Weltreise

Don’t worry, be happy and “God bless you”?!

07. – 20.12.2018

Nach diesen beiden recht angenehmen Tagen im Hotel, während denen MANni dank gewittrigen Regenschauern wieder fast in seiner ursprünglichen Farbe erstrahlt, brechen wir in ein neues Land auf – Ghana, die ehemalige Goldküste.

Die Fahrt zur Grenze ist unspektakulär, der Grenzübertritt auch. Auf Seite der Elfenbeinküste wird alles routiniert und zügig erledigt – nur das Büro des Douanes, wo wir das Carnet abstempeln müssen, liegt versteckt zuhinterst und im 1. Stock einer grossen Halle, da wo wir es sicher nie gesucht hätten … Und unsere überschüssigen Dalasie werden wir nach einigem Verhandeln über den Wechselkurs auch noch los ?.

Auf der Ghanischen Seite wird ebenfalls alles routiniert erledigt – wenn auch mit etwas mehr Aufwand, da die Fahrzeugdaten (wieder einmal) in ein grosses Buch eingetragen werden und wir ein Einreiseformular ausfüllen müssen. Die fehlenden Angaben bei der Adresse und den Kontaktdaten in Ghana ziehen strenge Fragen nach sich, aber da wir das stichhaltig erklären können, wird auch das schlussendlich akzeptiert …

Und schon hier am Zoll spüren wir den Beat, den Rhythmus und die Lebensfreude, welche uns in diesem Land immer wieder so positiv und fröhlich begegnen werden – die Polizeibeamtin wiegt sich rhytmisch und ganz unbeamtenmässig zu den Reggaeklängen, welche aus dem Lautsprecher im Büro ertönen. Und wir werden, so wie noch unzählige Male in diesem Land, mit einem aus tiefstem Herzen kommenden «God bless you!» verabschiedet …

Sobald wir die Grenze passiert haben, fallen uns einige Unterschiede zur Elfenbeinküste auf: so sind die Häuser hier gemauerte und mit Wellblech gedeckte, viereckige, eng zusammenstehende Gebäude, die Strassen sind staubiger, Nebenstrassen sind nicht geteert, es liegt wieder mehr Müll herum, in jedem Dorf gibt es mehrere Kirchen verschiedenster christlicher Glaubens- und Sektenrichtungen und wir können uns wieder einfacher verständigen – Ghana als ehemalige Englische Kolonie spricht auch deren Sprache ?.

Ja, der Glaube spielt hier eine herausragende und alltagsbestimmende Rolle – an vielen Häuser ist ein Bibelspruch, eine Gottesanpreisung aufgepinselt, viele Geschäfte tragen irgendeinen Namen, der mit Gott oder dem Himmel in Verbindung steht. Auf jedem Taxi, jedem Sammeltaxi, ja, am Heck eines jeden Lastwagens lesen wir ein «Thank you God» oder «God is with you» oder so ähnlich … oft denke ich mir, bei der Fahrweise dieser Wahnsinnigen ein frommer Wunsch, welcher hoffentlich auch etwas nützt ?. Und nicht immer zu meiner hellen Freude hat Armin die westafrikanische Fahrweise unterdessen komplett adaptiert und verinnerlicht – ob er sich dabei auch auf die Hilfe und den Schutz von Oben verlässt, wie die Afrikaner, glaube ich jedoch weniger ? …

Wieder einmal kommen wir schneller voran als gedacht und gewollt – die auf i-Overlander herausgesuchten Hotels oder Stellplätze stellen sich oft als nicht für unsere Grösse geeignet heraus. So ist bei einem Hotel die Einfahrt zu tief, die Zufahrt zu einem Strand eine zu schmale und zugewachsene Piste, die Durchfahrt in einem Dorf etwas gar eng … somit landen wir schlussendlich in der Nähe von Butre, schon recht weit im Land, bei der Hideout Lodge. Aber bis wir den richtigen Weg dorthin, die richtige, respektive für uns trotz tiefhängender Palmenwedeln befahrbare Piste gefunden haben, liegen die Nerven schon dicht unter der Oberfläche ? …

