Weltreise

Das Vertrauen ist zurück

16. März – 06. April 2023

Portugal – Spanien – Frankreich

Während wir an der Praia dos Tomates in unserer warmen Stube arbeiten, ziehen immer mehr Wolken auf, der Wind nimmt zu und die Temperatur sinkt … Zeit, weiterzuziehen.

Gut gibt es in der Nähe einen Stellplatz, wo man für wenige Euros die Toilette und den Grauwassertank leeren kann. Wir sind erstaunt, dass viele der Plätze hier besetzt sind, auch die auf dem nahen Campingplatz, gibt es doch diesen kostenlosen Platz direkt am Strand … hingegen wieder gut so, denn je mehr Camper «wild» stehen, desto mehr Probleme …

Heute nutzen wir noch eine weitere Annehmlichkeit – hier in Portugal gibt es bei vielen Supermärkten Waschmaschinen und Tumbler, wo frau (und natürlich auch mann, falls sachkundig ;-)) innerhalb einer Stunde die Wäsche sauber und trocken wieder mitnehmen kann :-). Ausserdem wird gleich noch eingekauft und danach sind wir für weitere schöne und sorglose Tage gewappnet.

Schon 2017 haben wir an der westlichen Küste der Algarve ein paar schöne Plätze gefunden und an einem dieser möchten wir nochmals versuchen, eine Nacht zu bleiben – trotz deutlichem Verbotsschild 😮 … wir gehen jedoch davon aus, dass es zu dieser Jahreszeit keine Probleme geben wir. So ist es dann auch und wir verbringen einen sonnigen und ruhigen Freitagnachmittag bevor der Ansturm des Wochenendes losgeht …

Die einschlägigen Apps sowie Google Maps zeigen bei Alvor einen Stellplatz – aus welchem Grund auch immer existiert dieser jedoch nicht mehr und so stellen wir uns auf den grossen Parkplatz am Strand – wir sind nicht die einzigen, trotz Wohnmobilverbot! Behelligt oder gar weggeschickt wird aber niemand … wie lange das noch toleriert wird, weiss jedoch keiner. Wir geniessen auf jeden Fall den kurzen Spaziergang zum Hafen, den langen Spaziergang am kilometerlangen Strand und am Abend eine ausgezeichnete Cataplana, eine Spezialität der Algarve mit Fisch und/oder Meeresfrüchten.

In den nächsten Tagen fahren wir gemütlich weiter der Küste entlang, bleiben mal auf einem Parkplatz hoch über dem Meer stehen, dann wieder auf einem Parkplatz direkt am Strand oder in der Nähe eines Leuchtturms … und lernen so den einen oder anderen Reisenden kennen. Bis jetzt waren wir immer im Herbst hier unterwegs, es war trocken und dementsprechend dominierten die Farben gelb und braun – nun ist es herrlich grün, die Blätter der Bäume wagen sich zaghaft hervor, das Gras schiesst saftig-grün in die Höhe, es grünt und blüht überall :-). Und auch die Vögel spüren den Frühling, bauen ihre Nester und die eine oder andere Vogeldame wird gleich von mehreren Verehrern umworben und «gejagt» 😉 …

Unsere «schnellen» CH-Internetdaten für März sind aufgebraucht und so muss eine portugiesische Datenkarte her – wunderbar, ab sofort können wir wieder in der gewohnten Geschwindigkeit recherchieren, unsere Route planen, Einzahlungen tätigen 🙂 … Errungenschaften, welche, sinnvoll genutzt, das Reisen enorm erleichtern.

Lissabon haben wir schon mindestens zweimal besucht und so lassen wir die Stadt für heute rechts liegen und fahren direkt weiter, zurück an die Atlantikküste. Wir finden einen schönen Platz zwischen der Strasse und der wilden Küste um Mittagspause zu machen. Dummerweise scheint es MANni hier so gut zu gefallen, dass er nicht mehr weg will – er springt nicht mehr an :-o! Armin vermutet, dass die Starterbatterien aus Namibia für das Malheur verantwortlich sind, überprüft und vermisst alles – hier liegt der Hund jedoch offensichtlich nicht begraben … auch die Sicherungen sind in Ordnung … also der Anlasser im Eimer? Und wieder müssen wir unsere Versicherung bemühen, welche schnell und unkompliziert eine Werkstatt ausfindig macht, die uns auch gleich einen Mechaniker schickt – er merkt ziemlich schnell, dass Armin recht hat, die Batterien also gut sind, es am Anlasser liegen und MANni überbrückt werden muss – was jedoch nicht klappt, der will und will einfach nicht … also dann eben mit Gewalt! Erst nachdem der Anlasser mit einer Eisenstange traktiert wird, nimmt dieser seinen Dienst wieder auf … nun nur nicht den Motor abstellen oder abwürgen, bis wir die Werkstatt erreicht haben!

