Zu Hause ist nicht ein Ort, zu Hause ist ein Gefühl ?
23.04. – 23.06.2019
Das ungemütliche, kühle und regnerische Wetter bleibt uns leider während unserem gesamten «Heimurlaub» mehr oder weniger treu. Nur an wenigen Tagen können wir Sonne und Wärme geniessen und der Sitzplatz bleibt weitgehend unbenutzt.
In diesen Wochen arbeiten wir unsere Liste von Verwandten, Freunden und Reisebekanntschaften ab und sind erstaunt, wie viele Leute zusammenkommen. An dieser Stelle möchten wir uns bei all denen entschuldigen, welche wir vergessen oder mangels Zeit nicht treffen konnten – wir hoffen, dass es bei unserem nächsten Urlaub klappt!
Dann sind wir noch nach Österreich eingeladen, um zusammen mit unseren «Sahara-Gefährten» die Vorpremiere des Vortrags, den Peter zusammengestellt hat, anzuschauen. Für uns ein eindrückliches Erlebnis, nochmals durch diese unwirtliche und sandige Gegend mitgenommen zu werden – wir sind wieder mittendrin! Peter wird sich aber noch mehr Zeit nehmen müssen, um die fast drei Stunden lange Präsentation zu kürzen – für Aussenstehende ist der Film definitiv zu lange geraten. Auf jeden Fall ein BRAVO an Peter und vielen Dank für die Gastfreundschaft, wir haben das Wochenende mit euch allen sehr genossen ?.
Ein nicht unbedeutendes Ereignis fällt auch in diese Zeit: Armin kann seinen Sechzigsten feiern! Und auch Petrus scheint an diesem Tag guter Laune zu sein – das Wetter zeigt sich von der freundlichen Seite und wir können seine Geburtstagsgäste draussen bewirten ?.
Auch das Auffahrtswochenende verwöhnt uns mit schönem Wetter, worüber wir gar nicht böse sind. Denn diese vier Tage verbringen wir zusammen mit unseren Enkelkindern Joel und Elina im Wallis und können so den tollen Spielplatz in Bellwald, den Zauberwald bei Ernen und den Garten so richtig geniessen ??. Der Abschied von den beiden ist mir dann auch ziemlich schwergefallen und ich werde sie fest vermissen!
Die letzten Tage in der Schweiz verbringe ich mit putzen und packen – was Armin in der Zeit macht, bringt mich ein wenig auf die Palme … aber bis am Mittwochabend ist alles soweit erledigt und verstaut. Dank all den Ersatzteilen, welche wir mitnehmen, schöpfen wir das Gewichtslimit von zwei Mal dreissig Kilo Reisegepäck plus zwei Mal sieben Kilo Handgepäck voll aus – die Kamera muss ich sogar in der Handtasche verstauen (welche ich gar nicht mitnehmen wollte), denn sonst wäre der Rucksack zu schwer geworden …
Monika, die Schwester von Armin, bringt uns kurz nach Mittag des 13. Juni zum Flughafen (nochmals herzlichen Dank, mit dem Gewicht wäre es mit der ÖV mühsam geworden) und kurz nach 19 Uhr verlassen wir dieses zu Hause und starten mit einer Stunde Verspätung zur zweiten Runde südliches Afrika ?!
Der Flug via Doha nach Windhoek in Namibia ist ruhig – nur das Umsteigen in Doha mitten in der Nacht ist dank der Verspätung etwas hektisch – anstatt der planmässigen 1 ½ Stunden bleiben uns gerade mal gute 30 Minuten um vom einen Ende der riesigen Halle zum anderen zu gelangen … uns hat die Zeit gerade so gereicht, unser Gepäck hat es jedoch nicht mehr ins Flugzeug geschafft, wie sich bei der Ankunft in Windhoek herausstellt ☹.