Hideout Lodge – eine kleine, einfache, von jungen Leuten unkompliziert geführte Anlage, wo man gut und günstig essen kann und wir uns auf der Wiese direkt hinter dem Strand hinstellen dürfen. Und auch hier – die Rhytmen, welche aus den Lautsprechern ertönen, lassen auch den steifsten Touristen mit dem Körper wippen, von der jungen Serviertochter schon gar nicht zu sprechen …

Apropos Lautsprecher – auf dem Weg zu diesem schönen, friedlichen Ort sind uns in den wenigen Dörfern riesige Lautsprecheranlagen aufgefallen – weniger optisch, dafür umso mehr physisch und akustisch – die Bässe sind sogar im geschlossenen Fahrzeug körperlich spürbar und dröhnen in den Ohren!

Leider erleben wir hier an diesem abgelegenen und wunderschönen Ort auch die negativen Seiten, welche der Tourismus, respektive der Europäer auf Urlaub, manchmal mit sich bringt – drei Holländer, in etwa in unserem Alter, eine Frau und zwei Männer, lassen sich den ganzen Tag lang mit Bier volllaufen und sind dann am Abend auch dementsprechend bes…

An diesem unserem ersten Abend in diesem Land, einem Samstag, wird am Strand ein Feuer angezündet, der Koch und ein Ghanischer Gast lassen die Trommeln sprechen und die junge Mannschaft sowie einige der erstaunlich zahlreich anwesenden Touristen tanzen schwitzend um das Feuer herum. Auffallend, wie elegant, natürlich, leicht und im Einklang mit den Trommeln die Afrikaner ihren Körper zu bewegen wissen – ganz im Gegensatz zu den Europäern, wo die Bewegungen heftiger, grösser und steifer, einfach weniger harmonisch, ausfallen … zum Glück wird unsere Ausrede, warum wir nicht mittanzen, schmunzelnd angenommen – wir hätten ganz sicher keine bessere Figur abgegeben als die anderen Weissen auch ?!

Damit wir nicht den ganzen Sonntag nur faul herumsitzen, unternehmen wir einen Spaziergang zum nahen Dorf Butre. Um dieses kleine Fischerdorf zu erreichen, müssen wir die Mündung einer Lagune queren – eine abenteuerliche, spitz zulaufende, aus alten Brettern gezimmerte Fussgängerbrücke verbindet den Strand mit dem Dorf. Wie das LKW-Navi gestern auf die Idee gekommen ist, dass es uns von der Dorfseite her zur Lodge führen wollte, bleibt mir ein Rätsel – denn für MANni wäre sie definitiv zu schmal gewesen und ob sie sein Gewicht ausgehalten hätte, möchte ich eher bezweifeln …??? ? Zum Glück verfügen wir ja noch über weitere Applikationen und Karten, welche uns auch andere Wege aufzeichnen …

Der Fischfang mit Netzen von den Pirogen aus, die Verarbeitung und der Verkauf der Ausbeute sind offensichtlich die Haupteinnahmequellen dieser Fischerdörfer. Überall sind mit engmaschigem Gitter bespannte Holzrahmen aufgestellt, wo die kleinen Fische an der heissen Sonne getrocknet werden. Die grossen Exemplare werden über einer Feuerstelle kurz geräuchert, bevor ihnen die Schwanzflosse zwischen die Kiemen gesteckt wird und der so kunstvoll zu einem Ring geformte Fisch fertig geräuchert oder getrocknet wird und so im ganzen Land auf den Märkten und bei den Strassenhändlerinnen zu erstehen ist.

Nach diesem kurzen und schweisstreibenden Ausflug stürzen wir uns in die Fluten des Atlantik – hier an dieser Ecke der langen Küste von Westafrika soll einer der wenigen Orte sein, wo die ansonsten starke und gefährliche Unterströmung das Schwimmen zulässt.