Zu Beginn heisst es noch, dass wir bis zum Abend wieder flott sein werden … ich hätte nichts dagegen, die Nacht woanders zu verbringen, stehen wir doch genau bei der Ausfahrt am Autobahnende … aber wie vermutet, dauert es dann doch länger … erst am nächsten Mittag ist der Anlasser wieder zurück an Ort und Stelle, das Führerhaus und der Ersatzreifen ebenfalls und nach einem ersten Fehl-Startversuch brummt es unter unserem Hintern wieder, so wie es sein sollte und alles funktioniert bis jetzt weiterhin tadellos 🙂 … ach ja – die Nacht neben der Strasse war dann doch erstaunlich ruhig. Wie ich auch danach noch an anderen Orten festgestellt habe, sind die Portugiesen anscheinend während der Nacht nicht mehr mit dem Auto unterwegs ;-)?

Am Donnerstag, dem 23. März scheint hier an der portugiesischen Atlantikküste ein spezieller Tag zu sein, beträgt der Tidenhub doch bis zu 3,5 Meter – Höchststand! Sogar die Dorfbevölkerung steht abwartend auf und neben der Brücke, welche bei Praia da Foz übers Wasser zur Düne führt …

Der kleine Stellplatz liegt direkt an der Lagune, welche normalerweise keinen sehr ausgeprägten Wasserstandunterschied aufweist. Heute sieht es jedoch ganz anders aus: die Wellen sind so hoch und der Unterschied zwischen Ebbe und Flut so gross, dass das Wasser über die Dünen fliesst und bis fast zur Hälfte über den Stellplatzes heranschwappt (einmal sogar mit einer richtigen kleinen Tsunamiwelle ;-)) so dass wir sowie ein weiterer Wohnmobilist unsere Fahrzeuge umparkieren  … er auf den kleinen Quai, wir nur weiter nach oben und hinten – MANni hat während der Nacht dann doch noch nasse Füsse gekriegt …

Auch an unserem nächsten, uns schon bekannten Platz hoch über dem Meer ist die Brandung so stark, dass bei Flut die Gischt locker bis über die Steilküste hinaufspritzt und die Fahrzeuge, und so auch unser MANni, ordentlich eingesalzen werden …

Wir beleiben das Wochenende hier stehen, geniessen wieder einmal einen kochfreien Abend im kleinen Restaurant am Strand, machen mit den Fahrrädern einen Ausflug ins Dorf und kaufen super lekker Pasteis de Nata (eine süsse Versuchung :-)), deponieren diese am Vorbeiweg im MANni, fahren auf dem immer schlechter werdenden Radweg noch einige Kilometer entlang der Küste weiter, genehmigen uns auf dem Rückweg eine kühle Erfrischung auf der Terrasse des Old Beach Restaurants und freuen uns über das schöne, warme Wetter … aber was ist das? Im Verlauf des Nachmittags nimmt die Bewölkung schnell zu, es wird wieder windiger, kühler und in der Nacht hören wir es auf MANnis Dacht trommeln …

Immer weiter geht es nach Norden und somit auch in Richtung Heimathafen … wir sind nun definitiv auf der Rückreise – nur noch drei Orte, die wir besuchen möchten – Costa Nova, Porto und das Dourotal.