Es ist etwas mühsam, sich nach einer mehrheitlich schlaflos verbrachten Nacht mit afrikanischen Behörden herumschlagen zu müssen – bei der Personenkontrolle heisst es erst einmal, unsere 90 Tage Aufenthaltsbewilligung in Namibia für dieses Jahr sind seit dem 17. Mai abgelaufen und wir dürfen nicht mehr einreisen und ausserdem, wo ist unser Rückreiseticket? … aber bitte, wir sind doch Anfangs April wieder ausgereist und dürfen theoretisch noch 42 Tage im Land bleiben und unser Fahrzeug ist doch hier, wir müssen also rein … «gnädigerweise» gewährt uns die nicht eben freundliche Beamtin dann doch nochmals 30 Tage Aufenthalt … weiter geht es zum Schalter der Katar Air, wo ein sehr umfangreiches Formular wegen dem «verlorengegangenen» Gepäck ausgefüllt werden muss … und da einiges an Gepäckstücken aus Zürich in Doha geblieben sind, versammeln sich auch immer mehr ungeduldige Passagiere vor dem Schalter und die Dame hinter der Scheibe verlangt bei jeder Nachfrage, ob alles richtig ausgefüllt ist, noch etwas mehr oder doch noch ein wenig genauer … endlich ist es und sind wir geschafft …
Die kurze Zeit, bis Manfred Gorn nach unserem Anruf hier ist und uns abholt, sitzen wir vor dem Flughafen in der Sonne und geniessen die Wärme – wir haben erwartet, dass es nun im Winter deutlich kühler ist ?. Und schon bald danach dürfen wir MANni wieder freudig begrüssen – alles ist in Ordnung und nachdem wir uns herzlich und mit Dank von Manfred verabschiedet haben, geht es wieder los – we are back home again ?!
Nachdem wir in Windhoek das abgelaufene Roadpermit erneuert und uns mit frischen Lebensmitteln versorgt haben, geht es zum Urban Camping in einem Aussenbezirk der Stadt. Und zu unserer Freude treffen wir hier zum zweiten Mal auf unserer Reise Schweizer Overlander an – Familie Flückiger ist mit einem alten Saviem Bus seit zwei Jahren unterwegs und ist in Afrika die Ostroute heruntergefahren. Mit ihnen und einem Ehepaar aus Deutschland, unterwegs mit ihrem Landi, verbringen wir nette und unterhaltsame Stunden.
Da ich dieses Camping als unsere erste Destination angegeben habe hoffen wir, dass unser Gepäck morgen hier angeliefert wird – denn so könnten wir etwaige Fragen bezüglich unseren Ersatzteilen umgehen … und tatsächlich, nach zweimaligem telefonischen Nachfragen kommen beide Taschen am späteren Nachmittag hier an – kein Zoll, keine Fragen … ? – etwas komisch ist nur, dass bei einer der Taschen das Klebeband, welches wir sicherheitshalber darum gewickelt haben, gerissen oder aufgetrennt und überklebt ist …? Wie sich beim Auspacken herausstellt, hat der Zoll in Zürich diese Tasche geöffnet (so viel sind also die kleinen Zahlenschlösser wert, denn mit solchen haben wir den Reissverschluss der Tasche gesichert!) und die Ersatzakkus der Drohne sowie der Kamera herausgenommen und einen Merkzettel bezüglich «Gefahrengut im Fluggepäck» sowie einer Abholeinladung innerhalb von 30 Tagen hineingelegt! Netterweise hat sich Monika sofort bereit erklärt, die Akkus abzuholen und nun müssen wir nur noch organisieren, wie diese aus der Schweiz zu uns kommen – im Handgepäck dürfen sie ja mit genommen werden …
Nach dieser Aufregung geht es am Montag endgültig weiter – wir möchten entgegen unseren ursprünglichen Plänen, nun Südnamibia mit seinen touristischen Highlights zu besuchen, nochmals den Norden, speziell das Kaokoveld, erkunden. Wir entscheiden uns, nicht den direkten Weg zu nehmen, sondern nochmals über Swakopmund und die Skeleton Coast zu fahren. Somit liegt die Spitzkoppe nahe unserem Weg, das Matterhorn Namibias ?. Hier finden wir schon am früheren Nachmittag einen schönen (kostenpflichtigen) Platz für die Nacht und nutzen die Zeit vor dem Sonnenuntergang (da es hier nun Winter ist, geht die Sonne schon kurz nach sechs Uhr unter – das ist aber auch fast das Einzige, was an unseren Winter erinnert. Hier ist es jetzt immer noch gute 30° warm ?) und erkunden einen Teil des Felsmassivs. Eine anstrengende Kraxlerei auf dem griffigen Felsen, die sich gelohnt hat, haben wir doch aus der Höhe eine weite Sicht in die Ebene der Namibischen Kalahari und entdecken Bäume und Kakteen, welche in Felsspalten wachsen konnten und so das von Weitem unwirtlich scheinende Gestein beleben.