Wie schon erwähnt, tummeln sich hier noch weitere Europäer – beim abendlichen Bier werden wir in unserer Sprache angesprochen – Regula aus dem Bernischen kommt seit dreissig Jahren nach Ghana und ist zusammen mit ihrem Begleiter Emmanuel in der Eco-Lodge nebenan abgestiegen. An diesem und am folgenden Abend ergeben sich so ausgiebige und interessante Gespräche, dies auch, da Regula und Emmanuel nach einer Nacht die Lodge gewechselt haben …

Dann lernen wir noch Daphne und Max aus Deutschland kennen, welche vier Wochen lang mit Rucksack und ÖV an der Elfenbeinküste und in Ghana unterwegs sind. Lustigerweise hat Max einen alten Feuerwehr-LKW zum Wohnmobil ausgebaut und so ist schnell ein gemeinsamer Nenner gefunden …

Nach drei entspannten Tagen, während denen auch der letzte Blogeintrag entstanden ist, fahren wir weiter entlang der Küste. Die mit Schlaglöchern übersäte Strasse lässt uns wieder einmal nur langsam vorankommen. Da wir in Abidjan nur den einen Tank gefüllt haben, nähert sich die Tankanzeige wieder einmal der roten Marke und so möchten wir in der nächstgrösseren Ortschaft auftanken – wenn möglich an einer Tankstelle, wo wir mit der Karte bezahlen können – ob es sowas hier überhaupt gibt? Gibt es – leider ist jedoch gerade der Diesel ausgegangen ☹, der Tanklaster sollte aber jeden Moment eintreffen ? … was zu unserem Erstaunen dann auch tatsächlich der Fall ist ?! Doch vorerst üben wir uns noch etwas in Geduld, denn bis die Qualität und die Temperatur des Diesels genau kontrolliert sind und abgeladen ist, dauert es noch ein wenig … Aber dafür sind wir sicher, dass wir nun den besten, hellsten und klarsten Diesel im Tank haben, den wir bis jetzt auf diesem Kontinent eingefüllt haben ?.

Nicht ganz freiwillig lernen wir an diesem Tag noch ein Ghanisches Gesetz kennen und erfahren, wie dieses von der Polizei genauestens und korrekt befolgt wird ?. Als wir in einem Dorf bei einer Kontrolle hinausgewinkt werden, denken wir nichts Böses – oft ist es ja einfach so, dass die Fahrzeugpapiere kontrolliert werden. So auch dieses Mal – aber zusätzlich hält der Beamte Armin seine Radarpistole unter die Nase – er ist anstatt der erlaubten 50 km/h deren 56 gefahren! Armin meint, dass dies möglich sei und möchte wissen, was das denn kostet? Der Beamte labert in seinem schwer verständlichen Englisch etwas von wenn wir nach Ghana zurückkommen und wann das sein wird …??? Als ich dann aussteige und der Sache auf den Grund gehen will, stellt sich heraus, dass sie Armin wegen diesem schweren Verkehrsdelikt ins Gefängnis stecken wollen ? – mir wird sogar das Gesetzbuch mit dem entsprechenden Artikel unter die Nase gehalten – ich kann daraus wohl ableiten, dass ein LKW innerhalb einer Ortschaft und da besonders in der Umgebung einer Schule höchstens 50 km/h fahren darf, aber von der Höhe der damit verbundenen Strafe sehe ich nicht viel … Nachdem ich etwas mit dem Beamten diskutiert habe und mein Unverständnis über diese drastische Strafe erklärt habe, ich immer wieder betone, dass wir bereit sind, eine Busse zu bezahlen, schaltet sich dann ein weiterer Beamte ein … was wir denn bereit sind zu zahlen? Ich nenne ihm eine mit Armin abgesprochene Summe, werde sodann hinter das Fahrzeug zitiert, wo die Fahrzeugpapiere, welche der Beamte noch immer in seiner Hand hält, und der Geldschein, den ich habe, verstohlen ausgetauscht werden – und schon ertönt es höflich und gut gelaunt «Have a good journey!»! Wir sind ja wirklich nicht für solche Spielchen, aber in diesem Fall konnten wir wahrscheinlich nicht anders handeln, wollten wir nicht in wirkliche Schwierigkeiten geraten, auch wenn eine geringere Summe eventuell denselben Effekt erzielt hätte – wer weiss?

