger Med, von wo aus morgen Abend unsere Fähre nach Genua abfährt … und da es gestern stark geregnet hat, ist die Luft so unglaublich klar, dass wir den Südzipfel von Europa und den «Affenfelsen» zum Greifen nahe sehen – ein wohl schöner Anblick, aber ob den Umständen finden wir es eher absurd … ich komme mir vor, wie wenn irgendwo der Film gerissen wäre und ein anderer, unpassender angeklebt wurde, so dass wir uns jetzt im falschen Film befinden … ich kann es kaum fassen: noch vor einer guten Woche (ist das wirklich erst so kurz her?) haben wir uns herausgesucht, wo wir am besten und mit der grössten Chance auf Erfolg unsere Visa besorgen und wie wir das Wirrwarr mit den Haftpflichtversicherungen in Afrika am pragmatischsten lösen können … und nun wird unsere als Scherz gemeinte Antwort auf die Frage «Haltet ihr es so lange unterwegs und im Ausland aus?» tatsächlich wahr: «Wer weiss, vielleicht sind wir schon in einem halben Jahr wieder da!?»
Unsere erst eben begonnene Reise müssen wir zwangshalber und schweren Herzens für einige Monate unterbrechen, bis MANni wieder gesund ist – wir warten aber jetzt schon ganz ungeduldig auf die Wiederaufnahme und Fortsetzung der Weltreise! Schon bald soll es heissen «sWillis sind wieder unterwegs»!
Goodby Africa – wir kommen so schnell wie möglich wieder!
Die Verabschiedung an dieser Stelle steht heute für euch und für Afrika:
Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …
Zur Erinnerung, Suaheli für: Auf Wiedersehen, unsere Freunde! Bis bald …
P.S.: Soeben haben wir per SMS erfahren, dass die Abfahrt unseres Schiffs infolge schlechter Wettervorhersagen auf den 14.12. um 14:00 Uhr verschoben wurde …
Die Welt ist gross, schön, bunt und spannend,
manchmal auch eng, kahl, beängstigend oder nervig.
Aber sicher allemal wert, erkundet zu werden
und immer gut für so manches Abenteuer.
Wir machen uns dann mal auf die Socken …
Geleitet von diesem Moto sind wir Mitte 2017 zu unserer Weltreise aufgebrochen. Mittlerweile haben wir Frankreich, Spanien, Portugal und Marokko besucht, bevor es 2018 weiter südlich in uns völlig unbekannte Länder gehen soll. Vieles haben wir gesehen und erlebt, vieles wird noch auf uns zukommen – wir freuen uns darauf!
Wir wünschen allen Daheimgebliebenen wunderschöne Festtage und einen guten Rutsch in ein ereignisreiches, schönes und glückliches 2018.
Penny und Armin
sWillis unterwegs
www.swillis.ch
Achhh Ihr beiden/drei
Finger-X für Mani. Leidet Mani an Spätfolgen des Crashes (der mir ebenfalls immer noch in Knochen sitzt – könnt Ihr mir glauben). Einen solche Abflug wie Du so bildlich beschrieben hast, könnte mindestens das Rückenleiden als Ursache nahelegen. Wie auch immer, ich geniesse die Reise die Ihr an meiner Statt machen, über diese tollen Berichte und Bilder sehr. Nun kehrt Ihr halt kurzfristig zurück und, das nebst dem Klinikaufenthalt, nur um Anlauf zu holen für den Südvorstoss….
Geniesst die Festtage und die Familie.
Andy B. (haben uns in Bad Kissingen 2016 kurz getroffen)
Hallo Andy, wir denken nicht, dass der Crash etwas mit den Problemen zu tun hat. Aber vielleicht ergibt sich ja doch noch ein Treffen, dann wissen wir ev. Genaueres. Wir sind nun um 14:30 immer noch am Warten, bis wir aufs Schiff fahren können … Pünktlichkeit ist was anderes ? LG
Wir wünschen Euch weiterhin alles Gute und viele spannende Mommente. Unterwegs keine ernsthaften Pannen dafür tolle Begegnungen und Erfahrungen. Alles Gute,einen glücklichen Jahreswechsel und Gute Fahrt. Joe u. Christine Mathis
Danke für die guten Wünsche. Da MANni aber tatsächlich ein ernsthaftes Problem hat, haben wir uns entschieden, dies vor der Afrikadurchquerung beim Hersteller beheben zu lassen. So sind wir nun auf dem Rückweg nach Europa … LG Penny und Armin
Vielen Dank für eure spannende Reiseberichte !! Wünsche euch auch schöne Festtage in der CH. Für’s 2018 eine gute Reise und viiiel Glück .. vor allem gute “Gesundheit” für euer MANni !! und natürlich auch für euch.
Wir freuen uns immer wieder auf Reaktionen auf unsere Beiträge, vielen Dank! LG Penny und Armin