Für einmal haben wir nicht eben geschickt geplant und fahren an einem Sonntag nach Aveiro respektive nach Costa Nova. Da wir die Gegend und die Ortschaften schon etwas kennen, möchten wir kurz vor Ílhavo von der Landstrasse auf die Autobahn wechseln – geht jedoch nicht, da die Umfahrung des Ortes gesperrt ist. So müssen wir doch durch das Stadtzentrum fahren, wo eigentlich ein Transit-Verbot für LKW ist … flexibel bleiben – in dem Fall ist MANni in unseren Augen ganz klar kein LKW, sondern ein Wohnmobil 😉 …

In Costa Nova das erwartete Bild – gefühlt die ganze Umgebung von Aveiro und Ílhavo macht seinen Sonntagsausflug an diesen farbenfrohen Ort, um das Mittagessen hier zu geniessen oder den langen Sandstrand zu besuchen … wir haben jedoch Glück und finden sowohl einen Parkplatz wie auch, nach einer kurzen Wartezeit, einen freien Tisch in einem der Restaurants … und am Abend stehen wir gut vom Wind geschützt direkt hinter den Dünen, wo wiederum ein Ehepaar aus Deutschland mit ihrem grossen Morelo Luxuscamper sowie ein Brite mit seinem Land Rover stehen, welche wir schon am letzten Standplatz angetroffen haben …

Und wieder einmal heisst es: Porto wir kommen! Unsere bekennende Lieblingsstadt in Europa können wir doch nicht einfach links liege lassen! Da wir Fahrräder dabei haben ist es auch kein Problem, wenn wir etwas abseits stehen … der Parkplatz am Douro, auf dem wir damals mit dem Hymer gestanden sind und der danach als offizieller Stellplatz jeweils überfüllt war, existiert nicht mehr und so manövriert Armin MANni wieder zum Parkplatz etwas weiter oben, wo wir schon 2017 parkiert haben. Hoffentlich ist noch etwas frei …

Die Gassen sind ziemlich eng und unerfreulicherweise sind die letzten paar hundert Meter bis zur Einfahrt des Parkplatzes nicht im Einbahnverkehr geregelt (so wie alle anderen Strässchen in der Umgebung), ausserdem gerade Beginn der Mittagspause – die Autofahrer, welche den mehr als gut besuchten Parkplatz gerade verlassen, wissen nicht, was sie von dem grossen Vehikel, das ihnen da entgegenkommt, halten sollen und der Eine oder Andere kommt doch etwas ins Rudern – aber Armin ist hier klar der Meinung: wer grösser ist, hat Vortritt 😉 … schlussendlich haben wir es geschafft und netterweise wird auch schon bald eine grössere Lücke am Rand des Platzes frei, wo MANni gut für den Nachmittag und die Nacht platziert ist :-).

Kurz darauf radeln wir dem Zentrum entgegen und staunen darüber, was sich in den letzten Jahren so alles verändert hat. Ein grosser Bereich der Flusspromenade in Gaia, da wo sich die Portweinkellereien befinden, ist nun Fussgängerzone. Die Brücke Ponte Luis I wird saniert, genau so wie der Bahnhof São Bento und der untere Teil des zentralen Platzes. Auch sonst sind viele Gebäude eingerüstet und werden renoviert oder umgebaut – Porto ist momentan eine riesige Baustelle. Trotzdem geniessen wir es, wieder hier zu sein, die Stimmung, das Licht, das Ambiente, die Wärme, das Essen und den Wein – obwohl die beiden Letzteren seit unserem letzten Besuch massiv teurer geworden sind … und wie schon in Barcelona sind wir erstaunt über die vielen Touristen, auch aus Amerika und Asien – und etwas erstaunt über die oft mehr als freizügige, knappe, manchmal überhaupt nicht der Figur entsprechende Bekleidung einiger jüngerer und älterer Angehöriger des weiblichen Geschlechts … wie laufen die denn im Sommer rum, wenn sie jetzt schon halb nackt sind ;-)? – frau wundert sich und findet es unpassend – mann freut es hingegen eher, meistens auf jeden Fall 😉 … nun mal ganz allgemein gesprochen ;-).

In den nächsten Tagen ziehen wir Flussaufwärts, wo immer möglich entlang dem Ufer des Douro. Unterwegs erwartet uns ein regelrechter Blütenrausch: neben Forsythien und Kirschen blühen Rosen, Bergenien, Azaleen, Rhododendron, Magnolien, Schopflavendel, Rosmarin, Paradiesblumen, Schwertlilien, Feuerlilien, Knabenkraut, Raps, Gerbera, Pfingstrosen, Apfel, Pfirsich, Klatschmohn, Glyzinien und vieles mehr um die Wette … alles zur selben Zeit :-)!