Auch heute sind die auf i-Overlander ausgesuchten Stellplätze wenig geeignet für uns – wir merken, dass dieses App entweder nur von Overlandern mit kleineren Fahrzeugen gebraucht und «bestückt» wird, oder nur wenige mit einem LKW unterwegs sind. Aber schlussendlich werden wir auch heute fündig – nach einer Zufahrt durch dichtes Gestrüpp und einer schrägen Auffahrt stellen wir MANni beim Biriwa Beach Hotel auf die Wiese neben den Swimmingpool – inkl. schönster Aussicht auf die wunderschöne Bucht. Beim näherem Hinsehen zeigt sich leider, dass der Strand total vermüllt ist -überall liegen angeschwemmte Kleider und Plastik herum ☹. Und wieder gesellt sich nach einem Tag ein Motorradfahrer zu uns – dieses Mal ein junger Grieche ?.

Cape Coast – wie auch andere Ortschaften an der gesamten Küste von Westafrika hat diese Kleinstadt eine traurige und nicht eben erfreuliche Vergangenheit. So sind hier im grossen Fort zigtausende von Afrikanern unter unvorstellbaren Zuständen in dunklen und feuchten Verliesen gefangen gehalten und, wenn sie das überlebt haben, als Sklaven nach Südamerika, in die Karibik und in die USA verkauft und verschifft worden. Heutzutage ist das Cape Coast Castle zusammen mit dem Museum ein eindrückliches Mahnmal, welches dem interessierten Besucher die Geschichte des Sklavenhandels näherbringt.  Während dem Besuch des Museums und einer Führung durch die Kerker und die Wohnung der damaligen Britischen Kommandanten fällt es einem schwer zu glauben, was Menschen ihresgleichen antun können, wie die einen in Prunk leben können (hier wohl eher bescheidener Wohlstand) und die anderen als oft minderwertige Ware bezeichnen und behandeln. Ein trauriges, erschütterndes und auch tragisches Kapitel, welches an unzähligen Orten auf dieser Welt unübersehbar seine Spuren hinterlassen hat und noch heute hinterlässt! Es kommt nicht von ungefähr, dass die Küste am Golf von Guinea auch als die Sklavenküste bekannt ist … Ich möchte hier nicht weiter auf das Thema Sklavenhandel und dessen Folgen über Generationen hinweg eingehen – ich kann aber das Buch «Heimkehren», geschrieben von Yaa Gyasi und im Dumont Verlag erschienen, wärmstens als Lektüre empfehlen …

Nach diesem nachdenklich machenden Ausflug in die Vergangenheit geht es weiter entlang der Küste in Richtung Accra. Und wieder gestaltet sich die Stellplatzsuche alles andere als einfach – erst nachdem wir uns durch das Feierabendchaos der Hauptstadt gequält haben, werden wir bei einem Restaurant am Strand fündig …

Bis jetzt sind wir in diesem fröhlichen und tief religiösen Land lediglich an der Küste unterwegs gewesen – nun möchten wir doch noch ein wenig ins Landesinnere fahren, in die Voltaregion. Nachdem wir uns wiederum durch den fast nicht endend wollenden Stau gequält haben, wo wie überall in Schwarzafrika aus einer Fahrspur kurzerhand deren drei gezaubert werden, wird uns signalisiert, dass wir auf dieser Strasse nicht weiterkommen – MANni ist für eine Unterführung zu hoch! Wir müssen umkehren – leichter gesagt als getan, wenn der Verkehr in Folge einer Baustelle Wechselseitig geführt wird und es vor uns nach langer Warterei endlich weitergeht … bei uns würde ein solches Wendemanöver auf wenig Verständnis stossen (abgesehen davon wären wir in der Schweiz gar nicht so weit gekommen, irgendwo hätte uns ein Verkehrsschild mit der Höhenangabe der Unterführung aufgehalten), hier warten die nachfolgenden Autos und Motorräder jedoch ganz selbstverständlich und ohne zu hupen (!), bis der unwissende Ausländer mit seinem grossen Ungetüm das Wendemanöver beendet hat und die Strasse wieder freigibt ?…

Auf der Fahrt zum Volta-Fluss ändert sich die Landschaft mit jedem Kilometer, den wir weiter nach Norden fahren – es wird eindeutig trockener und die üppig grüne Vegetation geht über in eine gelbe, von vielen Brandrodungen gezeichnete Buschlandschaft. Und abgesehen von den überall präsenten Tauben und sonstigen Vögeln sehen wir heute ein paar Paviane, welche ohne Angst vor den Fahrzeugen am Rand der Strasse ihren Alltagsbeschäftigungen nachgehen …

Wir peilen ein Ressort mit Campingmöglichkeit direkt am Volta-Fluss an und hoffen, dass MANni nicht zu gross ist … ist er nicht und schon im Verlauf des Nachmittags stehen wir ganz selbstverständlich auf dem Rasenplatz unter Bäumen am Fluss und geniessen die Gastfreundschaft des Managements und eine leckere Pizza aus dem Holzofen ?.