Auch Swakopmund empfängt uns mit angenehmen Temperaturen und einem wolkenlos strahlenden Himmel. Erst am nächsten Tag wird es ein wenig ungemütlicher – entlang der Küste in Richtung Skeleton Coast Park weht ein starker Wind. Ausser dass ich das Lenkrad von MANni immer etwas nach rechts richten muss, stört uns das aber weiter nicht. Und auch die einzelnen Pelzrobben, der junge, etwas tolpatschig daherstakende Flamingo und die beiden Schakale, welche wir alle bei unserem Plätzchen für die Nacht am Strand beobachten, sind davon unbeeindruckt …
Auch am Donnerstag bläst der starke Wind und so fahren wir zeitweise wie durch einen Sandsturm … erst als wir bei der kleinen «Nashorn-Oase» ausserhalb des Parks ankommen, wird es ruhiger. Leider sehen wir auch dieses Mal kein Nashorn, hören es nur …
Von hier aus möchten wir nun weiter nach Norden und ins fast unbewohnte Kaokoveld. Dort gibt es noch viel auf kleinen, schmalen Pisten, im Tal und auf den Bergen zu erkunden … aber wie es so ist, kommt es manchmal anders als geplant. Unterwegs auf der Pad nach Palmwag merke ich plötzlich, dass MANni zu schwimmen beginnt – schnell ist klar, dass ich uns unseren ersten Reifenschaden eingefangen habe ☹! Somit heisst es in die Hände spuken und den Ersatzreifen vor dem Kuhfänger herunternehmen, Reifen wechseln und den kaputten Reifen über die Leiter in die Halterung zurückrollen, alle herumliegenden Habseligkeiten wieder einräumen … wie sich herausstellt, hat sich ein kleiner, pfeilspitzförmiger, scharfkantiger Stein durch die Karkasse gearbeitet – wie lange wir den Übeltäter schon mitgeschleppt haben, wissen wir nicht. Was uns etwas zu denken gibt ist die Tatsache, dass in der einsamen Gegend hier nur wenige der vorbeifahrenden Leute währen der gut zwei Stunden dauernden Aktion angehalten und Hilfe angeboten haben, die Meisten brettern ohne die Geschwindigkeit zu verringern in einer riesigen Staubwolke (welche natürlich auf unsere Seite weht) und Steine spickend an uns vorbei …
«Dank» diesem Zwischenfall ändern wir kurzfristig unsere Route und fahren ca. 150 km weiter nach Osten, nach Kamanjab. Dort sind wir sicher, dass wir den Reifen reparieren lassen können – denn mit nur einem Ersatzreifen möchten wir nicht in die Wüste fahren. Unterwegs begegnen uns wie zur Beruhigung des Gemüts mehrere Giraffen … es ist immer wieder ein besonderer Moment, diese grossen Tiere in freier Natur zu sehen ?. Wie ich zwei Tage später in der Zeitung lese, ist dieser Samstag der internationale Tag der Giraffe – passt ?!
Im Oppi-Koppi werden wir herzlich empfangen und schon kurz nach Mittag am folgenden Tag ist der Reifen geflickt und wieder auf der Felge montiert ?. Es ist jedoch nicht die einzige Reparatur, welche nötig ist – das Gefrierfach mit dem Kühlelement im Kühlschrank hat sich seit Mauretanien schon mehrfach gelöst und ruft nun endlich nach einer dauerhafteren Befestigung.
Nach diesem harzigen Start (scheint uns zu verfolgen) sind wir bereit für die nächsten Herausforderungen … bevor es aber soweit ist, geniessen wir noch für einen Tag die Annehmlichkeiten dieser freundlichen Campsite, machen die Wäsche, schreiben diesen Beitrag, beobachten Tokos, sonstige Vögel, Klippschliefer, Wiesel und ein Dick-Dick aus nächster Nähe …
Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …
Schreibe einen Kommentar