War es schon in Porto frühsommerlich warm, wird es bis nach Peso da Régua richtiggehend heiss – bis zu 30° misst unser Thermometer! Hier verbringen wir, wie in den letzten Wochen schon oft, zwei Nächte, faulenzen, lesen, spazieren in den Ort, schwatzen mit einem Berner, der ebenfalls hier steht, sehen die Deutschen mit ihrem Morelo weiter vorne auf dem Parkplatz stehen … und schwitzen! 😉

Wir haben geplant, bis spätestens Mitte April wieder in der Schweiz zu sein. Unterdessen zeigt uns der Kalender, dass es Ende März ist und eigentlich haben wir das gemacht und besucht, was wir wollten. Somit verabschieden wir uns so langsam aus diesen frühlingshaften bis frühsommerlichen Gefilden und wappnen uns für kühlere Temperaturen und unbeständigeres Wetter. Pullover, lange Hosen und Jacken werden wieder hervorgekramt, denn es wird schneller als erwartet doch recht frisch … Ausserdem müssen wir wiederum einen Zeitverlust in Kauf nehmen – beim Grenzübertritt nach Portugal haben wir wohl eine Stunde gewonnen, diese jedoch bei der Umstellung auf Sommerzeit wieder verloren – und jetzt, mit der Rückkehr nach Spanien, verlieren wir noch einmal eine Stunde 🙁 …

Auf dem Rückweg durch Spanien und Frankreich nutzen wir immer wieder mal die kostenlose Autovia respektive die kostenlosen Autobahnabschnitte. Mal übernachten wir auf einem Parkplatz am Rand einer Ortschaft, mal auf einem Stellplatz, ebenfalls am Rand eines Dorfes nahe der Autobahn, mal auf einem Campingplatz an der windumtosten Nordküste von Spanien, kurz vor der Grenze zu Frankreich. Hier füllen wir auch noch unseren Dieseltank, ist der Sprit in Spanien doch um einiges billiger als im Nachbarland …

An der Dune du Pyla finden wir einen schönen Platz direkt am Strand – zum Glück ist noch Nebensaison und die auf einer Höhe von 1.90 Meter angebrachte Schranke offen und das Verbotsschild für Wohnmobile wird (noch) nicht streng ausgelegt – ausserdem ist MANni heute ganz klar ein LKW und für die ist ja kein Verbotsschild angebracht ;-)… Was uns am nächsten Tag bei der Weiterfahrt in Richtung Arcachon erschreckt, ist das Ausmass der Zerstörung in den Pinienwäldern, welche der grosse Brand im letzten Sommer verursacht hat … unzählige Bäume, alle Campingplätze hinter der Düne und auch viele Häuser sind Opfer der Flammen geworden.

Die letzte Nacht auf französischem Boden verbringen wir hoch über Besançon und dem Doubs mit herrlichem Blick über die Stadt und in die Weite, auf einem kleinem Parkplatz neben einem Gleitschirmstartplatz …

Die letzten Kilometer vor der Rückkehr auf heimatlichen Boden haben es dann noch in sich – die kleinere Strasse, welche sich um und über die Jurahöhen windet, ist bei einer Abzweigung ohne Vorankündigung gesperrt und wir müssen auf einer ebenfalls schmalen Strasse etliche Kilometer in die falsche Richtung fahren, bis wir eine Brücke über den Doubs erreichen … hätten wir direkt die grosse Strasse weiter in Richtung Neuchâtel genommen, wären wir schneller am Ziel gewesen …

Über Le Locle, La Chaux-de-Fonds, Saint-Imier und Solothurn erreichen wir die Autobahn nach Zürich und sind im Verlauf des Nachmittags wieder zurück.

In den siebeneinhalb Wochen on the road, während dieser nachgeholten «Testfahrt», haben sich die Bremsen vorbildlich benommen – nun muss die provisorische Entlüftung der Vorderbremse noch definitiv «repariert» werden. Zu unserem Leidwesen muss das rechte Planetengetriebe zwecks Ersetzen einer kleinen Dichtung nochmals komplett auseinandergenommen werden – dies wurde in Italien versäumt, obwohl dort alles in seine Einzelteile zerlegt worden war … der Auspuff sollte hingegen für längere Zeit wieder in Ordnung sein, der Anlasser ebenfalls – Daumen drücken.

Den Sommer verbringen wir hier, im Herbst möchten wir dann wieder durchstarten :-). Bis dahin wünschen wir

Goodby, rafiki yetu! Kwaheri kwa sasa …

 

Gesamtstrecke: 3114.78 km
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