Es ist nun schon das dritte Mal in Ghana, dass wir für ein paar Tage an einem Ort bleiben – werden wir faul oder sind wir gar reisemüde geworden? – Beides stimmt nicht, aber individuell und auf sich gestellt in diesen Ländern unterwegs zu sein, alles organisieren und vorausschauend denken zu müssen, ist sehr anstrengend und mit dem hier herrschenden Klima geht das schnell an die Substanz – ausserdem gibt es in und um MANni immer genügend zu tun …

Unterdessen schreiben wir den 17. Dezember und wir müssen planen, wo wir die Festtage verbringen wollen, respektive wann wir MANni in die angepeilte Werkstatt in Lomé, Togo, bringen können, denn auch diese hat an den Feiertagen geschlossen. Hier möchten wir das Motoröl wechseln sowie einige anstehende Reparaturen erledigen lassen. Ausserdem steht noch der Besuch bei Lukas auf dem Programm, einem ehemaligen Arbeitskollegen von Armin, welcher in der Schweiz arbeitet und lebt, aus Togo stammt und zurzeit auf Urlaub in seiner Heimat ist.

Ich würde ja gerne noch ein wenig mehr von Ghana sehen und erleben, aber ich sehe auch ein, dass wir besser schon vor den Festtagen die Garage in Lomé aufsuchen, so dass eventuelle Ersatzteile nicht erst im Januar bestellt werden müssen …

Da der Hauptgrenzübertritt nach Togo chaotisch und mühsam sein soll und wir uns auch schon etwas weiter landeinwärts befinden, entscheiden wir uns, einen kleineren Zoll zu beehren. Die Strecke durch die bergige Landschaft soll überdies noch sehr schön sein … Die neue, breite und wunderschöne Strasse, die in einiger Entfernung am Voltasee entlangführt, lässt uns zunächst flott vorankommen. Doch schon bald wird sie löchrig, dann noch löchriger und schmaler, bis wir auf einer grottenschlechten, staubigen Erdpiste nur noch mühsam vorankommen. Zum Glück bessert sich der Belag dann wieder …

Der kleine Grenzübergang wird wahrscheinlich eher selten von Touristen genutzt – trotzdem werden unsere Pässe und das Carnet unkompliziert und schnell gestempelt, es wird gescherzt und gelacht, alles etwas lockerer genommen, als wir es sonst von Grenzübertritten und Zollbeamten gewohnt sind. So möchte einer der Beamten gerne wissen, was das weisse Kreuz und das Rot der Schweiz zu bedeuten haben? Ich weiss es nicht?! Also das Kreuz ist sicher von dort – er zeigt nach oben – und das Rot wahrscheinlich von … ich zeige nach unten – lachend werden uns unsere roten Pässe mit dem weissen Kreuz in die Hand gedrückt … Nun mal ganz im Ernst – wisst ihr etwa, was es mit dem Kreuz und dem Rot auf sich hat? Im Internet habe ich Folgendes zur Bedeutung des Schweizer Wappens gefunden: Das weisse Kreuz auf rotem Grund symbolisiert Christentum und repräsentiert Neutralität, Demokratie, Frieden und Schutz. Bereits die alten Eidgenossen verwendeten das Schweizerkreuz als gemeinsames Feldzeichen. (Google – Schweizer Fahne Symbolik)

An dieser kleinen Grenze werden wir dann noch gefragt, ob wir denn das Visum für Togo haben? Ja, haben wir, hier ist es … wir vermuten, dass das gestempelte Visum, welches wir auf einem Konsulat und nicht auf einer Botschaft erhalten haben, hier nicht sehr bekannt ist … was sich dann auch auf der Togolesischen Seite zu bewahrheiten scheint – auch diese Grenzbeamten suchen unser Visum und müssen genau hinschauen, um es zu erkennen …

Kaum sind wir in Togo, werden wir auch schon zurechtgewiesen und uns wird unmissverständlich vor Augen geführt, wer hier von seiner Macht überzeugt ist – der Polizeibeamte! Denn anstatt vor dem Schild mit der Aufschrift «Halt, Police!» anzuhalten, sind wir gerade danach, neben dem Polizeiposten zum Stehen gekommen … «Was steht auf dem Schild?» werde ich gefragt – «Halt …» – «Was steht auf dem Schild» wird auch Armin gefragt – «Halt …» – «Was steht auf dem Schild» wird ein herbeigerufener Dorfbewohner gefragt – «Halt, Police!» – der Beamte sieht uns triumpfierend an und man sieht ihm an, dass er diese Touristen, welche alles besser zu wissen glauben, nicht besonders mag … aber da seine Kollegen dann beim Eintragen unserer Daten in ein grosses Buch doch noch meiner Hilfe bedürfen, relativiert sich das Ganze wieder und wir werden schlussendlich freundlich verabschiedet ?.

Die Piste, welche sich durch die mit dichtem Urwald bewachsenen Berge windet, ist schmal – kein Wunder, wird diese Übergang nur wenig von Overlandern genutzt. Erstaunt sind wir deswegen umso mehr, als das Carnet bei der Douane in einem kleinen Bergdorf schnell, korrekt und routiniert ausgefüllt wird ? …

An diesem Abend stehen wir wieder am Meer, dieses Mal an einem langen, goldgelben, sauberen  Sandstrand bei Lomé. Hier bietet ein Resort auch Camping an – wobei es sich auch hier lediglich um einen Stellplatz innerhalb der Anlage handelt, wo wir die Freiluftdusche und das Plumpsklo mitbenutzen können … aber wenigstens geht hier etwas der Wind – im Landesinnern hat unser Thermometer wieder einmal erst bei 38° den Höhepunkt erreicht …

Am Dienstagmorgen fahren wir die wenigen Kilometer zur Werkstatt von Toni-Togo, einem Österreicher, welcher zur selben Zeit wie Franz und Peter, unseren «Wüsten-Freunden», mit einem LKW die Paris-Dakar-Ralley gefahren ist und seit Jahren hier in Lomé eine KTM und MAN Werkstatt hat. Toni ist gerade auf «Heimaturlaub», aber sein Stellvertreter Daryl, ein junger Togolese, welcher in München studiert hat und sehr gut Deutsch spricht, nimmt sich sofort Zeit und zusammen schauen wir uns an, was alles gemacht werden muss – und stellen fest, dass gerade heute Morgen das zusätzliche Federblatt hinten links ebenfalls gebrochen ist … bei der gestrigen Kontrolle war es noch heil! Somit wird sich unser Aufenthalt hier wegen der Suche nach Federpaketen oder wenigstens zwei einzelnen Federblätter etwas in die Länge ziehen – eine nicht eben berauschende Aussicht bei den hier herrschenden Temperaturen von ca. 36° und einer Luftfeuchtigkeit von ca. 70% … einer ununterbrochene Biosauna, gratis und franko, Tag und Nacht ?!

Diesen körperlichen Strapazen können wir nur kurzfristig entfliehen, als wir am Mittwoch von Lukas in sein klimatisiertes Haus hier in Lomé zum Mittagessen eingeladen werden …

Heute, am 20. Dezember, finden in Togo Parlamentswahlen statt. Uns wurde nahegelegt, an diesem Tag nicht auf die Strasse respektive in die Stadt zu gehen, da es schon im Vorfeld Unruhen und Krawalle gegeben hat und dies auch am Wahltag befürchtet wird … wir haben uns schon über die vielen schwer bewaffneten, mit schuss- und stichfesten Westen ausgerüsteten Polizisten und Militärs gewundert … und wie wir ausserdem noch erfahren, werden die Grenzen an diesem Wahltag dicht gemacht – wir werden also hier quasi gefangen gehalten ?…

 

 

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

Gesamtstrecke: 1079.42 km
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